Regie: Roger Donaldson
Der Meister und sein Schüler...
Mit dem temporeichen Spionagethriller alter Schule "The November
Man" hat der neuseeländische Regisseur Roger Donaldson einen seiner
bisher besten Filme realisiert. Seine bekanntesten Arbeiten dürften
sicherlich "No Way Out" mit Kevin Costner und "Cocktail" mit Tom Cruise
in den 80ern sein sowie "Species" und "Dantes Peak, mit denen er im
Folgejahrzehnt gute Erfolge hatte. Seine beiden letzten Filme "Bank Job"
und "Pakt der Rache" waren immerhin Achtungserfolge. Mit seinem neuen
Film kann auch Pierce Brosnan, der ewige James Bond beweisen, dass er
mehr kann als Superspion und dafür rollenmßig nicht mal den Berufsstand
wechseln muss wie beispielsweise für "Ghostwriter". wo er den englischen
Premierminister spielen durfte.
In Donaldsons Film
übernimmt er die Rolle des CIA-Topagenten Peter Devereaux, der sich seit
5 Jahren im Ruhestand befindet und ein ruhiges Leben in Lausanne führt.
In seiner aktiven Laufbahn sagten die Kollegen von ihm erfürchtig "Wo
immer er vorbeikommt, lebt hinterher nichts mehr", diesem Image hat er
dann auch seinen Codenamen "November Man" zu verdanken. Die erste Szene
des Films führt aber zurück in Devereauxs Vergangenheit und zeigt einen
tragischen Zwischenfall in Montenegro, der sich 2008 ereignete. Seinem
Partner und Protege David Mason (Luke Bracey) passiert da aus Übereifer
ein folgenschweres Unglück, bei dem er aus Versehen einen unbeteiligten
Jungen erschoß. Devereaux zieht sich vom aktiven Agentengeschäft zurück
und wird aber fünf Jahre später von seinem ehemaligen Boss John Nanley
(Bill Smithrovich) aufgesucht, der ihm einen neuen Auftrag schmackhaft
machen kann. Die verdeckte Agentin Natalia (Mediha Musliovic), die sich
in die Kreise des russischen Präsidentschaftkandidaten Arkady Fedorov
(Lazar Ristovski) einschleusen konnte und dort lange Zeit Beweise gegen
den kriminellen Politiker sammeln konnte, schwebt in äusserster Gefahr,
denn sie droht aufzufliegen. Devereaux soll sie aus Moskau holen und
entlockt ihr auch noch den Namen der Hauptbelastungszeugin gegen
Fedorov. Diese Mira Filipova ist verschwunden. Doch auf der Flucht wird
Natalia im Fluchtauto und im Beisein des machtlosen Devereaux von den
eigenen Leuten kaltblütig eliminiert. Unter ihnen befindet sich auch
Devereaux früherer Freund und Partner Mason. Aus persönlichen
Rachegründen bleibt Devereaux weiterhin am Ball und die Spur führt ihn
nach Belgrad, dort könnte ihm die Flüchtlingsbeamtin Alice Fournier
(Olga Kurylenko) behilflich sein, die ebenfalls mehr wissen könnte über
ein früheres Massaker auf tschetschenischem Boden, bei dem Federov und
auch die CIA die Hände im Spiel hatten. Aber Alice wird auch schon von
der russischen Auftragsmörderin Alexa (Amila Terzimehic) gejagt.
Währenddessen hat CIA-Boss Weinstein (Will Patton) Mason auf den
untergetauchten Devereaux angesetzt, er soll ihn ausschalten. In Belgrad
eingetroffen lernt Mason auch seine hübsche Nachbarin Sarah (Eliza
Taylor) besser kennen, doch es bleibt kaum Zeit für zärtliche Stunden.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Jagd und die Fragen "wer jagt
wen" und "wer wird von vom gejagt"....
der große
dramaturgische Reiz liegt schon auch am Zusammenspiel der beiden ehemals
befreundeten Kontrahenten, die nun zu Todfeinden mutiert sind und von
Brosnon und Bracey sehr glaubwürdig gespielt werden. Auf der einen Seite
der abgebrühte Altmeister, der dem Youngster die Erfahrung voraus hat,
andererseits wird dieser aber von einer extremem Motivation angestachelt
das Vorbild von einst zu überflügeln und zu schlagen. Kritiker des
Films bemängeln die sattsam bekannte Kalte Krieg Geschichte, aber man
muß schon zugeben, dass dies alles sehr effektiv und spannend umgesetzt
wurde, einige Szenen sind sehr markant ausgefallen und verstärken den
Erinnerungswert. Und bekannte Versatzstücke oder ähnlich wirkende
Agentengeschichten zu benutzen machen ja noch lange keinen schlechten
Film. Ganz im Gegenteil. Donaldsons Film ist ein modern gestaltetes
Update der altmodischen Agentenstorys, als es noch bedingt durch den
kalten Krieg "Gut" und "Böse" gab, aber wo auch immer schon klar war,
dass in den eigenen Reihen die noch fieseren Strippenzieher sitzen. So
gesehen wird man in "November Man" nun nicht den innovativen Knall zu
sehen bekommen, aber die bekannten Genremuster werden äusserst spannend
aufbereitet.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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