Regie: Jean-Marc Vallee
Der 7jährige Kampf des Ron Woodroof...
Bei Aids-Erkrankten kommt es zu lebensbedrohlichen,
opportunistischen Infektionen und Tumoren. Am 1. Dezember 1981 wurde
Aids als eigenständige Krankheit anerkannt. Auch im Jahr 2012 zählt man
immer noch beinahe 10.000 Neuinfektionen pro Tag. Seeit Beginn der
Epidemie starben mehr als 36 Millionen Menschen an der Krankheit. Der
Anteil der HIV-Infektionen liegt weltweit durchschnittlich bei etwa 0,8 %
der 15- bis 49-jährigen, ist aber in Afrika mit Werten von ca. 25 %
deutlich höher. Immerhin gibt es vor allem in der westlichen Welt eine
effektivere Behandlung und dadurch ist die Krankheit in Mitteleuropa
seltener geworden. Sie hat auch den Schrecken von Einst verloren - was
man einerseits als gutes zeichen betrachten kann, aber andererseits auch
dafür steht, dass Verharmlosung und Verdrängung sich breit machen
könnte. Die bislang besten Filme über die Immunschwäche entstanden ab
Ende der 80er Jahre und in den 90er Jahren. Vor allem "Longtime
Companiion" (1989, Regie: Norman Rene) oder "Wilde Nächte" (1992, Cyril
Collard) waren für mich beeindruckend. Populärster Film war sicherlich
Jonathan Demmes "Philadelphia", der seinem Hauptdarsteller Tom Hanks den
Oscar einbrachte. Und genau denselben Triumph erlebte in diesem Jahr
ein von 82 auf 62 kg runtergespeckte Matthew McConaghy, der für die
Rolle des Aids Patienten Ron Woodroof gegenüber seiner Oscar-Konkurrenz
triumphieren konnte. Auch Nebendarsteller Jared Leto, bekannt auch als
Leadsänger von "30 Seconds to Mars" erhielt für seine markante
Nebenrolle als Transsexueller Rayon die begehrte Trohäe. Beide
Darsteller sind es auch, die den Film gemeinsam tragen können und ihre
Figuren in intensiver Weise dem Zuschauer nahe bringen. Vermutlich
wurden einige Zugeständnisse an den Kinozuschauer gemacht, denn es wirkt
einfach dramatischer wenn ein gestandener Heteromann, der als
Elektriker arbeitet und in seiner Freizeit gefährliches Rodeoreiten
macht, erst einmal dramaturgisch Schwulenhasser sein muss, um dann -
geläutert - zum Helden der Aidsbewegung aufsteigt und auch stolz ist mit
einem transsexuellen Menschen befreundet zu sein. Aus dieser
Konstellation ging dann auch eine der besten Szenen des Films hervor:
Als Ron Woodroof im Supermarkt seinen ehemaligen Kumpel wiedertrifft,
nötigt er diesen mittels körperlicher Gewalt seinem Begleiter in
Damenkleidung die Hand zum Gruß zu reichen. Der echte Woodroof war aber
kein Schwulenhasser, sondern war sogar möglicherweise bisexuell und
diese Tatsache lässt auch die Ereignisse, die der Film schildert
plausibler werden. Denn was "Dallas Buyers Club" ausspart ist das Motiv der Veränderung eines intoleranten und minderheitenfeindlichen Mannes.
Der Film beginnt mit einem Geschlechtsakt, die der Cowboy Woodroof (Matthew McConaughy) kurz vor dem Bullenreiten in einem dortigen Stall mit einer Frau hat.
Während der Nummer sieht er auf das Geschehen in der Manege, wo gerade
der Stier in Action und seinen Reiter abwirft. Aus dem Sattel wirft ihn
dann das etwas später stattfindende Gespräch mit den Ärzten (Jennifer
Garner/Denis O´Hare), denn es wird AIDS im Endstadium diagnostiziert und
er soll nur noch 30 Tage zu Leben haben. Doch mit diesem Todesurteil
erwacht auch der Lebenswille des Mannes und nach einer Krise mit dem
bereits zugelassenen aber keineswegs langzeitstudierten Medikament AZT
wird er die Vorgaben der Ärzte und der Pharmaindustrie umgehen und
importiert illegale Medikamente sowie Vitamine aus Mexiko und verteilt
sie über seinen geschaffenen Dallas Buyers Club für eine monatliche
Mitgliedgebühr von 400 Dollar an andere Erkrankte. In diesem
Zusammenhang lernt er auch den drogensüchtigen Transsexuelen Rayon
(Jaret Leto) kennen und später auch sehr schätzen...
Matthew
McConaughey und Jared Leto gingen beide durch die erforderliche
Gewichtsabnahme nicht nur körperlich an ihre Grenzen, sondern liefern
beide auch wirklich bemerkenswerte Darstellungen ab, die von
menschlicher Wärme geprägt sind. Nicht ohne Grund räumten beide dieses
Jahr einen Preis nach dem nächsten ab. Manche Szenen bleiben haften. So
ist es besonders bitter und eindrücklich zu sehen, wie sich Woodroofs
vermeintlichen Freunde, Arbeitskollegen oder Kameraden sich
abwenden...teils aus Homophobie, teils aus der Angst, sich anstecken zu
können von diesem Virus, der in den 80er Jahren tatsächlich das
Potential hatte diese hysterische Angst auslösen zu können. Die
Geschichte selbst, die auf einem wahren Fall basiert, ist vom
kanadischen Regisseur Jean Marc Vallee (Young Victoria) straff und
spannend und zum Glück nicht extrem sentimental und kitschig inszeniert
worden. Aus der Prognose von 30 Tagen wurden dann immerhin noch 7 kämpferische Jahre, Woodroof starb am 12. September 1992.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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