Samstag, 31. Januar 2015
Und Jimmy ging zum Regenbogen
Regie: Alfred Vohrer
Die Geister der Vergangenheit...
Ein bisschen Geld, ein paar Travellerschecks, ein Schlüsselbund und ein Gedichtband mit der Aufschrift "Poems" ist die Nachlassenschaft des sehr vermögenden südamerikanischen Chemikers Rodolpho Aranda, der in Wien verstorben ist. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" führt uns in die Vergangenheit, ins Jahr 1969 zurück und der Film - nach einem Roman von Johannes Mario Simmel - beginnt mit der Landung eines Flugzeugs aus Buenos Aires. Mit an Bord war der Manuel Aranda (Alain Noury), der Sohn des Verstorbenen, der in Wien landet und aus rätselhaften Gründen sofort ins Visier der Geheimdienstler aus Frankreich (Herbert Fleichschmann als Mercier), den USA (Heinz Baumann als Grant) und der Sowjetunion (Peter Pasetti als Santarin) gerät. Mehr noch. Die Franzosen haben bereits einen Killer auf ihn angesetzt. Der Junge soll bloß nichts über die Hintergründe des Todes seines Vaters erfahren. Manuel hat aber viele Fragen, denn die Version, die er von dem klugen Hofrat Groll (Heinz Moog) der Wiener Polizei zu hören bekommt, wirkt äusserst rätselhaft. Der Vater soll von der alten Bibliothekarin Valerie Steinfeld (Ruth Leuwerik) mit Zyankali vergiftet worden sein. Als er am Grab der Mörderin erstmals deren hübsche Nichte Irene Waldegg (Doris Kunstmann) begegnet, ist das Gewehr des Auftragsmörders bereits auf ihn gerichtet. Er wird diesen höchst gefährlichen Moment gar nicht so wahrnehmen, aber es wird für ihn auch immer mehr zur Gewissheit, dass er in großer Gefahr steckt. Was weiß der herzkranke Bibliothekar Martin Landau (Konrad Georg) und dessen Schwester Tilly (Eva Zilcher). Die Begegnung mit der geheimnisvollen Nora Hill (Judy Winter) bildet aber den Auftakt einiger Rückblenden, die den Zuschauer ins Jahr 1938. Hitler annektiert Österreich. In dieser Zeit lebt Valerie Steinfeld mit ihrem Sohn Heinz (Frank Elkins) in Wien, der jüdische Vater hat sich nach London abgesetzt. Als der Halbjude Heinz in der Universität mit einem arischen Mädchen beim Rendezvous erwischt wird, fliegt er durch das Betreiben des Direktor Friedjungs (Paul Edwin Roth) von der Schule. Um den Sohn aus der Gefahr zu helfen sucht Valerie einen Anwalt (Horst Tappert) auf. Mit einer Lüge will man Heinz durch eine Arisierung eine Zukunft im Reich ermöglichen. Die Rückblende und die realen Geschehnisse des jungen Manuel in Wien wechseln sich ab, am Ende fügt sich das rätselhafte Puzzle zusammen...
ich habe mich bisher nicht für die Simmel Verfilmungen aus den 70ern interessiert. Im Zuge des besseren Kennenlernens von Regisseur Alfred Vohrer, der bereits ein Jahrzehnt früher mit einigen der besten Edgar Wallace Filme brilieren konnte, bin ich auf diese damals äusserst erfolgreiche Kinofilmreihe gestoßen. Heute sind die Filme etwas in Vergessenheit geraten - leider muss man sagen, denn ich bin nach der Sichtung von "Der Stoff, aus dem die Träume ist" und "Und Jimmy ging zum Regenbogen" doch sehr positiv überrascht von der sehr straffen spannenden Inszenierung. Natürlich ist der Stoff etwas überfrachtet, was aber auf alle Fälle an der Vielschichtigkeit der ausufernden Romane lag -man warf ja Simmel immer wieder Trivialiät vor. Man muss sich auf einige Handlungsstränge einstellen, aber die Geschichte selbst ist so aufbereitet, dass man nur Stück für Stück des Ganzen geliefert bekommt. Da kommt dann irgendwann das Nervengift AP 7 ins Spiel, das Dechiffrieren eines Manuskrips des Vaters mittels eines Gedichtbands, der kalte Krieg, die dunklen Kapitel deutscher Vergangenheit. Alles verpackt und noch eine Liebesgeschichte drauf gesetzt, die am Zentralfriedhof von Wien seinen Beginn und auch sein Ende hat. Dabei ist eine Szene bemerkenswert, denn Doris Kunstmann wird von Vohrer kurzzeitig genauso inszeniert wie in Carol Reeds berühmtem Wienfilm "Der dritte Mann". Im Grundgerüst haben ja diese beiden Filme sogar durchaus ähnlichkeiten. Einmal der Schauplatz Wien, einmal das Herrschen politscher Mächte in der Stadt, die Suche des Wien-Besuchers nach der Wahrheit über den Tod einer nahestehenden Person, das Kennenlernen einer Frau mit Geheimnis und nicht zuletzt die Aufdeckung des personifizierten Bösen. Erich Ferstl machte dazu die atmosphärische Filmmusik. Klar, die Handlung ist vielleicht manchmal plakativ und klischeebeladen, auch Judy Winter (die im Film um 50 Jahre älter gemacht wurde gestattet sich das eine oder andere Mal ein bisschen overacting. Aber insgesamt wirkt "Und Jimmy ging zum Regenbogen" wie aus einem Guß, die Macher wußten klar die wichtigsten Eckpunkte der Geschichte zu setzen und schufen damit sehr gutes deutsches Genrekino. Dafür gabs die Goldene Leinwand für mehr als 3 Millionen Zuschauer im Jahr 1972, das "besonders wertvoll" von der Filmbewertungstelle und von mir ein dickes Lob an Alfred Vohrer.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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