Regie: Detlev Buck
Die Straßen von Neukölln...
Der Berliner Stadtteil Neukölln hat keinen guten Ruf. Die Armut ist
groß, genauso wie auch die Kriminalität und die Perspektivlosigkeit.
"Knallhart", der etwas andere Film von Detlev Buck, führt uns in diese
düstere Großstadtwelt. Der Film beginnt damit, dass der fünfzehnjährige
Michael (David Kross) zur Polizeiwache läuft, um dort ein Geständnis
abzulegen. In einer Rückblende werden die Ereignisse aufgerollt. Der
vermögende Yuppie Dr. Klaus Peters (Jan Henrik Stahlberg) findet seine
derzeitige Geliebte Miriam Polischka (Jenny Elvers-Elbertzhagen) nicht
mehr sexy genug. Nach einem Streit wirft er sie und ihren Sohn Michael
aus seiner Villa in Berlin-Zehlendorf raus. Notgedrungen muß sich die
mittellose Mutter eine kleine Wohnung in Stadtteil Neukölln nehmen. Dort
ist alles anders - in der neuen Schule herrscht ein rauer Umgangston,
die Lehrer sind maßlos überfordert. Viele seiner Mitschüler haben einen
Migrationshintergrund. Der Lehrer droht bei weiteren Störungen lapidar
mit der Abschiebung.
Für den Jungen ist es eine
ungewohnte Umgebung, die er so nicht kennt. Der Türke Erol (Inanc Oktay
Özdemier) und dessen Straßenbande haben den Neuling auch ziemlich
schnell als neues "Opfer" auserkoren. Er wird zusammengeschlagen, die
Schuhe werden geklaut und 50 Euro Schutzgeld nehmen sie ihm ab. Mit
seinen neuen Freunden Crille (Arnel Taci) und Matze (Kai Michael Müller)
hängt er nach der Schule ab. Die drei brechen in die Villa von Dr.
Peters ein. Zuhause bei Muttern wechseln sich die Liebhaber im
Wochen-Rhythmus ab. Für den Einbruchsfall zuständig ist Kommissar Gerber (Hans Löw), der sich bei seinen Ermittlungen
ein bisschen in Miriam verliebt. Eine erneute Konfrontation mit Erol
endet mit einem Etappensieg von Michael, da er seinem Peiniger mit
seiner Faust und einem Bleigewicht einen Nasenbeinbruch zufügt. Dadurch
wird der Dealer Hamal (Erhan Emre) auf den Jungen aufmerksam. Er
verschafft dem Youngster eine Tätigkeit als Drogenkurier...
"Knallhart"
basiert auf dem gleichnamigen Jugendroman von Gregor Tessnow. Das
Großstadt-Drama, eine Art deutsches "Mean Street" nimmt die Perspektive
des jungen Protagonistgen Michael Polischka ein und zeichnet ein
hässliches Bild des Berliner Stadtteils. Vieles sieht nach Klischee aus,
wobei sie sich ja tagtäglich als real bestätigen. Da kippt in der
U-Bahn ein Betrunkener vom Sitz und bleibt regungslos auf dem Boden
liegen - abe kein Mensch kümmert sich um ihn. Die Straßen werden von
Jugendbanden beherrscht. Diese jungen Männer ohne Perspektive können
sich nur mit brutaler Gewalt durchsetzen. In einer der besten Szenen
trifft Michael in der U-Bahn zufällig auf seinen Feind Erol, der einen
Kinderwagen mit Zwillingen mit sich schiebt. Michael hilft seinem
Peiniger den Wagen auf die Straße hochzutragen, dieser bedankt sich mit
einem wohlwollenden Kopfnicken bei seinem "Opfer". Besonders die
Schlußszene ist sehr schmerzhaft. Der Junge wird zu einer
schwerwiegenden Entscheidung genötigt, die ihm alles abverlangt und mit
Sicherheit auch das gesamte weitere Leben nachhaltig beeinflussen wird.
Gut getroffen auch Michaels Wandung vom Opfer zum Täter, dieser
Rollenwechsel scheint ihm auch durchaus erstmal Spaß zu machen. Die
Schauspielerleistungen sind allesamt sehr gut, allen voran
Hauptdarsteller David Kross. Auch für Detlev Buck lohnte sich dieser
Genrewechsel - "Knallhart" ist sein bester Film. Als Vorbilder gibt er
"Christiane F" an, aber auch Truffauts "Sie küßten und sie schlugen ihn"
sowie Scorseses New York Film "Mean Street".
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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