Dienstag, 25. August 2015

Die gläserne Zelle

























Regie: Hans W. Geissendörfer

Immer noch Gefangener...

Im Jahr 1978 dominierte bei der Vergabe des deutschen Filmpreises die US-amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith, denn zwei der preisgekrönten Filme enstanden nach ihren Romanvorlagen. Dabei erhielt Wim Wenders "Der amerikanische Freund" Auszeichnungen in Gold für die Regie, für den besten Schnitt (Peter Przygodda) und das Filmband in Silber. Die goldene Ausgabe als bester programmfüllender Spielfilm wurde aber Hans W. Geissendörfers "Die gläserne Zelle" zugesprochen, der anschließend auch ins Oscar-Rennen geschickt wurde und es unter die fünf begehrten Nominees zum besten ausländischen Film schaffte.
Dabei wurde der gleichnamige Highsmith Roman in einigen Punkten sehr abgeändert (die Handlung wurde von den Südstaaten verlagert ins deutsche Frankfurt) und gestrafft (ie komplette erste Hälfte des Romans, die sich mit Phillips Zeit im Gefängnis beschäftigte wurde weggelassen). Der Film beginnt mit einer kleinen Rückblende, die den Architekten Philip Braun (Helmut Griem) träumend im Gefängnis zeigt. Er sieht sich wieder vor Gericht. Diese Verhandlung fand vor 5 Jahren statt und statt dem Bauunternehmer Lasky (Walter Kohut), dem eigentlichen Schuldigen, wandert der Architekt in den Knast, obwohl sein bester Freund, der Anwalt David Reinelt (Dieter Laser) alles versucht, um seine Unschuld zu beweisen. Doch am Ende steht die Verurteilung und der Abschied von seiner geliebten Frau Lisa (Brigitte Fossey) und von seinem kleinen Sohn Timmie (Claudius Kracht). Sämtliche weiteren Ambitionen seitens von Reinelt die Unschuld seines Freundes und Mandanten doch noch zu beweisen schlugen fehl. Nach 5 Jahren ist die Strafe aber abgesessen und zu diesem Zeitpunkt setzt der Film von Geissendörfer ein. Er kommt endlch nach Hause zu Lisa, seiner Frau und zu seinem inzwischen 11 Jährigen Sohn. Phillip Braum versucht sich wieder im Leben zurecht zu finden, aber es fällt ihm überhaupt nicht leicht. Geprägt von seinem langen Gefängnisaufenthalt begegnet er dem Neustart und auch seinen Angehörigen mit Misstrauen. Timmie begegnet ihm mit einer gewissen Zurückhaltung, er sieht viel eher in Reinelt, dem Freund der Familie, eine Art Vaterfigur. Schließlich nagt auch der Verdacht Lisa hätte ein Verhältnis mit David. Dieses Gerücht erhält auch noch durch die Aussagen von Lasky Nahrung, der Kontakt mit Phillip Braun aufgenommen hat.
Immer mehr versteigt sich Phillip in diese Vorstellung, übersieht er auch die zahlreichen Beweise von Lisas Liebe oder legt sie falsch aus. Er wird zum Gefangenen seiner Gefühle, wirkt ohnmächtig der neuen Situation gegenüber - was sich sogar noch verstärkt als David ihm auch noch einen Job vermittelt....


 Es ist die Geschichte eines höchstwahrscheinlich Unschuldigen, der aufgrund seiner gescheiterten Resozialisierungsprobleme und der Entfremdung seiner Familie aus lauter Verzweiflung zum Mörder, also zum Schuldigen, wird. Helmut Griem liefert eine überzeugende Darstellung ab und zeigt im Lauf der Geschichte auch seine dunkle Seite, denn mit dem Totschlag ist die Geschichte noch nicht ausgestanden. Um aus der Sache rauszukommen wird die Beseitigung eines Augenzeugen unumgänglich. Dies alles hat Geissendörfer in sehr ruhigen, unaufgeregten Bildern verfilmt. Im Mittelpunkt des Films stehen, vielmehr als der Crime Aspekt,  die Emotionen der Figuren.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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