Sonntag, 17. April 2022

Der Richter und sein Mörder


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Bertrand Tavernier 

Joseph Bouvier, Serienmörder...

Der 1976 entstandene Kriminalfilm "Der Richter und sein Mörder" gehört zu den besten Werken im Filmschaffen von Regisseur Bertrand Tavernier. Bei der Vergabe des Cesar im Jahr 1977 gewann der Film in den Kategorien Hauptdarsteller (Michel Galabru), bestes Drehbuch (Bertrand Tavernier gemeinsam mit Jean Auvrence) und beste Musik von Philippe Sarde, der auch für seine Arbeit zu Alain Resnais "Barocco" in dieser Kategorie ausgezeichnet wurde.
In "Der Richter und der Mörder" heißt der wahrscheinlich geisteskranke Mörder Joseph Bouvier - die Filmfigur wurde durch den echten Fall des Joseph Vacher inspiriert. Facher, geboren am 16. November 1869 in Beaufort und hingerichtet am 31. Dezember 1898 in Bourg-en-Bresse, wurden Dutzende von sadistischen Morden zur Last gelegt. Er schlitzte seinen Opfern - Frauen und Jugendliche beiderlei Geschlechts - die Kehlen durch, vergewaltigte und verstummelte sie. Vacher war ein ausgemusteter Sergeant, der zum Landstreicher wurde. Er gestand diese Morde, berief sich allerdings auf seine Schuldunfähigkeit aufgrund einer Geisteskrankheit. Dennoch wurde er durch die Guillotine hingerichtet.
Der Kriminalfilm, der sich immer mehr als Psychogramm erweist, spielt im Jahr 1893. Joseph Bouvier (Michel Galabru) wurde wegen seiner Gewaltausbrüche vom Militär ausgemustert, weil er auf seine gro0e Liebe Louise Leseuer (Cecile Vassort) schießt, nachdem diese seinen Heiratsantrag ablehnte. Anschließend versucht er sich selbst zu töten. Doch sowohl er als auch Louise überleben diese Tat. Er wird in eine Irrenanstalt in Dole eingeliefert, dort kann man ihm jedoch nicht helfen. Nach einigen Monaten wird er entlassen und er entschließt sich als Landstreicher auf Wanderschaft zu gehen. Während dieser Zeit wird Frankreich von einer Mordserie an jungen Frauen und Männern überschattet. Die meisten Opfer waren Schäfer, daher liegt der Verdacht von Richter Emile Rousseau (Philippe Noiret) nahe, dass diese Morde auf einen einzigen Täter hinweisen und genau dieser Gesuchte könnte ein Mann ohne Heimat sein sein, der durch das Land zieht. Tatsächlich wird Bouvier bei einem erneuten Mordversuch von den Bauern gestellt und damit hat der Richter seinen Mörder. Der gesteht auch alle Taten, aber sein Geständnis ist so vage, dass es vor Gericht möglicherweise nicht zu einer gerechten Verurteilung führen würde. Daher macht sich der ehrgeizige Richter mit Hilfe seiner Mutter (Renee Faure) auf, dem Täter Einzelheiten zu seinen Taten zu entlocken.
Bouvier selbst sieht sich als ein von Gott gesandter Engel, der gar nicht anders handeln konnte - als Grund gibt er die Hilfeverweigerung der Ärzteschaft in Dole an und dass ein Hund ihn gebissen hätte. Der Richter glaubt nicht an den Wahnsinn des Gefangenen. Er baut ein Vertrauensverhältnis zu Bouvier auf, damit er an Informationen kommt, die das Todesurteil des Mannes erwirken....




Der Film lockte fast eine Million Franzosen bei seinem Erscheinen ins Kino. Blier gab den beiden Schauspielern Philippe Noiret und Michel Galabru die Möglichkeit ihr ganzes Können zu zeigen. In weiteren Nebenrollen sind Isabelle Huppert als junge Freundin des Richters und Jean Claude Brialy (auch er war für einen Cesar nominiert) als exzentrischer Anwalt zu sehen. In der Geschichte wird auch immer wieder auf den etwa zeitgleich stattfindenden Dreyfuß Prozess Bezug genommen. Blier zeigt auch eine Gesellschaft im Umbruch - die alten Werte werden endlich auch mal überprüft und eine neue Zeit kann beginnen. Insgesamt eine sehr kluge und interessante Abhandlung über die Wahrheit und über die Schuld bzw. Schuldfähigkeit eines Menschen, der von allen als "Monster" gesehen wird.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

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