Regie: Denis Villeneuve
Der Feind in der Nähe...
Der kanadische Filmregisseur Denis Villeneuve ist ein Name den man
sich unbedingt merken muss: Bereits dreimal in Folge hat mich nun ein
Film dieses Regisseurs gepackt. 2010 begeisterte er mit "Die Frau, die
singt" (der Film bekam auch eine Oscarnominierung als bester
ausländischer Film). Es folgte der packende Thriller "Prisoners" und
auch "Enemy" - erneut mit Jake Gyllenhal . gibt er ein hervorragendes
filmisches Rätsel auf. Durch die Location Toronto hat man immer ein
bissel das Gefühl man würde einen Cronenberg-Film sehen - einige Szenen
bestätigen oder verstärken diesen Eindruck sogar noch. Aus einer
simplen, aber dennoch aussergewöhnlichen wie geheimnisvollen Story holt
der Filmemacher ein Optimum an Atmosphäre und Suspence heraus. Dabei
muss auch unbedingt Kameramann Nicolas Bolduc erwähnt werden, der mit
starken Kupfer- , Gelb- und Grüntönen der Optik des Films entscheidende
Stimmungen verleiht.
Am Anfang besucht ein Mann (Jake
Gyllenhaal) eine seltsame Erotikshow in einem Undergrund-Club, in der
eine nackte Frau mit Lackleder bekleidet und hochhackigen Plateauschuhen
auf einem kleinen Podium tanzt, wo eine Tarantel herumläuft. Dann sieht
man eine schwangere junge Frau (Sarah Gadon) auf einem Bett sitzend.
Adam Bell, der angesehene Collegeprofessor, ist dieser Mann aus der
ersten Szene und er hält eine Vorlesung an der Uni. Ein College
empfiehlt ihm einen bestimmten Film auf DVD anzuschauen. Adam ist mit
der hübschen Mary (Melanie Laurent) liiert. Als er diesen besagten Film
anschaut, glaubt er seinen Augen nicht. Einer der Nebendarsteller sieht
haargenau aus wie er selbst. Er macht den Darsteller ausfindig, der sich
den Künstlernamen Daniel St. Claire zugelegt hat, in Wirklichkeit
Anthony Claire heißt und ebenfalls in der Stadt lebt. Die frappierende Ähnlichkeit lässt Adam Bell nun keine Ruhe mehr
und kommt durch das identische Aussehen sogar an einen vertraulichen
Brief heran, der eigentlich an Anthony Claire gerichtet ist. In diesem
Brief erfährt er die Anschrift seines Doppelgängers und ruft bei ihm an.
Anthonys Ehefrau Helen, die sich am anderen Ende meldet, glaubt sogar
die Stimme ihres Gatten zu erkennen. Schockiert legt Adam auf. Doch das
Ziel, dieses zweite unbekannte Ich, bleibt dominierend und alles läuft
auf ein Treffen heraus...
...und dies hat es dann auch in
sich, denn nach vielen mysteriösen Annäherungen läutet es nun eine
verhängnisvolle Dynamik ein. Mit 90 Minuten, so könnte man sagen, ist
der Film knackig kurz - aber jede Minute ist meisterlich an diesem
Psychothriller nach dem gleichnamigen Roman des portugiesischen
Romancier Jose Saramago. Die Geschichte ist so bedrückend, dass sie
beinahe schon klaustrophobische Ängste auslöst. Für Leute, die gerne
Geschichten interpretieren und einzelne Szenen deuten, ist der Film auch
eine schöne psychologische Fundgrube. Denn vieles was der Macher offen
lässt, kann man auch seelisch ableiten - vorausgesetzt man gibt sich
damit zufrieden, dass "The Enemy", dieser Feind das eigene Ich
darstellt. Aber wie gesagt: Es ist schön, wenn auch am Ende spekuliert
werden darf. Und Spinnen haben ja schon immer beim Menschen etwas
ausgelöst...grins.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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