Regie: Paul Verhoeven
Jugendliche Fluchten....
"Spetters" aus dem Jahr 1980 war der letzte holländische Film von
Paul Verhoeven, bevor er in den 80er Jahren in Hollywood eine große
Karriere machen konnte. Zu seiner Zeit war seine Coming of Age
Geschichte, die in der Arbeiterklasse spielt aufgrund der negativen
Darstellungen von Homosexuellen, Christen, Polizisten und den
Presseleuten ein echter Skandalfilm, der zu massiven Protesten führte.
Das wollten dann auch damals 1.124.162 Holländer sehen, allerdings war
die Gewinnauswertung dann doch eher entäuschend, zumal das Budget recht
hoch war.
Eine ganz tragische Note war der Selbstmord des
jungen Schauspielers Hans van Tongeren drei Jahre nach dem Film, der in
der Geschichte den jungen, talentierten Motocross Fahrer Rien spielt
und am Ende
Verhoeven legte seine Geschichte recht
provozierend an und spart nicht mit gewalttätigen Szenen und die
Sexualität wird sehr freizügig und explizit dargestellt. Es geht dabei
um die drei Freunde Rien (Hans van Tongeren), Hans (Maarten Spanjer) und
Eef (Toon Agterberg). Lezterer kommt aus einem streng religiösen
Elternhaus mit einem gewalttätigen Vater und motzt als Mechaniker die
Motocross-Maschinen von Rien und Hans auf. Alle drei sind riesige Fans
von Motcross-Idol Gerrit Wittkamp (Rutger Hauer), ein graduierter
Zahnarzt und angehender Weltmeister. Das Leben der drei Jungs besteht
aus Mädchen aufreissen, Alkohol, Drogen, Besuche in den Discos und
gelegentlich verprügeln sie auch Schwule auf den nächtlichen Straßen.
Ihr Leben gestaltet sich in Highspeed-Manier, sie träumen alle drei von
der Flucht aus der Provinz. Rien hat mit der eifersüchtigen Maya
(Marianne Boyer) eine feste Freundin. Eines Tages lernen die drei die
junge attraktive Fientje (Renee Soutendijk) kennen, die gemeinsam mit
ihrem schwulen Bruder Jaap (Peter Gärtner) eine fahrende Imbissbude
betreibt. Die junge Frau ist sexuell sehr aktiv und in der Wahl ihrer
Männer auch ziemlich berechnend, sie steht auf Gewinner und wenn möglich
auf lukrative Partner, denn auch sie will den sozial beschränkten
Alltag hinter sich lassen.
Alle drei Jungs kommen Fientje
näher und zwei von Ihnen eröeben in der Folgezeit echte Wendepunkte in
ihrem Leben. Rien hat einen schweren Motorradunfall. Er stürzt eine
Böschung hinab und knallt mit dem Rücken auf einen Holzpfahl. Obwohl er
kaum Schmerzen hat, kann er nicht mehr aufstehen. Seine Beinse geben
nach wie Gummi. Diese Querschnittslähmung beendet seine hoffnungsvolle
Karriere im Motocross und zwingt ihn in den Rollstuhl. Leere und
Hoffnungslosigkeit macht sich breit, weder Exfreundin Maya noch die
jetzige Flamme Fientje ändern daran etwas, auch nicht der Besuch in
einer Pfingstgemeinde.
Eef wird im Laufe der Geschichte von
mehreren Männern, darunter ist auch Fientjes Bruder, auf einer riesigen
Kabeltrommel festgehalten und vergewaltigt....
Während es für
Rien keine Erlösung in der Geschichte gibt, wird somit Eef mit einer
unbekannten Seite seiner Sexualität konfrontiert, die er vorher nur
durch Gewalt ausleben konnte. Er war einer der vorher Strichern
nachstellte, um danach deren Kunden auszurauben. Verhoeven zeigt also
eine schwere, verbrecherische Form von Mißbrauch, die zum Coming out
führt. Auch die Pfingstkriche kommt nicht gut weg. Sie agiert zwar
weniger gewalttätig als Eefs chalvinistisch geprägter Vater, aber ihre
Zusammenkünfte werden bizarr dargestellt. Die Polizei sieht schon mal
von einer Verwarnung ab, wenn eine schöne Frau den Gesetzeshüter in den
Wohnwagen einlädt, um das Problem auf diese Weise zu regeln. Auch die
Presse reagiert unseriös, indem sie Bilder um die Heldentaten von Idol
Wittkamp manipuliert, diesen als Helden zeigen soll und seinen Mitfahrer
Hans als völligen Trottel.
Kameramann in "Spetters" war der
deutsche Jost Vacano. Auch wenn es offensichtlich ist, dass Verhoeven
auch bewusst anecken wollte - so bleibt doch einiges an dieser betont
pessimistischen Geschichte über junge Menschen, die ihren Weg suchen,
haften. Der Begriff "Spetters" steht einerseits für die Schlammspritzer
auf den Motocross-Maschinen, zum anderen umschreibt der Begriff
besonders tolle, gutaussehnde Jungs. Die Krtik hat sich zwar in all den
Jahren gelegt, aber dennoch haftet an Verhoevens Film immer noch die
frauen- und schwulenfeindliche Aura, seine brutalen, pornografischen wie
faschistischen Züge.
Am Ende von „Spetters“ haben sich die Leben einiger Figuren des Filmes grundsätzlich verändert. Der Weg dahin ist ein sehr unterhaltsamer, der im Ton zwischen Coming of Age, purer Provokation, humorigen Passagen und beklemmenden Momenten behände hin und her tänzelt. Getragen von starken, unverbrauchten Darstellern entwirft Verhoeven ein ungeschöntes Bild des holländischen Alltags wie er ihn damals am Beginn der 80er Jahre empfunden und erfahren hat.
Am Ende von „Spetters“ haben sich die Leben einiger Figuren des Filmes grundsätzlich verändert. Der Weg dahin ist ein sehr unterhaltsamer, der im Ton zwischen Coming of Age, purer Provokation, humorigen Passagen und beklemmenden Momenten behände hin und her tänzelt. Getragen von starken, unverbrauchten Darstellern entwirft Verhoeven ein ungeschöntes Bild des holländischen Alltags wie er ihn damals am Beginn der 80er Jahre empfunden und erfahren hat.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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