Regie:John MacKenzie
Rififi am Karfreitag...
"The Long Good Friday" von John MacKenzie entstand 1980 und ist
nicht nur neben "Mona Lisa" Bob Hoskins größter Film, sondern war einer
der ersten Gangsterfilme, die auf Realismus statt auf Klischees setzten.
Der Lohn war, dass eine ganze Generation britischer Filmemacher von
MacKenzies schnörkellosem Thriller geprägt wurden. So ist es auch
wahrscheinlich, dass Guy Ritchie hier bei diesem schnörkellosen
Gangsterfilm die eine oder andere Inspiration für seine Kultfilme "Bube,
Dame, König, Gras" und "Snatch" einholte. Das Meisterwerk rangiert bei
der Top 100 Liste der besten britischen Filme des BFI auf Rang 21 und
ist in Deutschland auch unter seinem damaligen Kinotitel "Rififi am
Karfreitag" bekannt. Held der Geschichte ist der mächtige Gangsterboss
Harold Shand (Bob Hoskins), der einige Zeit im Ausland war und seine
Geschäfte seinem jungen Kompagnon Jeff (Derek Thompson) übertrug. Shand
hat die besten Beziehungen, bis in die Chefetagen und Spitzen von
Wirtschaft und Stadtregierung reichen seine Verbindungen und ermöglichen
es ihm und seiner Gattin Victoria (Helen Mirren) ein Leben in Reichtum
zu führen und nach weiteren einträglichen und ehrgeizigen Geschäften zu
suchen. Alle im Umfeld profitieren davon. Nun möchte der Gangster mit
Hang zum Bürgertum seine Laufbahn mit einem Großprojekt krönen. Die
verwahrlosten Docklands in London sollen abgerissen und stattdessen eine
Sportarena errichtet werden. Die Metropole macht sich nämlich
berechtigte Hoffnung, Austragungsort der olympischen Spiele 1988 zu
werden. Doch für dieses Mammutprojekt kann Shand die Mittel nicht
alleine aufbringen, er braucht weitere Sponsoren. So bittet er die New
Yorker Mafia in Gestalt von Charlie (Eddie Constantine) um ihre
Beteiligung. Am Karfreitag soll auf Shands Luxusyacht bei einer
Themsefahrt der Vertragsabschluss gemacht und danach ausgiebig gefeiert
werden. Doch es kommt ganz anders. Ein unbekannter Feind hat es auf
Shands Imperium abgesehen. Bei einem seiner Restaurants geht eine Bombe
hoch, einer seiner engsten Vertrauten (Paul Freeman) wird im Hallenbad
von einem Unbekannten (Pierce Brosnan in einer seiner ersten Rollen)
erstochen. Dann geht auch noch eine Autobombe hoch, bei dem Shands
Chauffeur in die Luft gejagt wird und Shands Mutter nur mit Glück am
Leben bleibt. Wer hat ein Motiv Shand zu schaden ? Und warum gerade
jetzt vor dieser wichtigen Vertragszeichnung ?
Der Film
verfügt über ein sehr intelligentes und exzellent geschriebenes Drehbuch
(Barrie Keeffe) und Bob Hoskins explodiert förmlich in seiner Rolle als
Gangsterboss.
Seine Filmfigur Harold Shand ist einerseits ein
faszinierend normaler, rationaler Geschäftsmann, nur eben dass sein
Geschäft ins kriminelle Metier reicht. Die Dynamik und die Energie, die
der Film aufbaut als Shand ab Karfreitag versucht Licht ins Dunkel zu
bringen und herausbekommen will, wer ihm schaden will, ist auch heute
noch - nach 35 Jahren - einfach phänomenal gestaltet. Es gelingt Hoskins
eindrücklich seiner sehr starken und selbstsicheren Figur immer mehr
auch eine andere Seite zu entlocken. Die Wut und Angst, dass er
möglicherweise machtlos ist gegen diesen Feind, der sich nicht zeigen
will. Genial ist dann auch die gallige und bitterböse Schlußszene.
Durch
eine sehr drastische Erstechungsszene kam der Film hierzulande auf den
Index. Diese überzogene Indizierung wurde nun aber zum Glück auch wieder
aufgehoben. "The Long good Friday" ist ohne Wenn und Aber eines der
großen Filmmeisterwerke der 80er Jahre. Der Film ist herrlich britisch
und steht somit in der Tradition von englischen Film Noirs wie "Brighton
Rock" aus dem Jahr 1947. Keiner der Figuren ist sonderlich sympathisch,
aber alle irgendwie ahnungslos. Überall droht Verrat. Der Zuschauer
wird gleich am Anfang hineingeworfen in die Londonder East Ends, in eine
Geschichte mit doppeltem Boden und in den Machtbereich der Mafia und
auch der IRA. Grandioser Film.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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