Regie: Philippe Labro
Gefährliche Macht...
Der französische Schriftsteller Philippe Labro hat in den 70er
Jahren mit "Neun im Fadenkreuz", "Der Greifer" oder "Der Erbe" ein paar
interessante Filme inszeniert. In den beiden letztgenannten spielte der
Kinosuperstar Jean Paul Belmondo die Hauptrolle. Während er in dem
actiongeladenen Thriller "Der Greifer" einen von der Polizei
angeheuerten Großwildjäger spielt, der auf einen Killer genannt "Die
Bestie" Jagd machen soll, lässt er es in "Der Erbe" (Originaltitel:
L´Heritier) etwas ruhiger angehen. In dieser französisch-italienischen
Co-Produktion aus dem Jahr 1973 spielt er den Playboy und
Großindustriellen Bart Cordell, der das Erbe seines Vaters (Paul Amiot)
antritt, nachdem dieser - gemeinsam mit seiner Frau - bei einem dubiosen
Flugzeugunglück sein Leben verlor. War es tatsächlich ein Unfall oder
gar ein gezielter Anschlag gegen den Großindustriellen. Jedenfalls
versucht der Sohn die Hintergründe der Tat aufzuklären. Cordell besitzt
sich nicht nur Fabriken, sondern ist auch Eigentümer von diversen
Zeitungen und sozusagen eine Art französischer "Charles Foster Kane".
Der Erbe kehrt nach dem Tod des Vaters sofort von New York nach Paris
zurück und muss nun ab sofort die Leitung im Familiengeschäft meistern.
Barts Ruf jedenfalls ist zwiespältig, denn bisher war er lediglich als
Jetsetter bekannt. Hat aber auch das Zeug dazu die Nachfolge seines
Vaters anzutreten. In Paris warten die Manager von Globe, der
französischen Wochenzeitung der Cordell Gruppe, etwas ratlos auf Barts
Ankunft, der den Wunsch geäussert hat die neueste Ausgabe zuerst lesen
zu wollen, bevor diese in den Druck geht. Im Flugzeug ist er mit seinem
besten Freund David Loweinstein (Charles Denner) zusammen, als die
attraktive Lauren Corey (Maureen Kervin) mit ihm zu flirten beginnt. Er
verzieht sich mit der Schönen, die ihm allerdings heimlich einen
Gepäckschein in die Tasche steckt. Bei der Flughafenkontrolle ist unter
dem Gepäck ein Koffer, der Cordell gar nicht gehört. Als die Polizei den
Koffer öffnet wird Kokain gefunden und auch dieser Gepäckschein. Seine
rechte Hand (Jean Rocheford) kann eine Strafverfolgung mit Hilfe seiner
Beziehungen abwenden. Auch mit seiner Managerin Lisa de Rocquencourt
(Carla Gravina) beginnt der Playboy heftig zu flirten, obwohl er mit
Giovanella (Anna Orso), Tochter des schwerreichen Italieners Luigi
Galazzi (Fosco Giacett) verheiratet ist und einen Sohn (Matti Lassila)
hat. Als kurz nach der Beisetzung des Vaters auch auf ihn ein Attentat
verübt wird, dass zum Glück fehlschlägt, weiß er, dass er genauso
mächtige Feinde im Dunkel hat. Doch seine Nachforschungen werden immer
gefährlicher...
Der Film kam am 22. März 1973 in die franzöischen Kinos und wurde
ein riesiger Erfolg mit mehr als 2 Millionen Zuschauern. Und dies obwohl
Belmondo nicht der strahlende Held verkörpert, dem nichts anhaben kann.
In "Der Erbe" jedenfalls ist seine Rolle tragisch angelegt. Zum Glück
setzte sich Labro die Geschichte pessimistisch enden zu lassen, obwohl
dies den Verantwortlichen der Produktion sicherlich ein paar schlaflose
Nächte kostete. Aber gerade der Schluß wertet den Film als Politthriller
merklich auf. Die deutsche Kritik reagierte damals eher verhalten.
Viele Kritiker hielten die Story zu naiv und störten sich, dass der Film
das Bild vermittelt die guten Kapitalisten wären zuhause in Frankreich,
während die Bösen im Ausland skrupellos agieren. Insgesamt gehört für
mich "Der Erbe" dennoch zu den Belmondo Highlights des 70er Jahrzehnts.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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