Regie: Vincent Grashaw
Im Bootcamp....
Rick Rosenthals "Bad Boys" aus dem Jahr 1983 ist vielleicht die
Mutter aller Jugendknast-Filme und machte aus seinem charismatischen
Nachwuchsdarsteller Sean Penn im Nu zum Star.
Überhaupt
steht und fällt dieses Genre mit dem Spiel seines Hauptdarstellers. Die
besten der letzten Jahre sind wohl "King of the Devil Island" (Marius
Holst) und "Mauern der Gewalt" (David McKenzie). Sehen lassen können
sich auch "Dog Pound" (Kim Champion) oder der britische Film "Payback"
(Ron Scalpello).
In Vincent Grashaws "Coldwater" ist es zwar
kein Knast, den der Zuschauer zu sehen bekommt - dafür sind aber die
Methoden im Bootcamp gleichen Namens um einiges perfider als das reine
Absitzen einer Strafe im Gefängnis.
Der junge P.J.Boudousque
wurde als Hauptdarsteller ausgewählt. Eine sehr gute Wahl, zumal der
junge Actor hier eine Darstellung abliefert, wie sie bemerkenswerter
nicht sein könnte. Er ist ein echtes Naturtalent, hat große
Ausdruckskraft und wird so manchen Zuschauer vielleicht an den jungen
Ryan Gosling erinnern.
Tatsächlich sind seit 1980 in den USA
Dutzende von Todesfällen in diesen staatlich oder privat geführten
Umerziehungslagern dokumentiert. Die tatsächliche Zahl ist unbekannt. Im
Land der unbegrenzten Möglichkeiten gibt es bislang leider noch keine
Gesetze, die solche Erziehungslager reglementieren. Dies die traurige
Tatsache, aber Regisseur Grashaw setzte vor allem darauf eine gute und
spannende Genrearbeit abzuliefern. So wird auch der Boss des Camps, der
Kriegsveteran Colonel Reichert (James C. Burns) als echter Bösewicht
inszeniert. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht aus jugendlichen
Gesetzesbrechern wieder nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu machen.
Die langjährige Knastkarriere soll verhindert werden, daher willigen
viele Eltern ein und halten den gnadenlosen, grausamen Thrill für
lehrreich. Hier in "Coldwater" wird jeder Widerwille und jede Schwäche
drastisch bestraft. Die Mission ist dann beendet, wenn Reichert das
Gefühl hat, dass er einen jungen Gangster erfolgreich umerzogen hat.
Am
Anfang gibt Reichert in einem Dialog zu verstehen, dass die Jungs alles
andere als Opfer sind. Ja, es sind Täter...auch Brad Lunders
(P.J.Boudousque) ist ein schwieriger Jugendlicher. Möglicherweise hat
der frühe Tod des Vaters etwas mit seinem Werdegang zu tun. Jedenfalls
verkauft er Drogen, ist regelmässig in Schlägereien verwickelt und tanzt
seiner Mom (Raquel Gardner) auf der Nase rum.
Auch sein
bester Freund Gabriel Nunez (Chris Petrovski) droht auf die schiefe Bahn
zu gelangen. Als ein Streit mit Drogensüchtigen eskaliert, zieht einer
dieser Männer die Waffe gegen Brad. Doch die Kugel trifft Brads Freundin
Erin Rose (Stephanie Zimbari). Nun kann nur noch "Coldwater" helfen.
Dort wird Brad gezwungen lange Läufe mit wenig Wasser und wenig Pause zu
absolvieren. Alternativ macht auch das Graben von Löchern große Freude.
Dazwischen müssen die Insassen immer wieder üble Misshandlungen und
Demütigungen über sich ergehen lassen. Es ist nur eine Frage der Zeit,
wann dieses System Widerstand erfährt...
Natürlich ähneln sich
die Filme zu diesem Thema, selbst die Struktur des Films ist nicht
unbedingt ungewöhnlich. Dennoch schafft es die Verwebung zwischen
gegenwärtiger Handlung und Rückblende immer mehr ein mitreissendes Drama
entstehen zu lassen.
Bewertung. 7 von 10 Punkten.