Samstag, 3. Januar 2015

Dallas Buyers Club




















Regie: Jean-Marc Vallee

Der 7jährige Kampf des Ron Woodroof...

Bei Aids-Erkrankten kommt es zu lebensbedrohlichen, opportunistischen Infektionen und Tumoren. Am 1. Dezember 1981 wurde Aids als eigenständige Krankheit anerkannt. Auch im Jahr 2012 zählt man immer noch beinahe 10.000 Neuinfektionen pro Tag. Seeit Beginn der Epidemie starben mehr als 36 Millionen Menschen an der Krankheit. Der Anteil der HIV-Infektionen liegt weltweit durchschnittlich bei etwa 0,8 % der 15- bis 49-jährigen, ist aber in Afrika mit Werten von ca. 25 % deutlich höher. Immerhin gibt es vor allem in der westlichen Welt eine effektivere Behandlung und dadurch ist die Krankheit in Mitteleuropa seltener geworden. Sie hat auch den Schrecken von Einst verloren - was man einerseits als gutes zeichen betrachten kann, aber andererseits auch dafür steht, dass Verharmlosung und Verdrängung sich breit machen könnte. Die bislang besten Filme über die Immunschwäche entstanden ab Ende der 80er Jahre und in den 90er Jahren. Vor allem "Longtime Companiion" (1989, Regie: Norman Rene) oder "Wilde Nächte" (1992, Cyril Collard) waren für mich beeindruckend.  Populärster Film war sicherlich Jonathan Demmes "Philadelphia", der seinem Hauptdarsteller Tom Hanks den Oscar einbrachte. Und genau denselben Triumph erlebte in diesem Jahr ein von 82 auf 62 kg runtergespeckte Matthew McConaghy, der für die Rolle des Aids Patienten Ron Woodroof gegenüber seiner Oscar-Konkurrenz triumphieren konnte. Auch Nebendarsteller Jared Leto, bekannt auch als Leadsänger von "30 Seconds to Mars" erhielt für seine markante Nebenrolle als Transsexueller Rayon die begehrte Trohäe. Beide Darsteller sind es auch, die den Film gemeinsam tragen können und ihre Figuren in intensiver Weise dem Zuschauer nahe bringen. Vermutlich wurden einige Zugeständnisse an den Kinozuschauer gemacht, denn es wirkt einfach dramatischer wenn ein gestandener Heteromann, der als Elektriker arbeitet und in seiner Freizeit gefährliches Rodeoreiten macht, erst einmal dramaturgisch Schwulenhasser sein muss, um dann - geläutert - zum Helden der Aidsbewegung aufsteigt und auch stolz ist mit einem transsexuellen Menschen befreundet zu sein. Aus dieser Konstellation ging dann auch eine der besten Szenen des Films hervor: Als Ron Woodroof im Supermarkt seinen ehemaligen Kumpel wiedertrifft, nötigt er diesen mittels körperlicher Gewalt seinem Begleiter in Damenkleidung die Hand zum Gruß zu reichen. Der echte Woodroof war aber kein Schwulenhasser, sondern war sogar möglicherweise bisexuell und diese Tatsache lässt auch die Ereignisse, die der Film schildert plausibler werden. Denn was "Dallas Buyers Club" ausspart ist das Motiv der Veränderung eines intoleranten und minderheitenfeindlichen Mannes.
Der Film beginnt mit einem Geschlechtsakt, die der Cowboy Woodroof (Matthew McConaughy) kurz vor dem Bullenreiten in einem dortigen Stall mit einer Frau hat. Während der Nummer sieht er auf das Geschehen in der Manege, wo gerade der Stier in Action und seinen Reiter abwirft. Aus dem Sattel wirft ihn dann das etwas später stattfindende Gespräch mit den Ärzten (Jennifer Garner/Denis O´Hare), denn es wird AIDS im Endstadium diagnostiziert und er soll nur noch 30 Tage zu Leben haben. Doch mit diesem Todesurteil erwacht auch der Lebenswille des Mannes und nach einer Krise mit dem bereits zugelassenen aber keineswegs langzeitstudierten Medikament AZT wird er die Vorgaben der Ärzte und der Pharmaindustrie umgehen und importiert illegale Medikamente sowie Vitamine aus Mexiko und verteilt sie über seinen geschaffenen Dallas Buyers Club für eine monatliche Mitgliedgebühr von 400 Dollar an andere Erkrankte. In diesem Zusammenhang lernt er auch den drogensüchtigen Transsexuelen Rayon (Jaret Leto) kennen und später auch sehr schätzen...


Matthew McConaughey und Jared Leto gingen beide durch die erforderliche Gewichtsabnahme nicht nur körperlich an ihre Grenzen, sondern liefern beide auch wirklich bemerkenswerte Darstellungen ab, die von menschlicher Wärme geprägt sind. Nicht ohne Grund räumten beide dieses Jahr einen Preis nach dem nächsten ab. Manche Szenen bleiben haften. So ist es besonders bitter und eindrücklich zu sehen, wie sich Woodroofs vermeintlichen Freunde, Arbeitskollegen oder Kameraden sich abwenden...teils aus Homophobie, teils aus der Angst, sich anstecken zu können von diesem Virus, der in den 80er Jahren tatsächlich das Potential hatte diese hysterische Angst auslösen zu können. Die Geschichte selbst, die auf einem wahren Fall basiert, ist vom kanadischen Regisseur Jean Marc Vallee (Young Victoria) straff und spannend und zum Glück nicht extrem sentimental und kitschig inszeniert worden. Aus der Prognose von 30 Tagen wurden dann immerhin noch 7 kämpferische Jahre, Woodroof starb am 12. September 1992.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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