Regie: David Ayer
Gemeinsam im Panzer...
"Fury" so hat eine Panzerbesatzung der US-2nd armored Division
ihren Sherman Panzer getauft und so heißt auch der Film von David Ayer
im Original. In Deutschland wurde er in "Herz aus Stahl" unbenannt, ein
Film-Name, der vor allem auf den Widerspruch der Gefühle Bezug nimmt,
von denen der Film handelt. Ayers Film ist zwar lange nicht so
tiefgreifend und philosophisch fundiert wie die besten Genre-Verwandten
"Apocalypse Now", "Der schmale Grat" oder "Die durch die Hölle gehen".
Aber dafür hat er einen erstklassigen Genrefilm um das Thema "Helden"
gemacht, sogar mit einem überaus bissigen Kommentar.
Denn
um "Held" zu sein, muss man zuerst zum "Mörder" werden und dann - wenn
die Verrohrung eingesetzt hat und die alte Persönlichkeit zum Teufel
gejagt wurde, dann kann man diesen verdammten Krieg gewinnen.
"Herz
aus Stahl" spielt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs in
Deutschland. So gesehen zeigt uns Ayer die amerikanische Gegenseite zu
Bernhard Wickis tragischen Helden aus "Die Brücke", als 15jährige
Schüler als letzte Bastion im Volkssturm ein letztes Aufbegehren
demonstrieren sollen. In Ayers Film werden diese Kindersoldaten in einer
der Szenen von den Ami-Panzertruppen abgeschossen. Es ist auch die
letzte, aber überaus lebensgefährliche Offensive gegen die Wehrmacht auf
deutschem Reichsgebiet. Die fünfköpfige Besatzung des Panzers sind der
Vorgesetzte und Kommandant Don "Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) ,
ausserdem Boyd "Bible“ Swan (Shia LaBeouf), Grady "Coon-Ass“ Travis (Jon
Bernthal) und Trini "Gordo“ Garcia (Michael Peña). Der Panzerschütze
starb aber leider beim letzten Gefecht, daher wird dem eingespeielten
Team der junge, noch kriegsunerfahrene Grünschnabel Norman Ellison
(Logan Lerman) zugeteilt, der bisher nur als Schreibkraft und
Lastwagenfahrer gearbeitet hat.
Die Besatzung kennt sich
bereits aus den Kämpfen in Nordafrika gegen die Deutschen. Durch den
Krieg sind die Männer zusammengewachsen, aber auch ständig an der Grenze
zum Zusammenbruch. Gefühle gibt es keine. Collier führt die Männer mit
harter hand, aber er war auch derjenige, der den Männern das Überleben
sicherte. Ellison ist völlig entsetzt von den Redensarten und
Handlungsweisen seiner Kameraden und ist angeekelt von den ersten
Eindrücken des harten Fronteinsatzes. Auf einem Vorstoß sieht er im Wald
einige Hitlerjungen, kann aber im entscheidenden Moment nicht auf den
Feind schießen. Diese töten aber mit einer Panzerfaust auf den
Führungspanzer der Amis, die gesamte Besatzung samt Zugführer (Xavier
Samuel) stirbt einen qualvollen Flammentod. Auch im folgenden Gefecht
macht Ellison keine kämpferische Figur. Er setzt sein Maschinengewehr
nur sehr zaghaft ein. Collier entscheidet sich daher zu einem
gewaltsamen Akt, um die Tötungshemmung zu beseitigen. Ellison wird
gezwungen einen deutschen Kriegsgefangenen zu erschießen.
Kurz
danach rücken die Amerikaner in eine kleine Stadt vor. Dort werden sie
zunächst von deutschen Heckenschützen aus dem Hinterhalt aufgelauert. Es
gibt viele Tote. Collier und Ellison quartieren sich nach dem
Kampfhandlungen in einem deutschen Haushalt ein, indem zwei junge Frauen
(Anamaria Marinca, Alicia von Rittberg) leben. Es kommt zu
Zärtlichkeiten zwischen den jungen Norman und der jungen Emma. Diese
kurzen Momente des Glücks und der Sehnsucht nach einem besseren Leben
werden dann aber wieder jäh von der Realität unterbrochen. Stunden
später gibts wieder Opfer und es ist wieder Kriegsalltag. Auf dem Weg zu
einer strategisch wichtigen Kreuzung wird die aus vier Panzern
bestehende US-Kolonne von den deutschen Tigerpanzern angegriffen. Hier
zeigt sich die technische Überlegenheit der deutschen Panzer. Nur "Fury"
bleibt im Kampf siegreich, doch als sie auf eine Miene fährt, wird das
Fahrwerk und die Kette schwer geschädigt. Und schon naht eine 300 Mann
starke Einheit der Waffen SS...
somit ist die Zeit der Helden
nahe. Und Collier gibt dann mit seiner Entscheidung beim Panzer zu
bleiben, während die Anderen sich verstecken sollen, das Zeichen für die
anschließende Heldentat. Denn keiner der Männer folgt diesem Befehl.
Sie bleiben bei ihrem Wardaddy. Vor diesem Endszenario gibts aber sehr
viele ungeschminkte Brutalitäten, die der Film zeigt und bei dem der Ami
auch nicht gut wegkommt. Er sieht sich als Streiter für eine gute Sache
und so sind im Überlebenskampf des Krieges auch alle nötigen Mittel
erlaubt. So auch den noch unverdorbenen Kameraden so auszubilden, dass
auf ihn Verlaß ist in den Momenten der Gefahr. Das Bild des Deutschen
wird sich mit dem Film auch wandeln, denn interessanterweise hebt er
mehr als einmal hervor, dass die Waffen-SS die eigentlichen Feinde sind,
und eben nicht der deutsche Bürger. Noch nicht mal der deutsche Soldat
wird schlecht dargestellt. Einer von ihnen wird einfach zum Tode
verurteilt, obwohl er um sein Leben fleht - der andere sieht sogar am
Ende des Films den versteckten Norman Ellison unter dem Panzer und
ignoriert den Feind, der seine Hände erhoben hat und sich ergeben will.
Er schaut ihn kurz an - der Zuschauer entdeckt dann, dass es auch auf
der deutschen Seite, diese jungen Menschen gibt, mit denen sich eine
friedliche Zukunft gestalten lässt und so ist dieser deutsche Soldat das
Spiegelbild von Norman, der nach dem letzten Gefecht von seinen
Kameraden in "Maschine" umgetauft wurde, weil es erstmals auch mit dem
Töten klappte. Bei seiner Rettung wird er dann als "Held" tituliert, in
seinem Gesichtsausdruck ist zu lesen, dass ihm dieser Ausdruck zuwider
läuft und dass er froh ist dieser katastrophe noch einmal entkommen zu
sein.
Brad Pitt spielt eine etwas überlebensgroß geratene
Variante des Beschützers, er wird allerdings von Youngster Logan Lerman
mit der besten Leistung seiner Karriere an die wand gespielt. Seine
Figur ist es, die der Geschichte um Heldentum und um die Herzen, die zu
Stahl werden, die nötige Emotion verleiht. Es ist ein Weltkriegsfilm
alter Schule, in dem die Soldaten im Mittelpunkt der Geschichte stehen.
"Herz aus Stahl" ist zwar kein Antikriegsfilm, hat aber für mich sehr
viel interessante Diskussionspunkte und vor allem perfekt gemachtes
Genrekino mit Anspruch. Eine Art Mainstreamvariante des israelischen
Panzerfilms "Lebanon" von Samuel Maoz.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen