Mittwoch, 26. August 2015

Windtalkers

























Regie: John Woo

Cowboys und Indianer...

Die Kriegsfilme nach dem 11. September sahen wieder anders als ihre Vorgänger aus - es war wieder ein hoher Hurra-Patriotismus zu spüren, man stellte auch den überlebensgroßen Helden dar. Randall Wallaces "Wir waren Helden" mit einem in allen Belangen, selbstlosen wie perfekten Kommandeur, der als erster die Schlacht betritt und als Letzter wieder verlässt war nach diesem Konzept gemacht und auch John Woos "Windtalkers" stand dem in nichts nach. Der Film handelt von der US-Invasion auf die japanische Insel Saipan, die mit 34.000 Mann vom Feind gesichert wird. Es ist der 16. Januar 1944 und die Insel ist ein strategisch wichtiges Ziel. Mit dem Gewinn dieser Insel ist die Beherrschung des pazifischen Kriegsraum möglich.
Wie Generalleutnant Harold G. Moore in "Wir waren Helden" agiert auch hier in "Windtalkers" ein überlebensgroßer Held auf dem Schlachtfeld. In der ersten Szene heißt sein Befehl "Stellung halten" und das tut der Mann. Damit schickt er 14 seiner untergebenen Kameraden in den Heldentot, alles nur um "am Arsch der Welt ein paar Quatratmeter Sumpf zu erobern" wie er später seinem Schutzbefohlenen, dem Navajo Indianer Private Ben Yahzee (Adam Beach) gesteht. Er wird aber gerettet und kommt mit schwerer Trommelfell-Verletzung ins Krankenhaus, wo er von gütigen Schwester Rita (Frances O´Connor) gesund gepflegt werden soll. Natürlich ist sein Gleichgewicht massiv gestört, aber er will sofort wieder an die Front. Dies macht dann vielleicht den Unterschied zum zeitgleich in die Kinos startenden Mel Gibson Film aus: Nicholas Cage ist natürlich ein gebrochener Held, geplagt von einer starken Todessehnsucht. Dieser Mangel an Furcht, der Mangel an Angst vor dem Sterben ist es die den Mann für seinen Vorgesetzten (Peter Stormare) zum perfekten Marine machen, der zum Heldentum geboren ist.
Mit einer List gelingt es Sergeant Joe Enders seine starke Schädigung des Ohrs bei einem Test zu verheimlichen und schon befindet er sich wieder im Kriegsgetümmel. Diesmal mit enem Sonderauftrag im Gepäck. Er muss den wichtigen Funker, den Navajo Indianer, unter allen Umständen beschützen. Unter allen Umständen heißt dann aber auch, dass der Code noch wichtiger ist als der Codesprecher selbst. Dieser darf also unter keinen Umständen in feindliche Hände fallen. Neben dem noch jungen Vater Ben Yahzee, der Enders zugeordnet wurde, gibts in der Einheit den etwas älteren Charlie Whitehorse (Roger Willie), der ebenfalls diesen Nachrichtencode basierend auf der Muttersprache der Indianer beherrscht und von Sergeant Ox Henderson (Christian Slater) beschützt wird. Dieser Code, der seit 1942 von den Amis eingesetzt wurde, ist kriegsentscheidend. Denn die Japaner verstehen diese verschlüsselten Worte nicht - "es hört sich an, als würden Sie unter Wasser reden"....


nach einer ca. 30 minütigen eher noch ruhigen Einführung der Figuren - es gibt auch einen Rassisten (Noah Emmerich), der im Laufe der Handlung seine Gesinnung noch revidiert "Großvater hat früher von den Heldengeschichten und den Kämpfen mit den Indianern erzählt und man bekam für jedes Comanchenohr 3 Dollar", ausserdem einen jungen Vater (Martin Henderson), der seinen nahen Tod ahnt und vom Griechen Private Pappas (Mark Ruffalo) beschwichtigt wird. Leider hatte er Recht, aber Enders, der für diesen Einsatz von den Vorgesetzten den Silberstern verliehen bekommt, veranlasst, dass die Braut zuhause die Taperkeitsmedaille erhalten wird.
Auch hier wieder ganz starke Hinwendung zum verklärten Heldentot. Der Frau zuhause - so geht man davon aus - ist es ein Trost, dass ihr Geliebter den Heldentod gestorben ist.
John Woos Geschichte ist trotz diesem Patriotismus auch die Geschichte eines wahnsinnigen Mannes, der zwar auf dem Schlachtfeld in einen Blutrausch gerät, aber im Grunde den Konflikt zwischen Befehl und eigenem Gewissen austragen muss. In einem Dorf kommt es zu einem japanischen Angriff, wo es dann tatsächlich erstmalig zu diesem Konflikt "Unversehrtheit des Schutzbefohlenen vs. Schutz des kriegswichtigen Geheimcodes"  kommt. Die Frage aber, ob Cowboys tatsächlich Indianer beschützen, wird aber erst in einer weiteren Etappe geklärt sein. In dem etwas wenig logischen Finale wird uns Nicholas Cage nach einem zünftigen Amoklauf in den feindlichen Linien die Frage beantworten.
In den technischen Belangen ist "Windtalkers" natürlich perfekt gemacht, eine Tatsache, die auch auf "Wir waren Helden" im gleichen Maße zutraf. Dennoch muss man in der künstlerischen B-Note Abzüge machen, der unkritische Umgang mit Krieg, mit der Armee und mit dem Wahnsinn, der auf diesen tödlichen Schlachtfeldern zelebriert wird, ist ein Rückschritt für das Genre, das schon grandiose und aussagekräftige Meisterwerke wie "Apocalypse Now", "Deer Hunter" oder "Der schmale Grat" hervorgebracht hat. Ein ganz wichtiger Unterschied ist die Ausrichtung der Figuren. In den drei erwähnten Filmen sind die Helden vor allem auch Antihelden, also innerlich und äusserlich Gezeichnete, die dem Wahnsinn Krieg gerne aus dem Weg gehen würden, wenn sie nur könnten. Dieser sich wenig reflektierende Superheld (wenn auch hier in Windtalkers mit Nicholas Cage ebenfalls ein traumatiertes Opfer seiner Erlebnisse) , der sich auf dem Schlachtfeld als besonders treffsicher bewährt und selbst eine Überzahl von Feinden mit Links aufs Korn nimmt, wirkt reichlich unglaubwürdig und tendiert in Richtung "Rambo 2". So lässt sich vielleicht ein Actionfilm machen, der es krachen lässt - ein Meisterwerk mit Aussagekraft ist da nicht drin. Obwohl ja die Geschichte mit einem indianischen Funker sicherlich interessant ist, sie ist es auch, die "Windtalkers" erinnerungswürdig macht.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen