Mittwoch, 2. Oktober 2019

Die Schwestern Bronte

























Regie:  Andre Techine

Schriftsteller im Pfarrhaus von Haworth...

Der französische Regisseur Andre Techine debütierte 1970 mit dem Film "Pauline haut ab". Der 1943 geborene Filmemacher wurde 1985 in Cannes als bester Regisseur für seinen Film "Rendezvous" geehrt und triumphierte 10 Jahre später bei der Verleihung der Cesars mit seinem Überraschungshit "Wilde Herzen", der insgesamt vier Auszeichnungen erhielt (Bester Film, bester Regisseur, bestes Drehbuch und beste Nachwuchsdarstellerin Elodie Bouchez) und damit auch die Favoriten wie "Die Bartholomäusnacht" oder "Leon der Profi" überflügelte. Einer seiner schönsten Filme ist sicherlich der 1979 entstandene "Die Schwestern Bronte", der nicht nur durch die wunderbare Kameraarbeit von Bruno Nuytten (Brubaker, Jean Florette, Am Rande der Nacht, Possession, Das Verhör) überzeugt.
Diese betörend schönen Aufnahmen machen diese Zeit im 19. Jahrhundert wieder lebendig.
Als Geschwister Bronte sind vier britische Schriftsteller bekannt, die drei Schwestern Charlotte Bronte (Marie France Pisier), Emily Bronte (Isabelle Adjani), Anne Bronte (Isabelle Huppert) und ihre Bruder Branwell (Pascal Gregory). In dieser Zeit war die Rolle der Frau streng geregelt, daher mussten die drei Schwestern ihre Werke zeitlebens unter männlichen Pseudonymen schreiben. Lediglich der Bruder konnte unter seinem bürgerlichen Namen veröffentlichen. Branwell hatte auch ein ausserordentliches Talent als Maler. Sein Bild von sich und den drei Schwestern schuf er im Jahr 1834. Die vier Kinder des Pfarrers Patrick Bronte (Patrick Magee) sind künstlerisch äusserst begabt und der Vater hat ihnen vermutlich die künstlerische Ader vererbt. Auch er schrieb als Amateurdichter gelegentlich Erzählungen, Gedichte und theologische Essays. Die Mutter starb früh und so wurde die Tante Elizabeth (Alice Sapritch) eine Art Mutterersatz. Vor allem Branwell hing sehr an ihr. Die Familie lebt im Pfarrershaus in Haworth, nahe dem Moor von Yorkshire. Eine karge und dennoch sehr schöne Landschaft.




Techines Film braucht gar nicht so viel Dialog, die Bilder dieser eher abgeschiedenen Gegend erzeugen die Stimmung und der Regisseur zeigt vier Geschwister sehr subtil, die sich leidenschaftlich der Schriftstellerei verschrieben haben. Drei Schwestern und ihr Bruder, die hier in einem beengten Zuhause ihre Inspiration finden. Dabei verzichtet Techine auf große Emotion, was dazu führt, dass die Vier dem Zuschauer zwar irgendwie fremd bleiben, aber dennoch auf besondere Weise faszinierend wirken. Der Film kam 1979 in die französischen Kinos und wurde von mehr als einer halben Million Menschen gesehen. In Deutschland sah man, trotz der klasse Bilder, kein großes Kinopotential und so feierte der Film in der ARD seine deutsche Erstaufführung. Bei der Cesar Verleihung 1980 bekam der Film eine Nominierung als beste Kameraarbeit und eine weitere als bester Schnitt. Fürs Szenenbild hätte dies der Film auch noch verdient, aber die Arbeit von Jean-Pierre Kohut-Swelko blieb unberücksichtigt.
 



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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