Donnerstag, 13. August 2015

Weißer Jäger schwarzes Herz

























Regie: Clint Eastwood

Die ewige Jagd...

"Ich fasse es nicht - Du willst tatsächlich das majestästischste Lebewesen auf Erden einfach so erschießen. Wir Menschen sind im Vergleich zu diesem imposanten Geschöpf einfach nur gering"...so ähnlich lautet der Protest von Pete Verrill (Jeff Fahey) als er von den Plänen seines besten Freundes John Wilson (Clint Eastwood) erfährt, der berühmten aber auch umstrittenen Hollywood-Regisseur. Angelehnt ist seine Figur aus dem Film "Weißer Jäger, schwarzes Herz" aus dem Jahr 1990 an den großen Hollywood Director John Huston. Der Film erzählt von den Dreharbeiten zu seinem Welterfolg "African Queen" aus dem Jahre 1951. Im Eastwood Film heißt der Film, der gedreht werden soll "The African Trader",  aus Katherine Hepburn wird eine Kay Gibson (gespielt von Marisa Berenson) und aus Humphrey Bogart wird Phil Duncan (Richard Vanstone), der mit seiner Frau (Jamie Koss als Laureen Bacall) anreist. In Ostafrika sollen die Dreharbeiten laufen und der Produzent Paul Landers (George Dzunza) befürchtet wie schon in der Vergangenheit immer wieder unliebsame Überraschungen durch die Unberechenbarkeit des Regisseurs. Dieser hat nämlich seine eigenen Prioritäten. Zuerst kommt die Großwildjagd und dann die Vorgaben von Hollywood. Mit diesen Eskapaden geht er natürlich starke Risiken ein, dass einige Geldgeber das ehrgeizige Projekt wieder verlassen, was besonders für Verrill ein herber Schlag wäre, denn dieser hat das Drehbuch zum Film geschrieben.
John selbst gibt sich einerseits rücksichtslos, aber er leistet sich auch große Momente. So wird er in zwei der besten Filmszenen zum einen eine britische Judenhasserin, mit der er eigentlich ins Bett hüpfen wollte,  verbal zur Strecke bringen und zum zweiten liefert er sich einen Boxkampf mit einem weiteren Rassisten, der schon vorher einige Mal übel auffiel, weil er seine dunkelhäutigen Untergegebenen körperlich züchtigte. Wilson wird aber - da er sehr betrunken ist - diesen Fight verlieren und sich trotzdem gut fühlen, weil er für etwas gekämpft hat. Das Meisterliche an "Weißer Jäger, schwarzes Herz" ist nicht nur seine Aussage über majestätische Tiere und über die Grausamkeit ihrer Jäger. Gerade jetzt kommt der aktuelle Bezug in den Sinn, denn der Zahnarzt Walter Palmer hat erst vor kurzem den 13 Jahre alten Löwen Cecil der als ein Wahrzeichen des Nationalparks im Nordwesten Simbabwes galt, offenbar mit einem perfiden Trick aus dem Park gelockt und getötet. Eine frevelhafte Tat, alles nur um mit der Jagdtrophäe zu protzen.
Am Ende wird er vor diesem imposanten Elefanten stehen, den Finger am Abzug seines Gewehrs. Er wird zwar in der letzten Sekunde von der Ehrfurcht gepackt und nicht schießen. Aber dennoch eine Unglück auslösen, denn das Tier, das sich gerade wieder auf dem Rückzug befand, wird in einem zweiten Anlauf zum Angreifer, weil es Angst um sein Junges hat. Da sich der  lokale fachkundige Führer Kivu (Boy Mathias Chuma) schützend vor Wilson stellt, wird dieser unverletzt aus der Situation gehen. Die Filmcrew bedauert aber anschließend den Tod von Wilsons Lebensretter. Unter den Einheimischen kassiert Wilson den zweifelhaften Titel "Weißer Jäger, schwarzes Herz"...


  Eastwood hatte sicherlich nicht nur John Huston, sondern höchstwahrscheinlich auch seine eigene Persönlichkeit mit all ihrer Zerissenheit im Sinn. Immer mehr im Laufe des Films wird gewiss, dass Eastwood in Huston einen Seelenverwandten ausmacht und seine eigene Persönlichkeit spiegelt sich in der Figur des John Wilson. Dieser Mann, der mit seinen so vielen Facetten - vom Hardliner bis zum Liberalen - vom Sergio Leone Westernheld, über Dirty Harry zu einem der wichtigsten und kontroversen Filmemacher der USA wurde.
"Weißer Jäger, schwarzes Herz" drehte er in einer Zeit als er in Folge einige Kassenflops machte. Auch "Das Todesspiel", "Pink Cadillac" und "Rookie" wurden im Kino nur wenig beachtet. Erst der Nachfolgefilm "Erbarmungslos" bescherte Eastwood nicht nur das publikumswirksame Comeback, sondern vor allem auch die Wertschätzung der Kritiker. Viele seiner großen Erfolge nach dieser Zeit kamen auch zustande, da Eastwood oft in selbstironischer Weise sein fortgeschrittenes Alter in die Handlung einflechten konnte. Hier in seinem Afrika Film geht er gar noch ein Stückchen weiter und gibt dem Zuschauer Einblick in diesen einen dunklen Fleck seiner Seele. John Wilson ist ein innerlich zerissener Mensch, der einen Hang zur Selbstzerstörung besitzt. Für mich einer von Eastwoods überzeugendsten Filmen.


Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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