Regie: Andreas Prochaska
Von Rache besessen...
Gleich nach dem phänomenalen und eopchalen Meisterwerk "Die andere
Heimat" hat ein weiterer deutscher Heimatfilm bei der Vergabe des
deutschen Filmpreises triumphiert. Andreas Prochaskas neuer Genrefilm
"Das finstere Tal" erhielt die Auszeichnung Silbernes Filmband. Tobias
Moretti erhielt die Trophäe als bester Nebendarsteller und Kameramann
Thomas W. Kienast setzte sich sogar überraschend gegen den großen
Favoriten Gernot Roll (Die andere Heimat) durch. Insgesamt gabs 8
Trophäen für den Genremix aus Heimatfilm und Western. Der Film ist eine
deutsch-österreichische Coproduktion und festigt Prochaskas Ruf als
einer der wichtigsten Genreregisseure im deutschsprachigen Raum, denn
auch seine beiden "In 3 Tagen bist du tot" Filme können sich sehen
lassen - im zweiten Teil dieses Alpenslashers nimmt er sogar ein
bisschen eines der Themen von "Das finstere Tal" vorweg, denn die arme
Nina muss dort in einem abgelegenen Berghof, also ebenfalls in einem
finsteren Tal, ein Abenteuer bestehen. Die Umgebung beider Filme ist
daher ähnlich abgeschieden. Die Geschichte, die Prochaska erzählt, spielt
sich aber in der Mitte des 19. Jahrhunderts ab. Dort kommt ein junger
Mann (Sam Riley), der sich Greider nennt mit seinem Pferd und Gepäck in
ein abgelegenes Bergdorf in den Alpen. Und man merkt, dass nicht jeden
Tag ein Fremdling durch diese Gegend reiten und vor allem noch den
Winter dort verbringen will. Greider stellt sich den argwöhnischen
Dorfbewohnern als Fotograf vor und mit einem angemessenen
Bestechungsgeld akzeptieren die tyrannischen sechs Söhne (Tobias
Moretti, Helmuth A. Häusler, Martin Leutgeb, Clemens Schick, Johann
Nikolussi, Florian Brückner) des alten Brenner-Bauern (Hans-Michael
Rehberg), der dort oben als Patriarch das Sagen hat, den Wunsch nach
Kost und Logis. Sie quartieren den Fremden bei der Gaderin (Carmen
Gratl) ein. Deren Tochter Luzi (Paula Beer) hat vor ihren Freund Lukas
(Thomas Schubert) zu heiraten. Doch dann wird der Ort plötzlich durch
den Tod eines der Brenner Söhne überschattet. Was auf den ersten Blick
wie ein Unfall aussieht, deutet immer mehr auf ein gewaltsames Einwirken
hin. Doch ehe dies klar wird, stirbt auch schon der zweite Brenner...
Optisch
fühlte ich mich ein bisschen an Robert Altmans besten Film "MacCabe und
Mrs. Miller" erinnert, vor allem sieht das abgelegene Dorf genauso
wenig einladend aus, wie die Stadt, die MacCabe aufbaut und wo er am
Ende im Schnee stirbt. Aber auch diese Westerngeschichten von dem
einsamen Reiter, der in die Stadt kommt, eine Mission hat und dann
wieder verschwindet, kommt in den Sinn. So festigt sich der Verweis auf
das Westerngenre. Wobei Prochaska dem Motiv des Heimatfilms doch
irgendwie den Vorzug gibt. Trotz des Rape and Revange Charakters der
Geschichte. Denn die wahren Hintergründe von Greiders Mission liegen in
der Zerstörung einer totalitären und archaischen, stark religiös
gefärbten Ideologie, die es möglich macht den Patriarchen der
Bergdorfgemeinschaft auf eine Stufe mit dem Herrgott zu stellen. Dieser
psychologische Kniff des Drehbuchs ist es auch, der diesen Film sehr
wuchtig und atmosphärisch dicht erscheinen lässt.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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