Regie: Clint Eastwood
Die ewige Jagd...
"Ich fasse es nicht - Du willst
tatsächlich das majestästischste Lebewesen auf Erden einfach so
erschießen. Wir Menschen sind im Vergleich zu diesem imposanten Geschöpf
einfach nur gering"...so ähnlich lautet der Protest von Pete Verrill
(Jeff Fahey) als er von den Plänen seines besten Freundes John Wilson
(Clint Eastwood) erfährt, der berühmten aber auch umstrittenen
Hollywood-Regisseur. Angelehnt ist seine Figur aus dem Film "Weißer
Jäger, schwarzes Herz" aus dem Jahr 1990 an den großen Hollywood
Director John Huston. Der Film erzählt von den Dreharbeiten zu seinem
Welterfolg "African Queen" aus dem Jahre 1951. Im Eastwood Film heißt
der Film, der gedreht werden soll "The African Trader", aus Katherine
Hepburn wird eine Kay Gibson (gespielt von Marisa Berenson) und aus
Humphrey Bogart wird Phil Duncan (Richard Vanstone), der mit seiner Frau
(Jamie Koss als Laureen Bacall) anreist. In Ostafrika sollen die
Dreharbeiten laufen und der Produzent Paul Landers (George Dzunza)
befürchtet wie schon in der Vergangenheit immer wieder unliebsame
Überraschungen durch die Unberechenbarkeit des Regisseurs. Dieser hat
nämlich seine eigenen Prioritäten. Zuerst kommt die Großwildjagd und
dann die Vorgaben von Hollywood. Mit diesen Eskapaden geht er natürlich
starke Risiken ein, dass einige Geldgeber das ehrgeizige Projekt wieder
verlassen, was besonders für Verrill ein herber Schlag wäre, denn dieser
hat das Drehbuch zum Film geschrieben.
John
selbst gibt sich einerseits rücksichtslos, aber er leistet sich auch
große Momente. So wird er in zwei der besten Filmszenen zum einen eine
britische Judenhasserin, mit der er eigentlich ins Bett hüpfen wollte,
verbal zur Strecke bringen und zum zweiten liefert er sich einen
Boxkampf mit einem weiteren Rassisten, der schon vorher einige Mal übel
auffiel, weil er seine dunkelhäutigen Untergegebenen körperlich
züchtigte. Wilson wird aber - da er sehr betrunken ist - diesen Fight
verlieren und sich trotzdem gut fühlen, weil er für etwas gekämpft hat.
Das Meisterliche an "Weißer Jäger, schwarzes Herz" ist nicht nur seine
Aussage über majestätische Tiere und über die Grausamkeit ihrer Jäger.
Gerade jetzt kommt der aktuelle Bezug in den Sinn, denn der Zahnarzt
Walter Palmer hat erst vor kurzem den 13 Jahre alten Löwen Cecil der als
ein Wahrzeichen des Nationalparks im Nordwesten Simbabwes galt,
offenbar mit einem perfiden Trick aus dem Park gelockt und getötet. Eine
frevelhafte Tat, alles nur um mit der Jagdtrophäe zu protzen.
Am
Ende wird er vor diesem imposanten Elefanten stehen, den Finger am
Abzug seines Gewehrs. Er wird zwar in der letzten Sekunde von der
Ehrfurcht gepackt und nicht schießen. Aber dennoch eine Unglück
auslösen, denn das Tier, das sich gerade wieder auf dem Rückzug befand,
wird in einem zweiten Anlauf zum Angreifer, weil es Angst um sein Junges
hat. Da sich der lokale fachkundige Führer Kivu (Boy Mathias Chuma) schützend
vor Wilson stellt, wird dieser unverletzt aus der Situation gehen. Die
Filmcrew bedauert aber anschließend den Tod von Wilsons Lebensretter.
Unter den Einheimischen kassiert Wilson den zweifelhaften Titel "Weißer
Jäger, schwarzes Herz"...
Eastwood
hatte sicherlich nicht nur John Huston, sondern höchstwahrscheinlich
auch seine eigene Persönlichkeit mit all ihrer Zerissenheit im Sinn.
Immer mehr im Laufe des Films wird gewiss, dass Eastwood in Huston einen
Seelenverwandten ausmacht und seine eigene Persönlichkeit spiegelt sich
in der Figur des John Wilson. Dieser Mann, der mit seinen so vielen
Facetten - vom Hardliner bis zum Liberalen - vom Sergio Leone
Westernheld, über Dirty Harry zu einem der wichtigsten und kontroversen
Filmemacher der USA wurde.
"Weißer
Jäger, schwarzes Herz" drehte er in einer Zeit als er in Folge einige
Kassenflops machte. Auch "Das Todesspiel", "Pink Cadillac" und "Rookie"
wurden im Kino nur wenig beachtet. Erst der Nachfolgefilm
"Erbarmungslos" bescherte Eastwood nicht nur das publikumswirksame
Comeback, sondern vor allem auch die Wertschätzung der Kritiker. Viele
seiner großen Erfolge nach dieser Zeit kamen auch zustande, da Eastwood
oft in selbstironischer Weise sein fortgeschrittenes Alter in die
Handlung einflechten konnte. Hier in seinem Afrika Film geht er gar noch
ein Stückchen weiter und gibt dem Zuschauer Einblick in diesen einen
dunklen Fleck seiner Seele. John Wilson ist ein innerlich zerissener
Mensch, der einen Hang zur Selbstzerstörung besitzt. Für mich einer von
Eastwoods überzeugendsten Filmen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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