Regie: Richard Attenborough
Operation Market Garden....
"Die Brücke von Arnheim" ist eine britisch-amerikanische
Coproduktion aus dem Jahr 1977, dabei dürfte der von Sir Richard
Attenborough inszenierte Kriegsfilm einer der letzten Werke des Genres
gewesen sein, der noch voll auf die durchweg klassischen Ausrichtung
setzte. Zur Zeit seines Entstehens galt diese Machart beinahe schon als
überholt. kurze Zeit später sollten wuchtige Antikriegsfilme wie "Die
durch die Hölle gehen" von Michael Cimino und "Apocalypse Now" von
Franics Ford Coppola das Genre völlig verändern. Der Film zeigt in
epischer Breite und einer grandiosen Kameraarbeit von Geoffrey Unsworth
die von Feldmarschall Montgomery entworfene Operation Market Garden.
Eine gewagte Operation wurde zwar im Hinterher als Erfolg gegen die
Deutschen gewertet. Dennoch liest sich der Schaden katastrophal:
Insgesamt verloren während dieser Zeit 17.800 Alliierte Soldaten ihr
Leben, bei den Deutschen gab es 8.000 Gefallene. Die Operation sah vor,
dass 35.000 alliierte Fallschirmspringe hinter der feindlichen Linie in
den Niederlanden abspringen sollten. Anschließend sollten die Verbände
sechs wichtige Brücke besetzen und halten, bis die erforderlichen
Bodentruppen nachgerückt sind. Als wichtigste Brücke galt die "Brücke
von Arnheim", aber gerade an dieser letzten Brücke scheiterte die
allierte Streitmacht, denn sie war eine Brücke zu weit weg oder zuviel,
wie auch der Originaltitel des Films "A bridge too far" besagt.
Attenborough
inszenierte dabei sehr authentisch und blieb stets inmitten des
Kriegsgeschehens. Der Zuschauer erlebt einen ununterbrochenen Strom von
Jeeps, Panzern und einer Vielzahl von Fallschirmbataillonen, Imposant
die Bilder, die den blauen Himmel zeigen und dabei plötzlich hunderte
von Fallschirmspringern auftauchen, die immer mehr werden. Der Plan der
Allierten war dabei auch das Fernziel möglichst rasch ins Ruhrgebiet
vorzustoßen, dem wirtschaftliche Herz des Reiches und so den Krieg in
Europa schnell beenden zu können.
Weil die Operation auch ein
Prestigeprojekt für Montgomery und seine Offiziere ist, wird die Aktion
selbst dann nicht gestoppt, als die Briten Informationen erhalten, dass
im Zielgebiet um Arnheim mit einer Vielzahl von deutschen Panzertruppen
besetzt sein soll. Man ging davon aus, dass man Hitlerjungen als Gegner
vorfinden würde. Dadurch gerät General Urquhart (Sean Connery) mit
seinen 10.000 Männern ins Kreuzfeuer beider Panzerdivisionen. Der
erbitterte Kampf um diese Brücke wird zum blutigen Massaker. Geschehen
zwischend en 17ten und 27sten September 1944 in den niederländischen
Provinzen Nordbrabant und Gelderland.
Dabei setzte
Attenborough auf eine erlesene Starbesetzung. Mit dabei sind neben dem
bereits erwähnten Sean Connery seine Schauspielerkollegen Dirk Bogarde,
James Caan, Michael Caine, Elliot Gould, Gene Hackman, Ryan O`Neal,
Laurence Olivier, Liv Ullmann, Robert Redford, Anthony Hopkins, Edward
Fox - auf deutscher Seite agieren Hardy Krüger, Maximilian Schell,
Wolfgang Preiss, Hans von Borsody und Walter Kohut.
Der Filmemacher Larry Clark stammt aus Tulsa und ist auch ein
begeisterter Fotograf. 1971 erschien sein Fotoband über seine Stadt
Tulsa mit dem Schwerpunkt Drogenmilieu und Subkultur. Gleich sein erster
Film "Kids" sorgte bei seinem Erscheinen im Jahr 1995 für Furore. Der
Film folgt einer Gruppe von Jugendlichen aus New York mit wenig
Perspektive, die einfach mal so in den Tag hinein leben und in der
Momentaufnahme auf HipHop, Trendsportarten, Partys, Skaten, Drogen,
Alkohol und Sex stehen. Ein Mädchen wird dabei beim ersten Mal mit dem
HIV-Virus infiziert. Larry Clarks Filme beinhalten auch oft exzplizite
Szenen, so waren in seinem Erstling Minderjährige beim
Geschlechtsverkehr zu sehen. Auch "Ken Park" machte da keine Ausnahme.
Nur verlegte der Filmemacher die Handlung von der Ostküste in eine
kalifornische Kleinstadt. Sein bester Film dürfte der aufwühlende "Bully
- Diese Kids schockten Amerika" mit dem leider viel zu früh
verstorbenen Brad Renfro sein. Die Story erzählt eindrücklich von einer
abgestumpften, geleangweilten Generation von Jugendlichen, die sich dazu
entschließen einen Mord zu verüben, nachdem Drogen und Sex nicht mehr
flashen. Ein pessimistisches Bild einer Generation, die nicht mehr sehr
viel mit sich anfangen kann.
Gegen "Bully" ist Clarks 2005
entstandener "Wassup Rockers" beinahe schon als hoffnungsvoll
einzustufen. Denn immerhin endet die Geschichte über eine Jugendclique,
die vom Ghetto aus South Central Los Angeles einen Ausflug zum Skaten
nach Beverly Hills unternehmen und natürlich irgendwann den noch viel
gefährlichen Heimweg antreten müssen, mit sehr schön fotografierten
Impressionen eines Los Angeles im Sonnenaufgang.
Der Film ist
eine sehr eigenwillige, sehr Clark typische Variante von Walter Hills
Straßenwestern "The Warriors", einem meiner Lieblingsfilme aus dem
70ern. Aber Vorsicht: Action und Spannung wird man bei Larry Clark
vergeblich suchen, aber dennoch wird man von den ""Wassup Rockers" nach
einer gewissen Eingewöhnungszeit, die der Film braucht, weil er so eigen
ist, auch irgendwie fasziniert sein. Wie immer dominiert bei Clark auch
das sozialrealistische Potential seines Jugendfilms.
Diese
"Wassup Rockers" sind sieben hispanische Kids aus dem Ghetto South
Central. Ihre Feinde sind die schwarzen HipHopper, die diese Jungs in
engen Hosen und langen Haaren als Aussenseiter ansehen. Aber Jonathan
(Jonathan Velasquez) und seine Kumpels Kiko (Francisco Pedrasa), Milton,
den alle Spermball nennen (Milton Velasquez), Porky (Yunior Usualdo
Panamento), Eddie (Eddie Velasquez), Louie (Luis Rojas-Saldago) und
Carlos (Carlos Velasco) stören diese Anfeindungen wenig. Im Grunde sind
sie eher friedliche Jungs, die in ihrer Freizeit gerne skaten, als
Punkband selbst Musik machen und gerne den alten Garagen-Punk der
Ramones hören. Mit Waffen und Drogen haben die Jungs nicht viel am Hut.
Die Clique beschließt mit einem alten Wagen nach Beverly Hills zu
fahren, denn dort soll man toll skaten können. Unterwegs werden sie aber
von der Polizei gestoppt und da keiner einen Führerschein hat, ist die
Fahrt mit dem Auto zu Ende. So wird die Fahrt mit dem Bus fortgesetzt.
Endlich in Beverly Hills angekommen, gibts gleich wieder Ärger mit nem
Bullen. Einer der Jungs wird dabei verhaftet, die anderen hauen ab. Als
sie zwei Mädchen beim Skaten kennenlernen werden sie von diesen in eine
sehr exklusive Villa im Viertel der Reichen und Schönen eingeladen. Dort
haben sie Spass, müssen aber wegen eifersüchtigen weißen Jungs fliehen
und landen auf einer Künstlerparty. Auch dort ist die große Flatter
angesagt, nachdem der schwule Hausherr aus Versehen die Treppe
runterfällt. Nichts wie weg über die Mauern diverser Villen. Dort landen
sie in der Villa eines Filmregisseurs, der gerade seine Knarre zur Hand
hat. Clark hat sich dabei den perfiden Spass erlaubt, dass der Mann,
der nun auf einen der Latinos schießen wird "Notwehr" optisch ganz stark
an Clint Eastwood erinnert. Da warens nur noch Fünf. Doch Hilfe naht in
der Gestalt der vielen dort beschäftigten hispanischen Haushaltshilfen,
die dafür sorgen, dass ein Auto die Jungs in ihr Viertel bringt. Aber
vorher gibts noch einen Collateralschaden in den exklusiven Häusern zu
beklagen, möglicherweise wird man Tags darauf in der Zeitung von diesen
bösen jungen Gangstern lesen, die in Beverly Hills auf Raubzug waren.
Dabei einen Künstler verletzten, eine reiche Lady im Badezimmer getötet
haben und ein bekannter Filmstar beinahe auch Opfer dieser Kids geworden
wäre, wenn er nicht die Waffe gezogen hätte.
Der Film endet
mit den letzten Metern ihrer Odyssee, die die ganze Nacht gedauert hat -
die fünf Freunde steigen in die U-Bahn, es ist die Zeit, als die Stadt
gerade erwacht. Nun nichts wie aussteigen und nach Hause. In der Nacht
hat einer der jungen Männer sein Leben verloren, ein zweiter landet im
Knast und die übrig gebliebenen werden von den schwarzen HipHoppern im
Viertel begrüsst, indem er "Wassup Rockers" ruft, seine Knarre in die
Luft hält und abfeuert.
Clarks Film ist sehr speziell und
sicherlich wird eher nur eine Minderheit Zugang zu diesem Film finden.
Mich hat er dann tatsächlich nach einer gewissen Zeit gepackt. Es ist
wohl diese eigenartige Mischung aus semidokumentarischer Note und der
sichtlich sehr großen Nähe zu seinen Figuren. Man merkt, dass Clark
seine Jungs sehr gut und mit großer Sympathie beobachtet. Die von ihm
festgehaltenen, eindrücklichen Momente, die ständig irgendwie fließen,
vermitteln ein gutes, intensives und atmosphärisch dichtes Bild einer
benachteiligten Minderheit am sozialen Rand.
Dem
Regisseur ist es zu verdanken, dass er nicht das Gut Böse Schema
bedient. Die deutschen Soldaten fallen nicht in dieses Raster. Nur
selten gibts etwas Pathos: Einmal durch eine holländische
Widerstandsfamilie, die inmitten des Geschehens auch Opfer zu beklagen
hat und einmal durch das Versprechen, dass James Caan als Staff Sergeant
Dohun seinem Freund Captain Glass (Nicholas Campbell) gegeben hat, dass
er das Überleben aus diesem kommenden Inferno garantiert. Tatsächlich
leistet Dohun dann Übermenschliches, indem er den leblosen Körper des
Freundes ins Lazarett schleppt und den Arzt (Arthur Hiller) mit
Waffengewalt zwingt den vermeintlich "Toten" sich doch noch genauer
anzusehen. Damit rettet er in der emotionalsten Szene von "A bridge too
far" seinem Freund das Leben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen