Dienstag, 25. August 2015

Kids

























Regie: Larry Clark

Einfach nur rumhängen...

Larry Clarks Erstling "Kids" aus dem Jahr 1995 ist wie die Nachfolgefilme des Regisseurs Portrait, Bestands- und Momentaufnahme der heutigen Jugend, aber vielleicht in seiner Aussage der politischste von Ihnen. Inzwischen sind 20 Jahre vergangen. Aber die Jugendsprache und auch das Abhängen der Kids scheint sich nicht groß verändert zu haben. Clark porträtiert eine Jugendclique im New York der 90er Jahre. Angesagte Themen sind Partys, Drogen, Alkohol und Sex. Die Teenies fahren auf Hip-Hop und Rave ab, Trendsportart ist das Skateboardfahren, das einen großen Teil der Freizeit einnimmt. Ganz nebenbei hat Larry Clark das AIDS Thema mit eingeflochten und vor allem wie die Jugendlichen mit dieser Gefahr umgehen. 
"Kids" skizziert einen Tag im Leben des 16jährigen Telly (Leo Fitzpatrick), der mit seinem besten Freund Casper (Justin Pierce) rumhängt. Telly steht darauf möglichst junge Mädchen zu entjungfern. In der ersten Szene hat er es wieder einmal geschafft und ein Mädchen (Sarah Henderson) mit den üblichen Sprüchen von Vertrauen und Liebe rumgekriegt. Nun auf zu neuen Taten, es warten noch andere Mädels darauf von dem Casanova flachgelegt zu werden. Nächstes anvisiertes Opfer ist die 13jährige Darcy (Yakira Pequero), die sich auch etwas in ihn verknallt hat. Aber vorher cruisen die beiden Freunde durch die Straßen von New York, pissen mal ungeniert an eine Mauer und besuchen einen Kumpel, bei dem es immer Drogen für die Gäste gibt. Wenn der Durst kommt, dann klaut man eine Flasche Bier im Drugstore und hängt anschließend im Park beim Skaten ab. Wenn einer blöd kommt, dann kiregt er von der Clique eine aufs Maul. So bleibt ein Rivale durch massive Schläge auf den Kopf auf dem Asphalt regungslos liegen. Im nächsten Moment pöpelt man zwei Schwule an, die händchenhaltend durch den Park laufen. Es ist ein Leben im Müßiggang. Chillen, ohne Verantwortung übernehmen zu wollen. Ein Leben der Jugend. Doch dieses Abhängen ohne Ziel, ausschließlich zur Triebbefriedigung gedacht und mal die Aggressionen rauslassen, hat auch Schattenseiten. Dies erfährt die 16jährige Jenny (Chloe Sevigny), die vor einiger Zeit noch Jungfrau und in Telly verliebt war. Es kam zum ersten Mal, dann war der junge Mann plötzlich verschwunden, sein Interesse ging im Nu auf Null. Sie unterhält sich mit ihren Freundinnen über die Jungs und über den Sex. Mit ihrer besten Freundin Ruby (Rosario Dawson), die mit mehreren Boys intim war geht sie zum Aids-Test. Eigentlich nur um diese zu begleiten, macht den Test aber auch mit. Während Rubys Test negativ ist, erfährt die schockierte Jennie, dass sie sich durch dieses erste und eine Mal bereits mit HIV angesteckt hat. Sie versucht in der Stadt Telly zu finden...


 und wird ihn am Ende bei einer Party in einem Schlafzimmer entdecken, während er Darcy bereits defloriert hat. Erschöpft schläft sie ein und wird im Schlaf von Casper vergewaltigt. Der Film wurde von Gus van Sant produziert, Harmony Korine schrieb das Drehbuch. "Kids" ist ein sehr provozierender Film, Clarks Nachfolgefilme waren zwar ähnlich konzipiert, aber wurden weit weniger umstritten aufgenommen als dieses Debüt. Möglicherweise ist der Alltag der Kids wirklich schon alltäglich geworden. Jedenfalls sorgten einige Szenen in Kids, zb. Kinder, die schon Drogen nehmen und mit Sexerlebnissen prahlen oder auch der (fahr)lässsige Umgang mit einer ansteckenden Krankheit zur Zeit seiner Enstehung für Gesprächsstoff. Im Grunde halten sich aufklärender realistisch wirkender Zustandsbericht und provokantes Coming of Age Drama die Waage.
Traurig, aber wahr: Der Darsteller von Casper, Justin Pierce, beging 2000 Selbstmord. Ähnlich war auch das Schicksal von Harold Hunter, der zwar als Skater erfolgreich war, doch 2006 im Alter von 31 Jahren an einer Überdosis Kokain starb. Auch der am 1. September 1971 geborene Sajan Bhagat (Darsteller von Paul) starb am 27. Juli 1999 in Atlanta an einer Überdosis.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen