Donnerstag, 25. Juni 2015

Herz aus Stahl

























Regie: David Ayer

Gemeinsam im Panzer...

"Fury" so hat eine Panzerbesatzung der US-2nd armored Division ihren Sherman Panzer getauft und so heißt auch der Film von David Ayer im Original. In Deutschland wurde er in "Herz aus Stahl" unbenannt, ein Film-Name, der vor allem auf den Widerspruch der Gefühle Bezug nimmt, von denen der Film handelt. Ayers Film ist zwar lange nicht so tiefgreifend und philosophisch fundiert wie die besten Genre-Verwandten "Apocalypse Now", "Der schmale Grat" oder "Die durch die Hölle gehen". Aber dafür hat er einen erstklassigen Genrefilm um das Thema "Helden" gemacht, sogar mit einem überaus bissigen Kommentar.
Denn um "Held" zu sein, muss man zuerst zum "Mörder" werden und dann - wenn die Verrohrung eingesetzt hat und die alte Persönlichkeit zum Teufel gejagt wurde, dann kann man diesen verdammten Krieg gewinnen.
"Herz aus Stahl" spielt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. So gesehen zeigt uns Ayer die amerikanische Gegenseite zu Bernhard Wickis tragischen Helden aus "Die Brücke", als 15jährige Schüler als letzte Bastion im Volkssturm ein letztes Aufbegehren demonstrieren sollen. In Ayers Film werden diese Kindersoldaten in einer der Szenen von den Ami-Panzertruppen abgeschossen. Es ist auch die letzte, aber überaus lebensgefährliche Offensive gegen die Wehrmacht auf deutschem Reichsgebiet. Die fünfköpfige Besatzung des Panzers sind der Vorgesetzte und Kommandant Don "Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) , ausserdem Boyd "Bible“ Swan (Shia LaBeouf), Grady "Coon-Ass“ Travis (Jon Bernthal) und Trini "Gordo“ Garcia (Michael Peña). Der Panzerschütze starb aber leider beim letzten Gefecht, daher wird dem eingespeielten Team der junge, noch kriegsunerfahrene Grünschnabel Norman Ellison (Logan Lerman) zugeteilt, der bisher nur als Schreibkraft und Lastwagenfahrer gearbeitet hat.
Die Besatzung kennt sich bereits aus den Kämpfen in Nordafrika gegen die Deutschen. Durch den Krieg sind die Männer zusammengewachsen, aber auch ständig an der Grenze zum Zusammenbruch. Gefühle gibt es keine. Collier führt die Männer mit harter hand, aber er war auch derjenige, der den Männern das Überleben sicherte. Ellison ist völlig entsetzt von den Redensarten und Handlungsweisen seiner Kameraden und ist angeekelt von den ersten Eindrücken des harten Fronteinsatzes. Auf einem Vorstoß sieht er im Wald einige Hitlerjungen, kann aber im entscheidenden Moment nicht auf den Feind schießen. Diese töten aber mit einer Panzerfaust auf den Führungspanzer der Amis, die gesamte Besatzung samt Zugführer (Xavier Samuel) stirbt einen qualvollen Flammentod. Auch im folgenden Gefecht macht Ellison keine kämpferische Figur. Er setzt sein Maschinengewehr nur sehr zaghaft ein. Collier entscheidet sich daher zu einem gewaltsamen Akt, um die Tötungshemmung zu beseitigen. Ellison wird gezwungen einen deutschen Kriegsgefangenen zu erschießen.
Kurz danach rücken die Amerikaner in eine kleine Stadt vor. Dort werden sie zunächst von deutschen Heckenschützen aus dem Hinterhalt aufgelauert. Es gibt viele Tote. Collier und Ellison quartieren sich nach dem Kampfhandlungen in einem deutschen Haushalt ein, indem zwei junge Frauen (Anamaria Marinca, Alicia von Rittberg) leben. Es kommt zu Zärtlichkeiten zwischen den jungen Norman und der jungen Emma. Diese kurzen Momente des Glücks und der Sehnsucht nach einem besseren Leben werden dann aber wieder jäh von der Realität unterbrochen. Stunden später gibts wieder Opfer und es ist wieder Kriegsalltag. Auf dem Weg zu einer strategisch wichtigen Kreuzung wird die aus vier Panzern bestehende US-Kolonne von den deutschen Tigerpanzern angegriffen. Hier zeigt sich die technische Überlegenheit der deutschen Panzer. Nur "Fury" bleibt im Kampf siegreich, doch als sie auf eine Miene fährt, wird das Fahrwerk und die Kette schwer geschädigt. Und schon naht eine 300 Mann starke Einheit der Waffen SS...


 somit ist die Zeit der Helden nahe. Und Collier gibt dann mit seiner Entscheidung beim Panzer zu bleiben, während die Anderen sich verstecken sollen, das Zeichen für die anschließende Heldentat. Denn keiner der Männer folgt diesem Befehl. Sie bleiben bei ihrem Wardaddy. Vor diesem Endszenario gibts aber sehr viele ungeschminkte Brutalitäten, die der Film zeigt und bei dem der Ami auch nicht gut wegkommt. Er sieht sich als Streiter für eine gute Sache und so sind im Überlebenskampf des Krieges auch alle nötigen Mittel erlaubt. So auch den noch unverdorbenen Kameraden so auszubilden, dass auf ihn Verlaß ist in den Momenten der Gefahr. Das Bild des Deutschen wird sich mit dem Film auch wandeln, denn interessanterweise hebt er mehr als einmal hervor, dass die Waffen-SS die eigentlichen Feinde sind, und eben nicht der deutsche Bürger. Noch nicht mal der deutsche Soldat wird schlecht dargestellt. Einer von ihnen wird einfach zum Tode verurteilt, obwohl er um sein Leben fleht - der andere sieht sogar am Ende des Films den versteckten Norman Ellison unter dem Panzer und ignoriert den Feind, der seine Hände erhoben hat und sich ergeben will. Er schaut ihn kurz an - der Zuschauer entdeckt dann, dass es auch auf der deutschen Seite, diese jungen Menschen gibt, mit denen sich eine friedliche Zukunft gestalten lässt und so ist dieser deutsche Soldat das Spiegelbild von Norman, der nach dem letzten Gefecht von seinen Kameraden in "Maschine" umgetauft wurde, weil es erstmals auch mit dem Töten klappte. Bei seiner Rettung wird er dann als "Held" tituliert, in seinem Gesichtsausdruck ist zu lesen, dass ihm dieser Ausdruck zuwider läuft und dass er froh ist dieser katastrophe noch einmal entkommen zu sein.
Brad Pitt spielt eine etwas überlebensgroß geratene Variante des Beschützers, er wird allerdings von Youngster Logan Lerman mit der besten Leistung seiner Karriere an die wand gespielt. Seine Figur ist es, die der Geschichte um Heldentum und um die Herzen, die zu Stahl werden, die nötige Emotion verleiht. Es ist ein Weltkriegsfilm alter Schule, in dem die Soldaten im Mittelpunkt der Geschichte stehen. "Herz aus Stahl" ist zwar kein Antikriegsfilm, hat aber für mich sehr viel interessante Diskussionspunkte und vor allem perfekt gemachtes Genrekino mit Anspruch. Eine Art Mainstreamvariante des israelischen Panzerfilms "Lebanon" von Samuel Maoz.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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