Regie: Vincent D`Onofrio
Rios Begegnung mit Pat Garrett und Billy the Kid...
Vincent D´Onofrio erlangte durch seine Darstellung des Soldaten
Private Pyle (in der deutschen Fassung "Private Paula") in Stanley
Kubricks Antikriegsfilm "Full Metal Jacket" eine große Bekanntheit. Für
diese Rolle legte er über 30 Kilogramm an Gewicht zu und toppte damit
sogar die Gewichtszunahme von 27,3 Kg des Robert de Niro für "Raging
Bull". D´Onofrio ist aber nicht nur Schauspieler, sondern seit einger
Zeit führt er auch Regie. Sein Debüt in diesem Bereich war das
Horrormusical "Don´t go in the Woods". Mit dem Western "The Kid" aus dem
Jahr 2019 erinnert er sehr stark an Sam Peckinpahs Genreklassiker "Pat
Garrett jagt Billy the Kid". Denn D´Onofrio erzählt die gleiche
Geschichte, allerdings aus einem ganz anderen Blickwinkel. Denn er
ergänzt die Geschichte von Pat Garrett und dem jungen Billy the Kid mit
dem noch jüngeren Farmersjungen Rio Cutler, der von Youngster Jake Schur
sehr überzeugend gespielt wird. Dessen Vater hat eines Nachts im Suff
seine Frau zu Tode geprügelt. Rio schießt auf seinen Vater, der durch
die Kugel stirbt und nun muss er vor dem Gesetz fliehen. Dies tut er
nicht alleine, seine etwas ältere Schwester Sara (Leila George) geht mit
ihm. Sara glaubt, dass ihr Bruder für den Tod an seinem Vater gehängt
werden könnte, zumal der Onkel der Kinder (Chris Pratt) auf Rache sinnt.
Die beiden Teenager wollen sich nach Santa Fe durchschlagen, dort lebt
eine Freundin der Mutter. Viellecht könnte diese Frau ihnen
weiterhelfen. Sie klauen ein Pferd und übernachten in einer Hütte. Als
sie aufwachen werden sie von Billy the Kid (Dane DeHaan) und seinen
Kumpanen begrüsst. Billy ist zwar ein steckbrieflich gesuchter Bandit,
doch er ist für viele kleine Jungs auch sowas wie ein Idol. Auch für Rio
ist der Outlaw so ein bisschen wie ein Vorbild. Billy erzählt Rio, dass
auch er seinen Vater getötet hat. Als einer der Banditen draußen nach
dem Pferden schauen will, fallen Schüsse aus dem Hinterhalt. Die Hütte
ist von den Männern von Sheriff Pat Garrett (Ethan Hawke)umstellt und
obwohl Billy versucht zu entkommen, muss er sich schließlich der
Übermacht an Gesetzeshütern ergeben. Die beiden Geschwistern erzählen
Garrett, dass sie unterwegs nach Santa Fe waren und dann von ihrem Vater
getrennt wurden. Der Sheriff ist misstrauisch, nimmt die zwei aber mit
in die Stadt. Dort wartet auf Billy der Henker und auf die Kinder
bereits der böse Onkel, der seine Nichte als Prostituierte
gewinnbringend verkaufen will...
Natürlich kann Billy the Kid durch einen gewagten Ausbruchsversuch
noch einmal entkommen. Dabei tötet er zwei Männer. Am Ende wird er aber
von Garrett zur Strecke gebracht - die Geschichte von der spektakulären
Flucht bis hin zum tödlichen Duell wird genauso wie in Peckinpahs Film
erzählt. Billy the Kid, von den zeitgenössischen Quellen entweder
beschrieben als skrupelloser Mörder oder als Opfer
politisch-wirtschaftlicher Intrigen, gegen die er sich zur Wehr setzte.
Er zog sich durch die Viehdiebstähle und Schießereien des sogenannten
Lincoln-County-Kriegs die Feindschaft der einflussreichen Personen des
sogenannten Santa-Fe-Rings zu. Pat Garrett, neun Jahre älter als Billy
und mit ihm befreundet, war wie Billy unter den widrigen Bedingungen des
Westens aufgewachsen und stand ebenfalls nicht immer auf der Seite von
Recht und Gesetz, bis er schließlich durch das Sheriffamt von Lincoln
County gezwungen war, die Jagd auf Billy zu eröffnen. D´Onofrios Film
bietet zwar nichts grundsätzlich Neues, doch in weiten Phasen ist die
Grundstruktur des Films ähnlich pessimistisch wie beim großen Vorbild.
Die Schauspieler sind gut ausgewählt und die Bilder sind meistens düster
und unheilvoll.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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