Freitag, 30. Januar 2015

Erbarmen

























Regie: Mikkel Norgaard

Sonderdezernat Q...

Nicht erst seit dem 2009 entstandenen Thriller "Verblendung" von Niels Arden Oplev weiß man, dass die Skandinavier auch gute und spannende Krimis mit fiesen Thrills machen können. Ich erinnere da an den großartigen Film "Insomnia von Erik Skjoldbjaerg", an den atmosphärischen "Die Nacht der Jäger" von Kjell Sundvall oder an die Filme des Dänen Ole Bornedal. "Erbarmen" - der 2013 realisierte Thriller von Mikkel Norgaard ist da vom gleichen Kaliber und entstand nach einem Buch des erfolgreichen Romanciers Jussi Adler-Olsen. Der Film kam am 23. Januar 2014 in die deutschen Kinos und hat bereits mit "Schändung" seinen Nachfolger. Insgesamt sind sogar 10 Verfilmungen der Reihe in den nächsten 10 Jahren geplant - und wenn alle Teile so gut sind wie der Erstling, dann darf man sich auch freuen.
Hauptfiigur der Geschichte ist der Vizekriminalkommissar Carl Morck (Nikolaj Li Kaas), von der Mordkommission in Kopenhagen. Bei der Stürmung eines Hauses, dass er gemeinsam mit seinen zwei Kollegen Anker und Hardy observiert hatte, fallen Schüsse. Dabei wird Anker erschossen, Hardy (Troels Lyby) schwer verletzt und Morck ebenfalls angeschossen. Nach 3 Monaten Reha ist Morck aber wieder einsatzfähig - Hardy liegt seitdem vom Kopf abwärts gelähmt im Krankenhaus. Da Morck selbst das Signal zur Stürmung des Hauses gab und nicht auf die Verstärkung warten wollte, trifft ihn eine Teilschuld an dieser menschlichen Katastrophe.
Morck ist ein introvertierter, etwas kauziger Typ - ihm fällt die Pflege sozialer Kontakte generell schwer. Seine Frau hat sich von ihm getrennt, zu seinem Ziehsohn Jesper (Anton Honik), der vorübergehend bei ihm wohnt, findet er keinen Zugang. Die Perspektiven am Arbeitsplatz sind auch nicht rosig, denn keiner möchte gerne mit Morck zusammenarbeiten. Aber immerhn hat sein Vorgesetzter Marcus Jacobsen (Sören Pilmark), Chef der Mordkommission, eine zündende Idee. Morck soll das sogenannte Sonderdezernat Q aufbauen - eine Abtelung, die bereits abgeschlossene Fälle erneut aufrollen könnte, sollte die Prüfung der Unterlagen und Akten, die noch einmal geprüft werden sollen, dies zulassen. Als Assistent wird ihm der Syrer  Hafez el-Assad (Fares Fares) ein Syrer als Assistent an die Seite gestellt, der zwar über keine polizeiliche Ausbildung verfügt, sich aber als überaus eifrig und erfinderisch herausstellt, was die ihm zur Erledigung übertragenen Aufgaben angeht. Einer der Fälle hat es Morck besonders angetan, der bereits fünf Jahre zurückliegt.  Am 2. März 2002 verschwand die ehrgeizige und zugleich charismatische Politikerin und Parlamentarierin Merete Lynggaard (Sonja Richter) der Demokratischen Partei im Alter von etwa 30 Jahren an Bord einer Ostsee-Fähre auf dem Weg nach Berlin. Die Ermittler kamen damals zum Schluß, dass  es sich um ein Unglück handelt - oder gar Selbstmord. Jedenfalls geht man davon aus, dass sie ertrank, die Leiche wurde aber nie gefunden.   Uffe (Mikkel Boe Folsgard), Meretes jüngerer Bruder, der mit an Bord war, ist als Zeuge unbrauchbar, da er nicht sprechen kann und in seiner Entwicklung zurückgeblieben ist. Als Kinder verloren die beiden Geschwister die Eltern bei einem Autounfall...



 ..durch die Einblendung einer Frau, die in einer Luftdruckkammer gefangen gehalten wird, weiß der Zuschauer zwar bald mehr als die Ermittler, aber
Norgaard hat das Ganze so spannend inszeniert, dass die Geschichte weiterhin interessant bleibt. Sehr gut ist auch Bösewicht gewählt - Peter Plaugborg spielt ihn perfekt und bis zum Ende bleibt der Psychopath mit seinem rätselhaften, kranken Plan ein Mann mit vielen Geheimnissen. Nikolaj Lie Kaas ist sowieso ein klasse Darsteller, der gemeinsam mit seinem Kompagnon Fares Fares ein tolles Ermittlerduo abgibt. Dabei ist der Film mit seinen 95 Minuten Laufzeit erstaunlich kurz - ich hätte noch gerne viel länger zugeschaut. "Erbarmen" ist ein ausgesprochen guter Krimi vor allem für den anspruchsvollen Zuschauer, der auch Interesse an einer guten Geschichte und den Ermittlungen in einem schwierigen Fall aufbringen.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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