Montag, 29. Juni 2015

The Imitation Game

























Regie: Morten Tyldum

Die Entzifferung der Enigma...

Die diesjährige Oscarsaison stand auch unter dem Motto "Die klugen Köpfe Großbritanniens". Neben dem Werdegang des Physikers und Astrophysikers Stephen Hawkins in "Die Entdeckung der Unendlichkeit", der von James Marsh verfilmt wurde, gedachte die Filmwelt auch an den britischen Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker Alan Mathison Turing, der heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung angesehen wird. Das von ihm entwickelte Berechenbarkeitsmodell der sogenannten Turingmaschine bildet eines der Fundamente der theoretischen Informatik. Lange wurde auch geheimgehalten, dass Turing während des 2. Weltkrieges maßgeblich an der Entzifferung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt war.  Die Enigma war eine Rotor-Schlüsselmaschine, die im 2. Weltkrieg zur Verschlüsselung des Nachrichtenverkehrs des deutschen Militärs verwendet wurde. Auch andere Dienste wie Polizei, Geheimdienst, diplomatische Dienste, SS, Reichspost und Reichbahn setzten sie zur geheimen Kommunikation ein. Dank Turing gelang es den Alliierten durch die Entzifferung der deutschen Funksprüche ein entscheidender Vorteil in den Kriegsführungsstrategien in der zweiten Hälfte des 2. Weltkriegs. Man schätzt, dass durch die Entzifferung der Enigma der Krieg um ca. 2 Jahre verkürzt wurde und 14 Millionen weniger Todesopfer zu beklagen waren.
Regie führte der Norweger Morten Tyldum, der bereits 2011 mit seinem dritten Film "Headhunters", einer Romanverfilmung von Jo Nesbo nicht nur ein riesiger Kassenerfolg in der Heimat gelang, sondern auch international gefeiert wurde. "The Imitation Game" ist sein erster englischsprachiger Film, der ihm gleich eine Oscar-Nominierung als bester Regisseur einbrachte. Desweiteren konnte der spannende Film über das tragische Leben des Mathematikers 7 weitere Nominierungen erringen. In der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch" wurde die begehrte Trophäe auch gewonnen.
Tyldum hat sich dafür entschieden seine Geschichte auf drei Zeitebenen zu erzählen. Diese Zeitfenster öffnen Episoden aus dem Leben von Turing. 1927 ist Alan (Alex Lawther) noch Schüler. Aufgrund seiner Andersartigkeit wird er von seinen Mitschülern immer wieder gemobbt. Er findet aber in dem gleichaltrigen Christopher Morcom (Jack Bannon) einen Freund. Sie tauschen im Mathematikunterricht verschlüsselte Botschaften aus und Alan beginnt sich in Christopher zu verlieben.
Das zweite Zeitfenster beginnt 1939 mit dem Ausbruch der Kriegshandlungen zwischen Deutschland und Großbritannien. aufgrund seines Könnens und seiner Intelligenz bekommt Turing (Benedict Cumberbatch) eine Stelle bei der Government Code und Cypher School in Bletchley Parik. Mit seinem Vorgesetzten Alastair Denniston (Charles Dance) kommt er zwar aufgrund seiner Arroganz und Introvertiertheit nicht immer zurecht. Auch die Kollegen Hugh Alexander (Matthew Goode), John Calmcross (Allen Leech) und Peter Hilton (Matthew Beard) bleiben distanziert und sind immer mal wieder sehr irritiert über das Verhalten von Alan. Als die junge Joan Clarke (Keira Knightley) ins Team kommt, ändert sich das eisige Klima der Gruppe etwas. Da Joans Eltern die junge Frau daran erinnern, dass sie sich langsam binden müsse, macht Alan Turing Joan einen Heiratsantrag, damit sie weiter am kriegswichtigen Projekt arbeiten kann. Turing entwickelt seine elektromechanische Maschine, die er "Christopher" nennt. Doch die Zeit drängt.
Im Jahr 1951 wird bei Turing zuhause eingebrochen. Der Polizei gibt er an, dass nichts gestohlen wurde. Doch der ermittelnde Beamte schöpft bei dieser Aussage Verdacht. Die Vermutung steht im Raum, dass er für den russischen Geheimdienst arbeitet. Doch die Wahrheit ist viel simpler. Turing ist homosexuell und wurde von einem Stricher ausgeraubt. Diese Enthüllung führt dazu, dass er eine Anklage wegen "Unzucht und sexueller Perversion" am Hals hat. Zu dieser Zeit heißt das für ca. 2 Jahre in den Knast zu wandern. Es sei denn er lässt sich auf eine stark nebenwirkungsbehaftete Hormontherapie ein, die seinen unnatürlichen Trieb dämpfen soll. Im Abspann erfährt der Zuschauer, dass sich der geniale Mathematiker ein Jahr nach diesem Vorfall am 7. Juni 1954 das Leben nahm...


 Der Film von Morten Tyldum erweist sich als starkes Biopic eines genialen Wissenschaftlers, der am Ende durch die staatlich verordnete Chemische Kastration in die tiefste Depression ohne Ausweg geführt wird.
Im Jahr 2009 sprach der damalige britische Premier Gordon Brown eine offizielle Entschuldigung im Namen der Regierung für diese entsetzuliche Behandlung aus und endlich wurden auch seine außergewöhnlichen Verdienste während des 2. Weltkriegs gewürdigt, Am 24. Dezember 2013 folgte eine Königliche Begnadigung durch Königin Elisabeth II.
Die 3 Zeitebenen vermitteln ein interessantes Bild dieser Persönlichkeit. "Sherlock Holmes" Star Benedict Cumberbatsch überzeugt und spielt die historische Figur perfekt. Auch die Geschichte der Entzifferung erweist sich als ungeheuer spannend und wird von Tyldum als Wettlauf mit der Zeit in Szene gesetzt. Einerseits durch die deutschen Erfolge, andererseits durch die Prügel, die ihm vom Vorgesetzten in den Weg gelegt werden, muss sich Alan Turing einer fast unlösbaren Aufgabe stellen. Es gibt Milliarden von Möglichkeiten. Der deutsche Filmzusatz "Ein streng geheimes Leben" bezieht sich sowohl auf Turings Tätigkeit im Krieg als auch auf seine versteckte sexuelle Orientierung.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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