Regie: John Crowley
Nach dem Terror...
Er braucht zwar ein bissel Zeit um so richtig in die Gänge zu
kommen, aber dann entwickelt sich John Crowleys (Boy A, Intermission)
beklemmender Politthriller "Unter Beobachtung" (Original: Close Circuit)
zu einem spannenden und dichten Thriller. Dabei konnte der irische
Regisseur einige sehr gute Schauspieler wie Jim Broadbent, Ciaran Hinds,
Anne Marie Duff und Riz Ahmed für tragende und markante Nebenrollen
verpflichten. Und in den besten Momenten des Films kann Crowley beinahe
an die Substanz der klassischen 70er Jahre Politthriller heranreichen.
Um was geht es: Es ist ein ganz normaler Morgen, mitten in einem
Londoner Wochenmarkt. Leute erledigen ihre Einkäufe, Händler richten
ihre Stände ein, Lieferwagen fahren rein und raus. Dann passiert es.
Eine Bombe explodiert.
Bei dieser Explosion einer
Autobombe auf einem Londoner Wochenmarkt werden 120 Menschen ermordet.
Das Land steht im Schock, es folgt die Aufarbeitung dieses nationalen
Traumas. Wie so üblich braucht es auch den schnellen Erfolg und so wird
sehr schnell der Schuldige gefunden. Farroukh Erdogan (Denis Moschitto),
der mit Frau und Sohn (Hasancan Cifc) seit längerem in London lebt, hat
eine sonderbare Vergangenheit in Deutschland und wird überführt diesen
terroristischen Akt auf das britische Volk verübt zu haben. Sechs Monate
später laufen die Vorbereitungen für den Prozess auf Hochtouren.
Aufgrund der Staatssicherheit hat sich das englische Gericht entschieden
neben dem öffentlichen Prozess auch eine zweite streng geheime zweite
Verhandlung stattfinden zu lassen. Als Verteidigerin in diesem
hochsensiblen Verfahren ist die junge Anwältin Claudia Simmons-Howe
(Rebecca Hall) involviert. Ihr Kollege, der für den öffentlich
vorgesehen Prozess vorgesehen war, begeht aber Selbstmord. Als Ersatz
wird der erfolgreiche und arrogante Martin Rose (Eric Bana) berufen.
Claudia will daraufhin ihren Rückzug vom Prozess antreten, da sie mit
Martin eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, die nicht bekannt ist.
Beide hatten eine Affäre. Doch der Generalstaatsanwalt (Jim Broadbent)
leistet Überzeugungsarbeit, dass sie am Ball bleibt, schließlich hat sie
sich schon sehr lange mit dem Fall beschäftigt. Sehr bald kommen die
beiden aber einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur. Dabei soll
der britische Geheimdienst MI 5 aus gutem Grund viele Fakten
verschweigen und verschleiern. Von einer Journalistin (Julia Stiles)
bekommt Martin Rose auch die Frage gestellt, ob er tatsächlich glaubt,
dass ein Vorgänger Selbstmord verübt hat. Zu diesem Zeitpunkt steht Marc
und auch Claudia schon unter Beobachtung und natürlich sind sie in
großer Gefahr, je tiefer sie sich in den Fall verstricken...
Neben
einem gut konstruierten Drehbuch ist es vor allem die Atmosphäre einer
unbekannten, nicht fassbaren Bedrohung, die auf die ermittelnden
Protagonisten einprasselt. Dabei sind es die bereits erwähnten
Nebenfiguren, die alle möglicherweise etwas zu verbergen haben und somit
ensteht in der Geschichte ein Szenario des Mißtrauens. Das macht den
ganz großen Reiz des britischen Thrillers aus. Im Zentrum der Geschichte
steht immer die großangelegte Intrige, bei denen die zwei Anwälten bald
an einem Punkt stehen, wo sie merken, dass der Gegner viel größer ist
als sie selbst. Eine Gefühl der Ohnmacht kann vermittelt werden. Wer
jetzt einen lupenreinen Actioner erwartet, der wird von der stillen
Machart des Films wahrscheinlich enttäuscht sein. Leider ist das Ende
etwas zu harmlos, angesichts der ganzen Dramatik vorher, aber insgesamt
ist Crowleys Film gut gelungen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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