Donnerstag, 13. August 2015

Die Brücke von Arnheim

























Regie: Richard Attenborough

Operation Market Garden....

"Die Brücke von Arnheim" ist eine britisch-amerikanische Coproduktion aus dem Jahr 1977, dabei dürfte der von Sir Richard Attenborough inszenierte Kriegsfilm einer der letzten Werke des Genres gewesen sein, der noch voll auf  die durchweg klassischen Ausrichtung setzte. Zur Zeit seines Entstehens galt diese Machart beinahe schon als überholt. kurze Zeit später sollten wuchtige Antikriegsfilme wie "Die durch die Hölle gehen" von Michael Cimino und "Apocalypse Now" von Franics Ford Coppola das Genre völlig verändern. Der Film zeigt in epischer Breite und einer grandiosen Kameraarbeit von Geoffrey Unsworth die von Feldmarschall Montgomery entworfene Operation Market Garden. Eine gewagte Operation wurde zwar im Hinterher als Erfolg gegen die Deutschen gewertet. Dennoch liest sich der Schaden katastrophal: Insgesamt verloren während dieser Zeit 17.800 Alliierte Soldaten ihr Leben, bei den Deutschen gab es 8.000 Gefallene. Die Operation sah vor, dass 35.000 alliierte Fallschirmspringe hinter der feindlichen Linie in den Niederlanden abspringen sollten. Anschließend sollten die Verbände sechs wichtige Brücke besetzen und halten, bis die erforderlichen Bodentruppen nachgerückt sind. Als wichtigste Brücke galt die "Brücke von Arnheim", aber gerade an dieser letzten Brücke scheiterte die allierte Streitmacht, denn sie war eine Brücke zu weit weg oder zuviel, wie auch der Originaltitel des Films "A bridge too far" besagt.
Attenborough inszenierte dabei sehr authentisch und blieb stets inmitten des Kriegsgeschehens. Der Zuschauer erlebt einen ununterbrochenen Strom von Jeeps, Panzern und einer Vielzahl von Fallschirmbataillonen, Imposant die Bilder, die den blauen Himmel zeigen und dabei plötzlich hunderte von Fallschirmspringern auftauchen, die immer mehr werden. Der Plan der Allierten war dabei auch das Fernziel möglichst rasch ins Ruhrgebiet vorzustoßen, dem wirtschaftliche Herz des Reiches und so den Krieg in Europa schnell beenden zu können.
Weil die Operation auch ein Prestigeprojekt für Montgomery und seine Offiziere ist, wird die Aktion selbst dann nicht gestoppt, als die Briten Informationen erhalten, dass im Zielgebiet um Arnheim mit einer Vielzahl von deutschen Panzertruppen besetzt sein soll. Man ging davon aus, dass man Hitlerjungen als Gegner vorfinden würde. Dadurch gerät General Urquhart (Sean Connery) mit seinen 10.000 Männern ins Kreuzfeuer beider Panzerdivisionen. Der erbitterte Kampf um diese Brücke wird zum blutigen Massaker. Geschehen zwischend en 17ten und 27sten September 1944 in den niederländischen Provinzen Nordbrabant und Gelderland.


Der Filmemacher Larry Clark stammt aus Tulsa und ist auch ein begeisterter Fotograf. 1971 erschien sein Fotoband über seine Stadt Tulsa mit dem Schwerpunkt Drogenmilieu und Subkultur. Gleich sein erster Film "Kids" sorgte bei seinem Erscheinen im Jahr 1995 für Furore. Der Film folgt einer Gruppe von Jugendlichen aus New York mit wenig Perspektive, die einfach mal so in den Tag hinein leben und in der Momentaufnahme auf HipHop, Trendsportarten, Partys, Skaten, Drogen, Alkohol und Sex stehen. Ein Mädchen wird dabei beim ersten Mal mit dem HIV-Virus infiziert. Larry Clarks Filme beinhalten auch oft exzplizite Szenen, so waren in seinem Erstling Minderjährige beim Geschlechtsverkehr zu sehen. Auch "Ken Park" machte da keine Ausnahme. Nur verlegte der Filmemacher die Handlung von der Ostküste in eine kalifornische Kleinstadt. Sein bester Film dürfte der aufwühlende "Bully - Diese Kids schockten Amerika" mit dem leider viel zu früh verstorbenen Brad Renfro sein. Die Story erzählt eindrücklich von einer abgestumpften, geleangweilten Generation von Jugendlichen, die sich dazu entschließen einen Mord zu verüben, nachdem Drogen und Sex nicht mehr flashen. Ein pessimistisches Bild einer Generation, die nicht mehr sehr viel mit sich anfangen kann.
Gegen "Bully" ist Clarks 2005 entstandener "Wassup Rockers" beinahe schon als hoffnungsvoll einzustufen. Denn immerhin endet die Geschichte über eine Jugendclique, die vom Ghetto aus South Central Los Angeles einen Ausflug zum Skaten nach Beverly Hills unternehmen und natürlich irgendwann den noch viel gefährlichen Heimweg antreten müssen, mit sehr schön fotografierten Impressionen eines Los Angeles im Sonnenaufgang.
Der Film ist eine sehr eigenwillige, sehr Clark typische Variante von Walter Hills Straßenwestern "The Warriors", einem meiner Lieblingsfilme aus dem 70ern. Aber Vorsicht: Action und Spannung wird man bei Larry Clark vergeblich suchen, aber dennoch wird man von den ""Wassup Rockers" nach einer gewissen Eingewöhnungszeit, die der Film braucht, weil er so eigen ist, auch irgendwie fasziniert sein. Wie immer dominiert bei Clark auch das sozialrealistische Potential seines Jugendfilms.
Diese "Wassup Rockers" sind sieben hispanische Kids aus dem Ghetto South Central. Ihre Feinde sind die schwarzen HipHopper, die diese Jungs in engen Hosen und langen Haaren als Aussenseiter ansehen. Aber Jonathan (Jonathan Velasquez) und seine Kumpels Kiko (Francisco Pedrasa), Milton, den alle Spermball nennen (Milton Velasquez), Porky (Yunior Usualdo Panamento), Eddie (Eddie Velasquez), Louie (Luis Rojas-Saldago) und Carlos (Carlos Velasco) stören diese Anfeindungen wenig. Im Grunde sind sie eher friedliche Jungs, die in ihrer Freizeit gerne skaten, als Punkband selbst Musik machen und gerne den alten Garagen-Punk der Ramones hören. Mit Waffen und Drogen haben die Jungs nicht viel am Hut. Die Clique beschließt mit einem alten Wagen nach Beverly Hills zu fahren, denn dort soll man toll skaten können. Unterwegs werden sie aber von der Polizei gestoppt und da keiner einen Führerschein hat, ist die Fahrt mit dem Auto zu Ende. So wird die Fahrt mit dem Bus fortgesetzt. Endlich in Beverly Hills angekommen, gibts gleich wieder Ärger mit nem Bullen. Einer der Jungs wird dabei verhaftet, die anderen hauen ab. Als sie zwei Mädchen beim Skaten kennenlernen werden sie von diesen in eine sehr exklusive Villa im Viertel der Reichen und Schönen eingeladen. Dort haben sie Spass, müssen aber wegen eifersüchtigen weißen Jungs fliehen und landen auf einer Künstlerparty. Auch dort ist die große Flatter angesagt, nachdem der schwule Hausherr aus Versehen die Treppe runterfällt. Nichts wie weg über die Mauern diverser Villen. Dort landen sie in der Villa eines Filmregisseurs, der gerade seine Knarre zur Hand hat. Clark hat sich dabei den perfiden Spass erlaubt, dass der Mann, der nun auf einen der Latinos schießen wird "Notwehr" optisch ganz stark an Clint Eastwood erinnert. Da warens nur noch Fünf. Doch Hilfe naht in der Gestalt der vielen dort beschäftigten hispanischen Haushaltshilfen, die dafür sorgen, dass ein Auto die Jungs in ihr Viertel bringt. Aber vorher gibts noch einen Collateralschaden in den exklusiven Häusern zu beklagen, möglicherweise wird man Tags darauf in der Zeitung von diesen bösen jungen Gangstern lesen, die in Beverly Hills auf Raubzug waren. Dabei einen Künstler verletzten, eine reiche Lady im Badezimmer getötet haben und ein bekannter Filmstar beinahe auch Opfer dieser Kids geworden wäre, wenn er nicht die Waffe gezogen hätte.
Der Film endet mit den letzten Metern ihrer Odyssee, die die ganze Nacht gedauert hat - die fünf Freunde steigen in die U-Bahn, es ist die Zeit, als die Stadt gerade erwacht. Nun nichts wie aussteigen und nach Hause. In der Nacht hat einer der jungen Männer sein Leben verloren, ein zweiter landet im Knast und die übrig gebliebenen werden von den schwarzen HipHoppern im Viertel begrüsst, indem er "Wassup Rockers" ruft, seine Knarre in die Luft hält und abfeuert.
Clarks Film ist sehr speziell und sicherlich wird eher nur eine Minderheit Zugang zu diesem Film finden. Mich hat er dann tatsächlich nach einer gewissen Zeit gepackt. Es ist wohl diese eigenartige Mischung aus semidokumentarischer Note und der sichtlich sehr großen Nähe zu seinen Figuren. Man merkt, dass Clark seine Jungs sehr gut und mit großer Sympathie beobachtet. Die von ihm festgehaltenen, eindrücklichen Momente, die ständig irgendwie fließen, vermitteln ein gutes, intensives und atmosphärisch dichtes Bild einer benachteiligten Minderheit am sozialen Rand.
 Dabei setzte Attenborough auf eine erlesene Starbesetzung. Mit dabei sind neben dem bereits erwähnten Sean Connery seine Schauspielerkollegen Dirk Bogarde, James Caan, Michael Caine, Elliot Gould, Gene Hackman, Ryan O`Neal, Laurence Olivier, Liv Ullmann, Robert Redford, Anthony Hopkins, Edward Fox - auf deutscher Seite agieren Hardy Krüger, Maximilian Schell, Wolfgang Preiss, Hans von Borsody und Walter Kohut.
Dem Regisseur ist es zu verdanken, dass er nicht das Gut Böse Schema bedient. Die deutschen Soldaten fallen nicht in dieses Raster. Nur selten gibts etwas Pathos: Einmal durch eine holländische Widerstandsfamilie, die inmitten des Geschehens auch Opfer zu beklagen hat und einmal durch das Versprechen, dass James Caan als Staff Sergeant Dohun seinem Freund Captain Glass (Nicholas Campbell) gegeben hat, dass er das Überleben aus diesem kommenden Inferno garantiert. Tatsächlich leistet Dohun dann Übermenschliches, indem er den leblosen Körper des Freundes ins Lazarett schleppt und den Arzt (Arthur Hiller) mit Waffengewalt zwingt den vermeintlich "Toten" sich doch noch genauer anzusehen. Damit rettet er in der emotionalsten Szene von "A bridge too far" seinem Freund das Leben.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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