Montag, 2. Februar 2015

Knallhart


























Regie: Detlev Buck

Die Straßen von Neukölln...

Der Berliner Stadtteil Neukölln hat keinen guten Ruf. Die Armut ist groß, genauso wie auch die Kriminalität und die Perspektivlosigkeit. "Knallhart", der etwas andere Film von Detlev Buck, führt uns in diese düstere Großstadtwelt. Der Film beginnt damit, dass der fünfzehnjährige Michael (David Kross) zur Polizeiwache läuft, um dort ein Geständnis abzulegen. In einer Rückblende werden die Ereignisse aufgerollt. Der vermögende Yuppie Dr. Klaus Peters (Jan Henrik Stahlberg) findet seine derzeitige Geliebte Miriam Polischka (Jenny Elvers-Elbertzhagen) nicht mehr sexy genug. Nach einem Streit wirft er sie und ihren Sohn Michael aus seiner Villa in Berlin-Zehlendorf raus. Notgedrungen muß sich die mittellose Mutter eine kleine Wohnung in Stadtteil Neukölln nehmen. Dort ist alles anders - in der neuen Schule herrscht ein rauer Umgangston, die Lehrer sind maßlos überfordert. Viele seiner Mitschüler haben einen Migrationshintergrund. Der Lehrer droht bei weiteren Störungen lapidar mit der Abschiebung.
Für den Jungen ist es eine ungewohnte Umgebung, die er so nicht kennt. Der Türke Erol (Inanc Oktay Özdemier) und dessen Straßenbande haben den Neuling auch ziemlich schnell als neues "Opfer" auserkoren.  Er wird zusammengeschlagen, die Schuhe werden geklaut und 50 Euro Schutzgeld nehmen sie ihm ab. Mit seinen neuen Freunden Crille (Arnel Taci) und Matze (Kai Michael Müller) hängt er nach der Schule ab. Die drei brechen in die Villa von Dr. Peters ein. Zuhause bei Muttern wechseln sich die Liebhaber im Wochen-Rhythmus ab.  Für den  Einbruchsfall zuständig ist Kommissar Gerber (Hans Löw), der sich bei seinen Ermittlungen ein bisschen in Miriam verliebt. Eine erneute Konfrontation mit Erol endet mit einem Etappensieg von Michael, da er seinem Peiniger mit seiner Faust und einem Bleigewicht einen Nasenbeinbruch zufügt. Dadurch wird der Dealer Hamal (Erhan Emre) auf den Jungen aufmerksam. Er verschafft dem Youngster eine Tätigkeit als Drogenkurier...



"Knallhart" basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Gregor Tessnow. Das Großstadt-Drama, eine Art deutsches "Mean Street" nimmt die Perspektive des jungen Protagonistgen Michael Polischka ein und zeichnet ein hässliches Bild des Berliner Stadtteils. Vieles sieht nach Klischee aus, wobei sie sich ja tagtäglich als real bestätigen. Da kippt in der U-Bahn ein Betrunkener vom Sitz und bleibt regungslos auf dem Boden liegen - abe kein Mensch kümmert sich um ihn. Die Straßen werden von Jugendbanden beherrscht. Diese jungen Männer ohne Perspektive können sich nur mit brutaler Gewalt durchsetzen. In einer der besten Szenen trifft Michael in der U-Bahn zufällig auf seinen Feind Erol, der einen Kinderwagen mit Zwillingen mit sich schiebt. Michael hilft seinem Peiniger den Wagen auf die Straße hochzutragen, dieser bedankt sich mit einem wohlwollenden Kopfnicken bei seinem "Opfer". Besonders die Schlußszene ist sehr schmerzhaft. Der Junge wird zu einer schwerwiegenden Entscheidung genötigt, die ihm alles abverlangt und mit Sicherheit auch das gesamte weitere Leben nachhaltig beeinflussen wird. Gut getroffen auch Michaels Wandung vom Opfer zum Täter, dieser Rollenwechsel scheint ihm auch durchaus erstmal Spaß zu machen. Die Schauspielerleistungen sind allesamt sehr gut, allen voran Hauptdarsteller David Kross. Auch für Detlev Buck lohnte sich dieser Genrewechsel - "Knallhart" ist sein bester Film. Als Vorbilder gibt er "Christiane F" an, aber auch Truffauts "Sie küßten und sie schlugen ihn" sowie Scorseses New York Film "Mean Street".


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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