Freitag, 13. Februar 2015

The Long Good Friday

























Regie:John MacKenzie

Rififi am Karfreitag...

 "The Long Good Friday" von John MacKenzie entstand 1980 und ist nicht nur neben "Mona Lisa" Bob Hoskins größter Film, sondern war einer der ersten Gangsterfilme, die auf Realismus statt auf Klischees setzten. Der Lohn war, dass eine ganze Generation britischer Filmemacher von MacKenzies schnörkellosem Thriller geprägt wurden. So ist es auch wahrscheinlich, dass Guy Ritchie hier bei diesem schnörkellosen Gangsterfilm die eine oder andere Inspiration für seine Kultfilme "Bube, Dame, König, Gras" und "Snatch" einholte. Das Meisterwerk rangiert bei der Top 100 Liste der besten britischen Filme des BFI auf Rang 21 und ist in Deutschland auch unter seinem damaligen Kinotitel "Rififi am Karfreitag" bekannt. Held der Geschichte ist der mächtige Gangsterboss Harold Shand (Bob Hoskins), der einige Zeit im Ausland war und seine Geschäfte seinem jungen Kompagnon Jeff (Derek Thompson) übertrug.  Shand hat die besten Beziehungen, bis in die Chefetagen und Spitzen von Wirtschaft und Stadtregierung reichen seine Verbindungen und ermöglichen es ihm und seiner Gattin Victoria (Helen Mirren) ein Leben in Reichtum zu führen und nach weiteren einträglichen und ehrgeizigen Geschäften zu suchen. Alle im Umfeld profitieren davon. Nun möchte der Gangster mit Hang zum Bürgertum seine Laufbahn mit einem Großprojekt krönen. Die verwahrlosten Docklands in London sollen abgerissen und stattdessen eine Sportarena errichtet werden. Die Metropole macht sich nämlich berechtigte Hoffnung, Austragungsort der olympischen Spiele 1988 zu werden. Doch für dieses Mammutprojekt kann Shand die Mittel nicht alleine aufbringen, er braucht weitere Sponsoren. So bittet er die New Yorker Mafia in Gestalt von Charlie (Eddie Constantine) um ihre Beteiligung. Am Karfreitag soll auf Shands Luxusyacht bei einer Themsefahrt der Vertragsabschluss gemacht und danach ausgiebig gefeiert werden. Doch es kommt ganz anders. Ein unbekannter Feind hat es auf Shands Imperium abgesehen. Bei einem seiner Restaurants geht eine Bombe hoch, einer seiner engsten Vertrauten (Paul Freeman) wird im Hallenbad von einem Unbekannten (Pierce Brosnan in einer seiner ersten Rollen) erstochen. Dann geht auch noch eine Autobombe hoch, bei dem Shands Chauffeur in die Luft gejagt wird und Shands Mutter nur mit Glück am Leben bleibt. Wer hat ein Motiv Shand zu schaden ? Und warum gerade jetzt vor dieser wichtigen Vertragszeichnung ?


Der Film verfügt über ein sehr intelligentes und exzellent geschriebenes Drehbuch (Barrie Keeffe) und Bob Hoskins explodiert förmlich in seiner Rolle als Gangsterboss.
Seine Filmfigur Harold Shand ist einerseits ein faszinierend normaler, rationaler Geschäftsmann, nur eben dass sein Geschäft ins kriminelle Metier reicht. Die Dynamik und die Energie, die der Film aufbaut als Shand ab Karfreitag versucht Licht ins Dunkel zu bringen und herausbekommen will, wer ihm schaden will, ist auch heute noch - nach 35 Jahren - einfach phänomenal gestaltet. Es gelingt Hoskins eindrücklich seiner sehr starken und selbstsicheren Figur immer mehr auch eine andere Seite zu entlocken. Die Wut und Angst, dass er möglicherweise machtlos ist gegen diesen Feind, der sich nicht zeigen will. Genial ist dann auch die gallige und bitterböse Schlußszene.
Durch eine sehr drastische Erstechungsszene kam der Film hierzulande auf den Index. Diese überzogene Indizierung wurde nun aber zum Glück auch wieder aufgehoben. "The Long good Friday" ist ohne Wenn und Aber eines der großen Filmmeisterwerke der 80er Jahre. Der Film ist herrlich britisch und steht somit in der Tradition von englischen Film Noirs wie "Brighton Rock" aus dem Jahr 1947. Keiner der Figuren ist sonderlich sympathisch, aber alle irgendwie ahnungslos. Überall droht Verrat. Der Zuschauer wird gleich am Anfang hineingeworfen in die Londonder East Ends, in eine Geschichte mit doppeltem Boden und in den Machtbereich der Mafia und auch der IRA. Grandioser Film.


Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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