Regie: Mikkel Norgaard
Sonderdezernat Q...
Nicht erst seit dem 2009 entstandenen Thriller "Verblendung" von
Niels Arden Oplev weiß man, dass die Skandinavier auch gute und
spannende Krimis mit fiesen Thrills machen können. Ich erinnere da an
den großartigen Film "Insomnia von Erik Skjoldbjaerg", an den
atmosphärischen "Die Nacht der Jäger" von Kjell Sundvall oder an die
Filme des Dänen Ole Bornedal. "Erbarmen" - der 2013 realisierte Thriller
von Mikkel Norgaard ist da vom gleichen Kaliber und entstand nach einem
Buch des erfolgreichen Romanciers Jussi Adler-Olsen. Der Film kam am
23. Januar 2014 in die deutschen Kinos und hat bereits mit "Schändung"
seinen Nachfolger. Insgesamt sind sogar 10 Verfilmungen der Reihe in den
nächsten 10 Jahren geplant - und wenn alle Teile so gut sind wie der
Erstling, dann darf man sich auch freuen.
Hauptfiigur der
Geschichte ist der Vizekriminalkommissar Carl Morck (Nikolaj Li Kaas),
von der Mordkommission in Kopenhagen. Bei der Stürmung eines Hauses,
dass er gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Anker und Hardy observiert
hatte, fallen Schüsse. Dabei wird Anker erschossen, Hardy (Troels Lyby)
schwer verletzt und Morck ebenfalls angeschossen. Nach 3 Monaten Reha
ist Morck aber wieder einsatzfähig - Hardy liegt seitdem vom Kopf
abwärts gelähmt im Krankenhaus. Da Morck selbst das Signal zur Stürmung
des Hauses gab und nicht auf die Verstärkung warten wollte, trifft ihn
eine Teilschuld an dieser menschlichen Katastrophe.
Morck ist
ein introvertierter, etwas kauziger Typ - ihm fällt die Pflege sozialer
Kontakte generell schwer. Seine Frau hat sich von ihm getrennt, zu
seinem Ziehsohn Jesper (Anton Honik), der vorübergehend bei ihm wohnt,
findet er keinen Zugang. Die Perspektiven am Arbeitsplatz sind auch
nicht rosig, denn keiner möchte gerne mit Morck zusammenarbeiten. Aber
immerhn hat sein Vorgesetzter Marcus Jacobsen (Sören Pilmark), Chef der
Mordkommission, eine zündende Idee. Morck soll das sogenannte
Sonderdezernat Q aufbauen - eine Abtelung, die bereits abgeschlossene
Fälle erneut aufrollen könnte, sollte die Prüfung der Unterlagen und
Akten, die noch einmal geprüft werden sollen, dies zulassen. Als
Assistent wird ihm der Syrer Hafez el-Assad (Fares Fares) ein Syrer als
Assistent an die Seite gestellt, der zwar über keine polizeiliche
Ausbildung verfügt, sich aber als überaus eifrig und erfinderisch
herausstellt, was die ihm zur Erledigung übertragenen Aufgaben angeht.
Einer der Fälle hat es Morck besonders angetan, der bereits fünf Jahre
zurückliegt. Am 2. März 2002 verschwand die ehrgeizige und zugleich
charismatische Politikerin und Parlamentarierin Merete Lynggaard (Sonja
Richter) der Demokratischen Partei im Alter von etwa 30 Jahren an Bord
einer Ostsee-Fähre auf dem Weg nach Berlin. Die Ermittler kamen damals
zum Schluß, dass es sich um ein Unglück handelt - oder gar Selbstmord.
Jedenfalls geht man davon aus, dass sie ertrank, die Leiche wurde aber
nie gefunden. Uffe (Mikkel Boe Folsgard), Meretes jüngerer Bruder, der
mit an Bord war, ist als Zeuge unbrauchbar, da er nicht sprechen kann
und in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist. Als Kinder verloren die
beiden Geschwister die Eltern bei einem Autounfall...
..durch
die Einblendung einer Frau, die in einer Luftdruckkammer gefangen
gehalten wird, weiß der Zuschauer zwar bald mehr als die Ermittler, aber
Norgaard
hat das Ganze so spannend inszeniert, dass die Geschichte weiterhin
interessant bleibt. Sehr gut ist auch Bösewicht gewählt - Peter
Plaugborg spielt ihn perfekt und bis zum Ende bleibt der Psychopath mit
seinem rätselhaften, kranken Plan ein Mann mit vielen Geheimnissen.
Nikolaj Lie Kaas ist sowieso ein klasse Darsteller, der gemeinsam mit
seinem Kompagnon Fares Fares ein tolles Ermittlerduo abgibt. Dabei ist
der Film mit seinen 95 Minuten Laufzeit erstaunlich kurz - ich hätte
noch gerne viel länger zugeschaut. "Erbarmen" ist ein ausgesprochen
guter Krimi vor allem für den anspruchsvollen Zuschauer, der auch
Interesse an einer guten Geschichte und den Ermittlungen in einem
schwierigen Fall aufbringen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen