Regie: Taika Waititi
Hitlerjunge JoJo Betzler
Mit dem satirischen Nazifilm "Jo Jo Rabbit" gelang dem neuseeländischen Filmregisseur Taika Waititi nicht nur an der Kinokasse ein großer Erfolg. Weltweit spielte der Film 90 Millionen Dollar ein und ist nach "Thor: Tag der Entscheidung" Waititis bisher größer kommerzieller Erfolg. Der Regisseur wurde mit Filmen wie "Boy" (2010), "Wo die wilden Menschen jagen" (2016) und "5 Zimmer Küche Sarg" (2014) auch einem größeren Publikum bekannt. Auch die Kritiken waren sehr erfreulich und positiv und so konnte "Jo Jo Rabbit" 2020 sechs Oscarnominierungen (darunter für den besten Film) bekommen. Eine weitere Nominierung bekam Nebendarstellerin Scarlett Johannson, die aber gegen Laura Dern in "Marriage Story" das Nachsehen hatte. Taika Waititi, der auch das Skript verfasste, konnte aber am Abend des 9. Februars 2020 triumphieren, denn die zweite Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch ging als Gewinner hervor. Anti(Held) des Films ist der begeisterte Hitlerjunge Johannes Betzler, der von seinen Freunden JoJo genannt wird. JoJo (Roman Griffin Davis) ist eigentlich eher ein Aussenseiter, doch er will akzeptiert werden und daher macht er mit totaler Hingabe beim Jungvolk mit. Er hat sogar einen imaginären besten Freund und der ist niemand anderer als Führer Adolf Hitler persönlich (wird vom Regisseur gespielt). Sein zweitbester Freund ist der dickliche Yorki (Archie Bates), ebenfalls eher Aussenseiter wie JoJo selbst. Im Trainingslager von Kaptän Klenzendorf (Sam Rockwell), der von Fräulein Rahm (Rebel Wilson) und Finkel (Alfie Allen) unterstützt wird, läuft es aber gar nicht so gut. Denn JoJo versagt bei der Aufgabe einem kleinen Kaninchen den Hals umzudrehen. Nun wird er von den Anderen gehänselt, sie rufen ihn "JoJo Rabbit". Es braucht immer wieder den imaginären Führer, der ihn in Sachen guter Nazi wieder aufbauen muss. Um seine Tapferkeit zu beweisen, stiehlt er eine Stielhandgranate und wirft sie mit dem größten Mut fort. Doch sie bleibt vor seinen Füßen liegen und explodiert dort. Die Verletzung hinterlässt Narben und eine vorübergehende Gehbehinderung. Es sind die letzten Kriegstage angebrochen - die Amis kommen vom Westen, die Russen marschieren im Osten vor. Als Verletzter wird er natürlich nicht mehr eingezogen, was ihn sehr traurig macht. Stattdessen bekommt er kleinere Aufgaben zugeteilt wie das Verteilen von Durchhalte-Propaganda. Was JoJo nicht weiß: Seine Mom Rosie (Scarlett Johansson) arbeitet für den Widerstand und hat darüberhinaus im Haus das jüdische Mädchen Else (Thomasin McKenzie) versteckt. Bald entdeckt auch JoJo diesen Eindringling und auch der Phantasie Adolf ist gar nicht erfreut über diesen ungebetenen Gast...
Bald wird natürlich der kleine JoJo Betzler seine bisherigen Überzeugungen in Frage stellen und Taika Waititi hat natürlich eine ganze Menge schwarzen Humor in seine Groteske gepackt. Oscar Preisträger Michael Giacchino wurde beauftragt den Film musikalisch zu vertonen. Und der brachte auch Songs zum Einsatz, die viel später als 1944 entstanden. So gibts ein Wiedersehen mit der deutschen Version von dem Beatles Klassiker "I wanna hold your hand". Auch David Bowies "Helden" ist zu Hören. Den Beatles Song wollte Waititi unbedingt, denn er bemerkte Ähnlichkeiten in der Hysterie der Menge bei Hitlers Kundgebungen und der Teenager-Raserei bei den Beatles Konzerten. Möglicherweise ist der etwas respektlose Umgang mit dem Thema nicht Jedermanns Sache, weil es nicht alle gut finden, wenn man sich lustig über die Nazis macht. Und nicht jeder erkennt Satire, wobei sie vom Regisseur brilliant umgesetzt wurde und die berührenden Momente jedesmal den Ernst der Lage wieder voll erkennen lassen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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