Donnerstag, 13. August 2015

Die Flucht ins Ungewisse

























Regie: Sidney Lumet

Die Reisen des Danny Pope...

Der 2011 im Alter von 87 Jahren verstorbene Sidney Lumet hat eine großartige Filmographie hinterlassen, die bereits mit "Die 12 Geschworenen" in den 50ern begann und 2007 mit dem wunderbaren Meisterwerk "Before the Devil knows you´re dead" einen krönenden Abschluß fand. Er drehte grandiose Klassiker wie "Serpico", "Hundstage", "Mord im Orient Express", "Verdict", "Network", "Equus" oder "Ein Haufen toller Hunde". Nach "Der Morgen danach" mit Jane Fonda als Zugpferd wurde es aber etwas ruhiger um ihn, seine Filme bekamen nicht mehr die ganz große Beachtung und so haben Filme wie "Tödliche Fragen", "Nacht über Manhattan" und der 1988 inszenierte eher stille "Die Flucht ins Ungewisse" nicht den Bekanntheitsgrad, der ihnen aufgrund der guten Qualität gebühren würde.
Immerhin brachte es "Die Flucht ins Ungewisse" dank dem intensiven Spiel seines jungen Hauptdarstellers River Phoenix auf einige Oscar- und Golden Globe Nominierungen. River Phoenix gewann den Preis allerdings nicht und musste sich von Kevin Kline geschlagen geben. Aber immerhin konnte Naomi Foner, Mutter von Maggie und Jake Gyllenhaal, für ihr Drehbuch den Golden Globe gewinnen.
Der Film hat eine sehr ruhige und beinahe schon stille Machart, aber den Zuschauer erwarten dennoch 116 spannende und überaus intensive Filmminuten. Dabei geht es ganz stark um das Thema der Abnabelung und um den Zusammenhalt der Familie als eingeschworene Gruppe, die keiner auseinanderbringen soll. Im Leben des jungen Danny Pope (River Phoenix) hat dieser Zusammenhalt oberste Priorität, denn seine Eltern Annie (Christine Lahti) und Arthur (Judd Hirsch) sind gesuchte Terroristen. Im jugendlichen Rebellenalter in den 70er Jahren war das damals noch junge Ehepaar aktiv in der Antikriegsbewegung. Es war die Zeit von Vietnam und damals sprengten die beidne ein Napalmlabor in die Luft. Leider wurde dabei - unbeabsichtigt - ein Hausmeister so schwer verletzt, dass er aufgrund dieses Anschlags erblindete. Seitdem sind die beiden auf der Flucht. Von einem Untergrund-Netzwerk der Bewegung werden die beiden immer noch finanziell unterstützt. Danny, der damals 2 Jahre alt war, musste mit der zeit klar damit kommen, dass die Eltern jederzeit ihre neu erworbene falsche Existenz wieder aufgeben müssen, die sie grade eben erst aufgebaut haben. Die Familie bekam auch Zuwachs in dieser Zeit wurde Harry (Jonas Abry). Die erste Szene des Films läuft bereits sehr intensiv ab und man bekommt einen emotionalen Einblick in die Nöte der Protagonisten. Danny, gerade noch beim Baseballspiel, radelt nach Hause als er einen verdächtigen Wagen wahrnimmt, der um das Haus seiner Eltern fährt. Der Junge weiß: Jetzt ist Zeit zum Abhauen. Schnell alamiert er die Eltern und holt den kleinen Bruder und den Hund aus dem Haus. Dann nichts wie weg mit dem Kleinbus in eine neue ungewisse Zukunft. Ein Jammer, denn der Hund wird vom Vater dann einfach ausgesetzt, denn der wäre ein Verdachtsmoment auf der Flucht zuviel. Auf zur nächsten Identität: Der Vater bekommt nen Job in einer Pizzeria, die Mütter hat Glück und kann als Arzthelferin anfangen - natürlich alles mit gefälschten Papieren. Danny heißt jetzt Michael und muss sich wieder an eine neue Schule gewöhnen. Dort fällt seinem Musiklehrer Mr. Philipps (Ed Crowley) sofort das Talent seines neuen Schülers auf, der wunderschön Klavier spielen kann. Der nachdenkliche Junge lernt auch Lorna (Martha Plimpton), die Tochter des Lehrers kennen. Und verliebt sich in sie. Was natürlich angesichts der hohen Wahrscheinlich einer weiteren Flucht extremes Konfliktpotential innerhalb der Familie sorgt...



 dies alles hat Sidney Lumet sehr sorgfältig inszeniert und kann auf die guten Leistungen seiner Darsteller zählen.
Sehr gut geglückt ist das Offenlegen dieses Zwiespalts, mit dem die Protagonisten leben müssen. Ihre persönliche Verantwortung, ihre Gedanken und ihre Gefühle stehen im Mittelpunkt. Es geht da um Liebe, aber auch um die Schuld der Eltern, die ihren Kindern dieses Leben in ständiger Angst vor Entdeckung auferlegen. Dabei ist ihnen klar, was sie den Kids antun. Nur stecken sie im Dilemma, dass nur diese ständigen Fluchten es ermöglichen, dass sie nicht getrennt werden. Konfliktreich wird es dann als Danny seinem Kindsein entwächst und langsam ein eigenes Leben selbstgestaltet erleben möchte.
Dies kann er aber nicht, wenn er bei den Eltern bleibt. Und dennoch kann auch die Trennung von seinen Wurzeln kein Thema sein.
Für mich einer der besten Arbeiten des Regisseurs.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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