Samstag, 31. Januar 2015

Death Wish 5 - Im Antlitz des Todes

























Regie: Alan A. Goldstein

Paul Kersey setzt sich noch nicht zur Ruhe...

Charles Bronson ist spätestens seit seinem Auftritt als Mundharmonika in Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" eine der unsterblichen Legenden der Leinwand und ich liebe beinahe alle seine Filme, ganz besonders natürlich den 70er Jahre Klassiker "Kalter Hauch", aber auch "Brutale Stadt", "Nevada Pass", "Ein Mann wie Dynamit", "Der weiße Büffel", "Ein Mann geht über Leichen" und ganz sicherlich den grimmigen "Ein Mann sieht rot" (Original: Death Wish) , der ja immerhin 4 Fortsetzungen nach sich zog. In jedem dieser Filme wird dem zuerst sehr liberalen Architekten Paul Kersey (Charles Bronson) durch bösartige Verbrecherhände ihm nahe stehende Personen, Freunde und vor allem auch Familienmitglieder genommen. Im legendären Erstling war es der Tod seiner geliebten Frau, die von einer Gang vergewaltigt wurde - ebenso die Tochter, die durch dieses Trauma in die Klapse muß. In Teil 2 (1982) wird sie dann auch getötet, zusammen mit der Haushälterin. In den völlig durchgeknallten 3. Teil (entstanden 1985) , der inzwischen einen gewissen Kultstatus besitzt, wird Pauls Kamerad Charly aus dem Korea Krieg von Punks, die das Stadtviertel beherrscht, gekillt.  Immerhin bekommt er dann von den Rentnern, die dort leben und ebenso drangsaliert werden eine überraschende Hilfe im Kampf gegen die Schläger unter Frakers Führung.  Teil 4 aus dem Jahr 1987 hat "Das Weiße im Auge" zum Thema und wir begegnen einem Kersey, der inzwischen mit Karen liiert ist, die eine Tochter im Teenageralter hat. Beide steben natürlich durch die Schurken. Und immer wieder muss Paul seine Knarre, die er weggeschlossen hat, hervorholen und die miesen Subjekte damit zur Strecke bringen. Kerseys letzter Auftritt fand dann im 1993 entstandenen "Death Wish 5 - Im Anlitz des Todes" statt und die Story ist natürlich ein reiner Aufguss der vorherigen Teile. Wieder sind die neue Freundin und deren Tochter in größter Gefahr. Gedreht wurde der Film von Alan A. Goldstein und ist erneut eine Produktion von Menahem Golan. Mit 74 Jahren befand sich der Hauptdarsteller natürlich schon im besten Rentenalter.
Wie gewohnt zeigt sich die Staatsmacht entweder unfähig oder selbst ohnmächtig gegenüber der katastrophalen Kriminellen Lage im Lande, ja sogar zum Komplizen für das Verbrechertum hat sie sich gemacht, deshalb ist auch hier wieder der brave Bürger selbst gezwungen, den Revolver aus dem Schrank und das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen. So hat sich Kersey mit der Zeit einen zweifelhaften Ruf erarbeitet, in Polizeikreisen nennt man ihn den Rächer.
Er hat aber wieder einmal mehr seiner Vergangenheit als privater Gesetzeshüter und Gangsterkiller abgeschworen und befindet sich unter der Identität Prof. Dr. Paul Stewart in einem Zeugenschutzprogramm, arbeitet als Professor für Architektur an einer rennomierten Uni.  Gemeinsam mit seiner jüngeren Lebensgefährtin, Modedesignerin und Ex-Model Olivia Regent (Lesley Ann Down) und deren jugendlicher Tochter Chelsea (Erica Lanchaster) könnte er nun ein ruhiges Leben führen.  Aber Olivia war mal mit dem Obergangster Tommy O’Shea (Michael Parks) verheiratet, der ein skrupelloser Gangsterboss ist und immer mehr in ihr Modedesigner-Geschäft drängt. Die Frau wird natürlich bald von einem fiesen Psychopathen (Robert Joy, bekannt aus "Resurrection) gefährlich verletzt und entstellt. Aber dies ist erst der Anfang einer Spirale der Gewalt...


 und am Ende muß er wieder ran. Aber im Alter mordet er dann doch ein bisschen raffinierter und es genügt Paul Kersey nicht die Knarre in die Hand zu nehmen und wild drauf los zu ballern. Er versteht es inzwischen kreativ zu töten, so verwendet er Gift, tütet einen der Bösen in eine Zellophaneinpackmaschine ein, einer landet auch im Säurebad - er hat es natürlich verdient und ja...im Funbereich gibts auch was zu vermelden, denn es kommt sogar ein ferngesteuerter Fußball mit integrierter Bombe zum Einsatz. So ist Kerseys letzte Vorstellung sogar etwas besser geworden als der eher dröge 4. Teil der Serie. "Death Wish 5" bietet solide Krimiunterhaltung und natürlich wie immer das große Plädoyer für die Selbstjustiz. Darüberhinaus gibts noch eine fiese Szene in einem italienischen Restaurant und ein extrem dreiste Fahrerflucht mit einigen Leichen am Ende. Das alles ist zwar weit entfernt von einem Meisterwerk, aber unterhaltsam bleibt dieser B-Actionfilm bis zum Schluß.



Bewertung: 6 von 10 Punkten.

The Captive


























Regie: Atom Egoyan

8 Jahre...

In seinem neuen Film "The Captive" blieb der ägyptische Filmregisseur Atom Egoyan (sein Meisterwerk ist und bleibt "Das süße Jenseits") seinem Thema vom Vorgängerfilm "Devils Knot" treu.  Im Grunde handeln beide Filme von Menschen, die zum Teil in ihnen auferlegten oder auch selbst errichteten psychischen Gefängnissen leben. Bei der Kritik und dem Zuschauer hatte er es aber nicht leicht mit dem Winterthriller "The Captive", der sehr stark an Denis Villeneuves "Prisoners" angelehnt ist und auch mit diesem effektiven Thriller verglichen wird. Im direkten Vergleich ist "Prisoners" natürlich spannender, aber Egoyans Film hat auch gewisse Vorzüge. Denn er zeigt uns vor allem ein tragisches und bedrückendes Psychogramm von Entführern, Entführten und Zurückgebliebenen. Die ERmittler kommen als 4. Kraft noch hinzu, aber auch ihnen gesteht der Regisseur eine Distanz zum Zuschauer zu. Optisch liefert er ein erschütterndes Portrait einiger Bewohner einer weiß verschneiten Kleinstadt in Canada. Leider finde ich den Schluß etwas zu optimistisch dargestellt, da hätte man sich ja noch eine halbe Stunde "weiter drauf halten" gewünscht, denn die Figuren, die hier im Film auftauchen, werden auch in Zukunft noch Mühe haben normal weiterzumachen. Die Kritik reagierte vielleicht deshalb etwas ungnädig, weil  Egoyan die üblichen Handlungstrukturen dieses Genres völlig missachtet.  Die von ihm selbst geschriebene Geschichte um die Entführung eines jungen Mädchens und die späten die Auswirkung dieser Tat auf die Familie und das Umfeld, ist fernab von jeder oberflächlichen und effektheischenden Vordergründigkeit und taucht tief in die Psychologie seiner Figuren ein. Konzentriert und sehr ruhig entfaltet sich die Geschichte, die zunächst viel Aufmerksamkeit fordert, da Egoyan anfänglich oft in der Zeit springt, von hinten nach vorne. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt neben dem Schluß. Aber so wird dem gespannten Zuschauer ein Puzzleteil nach dem andreren auf den Tisch gelegt, am Ende steht das Gesamtbild - und dies ist düster ohne Ende. Matthew (Ryan Reynolds) führt bis vor 8 Jahren eine sehr glückliche Ehe mit seiner Frau Tina (Mireille Enos). Die kleine Tochter Cassandra (Peyton kennedy) hat Talent im Eislaufen und schon einen Tanzpartner (wird später gespielt von Aidan Shipley), der ihr ewige Treue schwört.  An diesem schicksalhaften Wintertag vor 8 Jahren hält Matthew noch mal kurz beim nächstgelegenen Diner, um das gemeinsame Abendessen zu organisieren. Als er zwei Minuten später zurückkommt, fehlt von Cass jede Spur. Der aufgelöste Matt wird von den Detectives Jeffrey Dunlop (Scott Speedman) und Nicole Cornwall (Rosario Dawson) vernommen, die spezialisiert sind auf solche Fälle. Während des Verhörs verwickeln die beiden Beamten Matthew geschickt in Widersprüche, woraufhin der selbst in Verdacht gerät. Die Zweifel sind gesät, seine Frau Tina gibt ihm ohnehin die Schuld und plötzlich ist nicht nur das gemeinsame Kind weg, sondern auch die Ehe liegt in Trümmern. Dann, Jahre später, finden die beiden Polizisten im Internet ein Foto von Cass. Es dient online dazu, um weitere Kinder in ein Portal für Pädophile anzulocken und so den Ring dieser Kinderschänder mit neuen Opfern zu füllen. Bald sieht der Zuschauer auch die inzwischen 8 Jahre ältere Cass (Alexia Fast), für die ihr psychopathischer Entführer (Kevin Durand) inzwischen eine richtige Bezugsperson geworden ist..


.ich denke Atom Egoyan wollte nicht in erster Linie diesen megaspannenden Thriller machen, sondern er interessiert sich für die Gefühlsebene der Protagonisten. Der etwas cholerische Vater gerät ins Fadenkreuz der Ermittler, die dadurch wertvolle Zeit verstreichen lassen den Entführer zu fassen. Egoyan interessiert sich für die leider sehr fatale Entwicklung des Kindes Cass zu der beinahe schon erwachsenen Cassandra, die nach Jahren gar nicht mehr so stark wie ein entführtes Kind reagiert und sich inzwischen in ihrem Gefängnis häuslich eingerichet hat. Hier in diesen Szenen hält Egoyan einfach die Kamera drauf, ohne Erklärung. Sein Blick bleibt häufig distanziert und analytisch kühl - was aber den Zuschauer auch zwingt eigene Gedanken zur Geschichte zu entwickeln. Ich finds gut, dass nicht alles vorgekaut ist. "The Captive" bietet Raum für eigene Gedanken. Gelungen auch die souveräne Kameraarbeit von Paul Sarossy, der auch schon für "Das süße Jenseits" verantwortlicher Cinematograph war. Er fängt den Winterfilm sehr schön ein und ich liebe ja Thriller, die im Schnee und Eis spielen, sowieso. Egal...von" Fargo2 zu "Sam Raimis "Ein einfacher Plan bis hin zu Schraders "Der Gejagte".

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Und Jimmy ging zum Regenbogen

























Regie: Alfred Vohrer

Die Geister der Vergangenheit...

Ein bisschen Geld, ein paar Travellerschecks, ein Schlüsselbund und ein Gedichtband mit der Aufschrift "Poems" ist die Nachlassenschaft des sehr vermögenden südamerikanischen Chemikers Rodolpho Aranda, der in Wien verstorben ist. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" führt uns in die Vergangenheit, ins Jahr 1969 zurück und der Film - nach einem Roman von Johannes Mario Simmel - beginnt mit der Landung eines Flugzeugs aus Buenos Aires. Mit an Bord war der Manuel Aranda (Alain Noury), der Sohn des Verstorbenen, der in Wien landet und aus rätselhaften Gründen sofort ins Visier der Geheimdienstler aus Frankreich (Herbert Fleichschmann als Mercier), den USA (Heinz Baumann als Grant) und der Sowjetunion (Peter Pasetti als Santarin) gerät. Mehr noch. Die Franzosen haben bereits einen Killer auf ihn angesetzt. Der Junge soll bloß nichts über die Hintergründe des Todes seines Vaters erfahren. Manuel hat aber viele Fragen, denn die Version, die er von dem klugen Hofrat Groll (Heinz Moog) der Wiener Polizei zu hören bekommt, wirkt äusserst rätselhaft. Der Vater soll von der alten Bibliothekarin Valerie Steinfeld (Ruth Leuwerik) mit Zyankali vergiftet worden sein. Als er am Grab der Mörderin erstmals deren hübsche Nichte Irene Waldegg (Doris Kunstmann) begegnet, ist das Gewehr des Auftragsmörders bereits auf ihn gerichtet. Er wird diesen höchst gefährlichen Moment gar nicht so wahrnehmen, aber es wird für ihn auch immer mehr zur Gewissheit, dass er in großer Gefahr steckt. Was weiß der herzkranke Bibliothekar Martin Landau (Konrad Georg) und dessen Schwester Tilly (Eva Zilcher). Die Begegnung mit der geheimnisvollen Nora Hill (Judy Winter) bildet aber den Auftakt einiger Rückblenden, die den Zuschauer ins Jahr 1938. Hitler annektiert Österreich. In dieser Zeit lebt Valerie Steinfeld mit ihrem Sohn Heinz (Frank Elkins) in Wien, der jüdische Vater hat sich nach London abgesetzt. Als der Halbjude Heinz in der Universität mit einem arischen Mädchen beim Rendezvous erwischt wird, fliegt er durch das Betreiben des Direktor Friedjungs (Paul Edwin Roth) von der Schule. Um den Sohn aus der Gefahr zu helfen sucht Valerie einen Anwalt (Horst Tappert) auf. Mit einer Lüge will man Heinz durch eine Arisierung eine Zukunft im Reich ermöglichen. Die Rückblende und die realen Geschehnisse des jungen Manuel in Wien wechseln sich ab, am Ende fügt sich das rätselhafte Puzzle zusammen...


ich habe mich bisher nicht für die Simmel Verfilmungen aus den 70ern interessiert. Im Zuge des besseren Kennenlernens von Regisseur Alfred Vohrer, der bereits ein Jahrzehnt früher mit einigen der besten Edgar Wallace Filme brilieren konnte, bin ich auf diese damals äusserst erfolgreiche Kinofilmreihe gestoßen. Heute sind die Filme etwas in Vergessenheit geraten - leider muss man sagen, denn ich bin nach der Sichtung von "Der Stoff, aus dem die Träume ist" und "Und Jimmy ging zum Regenbogen" doch sehr positiv überrascht von der sehr straffen spannenden Inszenierung. Natürlich ist der Stoff etwas überfrachtet, was aber auf alle Fälle an der Vielschichtigkeit der ausufernden Romane lag -man warf ja Simmel immer wieder Trivialiät vor. Man muss sich auf einige Handlungsstränge einstellen, aber die Geschichte selbst ist so aufbereitet, dass man nur Stück für Stück des Ganzen geliefert bekommt. Da kommt dann irgendwann das Nervengift AP 7 ins Spiel, das Dechiffrieren eines Manuskrips des Vaters mittels eines Gedichtbands, der kalte Krieg, die dunklen Kapitel deutscher Vergangenheit. Alles verpackt und noch eine Liebesgeschichte drauf gesetzt, die am Zentralfriedhof von Wien seinen Beginn und auch sein Ende hat. Dabei ist eine Szene bemerkenswert, denn Doris Kunstmann wird von Vohrer kurzzeitig genauso inszeniert wie in Carol Reeds berühmtem Wienfilm "Der dritte Mann". Im Grundgerüst haben ja diese beiden Filme sogar durchaus ähnlichkeiten. Einmal der Schauplatz Wien, einmal das Herrschen politscher Mächte in der Stadt, die Suche des Wien-Besuchers nach der Wahrheit über den Tod einer nahestehenden Person, das Kennenlernen einer Frau mit Geheimnis und nicht zuletzt die Aufdeckung des personifizierten Bösen. Erich Ferstl machte dazu die atmosphärische Filmmusik. Klar, die Handlung ist vielleicht manchmal plakativ und klischeebeladen, auch Judy Winter (die im Film um 50 Jahre älter gemacht wurde gestattet sich das eine oder andere Mal ein bisschen overacting. Aber insgesamt wirkt "Und Jimmy ging zum Regenbogen" wie aus einem Guß, die Macher wußten klar die wichtigsten Eckpunkte der Geschichte zu setzen und schufen damit sehr gutes deutsches Genrekino. Dafür gabs die Goldene Leinwand für mehr als 3 Millionen Zuschauer im Jahr 1972, das "besonders wertvoll" von der Filmbewertungstelle und von mir ein dickes Lob an Alfred Vohrer.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Freitag, 30. Januar 2015

Erbarmen

























Regie: Mikkel Norgaard

Sonderdezernat Q...

Nicht erst seit dem 2009 entstandenen Thriller "Verblendung" von Niels Arden Oplev weiß man, dass die Skandinavier auch gute und spannende Krimis mit fiesen Thrills machen können. Ich erinnere da an den großartigen Film "Insomnia von Erik Skjoldbjaerg", an den atmosphärischen "Die Nacht der Jäger" von Kjell Sundvall oder an die Filme des Dänen Ole Bornedal. "Erbarmen" - der 2013 realisierte Thriller von Mikkel Norgaard ist da vom gleichen Kaliber und entstand nach einem Buch des erfolgreichen Romanciers Jussi Adler-Olsen. Der Film kam am 23. Januar 2014 in die deutschen Kinos und hat bereits mit "Schändung" seinen Nachfolger. Insgesamt sind sogar 10 Verfilmungen der Reihe in den nächsten 10 Jahren geplant - und wenn alle Teile so gut sind wie der Erstling, dann darf man sich auch freuen.
Hauptfiigur der Geschichte ist der Vizekriminalkommissar Carl Morck (Nikolaj Li Kaas), von der Mordkommission in Kopenhagen. Bei der Stürmung eines Hauses, dass er gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Anker und Hardy observiert hatte, fallen Schüsse. Dabei wird Anker erschossen, Hardy (Troels Lyby) schwer verletzt und Morck ebenfalls angeschossen. Nach 3 Monaten Reha ist Morck aber wieder einsatzfähig - Hardy liegt seitdem vom Kopf abwärts gelähmt im Krankenhaus. Da Morck selbst das Signal zur Stürmung des Hauses gab und nicht auf die Verstärkung warten wollte, trifft ihn eine Teilschuld an dieser menschlichen Katastrophe.
Morck ist ein introvertierter, etwas kauziger Typ - ihm fällt die Pflege sozialer Kontakte generell schwer. Seine Frau hat sich von ihm getrennt, zu seinem Ziehsohn Jesper (Anton Honik), der vorübergehend bei ihm wohnt, findet er keinen Zugang. Die Perspektiven am Arbeitsplatz sind auch nicht rosig, denn keiner möchte gerne mit Morck zusammenarbeiten. Aber immerhn hat sein Vorgesetzter Marcus Jacobsen (Sören Pilmark), Chef der Mordkommission, eine zündende Idee. Morck soll das sogenannte Sonderdezernat Q aufbauen - eine Abtelung, die bereits abgeschlossene Fälle erneut aufrollen könnte, sollte die Prüfung der Unterlagen und Akten, die noch einmal geprüft werden sollen, dies zulassen. Als Assistent wird ihm der Syrer  Hafez el-Assad (Fares Fares) ein Syrer als Assistent an die Seite gestellt, der zwar über keine polizeiliche Ausbildung verfügt, sich aber als überaus eifrig und erfinderisch herausstellt, was die ihm zur Erledigung übertragenen Aufgaben angeht. Einer der Fälle hat es Morck besonders angetan, der bereits fünf Jahre zurückliegt.  Am 2. März 2002 verschwand die ehrgeizige und zugleich charismatische Politikerin und Parlamentarierin Merete Lynggaard (Sonja Richter) der Demokratischen Partei im Alter von etwa 30 Jahren an Bord einer Ostsee-Fähre auf dem Weg nach Berlin. Die Ermittler kamen damals zum Schluß, dass  es sich um ein Unglück handelt - oder gar Selbstmord. Jedenfalls geht man davon aus, dass sie ertrank, die Leiche wurde aber nie gefunden.   Uffe (Mikkel Boe Folsgard), Meretes jüngerer Bruder, der mit an Bord war, ist als Zeuge unbrauchbar, da er nicht sprechen kann und in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist. Als Kinder verloren die beiden Geschwister die Eltern bei einem Autounfall...



 ..durch die Einblendung einer Frau, die in einer Luftdruckkammer gefangen gehalten wird, weiß der Zuschauer zwar bald mehr als die Ermittler, aber
Norgaard hat das Ganze so spannend inszeniert, dass die Geschichte weiterhin interessant bleibt. Sehr gut ist auch Bösewicht gewählt - Peter Plaugborg spielt ihn perfekt und bis zum Ende bleibt der Psychopath mit seinem rätselhaften, kranken Plan ein Mann mit vielen Geheimnissen. Nikolaj Lie Kaas ist sowieso ein klasse Darsteller, der gemeinsam mit seinem Kompagnon Fares Fares ein tolles Ermittlerduo abgibt. Dabei ist der Film mit seinen 95 Minuten Laufzeit erstaunlich kurz - ich hätte noch gerne viel länger zugeschaut. "Erbarmen" ist ein ausgesprochen guter Krimi vor allem für den anspruchsvollen Zuschauer, der auch Interesse an einer guten Geschichte und den Ermittlungen in einem schwierigen Fall aufbringen.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Super - Shut up, Crime




Regie: James Gunn

Der Koch und die Verkäuferin...

Der 1970 geborene US-Regisseur James Gunn hat im letzten Jahr mit "Guardians of the Galaxy" einen der erfolgreichsten Blockbuster gedreht. Dieser Mischung aus Action und Science Fiction war natürlich schon alleine aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Marvel Comic Universe ein Riesenerfolg beschieden. Verglichen mit den anderen Comic Helden von Marvel sind Figuren wie Grood oder Rocket natürlich schon etwas unkonventionell. Aber dies scheint für Gunn auch einen Reiz darzustellen, denn er war 4 Jahre vorher mit "Super - Shut up, Crime" schon einmal im Superheldengenre tätig. In diesem 2010 realisierte Streifen mutieren ein Koch und eine Comic-Verkäuferin zu den Superhelden und bilden sowohl Verwandtschaft als auch Alternative zu etwa zeitgleich entstanden "Kick Ass" von Matthew Vaughn, der ja auch ein seltsames Duo gegen das Böse kämpfen lässt - einen sensiblen und verletzlichen Nerd und ein kleines Mädchen namens Mindy, die zum Hit Girl wird. Wenn man "Kick Ass" mit "Super" vergleicht, dann ist letzterer natürlich wesentlich weniger opulent in allen technischen Belangen einschliesslich der Kameraarbeit, der Ausstattung oder den Szenebildern. "Super" wirkt da etwas trashig in B-Picture Optik, das fehlende Budget wird aber von James Gunn mit einigen subversiven Elementen ausgeglichen. So sind die besten Szenen des Films fast schon mit einem Tarantino Style versehen - etwa dann, wenn unser Superheld Frank D´Arbo (Rainn Wilson) als bereits gehörnter Ehemann naiv einen Besucher (Kevin Bacon) zum Spiegeleier-Essen einlädt, während die untreue Gattin (Liv Tyler) bereits mit diesem Besucher eine Liason hat. Immerhin wird Frank von diesem gewissen Jacques gelobt wegen seiner tollen Gabe die besten Eier der Stadt zu machen. Ansonsten fühlt sich Frank zu Recht als Loser, aber er hatte bis vor kurzem eine Lebensaufgabe. Das Leben seiner Gattin Sarah wieder mit einer guten Struktur zu versehen und sie von einer drogensüchtigen "Schlampe" in eine vorbildliche Hausfrau und vielleicht sogar Mutter umerziehen zu lassen. Das Resultat aber ist der leere Kleiderschrank, den Frank eines Morgens vorfindet. In seinem Träumen flüchtet er sich in eine Comicwelt, dort erlebt er sich durch die Geschichten vom Heiligen Rächer (Nathan Fillion) aufgewertet und wird so zum Blutroten Blitz - ein Kostüm, in dem er auch noch reichlich lächerlich aussieht, aber immerhin kann er durch seine Aktionen "das Böse zu besiegen" einigen Medienwind erzeugen. Daher wird das Interesse der Comicverkäuferin Libby (Ellen Page) auf ihn gelenkt, die ebenfalls reichlich durchgeknallte junge Frau fühlt sehr schnell, dass der unscheinbare Typ, der bei ihr die Comics kauft, dieser Rächer sein könnte. Es bahnt sich bald eine Zusammenarbeit an und aus Libby wird die Superheldin Blizzie...


dies alles ist ziemlich locker von James Gunn inszeniert worden - aber Vorsicht: Die FSK 18 Freigabe kommt nicht von ungefähr, da gibts dann doch einige sehr explizite Brutalszenen im Film. Der Film setzt auf die Wirkung seiner beiden Verlierer, die zu Helden werden und das massive Töten wird von der Satire getragen, die den Film beherrscht. Ob der Versuch gelingt die untreue Tomate von Ehefrau aus den Klauen der miesen Gangster zu retten (obwohl die Gute ja aus freiwilligen Stücken handelte) wird in knackig kurzen 92 Minuten unterhaltsam gezeigt. Gelegentlich bedauert man das geringe Budget des Films, denn man erwartet bei einer "Comicverfilmung" doch auch das opulente Szenario


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

König der Löwen

























Regie: Roger Alers, Bob Minkoff

Der ewige Kreis...

Mit 987 Millionen Dollar Einspielergebnis ist "König der Löwen" nicht nur der erfolgreichste Kinofilm des Jahres 1994 geworden - er liegt im weltweiten All Time Ranking immer noch auf Platz 20 der Liste. Inflationsbereinigt sogar auf Platz 18 - in dieser Liste liegen aber die ganz alten Disney Klassiker wie "Schneewittchen und die 7 Zwerge" (Platz 10), und101 Dalmatiner" (Platz 11) noch vor dem Abenteuer des Löwen Simba. Überrundet wurde aber das Vorbild "Dschungelbuch" (Platz 30), der aber immerhin in Deutschland in Punkto Zuschauerzahlen unerreichbar bleibt. Die Zahl von 23,6 Millionen Kinogängern dürfte auch in den nächsten Jahrzehnten der Maßstab aller Dinge sein. "König der Löwen" zählte aber immerhin satte 11.888.184 Besucher in Deutschland, was ihn auf einen phänomenalen 7. Platz bringt. Auch ich ging damals ins Kino und wir haben in einer nicht ganz so gut besuchten Nachmittagsvorstellung die Nöte einer jungen Mutter erlebt, die mit ihrem beiden Kindern ein paar Reihen vor uns saß. Beim Tod von Simbas Vater war nämlich das Heulen der Kinder nicht mehr zu stoppen - der verstorbene kritikerpapst Roger Ebert meinte auch, dass der Film für die ganz Kleinen auch verängstigend wirken könnte - aber immerhin werden die Kids durch die Bearbeitung solcher Themen auf das Leben vorbereitet und am Ende schließt sich ja auch der ewige Kreis und hält diese schöne Botschaft parat. Dies ist auch das Thema das Films und die Lehre, die der gro0e König der Löwen Mufasa seinen kleinen Jungen Simba mit auf den Weg geben will. Er wird einmal den Platz seines mächtigen Vaters einnehmen, wenn dieser nicht mehr da ist. Doch dieser weise und gerechte Herrscher, der mit der Löwin Sarabi, Simbas Mutter, glücklich verheiratet ist mit und  dem Kreislauf des Lebens folgt, wird von seinem Bruder Scar in einen Hinterhalt gelockt. Seine Herrschaft wird auf tragische Weise durch ein GnuStampede beendet. Auch der kleine Simba soll getötet werden. Dies sollen die Hyänen, die Helfeshelfer von Scar, erledigen. Doch Simba gelingt die Flucht. Er verlässt aber das "Geweihte Land" der Löwen und wird von Timon, einem Erdmännchen und Pumbaa dem Warzenschwein gerettet. Simba glaubt, dass er die Schuld am Tod des Vaters trägt, so wie es ihm Onkel Scar auch sagte. Von seinem beiden Rettern lernt der junge Löwe die Philosophie Hakuna Matata (Keine Sorgen) und dies wird dann auch die zweite Botschaft des Films. Als junger Erwachsener Löwe trifft er zufällig wieder auf seine Jugendfreundin Nala. Sie ist auch und natürlich auch Mufasas alter Freund Rafiki, der Mandrill und Schamane, der Simba zeigt, dass der Vater in ihm weiterlebt. Simba darf die Verganenheit nicht mehr verdrängen, der Geist von Mufasa erscheint ihm und daraufhin entscheidet sich Simba endlich nach Hause zurückzukehren und das Land von dem Bösen zu befreien..


tatsächlich ist "König der Löwen" für einen Disney Film eher düster, zumindest die erste Hälfte sieht nach einem Sieg für das Böse und für die zerstörerischen Elemente aus. Dramaturgisch kann der Film dann in großartiger gefühlsmäßiger Manier alles wieder zurückerobern. Entscheidend für den Erfolg des Films ist nicht nur die universelle Geschichte, die sich nur zu gut auf den Menschen übertragen kann und darüberhinaus das Band zwischen Tier und Mensch mental verfestigt, sondern die grandiose Gestaltung der Figuren. Diese sind in "König der Löwen" genauso markant und schillernd wie bei den ganz alten Klassikern der Disney Studios...Dumbo, Bambi, Pinocchio, Peter Pan, Susi und Strolch und und und. "König der Löwen" markiert auch mit seinem immensen Erfolg den Höhepunkt des wieder erstarkten Studios, der sich mit Klassikern wie "Arielle", "Schöne und das Biest" oder "Alladin" schon anbahnte. Danach ebbte der Megaerfolg der Disney zeichentrickfilme etwas ab, aber dafür gabs Riesenerfolge im Bereich des Animationsfilms (in Zusammenarbeit mit Pixar).



Bewertung: 8 von 10 Punkten.


Sonntag, 18. Januar 2015

Der Stoff, aus dem die Träume sind

























Regie: Alfred Vohrer

Zwei Reporter auf gefährlicher Spur...

Alfred Vohrer ist ein deutscher Regisseur, den es noch zu entdecken gilt. Durch Horst Wendland, den Produktionschef der Rialto Film gelang ihm mit den Edgar Wallace Streifen der Durchbruch, sein "Die toten Augen von London" ist mit Sicherheit auch einer der besten deutschen Filme der 60er Jahre. Selbst Quentin Tarantino schätzt seine Arbeiten und hat ihn sogar schon einmal als eine Art deutschen Alfred Hitchcock bezeichnet. In den 70er Jahren hatte Vohrer erneut mit einer Filmserie großen Erfolg. Es lag damals im Trend die Romane von Johannes Mario Simmel zu verfilmen und so realsierte Vohrer für die Münchner Roxy Film unter Luggi Waldleitner 1971 "Und Jimmy ging zum Regenbogen", der ein riesiger Erfolg an der Kasse wurde und die Goldene Leinwand für mehr als 3 Millionen Kinozuschauer erhielt. Es folgte "Liebe ist nur ein Wort", "Der Stoff, aus dem die Träume sind", "Alle Menschen werden Brüder" und "Gott schützt die Liebenden". Das Drehbuch zu "Der Stoff, aus dem die Träume sind", der nur knapp die verlangte 3 Millionen Zuschauer Hürde für eine Goldene Kamera verfehlte schrieb Manfred Purzer. Zahlreiche gute Schauspieler wie Hannelore Elsner, Arno Assmann, Paul Edwin Roth, Klaus Schwarzkopf, Malte Thorsten, Charles Regnier, Rainer Basedow, Arthur Brauss verpflichtet werden. Die Hauptrolle bekam der Nachwuchsstar Paul Neuhaus. Die stärksten Darbietungen gehen aber auf das Konto von Herbert Fleischmann, der den humpelden Fotografen Bernie Engelhard, Kompagnon von Journalist Walter Roland, der von Neuhaus gespielt wird und von Edith Heerdegen als schizophrene Pflegerin Luise Gottschalk, die in einem Flüchtlingslager arbeitet und von den Geistern der Vergangenheit, der Gegenwart und sogar der Zukunft besucht wird. Allein die Szene, als sie den toten kleinen Karle auf ihren Armen wegträgt, ist von einer erhabenen Größe gekennzeichnet. Als Musikuntermalung komponierte Peter Thomas einen zeitgemäßen Sound der 70er Jahre.
Zur Handlung: Journalist Walter Roland und sein Fotograf Bertie recherchieren derzeit auf der Suche nach einer brisanten Story, die den Ausgangspunkt bei zwei jungen Überläufern aus der CSSR hat. Dabei wollte sein Chefredakteur Herford (Arno Assmann) eher eine Story über den "Mann total" - wir sind in einer Zeit kurz nach den 68ern. Der Prager Frühling der kurz zuvor blutig zerschlagen wurde und die sexuelle Befreiung durch eine freie Sexualität. Dies sind Themen für die "Blitz", die Zeitung, bei der Walter Roland seine Brötchen verdient. Als einer der beiden Flüchtlinge erschossen wird, versuchen Waler und Bertie, etwas über die Hintergründe der Tat herauszufinden. Sehr schnell ist es offensichtlich, dass der Tod des kleinen Karle irgendwie auch im Zusammenhang mit der jungen Irina (Hannelore Elsner) steht, die sich ebenfalls in diesem Flüchtlingsjager aufhält. Sie floh in den Westen, um ihrem Geliebten Jan Bilka (Rick Parse) zu folgen, von dem sie ein Kind erwartet. Er soll sich in Hamburg aufhalten, doch das Telefongespräch wird von ihm selbst unterbrochen. Warum ? Roland und Engelhardt bleiben dran und fahren gemeinsam mit der jungen Frau nach Hamburg. Dort werden ihre Ermittlungen immer rigoroser behindert. Es gibt sogar Zeugen, die plötzlich tot sind. Kein Wunder: Bilka hat Kentniss von den mitteleuropäischen Aufmarschplänen des Warschauer Paktes und zwei dazugehörige Mikrofilme. Die Journalisten geraten dabei immer mehr zwischen die Fronten von KGB, CIA und dem deutschen Verfassungsschutz....

 Alfred Vohrer setzte auch hier auf seiner langjährigen Crew mit Assistentin Eva Ebner, Drehbuchautor Manfred Purzer und Kameramann Charly Steinberger. Dabei erwies sich vor allem Edith Heerdegen als hellseherische Luise als Herzstück des Films. Ihre Szenen geben der Geschichte eine sehr seltsame Note, sie bildet sozusagen ein etwas irrealer, aber in der Tiefe nicht zu unteschätzender Gegenpart zu dem modernen Abenteuer zweier Journalisten, die an eine sehr brisante und vor allem lebensgefährliche Geschichte andockten.
Auch Arno Assmanns Performance als berechnender und Bibelverse zitierender Verlagsleiter Herford bietet eine kleine Galavorstellung. Diese Kleinigkeiten sind es, die den Film in einigen Phasen veredeln können und die Story offeriert interessante Querverbindungen einer Liebesgeschichte zur internationalen Spionage, zur deutschen Vergangenheit, zu einer schweren psychiatrischen Erkrankungen und zur zeitgenössischen Presse, die hier in den 70ern genauso voyeuristisch auftritt wie Heute.
Vohrer inszenierte mit der nötigen Ruhe, die die vielschichtige Geschichte auch braucht. Dabei bleibt es aber die gesamte Laufzeit von 142 Minunten interessant und spannend.
Sämtliche Ebenen werden durch die Regie eindringlich beleuchtet, die Rückblenden sind packend erzählt und äußerst glaubhaft gefilmt, die Ensembleleistung ist gut – die Verzahnung und Kettenreaktionen der einzelnen Ereignisse und Personen darzustellen, gelingt Vohrer unglaublich dicht und atmosphärisch. Szenenwechsel und Handlungssprünge sind präzise gesetzt.  Lediglich der Einsatz von Standbildern, um von einer Szene in die andere zu wechseln, irritierte mich ein bisschen. Ich finde diese Hilfe hätte der Zuschauer nicht gebraucht, um sich noch in den verschiedenen Handlungsabläufen zurechtzufinden. Ich hatte sogar beim ersten Standbild den Eindruck, dass meine DVD im Player hängt. Ansonsten ist Vohrer aber ein endeckenswerter deutscher Thriller gelungen, der seinen guten Ruf als Deutschlands großer Genrefilmer nur bestätigt.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.