Regie: Giuseppe Ferrara
Der Fall Carlo Alberto de Chiesa...
"Die 100 Tage von Palermo" von Giuseppe Ferrara gehört zu den guten
italienischen Filmklassikern, die sich mit der Mafia auseinandersetzen.
Das Drehbuch zum Film schrieb der Regisseur in Zusammenarbeit mit
Giuseppe Tornatore, der einige Jahre später für seine zweite Regiearbeit
"Cinema Paradiso" den begehrten Oscar in der Kategorie "Bester
fremdsprachiger Film" erhielt.
In "Die 100 Tage von Palermo" werden die letzten 100 Tage
nacherzählt, die der General Carlo Alberto dalla Chiesa in Palermo
verbrachte, bevor er und seine Frau Opfer eines feigen Mordanschlages
wurden. Der große Lino Ventura übernahm die Rolle - es war einer seiner
letzten Rollen, denn Ventura starb 1987 im Alter von 68 Jahren an einem
Herzinfarkt.
In den späten 70er und frühen 80er Jahren hinterlässt die Mafia
eine heftige Blutspur ihrer Verbrechen auf Sizilien. Wer sich ihnen in
den Weg stellt oder versucht die Verbrecherorganisation zu bekämpfen,
endet meistens mit durchlöchertem Körper auf dem Sitz seines Autos.
Durch die gemeinsame Verstrickung der Mafia mit den Großen
Wirtschaftsbossen und den Verantwortlichen in der Politik ist der Kampf
gegen die Organisation nahezu unmöglich, Dennoch sagt General Carlo
Alberto de Chiesa (Ventura) zu, als ihm die Stelle als Präfekt von
Palermo angeboten wird. Er gilt als Mann, der auch durchgreifen kann. Er
hat sich durch die Jagd auf die Roten Brigaden einen Namen gemacht und
kann daher auch Erfolge in der Verbrechensbekämpfung nachweisen. Unter
anderen kam es zu Festnahmen im Fall des Mordes an Aldo Moro. Als
Polizeichef hat er nun die Aufgabe den von der Mafia verursachten
Ausnahmezustand endlich. Einer seiner treuesten Freunde Capitano Fontana
(Stefano Satta Flores) wird sein Gehilfe. Seine Maßnahmen sind sehr
effektiv, aber immer mehr zieht er sich den Hass der Organisation zu.
Sein Leben ist in Gefahr und auch das Leben seiner Frau Emanuela
(Giuliana de Sio)...
Der Film zeigt die Einsamkeit dieses Mannes, denn je brenzliger und
gefährlicher die Lage ist, desto weniger kann er sich auf den Staat
selbst verlassen. Am 3. September 1982 verlässt das Ehepaar mit dem Auto
das Haus, bald folgt ihnen ein Auto, nachdem auch einige Monate zuvor
Pio La Torre, Regionalsekretär der kommunistischen Partei Italiens auf
offener Straße erschossen wurde. In der Rolle des Politikers ist Lino
Troisi zu sehen. Der Regisseur hat einen atmosphärisch dichten
Mafiathriller inszeniert, der auch heute noch fesselt. Er ist zwar nicht
unbedingt ein Meisterwerk geworden wie die filmischen Verwandten von
Elio Petri "Ermittlungen über einen über jeden Verdacht erhobenen
Bürger" oder Damiano Damianis "Der Clan, der seine Feinde lebendig
einmauert", dennoch zeigt der Regisseur ein realistisches Bild über die
Macht des organisierten Verbrechens und die Ohnmacht der Gesetzeshüter.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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