Regie: Hans W. Geissendörfer
Immer noch Gefangener...
Im Jahr 1978 dominierte bei der Vergabe des deutschen Filmpreises
die US-amerikanische Schriftstellerin Patricia Highsmith, denn zwei der
preisgekrönten Filme enstanden nach ihren Romanvorlagen. Dabei erhielt
Wim Wenders "Der amerikanische Freund" Auszeichnungen in Gold für die
Regie, für den besten Schnitt (Peter Przygodda) und das Filmband in
Silber. Die goldene Ausgabe als bester programmfüllender Spielfilm wurde
aber Hans W. Geissendörfers "Die gläserne Zelle" zugesprochen, der
anschließend auch ins Oscar-Rennen geschickt wurde und es unter die fünf
begehrten Nominees zum besten ausländischen Film schaffte.
Dabei
wurde der gleichnamige Highsmith Roman in einigen Punkten sehr
abgeändert (die Handlung wurde von den Südstaaten verlagert ins deutsche
Frankfurt) und gestrafft (ie komplette erste Hälfte des Romans, die
sich mit Phillips Zeit im Gefängnis beschäftigte wurde weggelassen). Der
Film beginnt mit einer kleinen Rückblende, die den Architekten Philip
Braun (Helmut Griem) träumend im Gefängnis zeigt. Er sieht sich wieder
vor Gericht. Diese Verhandlung fand vor 5 Jahren statt und statt dem
Bauunternehmer Lasky (Walter Kohut), dem eigentlichen Schuldigen,
wandert der Architekt in den Knast, obwohl sein bester Freund, der
Anwalt David Reinelt (Dieter Laser) alles versucht, um seine Unschuld zu
beweisen. Doch am Ende steht die Verurteilung und der Abschied von
seiner geliebten Frau Lisa (Brigitte Fossey) und von seinem kleinen Sohn
Timmie (Claudius Kracht). Sämtliche weiteren Ambitionen seitens von
Reinelt die Unschuld seines Freundes und Mandanten doch noch zu beweisen
schlugen fehl. Nach 5 Jahren ist die Strafe aber abgesessen und zu
diesem Zeitpunkt setzt der Film von Geissendörfer ein. Er kommt endlch
nach Hause zu Lisa, seiner Frau und zu seinem inzwischen 11 Jährigen
Sohn. Phillip Braum versucht sich wieder im Leben zurecht zu finden,
aber es fällt ihm überhaupt nicht leicht. Geprägt von seinem langen
Gefängnisaufenthalt begegnet er dem Neustart und auch seinen Angehörigen
mit Misstrauen. Timmie begegnet ihm mit einer gewissen Zurückhaltung,
er sieht viel eher in Reinelt, dem Freund der Familie, eine Art
Vaterfigur. Schließlich nagt auch der Verdacht Lisa hätte ein Verhältnis
mit David. Dieses Gerücht erhält auch noch durch die Aussagen von Lasky
Nahrung, der Kontakt mit Phillip Braun aufgenommen hat.
Immer
mehr versteigt sich Phillip in diese Vorstellung, übersieht er auch die
zahlreichen Beweise von Lisas Liebe oder legt sie falsch aus. Er wird
zum Gefangenen seiner Gefühle, wirkt ohnmächtig der neuen Situation
gegenüber - was sich sogar noch verstärkt als David ihm auch noch einen
Job vermittelt....
Es ist die Geschichte eines
höchstwahrscheinlich Unschuldigen, der aufgrund seiner gescheiterten
Resozialisierungsprobleme und der Entfremdung seiner Familie aus lauter
Verzweiflung zum Mörder, also zum Schuldigen, wird. Helmut Griem liefert
eine überzeugende Darstellung ab und zeigt im Lauf der Geschichte auch
seine dunkle Seite, denn mit dem Totschlag ist die Geschichte noch nicht
ausgestanden. Um aus der Sache rauszukommen wird die Beseitigung eines
Augenzeugen unumgänglich. Dies alles hat Geissendörfer in sehr ruhigen,
unaufgeregten Bildern verfilmt. Im Mittelpunkt des Films stehen,
vielmehr als der Crime Aspekt, die Emotionen der Figuren.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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