Dienstag, 23. Juni 2015

Die Entdeckung der Unendlichkeit

























Regie:  James Marsh

Von Kosmologen und schwarzen Löchern....

Bei der diesjährigen Hollywoodverleihung konnten mit Eddie Redmayne und Julianna Moore einmal mehr zwei Schauspieler triumphieren, die starke, aber körperlich kranke Persönlichkeiten darstellten.  Solche Rollen haben in der Oscar-Gewinnerlsite eine lange Tradiition, die sich ab Mitte der 80er Jahre noch verstärkte. Da gewann Marlee Matlin als Hörgeschädigte in "Gottes vergessene Kinder" und es folgten ihre männlcihen Kollegen Dustin Hoffman, der in "Rain Man" 1988 den Autisten Raymond spielte, der unter dem Savant Syndrom litt. Ein Jahr später gewann Daniel Day Lewis seinen ersten Academy Award für seine Performance als schwerbehinderten Christy Brown. 1995 hatte Tom Hanks in "Philadelphia" AIDS, ein Jahr später war Nicholas Cage in "Leaving Las Vegas" schwer alkoholkrank und würde ein Jahr später von Geoffrey Rush abgelöst, der in "Shine" der schizoaffektiv gestörte Pianist David Helfgott war. Es ging weiter mit Russell Crowes Gewinn als Mathematiker John Forbes Nash, dessen schizophrene Psychose von Ron Howard in "A beautiful mind" einem Millionenpublikum zugänglich gemacht wurde. Und weil AIDS immer noch dramatisch genug war, gabs im letzten Jahr für den "Dallas Buyers Club" zwei Oscars im Doppelpack (Matthew McConaughy und Jaret Leto). Wenn man die vielen Nominerten noch dazuzählt, dann wird die Beliebtheit der Academy für diese schauspielerische Herausforderung noch offensichtlicher. Hollywood liebt die Darstellung dieser Schicksale. Ganz groß werden sie dann, wenn sich die Protagonisten gegen ihr Schicksal auch noch auflehnen können wie der britische theoretische Physiker und Astrophysiker Stephen William Hawking, der 1942 in Oxford geboren wurde und von 1979 bis 2009 Inhaber des Lucasischen Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge war, den einst Isaac Newton und Paul Dirac innehatten.
 Dabei hätte laut Prognose der Ärzte Hawking eigentlich schon lange tot sein sollen. Als Student der Uni Cambridge wird bei Ihm nach einem Sturz eine Motoneuron Erkankung festgestellt, die vom Arzt mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 2 Jahren einhergeht. Der Rest ist Geschichte. Hawking lebt heute ncoh und lieferte bedeutende Arbeiten zur Kosmologie, zur Allgemeinen Relativtätstheorie und der Physik der Schwarzen Löcher. Er hat durch seine Bücher die moderne Physik auch für ein breites Publikum ausserhalb der Fachwelt zugänglich gemacht.
Der Brite James Marsh, der bereits für seinen Dokumentarfilm "Man on Wire" einen Oscar gewinnen konnte, verfilmte nun die Lebensgeschichte des Stephen Hawking und gewann den jungen Eddie Redmayne für die Hauptrolle. Redmayne war bis zu seinem jetzigen Oscartriumph ein gut beschäftiger Nebendarsteller. Er spielte u.a. in "Elisabeth - Das goldene Königreich", "Die Schwester der Königin", "My week with Marilyn", "Les Miserables" und dem Historienfilm "Black Death".
Der Film beginnt mit Hawkings Zeit als Physikstudent. Dort staunt sein Freund und Studienkollege Brian (Harry Lloyd)über Stephens Begabung. Ohne viel zeitlichen Aufwand kann er 9 der 10 kniffligen Aufgaben von Professor Sciama (David Thewlis) lösen.
Ausserdem verliebt sich der junge Mann mit der auffallend großen Brille bei einer Party in die hübsche Jane (Felicity Jones), die Sprachen studiert. Er stellt sich ihr als "Kosmologe" vor, der eine umfassende Formel für die Erklärung der Unendlichkeit des Weltalls sucht. Die beiden verlieben sich in ihn und es gibt auch Diskussionsstoff in der Ehe,  denn Stephen glaubt nicht an die Existenz Gottes, Jane aber schon. Sie werden ein Paar. Dann schlägt das Schicksal aber zu. Die Motoneuron Erkrankung, eine unheilbare degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, wird festgestellt. Diese Schädigung der Nervenzellen führt auch zur Schwächung der Muskeln bis hin zum völligen Muskelschwund. Durch die Lähmungen der Muskulatur kommt es dann unter anderem zu Gang-, Sprech- und Schluckbeschwerden, zu eingeschränkter Koordination und zur Schwäche der Arm- und Handmuskulatur. Die Aktivität des täglichen Lebens wird zunehmend eingeschränkt. Schwerpunkt der Therapie liegt auf der Linderung der Symptome und in der psychologischen Betreuung. Diese übernimmt für ihn Ehefrau Jane. Aus der Ehe gehen 3 Kinder hervor, aber auch nach langen Jahren das Auseinanderleben. Jane verliebt sich in den Kirchenchorleiter Jonathan (Charlie Cox), während sich Stephen seiner Betreuerin Elaine Mason (Maxine Peake) mehr und mehr zuwendet, es kommt zur Scheidung von Jane und Stephen. 1995 heiratet der Physiker erneut. Seine zweite Ehefrau Elaine begelitet ihn während seiner Lehr- und Forschungstätigkeit sowie auf seinen Forschungsreisen. 2006 trennen sich die beiden.


 Filmisch gibts an dem britischen Biopic "Die Entdeckung der Unendlichkeit" nichts auszusetzen. Die Darstellerleistungen sind allesamt gelungen, auch die Ausstattung und die Bilder, die Kameramann Benoit Delhomme entworfen hat, sind ansprechend. und anspruchsvoll. 'Die Geschichte bietet berührende Momente und der Regisseur vermied es sentimental zu werden. Ansonsten ist der Stil der Erzählung sehr klassisch gehalten, man setzt durchweg auf die Kraft der Schauspieler, die das Schicksal plausibel machen sollen. Dies gelingt ihnen zweifelsohne stilvoll, aber wie so oft - auch bei filmisch ähnlichen Verwandten - nicht sehr überzeugend in der Tiefenwirkung. Es triumphiert hier die Form vor dem Inhalt.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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