Dienstag, 23. April 2013

Revolver



Regie: Guy Ritchie

Das Ich und das Über Ich...

"Revolver" heisst die gewagte Mischung von Guy Ritchies Gangstermovies und dem Mysterygenre, inszeniert wurde dieser besondere Film von Richie selbst. Dabei musste er vor allem von seinem Fans Kritik einstecken, die die Vorläufer von "Revolver", die weitaus erfolgreicheren "Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" sehr verehren.
In der Tat ist der Gaunerkrimi, bei dem Jason Statham sein eigenes Ego bekämpft, durchaus irritierend und wird am Ende einige Fragen beim Zuschauer belassen.
Jake Green (Jason Statham) so heisst ein geschickter Spieler und Betrüger. Doch für seine kriminellen Geschicke musste der Mann für 7 Jahre in den Knast. Dort hat er Glück, denn er kann seine Spezialitäten verfeinern. In der  Einzelhaft entdeckt er schnell, dass seine beiden Zellennachbarn über geschriebene Notizen in den Leihbüchern kommunizieren. Er erfährt mit der Zeit, dass er genau zwischen einen Schachmeister und einen genialen Betrüger inhaftiert wurde Durch die Krizteleien in den Büchern lernt er viel.
Als er wieder in die Gesellschaft integriert werden soll und nach Hause kommt, merkt er dass er zuerst mal, dass er komplett ausgeraubt wurde. Nun gilt es den Undergroundboss Macha (Ray Liotta) zu bekämpfen, für ihn hatte Green damals dicht gehalten und ist dafür in den Knast gewandert. Dieser sieht in Green eine gefahr und lässt die esten Profikiller auf Green ansetzen, der Brillentröger Sorter (Mark Strong) beispielsweise. Um sich zu schützen nimmt Green die Hilfe von den beiden Kredit-Haien Avi (André Benjamin) und Zach (Vincent Pastore) an, die als Gegenleistung dessen Mitarbeit und gesamtes Vermögen verlangen....

Was auf den ersten Blick wie ein typischer Ritchie Film beginnt, gewinnt immer mehr an doppeltem Boden und am Ende schlägt der zunächst recht schlichte Plot noch einige überraschende Wendungen. Das bleibt bis zum Schluß unterhaltsam und cool, aber irgendwie hinterlässt die mysteriöse Wendung doch eher ein etwas enttäuschendes Gefühl. Irgendwie wirkt es alles etwas aufgesetzt. "Revolver" ist zwar insgesamt sehr eigen, aber doch nicht der ganz große Wurf in Guy Ritchies Karriere.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Keep the lights on



Regie: Ira Sachs

Zusammen Leben und wieder auseinandergehen...

Erik Rothman (Thure Lindhardt) ist ein junger Däne, der in den 90er Jahren in  New York City lebt. Einen  richtigen Job hat er nicht, aber er steckt seine Aktivitäten und seine Begeisterung ins Filmemachen. Sein neuestes Projekt ist ein Dokumentarfilm über den Künstler Avery Willard, der in den 30er und 40er Jahre die Gayscene mitprägte. In der Freizeit wählt Erik öfters eine Telefon-Sex-Hotline, um einen Partner für eine Nacht zu finden. Seit der Trennung von seinem Freund Paolo ist er solo. Über die Hotline lernt er den jungen Rechtsanwalt Paul (Zachary Booth) kennen. Es bleibt nicht bei der einen Nacht. Obwohl Paul noch eine Freundin hat, treffen sich die beiden Männer wieder und irgendwann sind sie als Paar zusammen. Der Alltag geht aber nicht ohne Höhen und Tiefen, neben der großen Liebe gibt es immer wieder Streit. Vor allem Paul entwickelt eine schwere Drogensucht, der Crackkonsum steigert sich von gelegentlich bis regelmässig und zuviel. 


"Keep the light on" ist ein schöner, perfekt passender Filmtitel zum gleichnamigen Film, der sehr sachlich und nüchtern eine schwule Liebesgeschichte von Heute erzählt. Auf Coming out und Probleme mit dem nicht schwulen Umfeld wird verzichtet, hier unterscheidet sich der Film von seinen Genreverwandten.
Schön, dass schwule Filmgeschichten weder auf die üblichen Themen beschränkt sind, noch zu  melodramatisch sein müssen, um einem unter die Haut zu gehen, zeigt dieser Independent Film des Regisseurs Ira Sachs, der viel autobiographische Züge inne hat. Dabei zeigt der Film die schwierige Beziehung.
Der Film zeigt in verschiedenen Episoden diese ereignisreiche Achterbahnfahrt, die i gleichem Maße Höhen und Tiefen hat. Dem einfühlsamen Spiel der beiden Hauptdarsteller ist es zu verdanken, dass ein melancholischer Teppich diese Geschichte wie ein roter Faden durchzieht. Bemerkenswert ist die sehr unaufgeregte Machart des Regisseurs, der neben der ganz normalen schwulen Beziehungsgeschichte auch noch ein wehmütiges Großstadtporträt mitliefert.  Er zeigt Menschen, die zusammenkommen aber auch wieder unterschiedliche Wege gehen. Schade eigentlich, am Ende steht die Trennung, obwohl man doch gerne das Licht angelassen hätte. Ein schöner poetischer Film... 

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

The Veteran



Regie: Matthew Hope

Überall ist Krieg und Terror...

Der britische Thriller "The Veteran" wurde angekündigt als Mischung aus "Taxi Driver" und "Children of Men", wobei ich in der Figur des Antihelden Robert Miller eher noch einen Verwandten von Travis Bickle sehe, die Verwandtschaft zu "Children of Men" sehe ich nicht. Vielmehr hat es Regisseur Matthew Hope gewagt den traurigen, desillusionierten Exsoldaten Robert Miller an drei verschiedenen Fronten kämpfen zu lassen. Zum einen wird er da seine Erinnerungen an den Kampfeinsatz in Afghanistan nicht los, dort war er Fallschirmjäger wie sein Kumpel Danny Turner (Tom Brooke), den er in der alten Heimat London wieder trifft. Zum zweiten gleicht auch das Viertel, in dem Robert wohnt, einem Kriegsschauplatz, denn dort herrschen die Ghettogangster mit ihrem Boss Tyrone Jones (Ashley Bashey Thomas). Zu guter Letzt wird der arbeitslose Veteran durch Freund Danny auch noch von ominösen Regierungsagenten angeheuert. Dannys Bruder Chris (Tony Curran) und der zwielichtige Gerry (Brian Cox) setzen ihn für eine Undercover-Aktion ein, man ist dort einem Terroristennetzwerk auf der Spur. Dadurch lernt der Veteran Alayna Wallace (Adi Bielski) kennen,  die ebenfalls zu den Agenten gehört, aber sich bei der Terrororganisation eingeschlichen hat. Es folgt ein Mann, der dann irgendwann rot sieht und noch einmal erfolgreich Krieg spielt...


Ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Matthew Hope auf die Spionagethriller verzichtet hätte und stattdessen lediglich den Psychopathen gezeigt hätte, der sein Viertel irgendwann dem Kriegsschauplatz in Afghanistan gleichstellt und dementsprechend reagiert. In der Tat sind die Bilder dieser Gegend trist und grau, nicht unbeding ein schöner Ort zum Leben. Die unmittelbare Umgebung wirkt dann auch zeimlich feindselig. Toby Kebbell ist zwar kein Robert de Niro, aber macht die Sache immer dann gut, wenn er seinen depressiven, statischen Gesichtsausdruck auch mal aufgibt. Insgesamt sehr britisch, auch recht spröde - aber kein schlechter Genrevertreter. Ein bisschen mehr hätte man noch in die Psychologie des Soldaten Einblick haben wollen. Er bleibt von Anfang bis Ende en gebrochener, gezeichneter junger Mann.  
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

City of God




Regie: Fernando Meirelles

Die Stadt Gottes, im Vorort Jacaprepagna...

Der 1955 geborene brasilianische Filmemacher Fernando Meirelles sagt von sich selbst, dass er Gewaltfilme hasse. Für den 2002 entstandenen "City of God" brauchte er aber ein Auge für die Ästhetik der Gewalt, denn der Film nach dem Roman von Paulo Lins spielt in einem der Favelas, diesen Elendsvierteln von Rio de Janeiro. Der Stadtteil im Westen der Metropole heisst "Cidade de Deus", die Stadt Gottes. Doch hier ist wenig vom Göttlichen zu spüren, es herrschen die Banden. Dazwischen eine korrupte Polizei, die schon lange nicht mehr Herr der Lage ist. Die Cidade de Deus ist einer der am stärksten von Gewaltverbrechen heimgesuchte Orte Brasliens.
Der Film spielt in der Zeit der 60er und 70er Jahre. Die beiden Kinder Buscape und Locke wachsen dort auf und beider Lebenswege sind verschieden. Buscapes größerer Bruder ist ein Junggangster, der sich nach einem blutigen Überfall auf ein BordellŽverstecken muss. Während Buscape noch fleissig in die Schule ging, war der etwa gleichaltige Locke, damals noch Löckchen genannt, schon das jüngste Mitglied dieser gefürchteten Gangs. Als Jugendliche treffen sich Buscape (Alexandre Rodriquez) und Locke (Leandro Firmino da Hora) wieder. Buscape hat Ambitionen Fotograf zu werden, Locke steigt zum größten Drogendealer und Gangsterboss des Viertels auf. Sein bester Freund und seine treue, rechte Hand ist der coole, beliebte Bene (Phellipe Haagensen) . Der schnappt dann Buscape auch die begehrte Angelica (Alice Braga) weg. An Lockes 18. Geburtstag, wo eine ausgelassene Discoparty stattfindet, mündet der herrschende Bandenkrieg in den ultimativen Höhepunkt...


"City of God" gilt völlig zurecht als einer der herausragenden Filme des letzten Jahrzehnts. Meirelles inszenierte mit der Kraft eines Luis Bunuel, nicht umsonst erinnert sein wuchtiges Werk an "Los Olvidados".
Unvergessliche Szenen beinhaltet der Ghettofilm in reicher Zahl: Schon bereits die Anfangssequenz zeigt die Thematik des Films: Der Überlebenskampf des Individuums innerhalb einer Welt des Fressens und gefressen werdens. Diese Symbolik kommt in der Gestalt eines Huhns, dass verzweifelt versucht seinen Schlächtern zu entkommen, diese haben gerade ein paar Artgenossen schon auf den Grillspieß bugsiert. Das Tier flieht durch die Elendsviertel, gefolgt von einer Horde Junggangstern, direkt auf Buscape zu, der mit seinem Freund durch die Straßen spaziert. Nun soll er auf Geheiß von Locke das Huhn einfangen und einige Waffen sind auf ihn gerichtet. Inzwischen ist auch die schwer bewaffnete Polizei vor Ort, sie postieren sich am anderen Ende der Straße. Inmitten steht Buscape, alleine. Diese Szene steht für den schwierigen Kampf aus diesem Teufelskreis ausbrechen zu können.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Das Todesspiel



Regie: Buddy van Horn

Dirty Harry, ein Serienkiller und eine Harpune...

1988 tauchte Inspektor "Dirty" Harry Callahan zum fünften und letzten Mal auf der großen Kinoleinwand auf und wie immer hat er alle Hände voll zu tun. Der Serienkillerfilm "Das Todesspiel" von Buddy Van Horn zeigt schon zu Beginn Harry im Visier der Mafia.  Denn der Obergangster Lou Janero (Anthony Chamota) kam vor allem durch die mutige Zeugenaussage des Inspektors ins Gefängis - das hindert ihn aber nicht daran aus seiner Zelle Killer zu organisieren. Für seinen Beitrag gegen gegen die Kriminalität ist Callahan auch zum populären Medienmann aufgestiegen. Die TV Journalistin Samantha Walker (Patricia Clarkson) will unbedingt ein Interview von ihm, seine Vorgesetzten drücken ihm einen chinesischen Partner (Evan C. Kim) auf, weil das gut für die Publicity ist.
Größere Sorgen macht Harry allerdings der Mord an dem drogensüchtigen Rocksänger Johnny Squares (Jim Carrey) , der mitten in Dreharbeiten für den Film des Horrorregisseurs Peter Swan (Liam Neeson) steckte. Im Zusammenhang dieser Ermittlungen taucht ein ominöses Todesspiel am Set auf, die Filmleute spielten dieses makabre Spielchen, indem jeder Mitspieler 10 Prominente nennt, die durch ihren Lebenswandel gefährdet sind, das Zeitliche schnell zu segnen. Dort taucht dann der Name von Johnny Squares auf, ebenso ein weiterer kürzlich Verstorbener der Filmcrew, aber auch Harry Callahan befindet sich auf dieser Liste...


"Das Todesspiel" ist zwar nicht der beste Beitrag aus der Dirty Harry Reihe, aber wie gewohnt bietet Clint Eastwood einen spannenden Krimi der alten Schule mit einer zwar konstruierten, aber doch sehr unterhaltsamen Serienkillerstory. Für den noch jungen Jim Carey war der Film mit ein Sprungbrett für die spätere Weltkarriere.
Auch Liam Neeson musste noch einige Jahre bis "Schindlers Liste" warten, um zu den großen Stars Hollywoods aufzusteigen.
Unvergesslichste und beste Szene ist übrigens die absurde Jagd eines ferngesteuerten Miniaturautos auf die großen Autos in den Straßen von San Francisco.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Sonntag, 14. April 2013

Argo



Regie: Ben Affleck

Canadian Caper...

Die sechs US-Konsulatsmitarbeiter Robert Anders (Tate Donovan) ,, Mark J. Lijek (Christopher Denham), seine Frau Cora (Clea DuVall), Henry L. Schatz (Rory Cochrane), Joseph D. Stafford (Scoot McNairy) und dessen Fau Kathleen (Carrie Bishe) erleben am 4. November 1979 um 11:30 Uhr die Erstürmung der amerikanischen Botschaft in Teheran. Etwa 400 iranische Studenten der Gruppierung Daneshjuyane Khate Emam nehmen an diesem Tag 52 US.Diplomaten als Geiseln, um die Auslieferung des früheren Schah Mohammed Reza Pahlavi zu erzwingen, der in New York in einer Klinik behandelt wurde und von den Amerikanern Asyl erhielt. Da die sechs Angst um ihr Leben haben, flüchten sie aus dem Botschaftsgebäude und tauchen beim kanadischen Botschafter Kenneth D. Taylor  Victor Garber) unter. Eine Flucht ausser Landes scheint nicht möglich, die Gefahr des Entdecktwerdens ist sehr groß.
Neben dem Hauptproblem – den 52 Geiseln in der Hand der iranischen Botschaftsbesetzer und, allgemein, der stark antiamerikanisch aufgeladenen Stimmung im Iran – stellen sich für die US-Behörden weitere Probleme, allen voran die Evakuierung weiterer, noch im Land verbliebener US-amerikanischer Staatsbürger. Besonders prekär ist die Situation dieser sechs Botschaftsmitarbeitern. Doch die CIA befasst sich bereits mit den Möglichkeiten, wie eine Rettungsaktion aussehen kann. Ben Afflecks überraschend oscarprämierter Film "Argo" schildert die von der CIA gestartete Rettungsaktion "Canadan Caper" zur Befreiung dieser sechs Untergetauchten. Als Krisenmanager wird Tony Mendez (Ben Affleck), ein versierter Geheimdienstmitarbeiter beauftragt. Der wird durch die "Schlacht  zum Planet der Affen" auf die sonderbare Idee gebracht, den Science Fiction Film "Argo" zu erfinden - Filmleute sollen im Iran nach exotischen Locations für die Drehbarbeiten suchen - der Plan ist aber die sechs Untergetauchten mit fingierten Papieren als fingierte Filmcrew ausser Landes zu bringen. Zu diesem Zweck werden auch die Hollywood Altgedienten John Chambers (John Goodman) und Lester Siegel (Alan Arkin) ins Spiel gebracht, damit das Filmprojekt "Argo" möglichst glaubwürdig wird. Dazu gehört auch eine riesige Werbetrommel das Projekt, vermutlich nah an "Star Wars, bekannt zu machen. So reist Mendez als Filmmensch in den Iran, die Aktion Befreiung und Flucht ausser Landes kann beginnen. Das Aufdecken der Aktion hätte die Todesstrafe zur Folge...

Ben Affleck hat mit "Argo" nach "Gone Baby Gone" und "The Town" bereits den dritten sehr guten Spielfilm gemacht. Er macht auch als Hauptdarsteller eine gute Figur, wobei Alan Arkin die besten Szenen hat und das Wiedersehen mit John Goodman freut natürlich auch. "Argo" ist optisch perfekt gelungen, man hat das Gefühl einen Politthriller aus den 70ern zu sehen. Hier hat der Regisseur größten Wert auf hohe Authentizität gelegt. Eine sehr aufschlußreiche Geschichtsstunde der jüngeren US-Geschichte hat Ben Affleck hier ausgewählt, die auch die Cooperation von CIA und Hollywood offenlegt. Diese beiden Hollywood Größen Siegel und Chambers bestreiten auch den sehr witzigen Part, der immer mal wieder für Auflockerung sorgt. Spürbar bleibt aber auch immer die extrem bedrohliche Lage der Untergetauchten. Der Höhepunkt bildet dann auch die Aktion vom Aufbruch an den Flughafen, bis der Held mit seinen Flüchtlingen im Flugzeug der Swiss Air sitzt, vergehen schweißtreibende Minuten des Mitfieberns, obwohl ja der Ausgang bekannt ist und die Aktion, anders als Carters Befreiungsversuch, erfolgreich war. Ben Afflecks Arbeit erinnert wohltuend an Spielbergs "München".

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

End of Watch



Regie: David Ayer

Männer vom Los Angeles Police Department...

"End of Watch" ist ein Polizeithriller, der teilweise im Found Footage Stil aufgenommen wurde und daher dieser Handkamera-Effekt entsteht, der bereits bei neuen Klassikern wie "Rec", "Cloverfield" oder "Blair Witch Project" wichtiges dramaturgisches Mittel war, eine hohe Authentizität zu suggerieren.
Natürlich hat der Filmfan diese Wackelkamera-Optik schon öfters verflucht, denn die Frage ist ja immer noch, wie realistisch es denn wirklich ist, wenn einer der Figuren ständig am Filmen ist und zwar auch dann wenn a) Zombies auf dich Jagd machen b) die Welt von Ausserirdischen Aliens angegriffen wird oder c) die Streifenpolizisten gerade von Killern gejagt werden...also da war "Blair Witch Prject" als der Vorreiter dieser Filme noch der plausibelste von Allen, da die drei Wanderer Filmequipemtn dabei hatten, weil sie drehen wollten und in dieser Einöde des Waldes auch jede Menge Zeit hatten.
Hier in "End of March" wirkt es erstmals auch aufgesetzt, auch wenn die Handkamera dann doch gute Bilder entstehen lässt. Eine Autoverfolgungsjagd am Anfang - sehr gut ins Szene gesetzt. Es muss ein Studenprojekt herhalten, dass Brian Taylor (Jake Gyllenhal) vom Los Angeles Police Department so eine Kamera bei seinem Dienst dabei hat, er filmt den Alltag seiner Kollegen - denen missfällt das natürlich und natürlich gibts wieder diese obligatorische "Mach doch mal diese verdammte Kamera weg" Szene.
Irgendwann findet Regisseur David Ayer die Idee mit der Kamera auch nicht mehr so gut, er macht zwar mit dieser Optik generell weiter, aber er lässt Brians Kamera links liegen, was dann auch angesichts der spannender Geschichte auch dem Zuschauer gelingt.
Erzählt wird vom täglichen Routineeinsatz der Cops Officer Taylor und Officer Miguel Zavala (Michael Pena), die ihren Dienst in South Central von Los Angeles verrichten. Der Job ist extrem gefährlich. Denn die Schwarzen kämpfen gegen die Latinos um die Vorherrschaft im Stadtteil. Vor allem die Latino Gang sind extrem gewaltbereit.
Zavalas Frau Gabby (Natalie Martinez) bringt in dieser Zeit ihr erstes Kind zur Welt und Brian heiratet seine Freundin Janet (Anna Kendrick). Bei einem Hausbrand erweisen sich die beiden Cops als Lebensretter, sie werden dann auch von ihrem Kollegen befeiert. Doch ein mexikanisches Drogenkartell hat es auf die beiden Bullen abgesehen...

Die Szene, in der die beide Polizisten von dem Drogenkartell in einen fiesen Hinterhalt gelockt wird, ist extrem stark ausgefallen, sie bildet den dramatischen Höhepunkt dieses guten Genrefilms von einem Regisseur, der gerne düstere Polizeithriller inszeniert. "Training Day" von Denzel Washington ist sicherlich sein bekanntester Film, aber auch "Street Kings" oder "Swat" können sich als gute Genrebeiträge durchaus sehen lassen.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

ID:A



Regie: Christian E. Christiansen

Idas Vergangenheit...

Mit einer ausgeprägten Amnesie, dieser fatale Form der Gedächtnisstörung für zeitliche und inhaltliche Erinnerungen, liessen sich schon immer gute Thriller konstruieren. Gregory Peck hatte dieses Problem in "Ich kämpfe um dich", aber auch in "Die 27. Etage". Matt Damon als Bourne suchte verzweifelt nach der eigenen Vergangenheit, auch Christopher Nolan verpasste seinem Hauptdarsteller Guy Pearce in "Memento" eine zünftige Gedächtnislücke. Tom Cruise hatte in "Vanila Sky" dieses Problem, in "Hangover" hatten gleich ein paar beste Freunde einen Filmriß vom Feinsten. In "Angel Heart" half Satan persönlich dem vergesslichen Mickey Rourke auf die Sprünge, Laura Harring als Rita suchte in "Mullholland Drive" nach Antworten, sie fand allerdings nur noch mehr Verwirrungen.
"ID:A" steht für anonyme Identität und so heißt auch der neue Gedächtnisverlust-Thriller aus Dänemark, der anfangs in Frankreich spielt. Dort an einem Fluß liegt eine Frau (Tuva Novotny), die aufwacht - aber sich an überhaupt nichts mehr erinnern kann. Sie weiß nicht wer sie ist, noch was sie dort an diesem Fluß zu suchen hatte. Sie verlässt diesen unbekannten Ort und mietet sich in nächsten Ort ein Zimmer in einem Hotel. Dort entdeckt sie in dem Seesack, den sie dabei hatte, eine ganze Menge Geld, eine Pistole und eine Zeichnung, die einen Mann abbildet. Bald tauchen auch schon Verfolger auf, die sie suchen. Sie findet heraus, dass in der Nähe des Flußes auch das Domizil eines niederländischen Politikers war, der wurde ermordet. Auch ein paar weitere Leichen wurden in der Nähe gefunden. Pierre (Arnaud Binard), der Sohn der Hotelbesitzerin, hilft ihr so gut er kann. Sie findet in den nächsten Tagen immerhin heraus, dass sie aus Dänemark stammen muss. Also auf nach Kopenhagen. Unterwegs hört sie dann im Bus die Musik des Tenors Just Ore (Flemming Enevold), die ihr extrem bekannt vorkommt. In Kopenhagen angekommen wird sie in der Stadt von einem Transvestiten als "Ida" erkannt. Sie besucht ein Komzert des Sängers Just Ore und plötzlich kommt etwas Licht ins Dunkel...

104 knackige Minuten Unterhaltung hat der dänische Thriller "ID:A" von Christian E. Christiansen zu bieten. Dabei ist die erste Stunde des Thrillers eine sehr gute Suspence Vorstellung, lediglich fällt durch die sehr konstruierte Auflösung ein bisschen die aufgregende Qualität der Story. Klar, Amnesiethriller sind meistens dann richtig gut, wenn die Auflösung noch im Verborgenen liegt und man als Zuschauer sich mental daran beteiligt, die Puzzleteilchen mühsam zusammen zu setzen.
Meines Erachtens eine gute Genrearbeit, die für gute Spannung sorgt - lediglich der Showdown wirkt dann etwas zu obskur. Man hätte Ida da sicherlich gewünscht, weiterhin Amnesie zu haben, denn das Umfeld, ind em sie gelebt hat, war alles andere als wertvolle Erinnerungen. Der Filmbösewicht macht seine Sache auch sehr gut. 
Bewertung. 6,5 von 10 Punkten.

Der Uhrmacher von St. Paul



Regie: Bertrand Tavernier

Der unbekannte Sohn...

Die vielleicht bekannteste Arbeit des Filmregisseurs Bertrand Tavernier, der aus Lyon stammt, ist wahrscheinlich der 1986 entstandene Jazzfilm "Um Mitternacht". 1974 realisierte er mit dem Roman von Georges Simeon "Der Uhrmacher von St. Paul" seinen ersten Spielfilm. Die Handlung der Geschichte verlegte Tavernier in seine Heimatstadt Lyon und diese wurde von Kameramann Pierre William Glen auch sehr gut eingefangen. Dabei wird der Kriminalfilm auch um eine politische Variante erweitert und domiierend lebt aber der Film von seiner sehr differenzierten Charakterstudie eines Vaters, dessen Sohn plötzlich einen Mord begangen haben soll. Dieser Uhrmacher Descombes (Philippe Noiret, der klasse spielt) lebt mit seinem Sohn im Altstadtviertel St. Paul in Lyon. Descombes hat viele gute Freunde und ist ein angesehener Bürger, der sich immer wieder mit seinen Kumpels trifft - gemeinsam essen sie und unterhalten sich über Wirtschaft und Politik. Descombes selbst ist eher unpolitisch, im Gegensatz zu vielen seiner Freunden, die eher politisch links und gewerkschaftsnah stehen. Eines Morgens - gerade als er seinen Laden öffnen will - bekommt der besonnenne Mann Besuch von der Kripo. Der mit einem Mordfall beauftragte Inspektor Guilboud (Jean Rocheford) teilt ihm mit, dass Descombes Sohn Bernard (Sylvain Rougerie) der Hauptverdächtige sei. Dieser befindet sich auch auf der Flucht...gemeinsam mit seiner Freundin namens Liliane Torrini (Sylvia Pascal), die auch seine Komplizin sein soll. Diese Nachricht trifft den Vater wie ein Schock, er muss sehr schnell erkennen, dass sein Sohn viele Geheimnisse hatte...

Im Zusammenhang mit Tavernier fällt mir spontan ein, dass sein großartiger Mitttelalterfilm "Die Passion der Beatrice" immer noch nicht als deutschsprachige DVD erschienen ist. Mit seinem Erstling "Der Uhrmacher von St. Paul" schuf er einen sehr leisen, ruhigen Film, der so gut wie keine Action hat, dafür aber mit einer eindringlichen, psychologischen Studie zu gefallen weiß. Daraus bezieht der Film seine Spannung, auch die verständnisvolle Beziehung zwischen Uhrmacher und dem Kommissar ist gut gestaltet. Krimifans kommen durch diese subtile, sensible Gestaltung der Figuren auf ihre Kosten, man sollte aber keinen Kracher erwarten, der von Höhepunkt zu Höhepunkt eilt. Tavernier orientierte sich sicherlich auch am unaufgeregten Inszenierungstil der Chabrol Krimis aus dieser Zeit. Der Film entstand 1974 und erhielt den Silbernen Bären.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Our Day will come



Regie: Romain  Gavras

Lehrer und Schüler...

Ein ziemlich sonderbares, aber durchaus sehr originelles Roadmovie und Außenseiterepos zugleich: Roman Gavras "Our Day will come" handelt von den Nöten rothaariger Menschen, die nicht selten durch die Haarfarbe ins Abseits gestellt werden. So auch der schüchterne, rothaarige Remy (Olivier Barthelemy), der ziemlich frustriert ist - seine Mutter und seine Schwester halten ihn für einen echten Loser. Es gibt ständig Ärger dort - aber auch beim Fußballverein, besonders in der Umkleidekabine kommt es immer wieder zu heftigen Kränkungen durch seine Sportkameraden. Er ist das typische Opfer für Hänseleinen. Im Internet immerhin hat er in einem Chat eine Freundin gefunden, er kennt aber nur ihren Avatar. Als es wieder mal Zoff zuhause gibt, haut er ab und trifft auf den älteren Patrick (Vincent Cassel), ein Psychotherapeut, der es satt hat, weiterhin die immer gleichen Problemen seiner Patienten anzuhören. Patrick beschließt daher den naiven Remy unter seine Fittiche zu nehmen und ihn nach seinem Gusto zu manipulieren. Die Charakterformung versagt aber ab dem Zeitpunkt als der Schüler die Rolle des Lehrlings abstreift und das Gelernte wahnhafte Züge annimmt. So verfällt Remy dem Glauben, dass er nur im gelobten Land Irland glücklich sein kann, weil seine Haarfarbe dort sehr stark vertreten ist. Mit allen Mitteln will er nun Frankreich hinter sich lassen. Doch der Weg wird blutig...


 
Der Film stellt eine Art von Roadtrip des Hasses, der Gewalt und der Lust an der Selbstzerstörung dar. Das düstere Psychodrama ist visuell stark und erzählt von den seelischen Abgründen eines rothaarigen Meisters und seines gelehrigen, rothaarigen Schülers, der sich schon lange danach sehnt, aus seiner Rolle des ewigen Verlierers auszubrechen.
Beide Darsteller passen perfekt zu ihren Rollen. Ein neurosegeplagter Junge und ein ausgebrannter Zyniker, der die krankhafte Entwicklung seines Versuchskaninchens nicht nur billigend in Kauf nimmt, sondern auch fleissig antreibt. Insgesamt ein sehr verstörender, aber insgesamt auch faszinierender Film des neuen französischen Kinos.

 
 Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Donnerstag, 11. April 2013

Wild at Heart



Regie. David Lynch

That´s Rock´n`Roll...

Auch "Wild at Heart" hat einige für David Lynch typische horrorartige Merkmale, ist aber in der Gesamtheit eher ein tragisches Roadmovie, der ein verrücktes Liebespaar auf ihrer Flucht vor der bösen Umwelt begleitet - doch die Straße führt sie weiter hinein in die böse, feindlich gesonnene Umwelt. Am Ende steht dann als einzige Schönheit in dieser feindlich gesonnenen Welt die gemeinsame Liebe.
Sailor Ripley (Nicholas Cage) liebt Lula Pace (Laura Dern) - doch die junge Liebe ist ein Dorn im Auge von Lulas durchgeknallter Mom Marietta Fortune (Diane Ladd), die einen Killer engagiert, der Sailor kalt machen sollen. Die Messerattacke überlebt Sailor, doch er hat seinen Angreifer tot geschlagen und muss dafür zwei Jahre in den Knast. Am Tag der Entlassung wartet seine Lula auf ihn. Beide flüchten - ihnen auf den Fersen ist Johnny Farragut (Harry Dean Stanton), der abgehalfterte Liebhaber der Mama und auch der Mafiaboss Macello Santos (J. E. Freeman), der unabhängig voneinander zwei Killer auf die Liebenden hetzt...sowohl Farragut als auch Santos handeln auf Betreiben von Marietta, die immer wahnsinniger wird. Immer wieder legt das Liebespaar Pausen ein, sie steigen in Motels ab, machen Liebe oder lernen zwielichtige Gestalten wie Bobby Peru (Willem Dafoe) kennen. Auf dem Highway sind als Fixpunkte immer dieser gelb markierten Streifen in der Mitte der Straße zu sehen. Eines der Motive, die in "Wild at Heart" an Victor Flemings "Wizard of Oz" erinnern. Immer wieder taucht die böse Hexe des Ostens auf, wie Dorothy versucht auch Lula mit ihren Schuhen den Befehl zu geben, endlich wieder in Kansas zu sein. ..



Die beste und traurigste Szene des Films ist die als Sailor und Lula in der Nacht zu einem Unfall kommen, ein Mädchen (Sherylinn Fenn) irrt am Unfallort als einzige Überlebend unter Schock umher und stirbt vor den Augen der Beiden. Selten hat eine Filmszene so berührt und ist so unter die Haut gegangen wie diese. Dazu die musikalische Untermalung in Perfektion: Chris Isaak steuert den Soundtrack in Vollendung bei. Wie oft in Lynchs Werk spielt der rebellische Gedanke des RocknRoll eine große, dominierende Rolle - so auch in "Wild at Heart", das große Hobby des Paares ist das Tanzen in den kleinen angesagten RocknRoll Schuppen. Dabei unterstreicht die auffällige Schlangenlederjacke von Sailor Individualität und Freiheit.
Auch wenn ich "Blue Velvet", "Lost Highway", "Mullholland Drive" und auch "Fire walk with me" besser finde - auch "Wild at Heart" ist ein sehr interessanter. aussergewöhnlicher Film. Vielleicht übertreibt es Lynch hier mit seinen Überzeichnungen ein bisschen. Im Grunde übrzeugt der Film aber als ein böses Märchen mit vielen widerwärtigen Gestalten ud einer destruktiven Auswegslosigkeit, die immer spürbar ist.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.