Dienstag, 25. August 2015

Der Totmacher



























Regie: Romuald Karmakar

Die Befragung der Bestie....

Romuald Karmakars 1995 inszenierter Film "Der Totmacher" basiert auf den Aufzeichungen des Psychiaters Ernst Schultze, der im Jahr 1924 im Rahmen der Ermittlungen gegen Friedrich "Fritz" Heinrich Karl Haarmann den richterlichen Auftrag hatte ein Gutachten über dessen Schuldunfähigkeit zu erstellen.
Fritz Haarmann ist einer der bekanntesten Serienmörder, er wurde wegen Mordes an 24 Jungen und jungen Männern im Alter von 10 bis 22 Jahren vom Schwurgericht Hannover am 19. Dezember 1924 zum Tod verurteilt. Am 15. April 1925 wurde das Urteil im Gerichtsgefängnis von Hannover durch Enthaupten mit dem Fallbeil ausgeführt.
Er wurde auch "Der Vampir", "Der Schlächter" oder "Werwolf von Hannover" genannt.
Da Haarmann mit Fleischkonserven handelte, wurde spekuliert, dass er die Leichen zu Wurst verarbeitet hätte. Haarmann hat dies jedenfalls stets bestritten, konnte aber auch keine nachprüfbare Quelle für das von ihm verkaufte Fleisch benennen. Bekannt ist aber, dass seine Nachbarin ein Restaurant besaß und von ihm Fleisch kaufte, auch handelte Haarmann mit so ziemlich allem, was an Kleidung und persönlichen Gegenständen von seinen Opfern geblieben war.
Karmakars Film ist fast durchgehend in der Form eines Kammerspiels gehalten, im Mittelpunkt steht die Befragung von Haarmann (Götz George) durch den erfahrenen Forensik-Gutachters Prof. Dr. Ernst Schultze (Jürgen Hentsch) in einem spartanisch eingerichteten Verhörzimmer in Göttingen. Ein Stenograph (Pierre Franckh), der an einem Nebentisch im Hintergrund sitzt, protokolliert die Aussagen. Einmal taucht Kommissar Rätz (Hans-Michael Rehberg) auf, ein anderes Mal wird Haarmann mit einem Zeugen (Marek Harloff) konfrontiert, der beinahe ebenfalls Opfer des Mörders geworden wäre. Während dieser Befragung, die harmlos mit einer Intelligenztestung beginnt, spricht Haarmann auch über seine Motive und seine Methoden. 


Aufgrund der überwältigenden Darstellung von Götz George wird der 110 Minuten lange Film immer intensiver. Die Taten, über die nur geredet wird, erlebt der Zuschauer immer dichter, immer näher und immer mehr bedrückend. Aufgrund des intensiven Spiels entsteht eine nervenzerreißende Spannung, denn alles spielt sich irgendwann im Kopf des Zuschauers ab. Es gibt nicht viele Filme, die in einem einzigen Raum spielen. Hitchcock hat es in "Cocktail für eine Leiche" vorgemacht und nur wenige Filmemacher lieferten mit diesem sehr begrenzten Sujet ein Meisterwerk ab. Spontan fällt mir Claude Millers "Das Verhör" ein, der sicherlich auch einige Parallelen zu Karamakars sehr gutem, in einem Raum spielenden Serienkillerfilm, aufweist.  Kameramann Fred Schuler ist ganz nah bei den Figuren, der Münchner hat bereits 1983 in "King of Comedy" mit Martin Scorsese zusammengearbeitet. Ein Tisch, zwei Stühle, immer wieder Gesichter, Blickwechsel und ein intensiver Dialog.
Aus diesen simplen Dialogen zwischen dem Psychatrieprofessor und dem Menschenschlächter klingt auch ein Echo der frühen 20er Jahre, der Expressionismus ist allgegenwärtig.
Es zeigt auch, zu was gute Schauspieler in einem kammerspielartigen Dialog an Atmosphäre schaffen können.
Keine Action - der Mensch in allen seinen Facetten. Gut und Böse. Die Bestie mit sensiblen Regungen.

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen