Freitag, 13. Februar 2015

Jongens

























Regie: Mischa Kamp

Follow your heart...

Die niederländische Regisseurin Mischa Kamp schafft mit ihrem 2014 gedrehten Coming of Age und Coming out Film "Jongens" etwas bemerkenswertes: Das Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe wird so offen, unschuldig und entwaffend erzählt, dass er sogar im Kinderprogramm laufen könnte - und dies ist jetzt unbedingt als Kompliment gemeint. Es geht um den 16jährigen Sieger (Gijs Blom) für den es derzeit nur das Leichtathletik-Training gibt. Er ist Sprinter und durch sein Talent hat er es sogar geschafft bei der Landesmeisterschaft im Staffellauf anzutreten. Der Junge hat vor kurzem seine Mutter bei einem Motorradunfall verloren und lebt nun bei seinem Vater (Ton Kas) und dem etwas älteren Bruder Eddy (Jonas Smulders). Mit seinem Freund Stef (Stijn Taverne) hängt er ab, langsam erwacht auch das Interesse für Mädchenwie Jessica (Lotte Razoux Schultz) oder Kim (Rachelle Verdel). Da gibts aber auch noch den gleichaltrigen Marc (Ko Zandvliet), der neue im Team. Marc ist charismatisch und irgendwie fühlt sich Sieger zu ihm hingezogen. Beim Schwimmen kommen sich die beiden Jungs sogar näher, es kommt zu einem ersten zaghaften Kuß. Doch es ist nicht einfach mit diesem Gefühl umzugehen. "Ich bin nicht schwul" meint er danach zu Marc und wendet sich wieder seinem Sport zu. Doch die Leistung leidet unter dem Druck Gefühle zu verleugnen.  Werden die Jungs es trotzdem schaffen, die Landesmeisterschaft zu gewinnen ? Oder mehr noch: Haben sie den Mut ihrer Liebe eine Chance zu geben ?


 Regisseurin Mischa Kamp wollte mit ihrem Film, der zuerst eine Fernsehproduktion war, eine Liebesgeschichte erzählen, die in dieser Form im holländischen TV noch nicht vorkam. Kamp betonte, dass der Film auch speziell für Jüngere gemacht worden sei und daher keine expliziten Handlungen enthalte. Dennoch sei es für die Hauptdarsteller schwierig gewesen, sich auf die intimen Szenen einzulassen, weshalb die Regisseurin sich bemühte, die Jungen außerhalb der Drehzeit einander näherzubringen und ihnen so die Scheu zu nehmen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Alles wirkt sehr echt, umverkrampft und extrem authentisch. Vor allem liegt das Geheimnis des Erfolgs in der einfachen, ja fast schlichten Machart. "Jongens" hat so viele positive Reaktionen nach der TV-Ausstrahlung, dass der Film nachträglich auch in die Kinos kam. Die Mischung aus Sportfilm und Coming out Geschichte wird in 78 Minuten lebendig und intim erzählt. Auch die Kamera agiert kompetent. Denn die schöne Szene des ersten Kusses, aus der Vogelperspektive in den Teich geschaut, ist ästhetisch sehr gut gelungen. Sehr gut eingefangen in diesem Sommerfilm die Aufgeregtheit und auch die Unsicherheit der ersten Liebe.

Bewertung. 7 von 10 Punkten. 

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