Freitag, 27. Februar 2015

Unter Beobachtung





















Regie: John Crowley

Nach dem Terror...

Er braucht zwar ein bissel Zeit um so richtig in die Gänge zu kommen, aber dann entwickelt sich John Crowleys (Boy A, Intermission) beklemmender Politthriller "Unter Beobachtung" (Original: Close Circuit) zu einem spannenden und dichten Thriller. Dabei konnte der irische Regisseur einige sehr gute Schauspieler wie Jim Broadbent, Ciaran Hinds, Anne Marie Duff und Riz Ahmed für tragende und markante Nebenrollen verpflichten. Und in den besten Momenten des Films kann Crowley beinahe an die Substanz der klassischen 70er Jahre Politthriller heranreichen. Um was geht es: Es ist ein ganz normaler Morgen, mitten in einem Londoner Wochenmarkt. Leute erledigen ihre Einkäufe, Händler richten ihre Stände ein, Lieferwagen fahren rein und raus. Dann passiert es. Eine Bombe explodiert.
Bei dieser Explosion einer Autobombe auf einem Londoner Wochenmarkt werden 120 Menschen ermordet. Das Land steht im Schock, es folgt die Aufarbeitung dieses nationalen Traumas. Wie so üblich braucht es auch den schnellen Erfolg und so wird sehr schnell der Schuldige gefunden. Farroukh Erdogan (Denis Moschitto), der mit Frau und Sohn (Hasancan Cifc) seit längerem in London lebt, hat eine sonderbare Vergangenheit in Deutschland und wird überführt diesen terroristischen Akt auf das britische Volk verübt zu haben. Sechs Monate später laufen die Vorbereitungen für den Prozess auf Hochtouren. Aufgrund der Staatssicherheit hat sich das englische Gericht entschieden neben dem öffentlichen Prozess auch eine zweite streng geheime zweite Verhandlung stattfinden zu lassen. Als Verteidigerin in diesem hochsensiblen Verfahren ist die junge Anwältin Claudia Simmons-Howe (Rebecca Hall) involviert. Ihr Kollege, der für den öffentlich vorgesehen Prozess vorgesehen war, begeht aber Selbstmord. Als Ersatz wird der erfolgreiche und arrogante Martin Rose (Eric Bana) berufen. Claudia will daraufhin ihren Rückzug vom Prozess antreten, da sie mit Martin eine gemeinsame Vergangenheit verbindet, die nicht bekannt ist. Beide hatten eine Affäre. Doch der Generalstaatsanwalt (Jim Broadbent) leistet Überzeugungsarbeit, dass sie am Ball bleibt, schließlich hat sie sich schon sehr lange mit dem Fall beschäftigt. Sehr bald kommen die beiden aber einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur. Dabei soll der britische Geheimdienst MI 5 aus gutem Grund viele Fakten verschweigen und verschleiern. Von einer Journalistin (Julia Stiles) bekommt Martin Rose auch die Frage gestellt, ob er tatsächlich glaubt, dass ein Vorgänger Selbstmord verübt hat. Zu diesem Zeitpunkt steht Marc und auch Claudia schon unter Beobachtung und natürlich sind sie in großer Gefahr, je tiefer sie sich in den Fall verstricken...


 Neben einem gut konstruierten Drehbuch ist es vor allem die Atmosphäre einer unbekannten, nicht fassbaren Bedrohung, die auf die ermittelnden Protagonisten einprasselt. Dabei sind es die bereits erwähnten Nebenfiguren, die alle möglicherweise etwas zu verbergen haben und somit ensteht in der Geschichte ein Szenario des Mißtrauens. Das macht den ganz großen Reiz des britischen Thrillers aus. Im Zentrum der Geschichte steht immer die großangelegte Intrige, bei denen die zwei Anwälten bald an einem Punkt stehen, wo sie merken, dass der Gegner viel größer ist als sie selbst. Eine Gefühl der Ohnmacht kann vermittelt werden. Wer jetzt einen lupenreinen Actioner erwartet, der wird von der stillen Machart des Films wahrscheinlich enttäuscht sein. Leider ist das Ende etwas zu harmlos, angesichts der ganzen Dramatik vorher, aber insgesamt ist Crowleys Film gut gelungen.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen