Montag, 25. Januar 2016
Das Ende des Regenbogens
Regie: Uwe Friesner
Kein Ausweg aus dem Teufelskreis ?
Der 17jährige Jimmi (Thomas Kufahl) lebt schon seit einger Zeit auf der Straße und geht in West-Berlin auf den Strich. Um zu überleben, muss er sich auch mal durchschnorren, denn soviel Kohle verdient er nicht, wenn er seinen Körper verkauft. Immer wieder gibts dort an den Ecken, wo sich Jimmi aufhält und seine Freier sucht, auch Polizeirazzien und er muss ständig die Festnahme und die Überstellung ans Jugendamt fürchten. Von zu Hause ist er abgehauen. Der Vater ist ein aggressiver Schläger, das Milieu war asozial. Doch das Leben vom Strich und vom Kleinklau ist mager, Jimmi redet öfters davon sich Arbeit zu suchen. Aber zwischen der theoretischen Willenserklärung und der Praxis liegen Welten.
Es fehlen dafür sämtliche Voraussetzungen. Nicht mal einen Pass besitzt der junge Herumtreiber. Ohne Lehre und ohne Arbeit befindet er sich weit von den Spielregeln entfernt, nach denen ein bürgerliches Leben funktionieren würde.
Als er nur durch Zufall einer Polizeirazzia entkommt, trifft er in der Stadt die flüchtige Bekannte Monika (Sabine Beck-Baruth). Er weiß, dass Monika in einer Studenten-Wohngemeinschaft lebt und fragt ob er dort übernachten kann. Aus der einen Nacht wird ein längerer Aufenthalt - mehr und mehr hat sich Jimmy in die WG engenistet. Dabei ist Jörg (Heinz Hoenig) eher misstrauisch und von den ständig wiederholten Sprüchen wie "Geil wa" oder "Scheiße" genervt, der gutmütige Dieter (Udo Samel) empfindet aber etwas für Jimmy und übernimmt ein bisschen die Vater- und Mutterrolle. Er versucht ihm beizubringen wie man sich auf Stellenangebot bewirbt. Jimmy nimmt die Bemühungen aber nicht so ernst, wie er sollte. Immer wieder streift er durch die nächtlichen Straßen von Berlin, geht in Musikkneipen, schlägert sich und lebt so in den Tag hinein. Eines Nachts lernt er die junge Gabi (Slavica Rancovi) kennen, die ebenfalls problembeladen ist und bei ihrer Großmutter wohnt. Gemeinsam keimt ein bisschen Hoffnung auf. Für kurze Zeit bekommt Jimmi sogar einen Job, den er aber schon nach wenigen Tagen wieder verliert, weil er unfähig ist sich dort anzupassen. Was bleibt ist die Rückkehr in die Gosse. Gemeinsam mit seinem Kumpel Bernie (Henry Lutze) fängt er wieder an zu klauen...mit katastrophalen Folgen...
Uwe Friesners Jugendportrait "Das Ende des Regenbogens" ist die Geschichte eines jungen Verlierers in unserer Gesellschaft. Der Regisseur nimmt dabei Bezug auf einen gewissen Andy, der 1976 in der WG des Regisseurs wohnte und irgendwann freiwillig aus dem Leben schied. Der atmosphärisch dichte Coming of Age Film kann auch heute noch genauso wie damals überzeugen. 1980 gewann "Das Ende des Regenbogens" den deutschen Filmpreis in Silber (der Hauptpreis in Gold ging ebenfalls an einen Jugendfilm - ab Norbert Kückelmanns "Die letzten Jahre der Kindheit"). Der junge Laiendarsteller Thomas Kufahl gewann sogar für seine Rolle als Jimmi den Deutschen Filmpreis in Gold als bester Darsteller. Der Film ist durchweg intensiv und erinnert nicht nur wegen seiner starken Melancholie auch sehr stark an die Geschichten der 70er Kino-Klassiker des neuen deutschen Films wie etwa "Nordsee ist Mordsee" oder "Supermarkt". Ausserdem kann man "Das Ende des Regenbogens" auch als eine Art Vorläuferfilm des populären Kinoerfolgs "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" begreifen. Er funktioniert aber besser, weil er die Tristesse niemals faszinierend einfängt, sondern kalt und ernüchternd. Am Ende des Regenbogens stehen nämlich die Hochhäuser der Trabantenstadt und jede Einstellung von Friesners Film hat eine destruktive Aura. Dabei gelingt ihm ein total gutes Portrait dieses Jugendlichen, der keine Moral kennt, ungebildet ist und im Grunde keine Lust hat sich bürgerlichen Normen zu unterwerfen. Er trödelt lieber herum, lebt in den Tag hinein und ist auch gewissen Launen unterworfen, die er selbst nicht erklären kann. Jimmi ist regelrecht entwurzelt, eine Zukunft gibt es nicht. Der Blick in die Welt eines Jugendlichen, der durch das soziale Netz der Gesellschaft fällt, ist heute so aktuell wie nie. Eine Integration ist utopisch...zu sehr hat der Alltag von Gewalt und Alkohol der Unterschichtfamilie den Jungen geprägt, er kann kaum lesen und schreiben. Ein schonungsloser Blick auf eine kalte, unwirtliche Gesellschaft, in der sich die Kälte irgendwie auch in den Menschen festgesetzt zu haben scheint. Ein echter Glücksgriff ist Laiendarsteller Kufahl, der mit seiner Berliner Gossensprache und seinem ganzen Verhalten sehr authentisch ist. Die Bildästhetik ist typisch 70er Jahre, beim Soundtrack dominiert New Wave wie etwa Lene Lovichs damals populärer Indenpendent- Hit "Home". Ein radikaler, ungehobelter Film aus den ausgehenden 70er Jahren, der durch Vitalität und authentische Dichte überzeugt. Gedreht an Originalschauplätzen mit Laiendarstellern direkt aus der Szene.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Sonntag, 24. Januar 2016
Sag niemals nie
Regie: Irvin Kershner
Bond sucht mal wieder nach Nuklearsprengköpfen...
"Sag niemals nie" hat im Bond-Kosmos eine gewisse Sonderstellung,
da er als einziger Teil nicht von der Eon Produciton Ltd. gedreht wurde,
er zählt daher nicht zu den offiziellen 24 James Bond Filmen. Er konnte
aber 1983 als Remake von "Feuerball" realisiert werden, da die Eon
keine Rechte am Drehbuch besaßen. So kam es Anfang der 80s zu einem
spannenden Bond Duell in den kinos. "Octopussy", der offizielle Bond
startete nur einige Monate früher als "Sag niemals nie", der den Vorteil
hatte, dass Ur-Bond Sean Connery für die Hauptrolle gewonnen werden
konnte. An der Kasse war "Octopussy" mit 187,5 Millionen Dollar
Einspielergebnis zwar ein bisschen erfolgreicher als das Comeback von
Connery. Der kam aber immerhin auch auf 160 Millionen Dollar. Bei der
zeitgenössischen Kritik kam aber "Sag niemals nie" um einiges besser an.
Man feierte Connery als den einzig wahren Bond und Roger Moore und sein
Film wurde einmal mehr wegen der Hinwendung zur Agenten-Comedy immer
wieder kritisiert. Tatsächlich spielt Connery auch toll auf und kann
seinem etwas gealterten James Bond eine Menge Selbstironie beifügen, was
irre gut ankam. Damals fand ich auch Connerys Beitrag besser. Aus
heutiger Sicht würde ich aber "Octopussy" eher den Vorzug geben, er hat
die Zeit irgendwie besser überstanden. Moglicherweise liegt es auch
daran, dass "sag niemals nie" als Remake nichts wirklich Neues bietet
und man die Handlung nicht allzu groß verändert hat.
Auch
der Bondsong am Anfang "Never say never again" von Lani Hall fällt im
Vergleich zu den meisten anderen Bond Songs ab, der wenig eingängige
Song hörte sich schon damals an wie die schwache B-Seite einer Barbra
Streisand Single. Immerhin ist der Anfang sehr gut gelungen. Auf einem
Dschungel-Stützpunkt muss James Bond (Sean Connery) üben, damit er bei
einem eventuellen Einsatz von Doppel-Null Agenten wieder in Topform ist.
Dabei hat M (Edward Fox) keine große Sympathie für die Super-Agenten
des MI6. Und Bond ist ihm eh ein Dorn im Auge. Seine Lebensweise, seine
Eigenständigkeit...kein leichter Mitarbeiter für den Vorgesetzten. Bei
dieser simulierten Befreiungsaktion eines Enführungsopfers scheitert
Bond, weil das befreiende weibliche Opfer plötzlich ein Messer zückt und
Bond ersticht. So kann Bond natürlich keine realen Fälle meistern. Er
wird von M zu einer Erholung in ein Sanatorium geschickt.
Währenddessen
plant Spectre mit Ernst Stavro Blofeld (Max von Sydow) and der Spitze
zwei Nuklearsprengköpfe in ihre Gewalt zu bringen. Mit diesem
Druckmittel will die Verbrecherorganisation eine jährliche
Lösegeldzahlung von 25 % der Erdöleinkäufe der beiden Länder
abkassieren. Blofelds rechte Hand ist Maximilian Largo (Klaus Maria
Brandauer), Millionär und Philantroph. Ausserdem arbeitet die irrsinnige
Killerin Fatima Blush (Barbara Carrera) für die Verbrecherorganisation.
Sie ist es auch, die Captain Jack Petachi (Gavan O`Herlihy) gefügig
macht. Dieser erholt sich ebenfalls im gleichen Sanatorium von einer
Augenoperation. Man hat an ihm eine Hornhauttransplanation vorgenommen,
sein rechtes Auge ist nun eine exakte Kopie des Präsidenten der
Vereinigten Staaten. So kann das Sicherheitssystem getäuscht werden und
so gelangen die Nuklearsprengköpfe in den Besitz von Spectre.
Widerwillig muss nun M den Fall an Bond übertragen. Der ist natürlich
trotz des gesetzeren Alters gleich in seinem Element. Über Jack Petachis
Schwester Domino (Kim Largo), der Lebensgefährtin Largos, will er an
diesen herankommen...
Aus heutiger Sicht gehört "Sag niemals
nie" vielleicht sogar zu den schwächeren Bond Filmen. Dennoch ist der
Film immer noch unterhaltsam und spannend. Es gibt ja keine wirklich
schlechten Bond Filme und schon gar nicht dann, wenn der Topagent so
sehr in Topform ist wie Sean Connery hier bei seinem Comeback. Der erste
Höhepunkt findet dann im Sanatorium statt - den viel stärkeren Gegner
legt Bond mit seiner eigenen Urinprobe flach. Sehr domiant auch
Psychopathin Fatima Blush, die gerne auch mal ihre Lieblingsschlange in
andere fahrende Autos wirft und über eine extrem bizarren und
ausgefallenen Modegeschmack verfügt, selbst für die gewagten 80s.
Ein
bisschen farblos bleibt vielleicht Kim Basinger - die damals noch am
Anfang ihrer Karriere stand und erst später mit "L.A.Confidential"
beweisen konnte, dass sie eine gute Schauspielerin ist. Hier in "sag
niemals nie" darf sie nur gut und blond aussehen und eine Aerobic
Darbietung zum Besten geben. Einer der Filmhöhepunkte neben dem Kampf mit den weißen Haien ist der
Schlagabtausch zwischen Largo und Bond am Spieltisch, wenn beide in
Largos eigens entworfenes Spiel "Domination" um den Sieg kämpfen. Der
Verlierer kriegt dabei immer auch ein paar Stromschläge ab. Brandauer
spielt gut, hat jedoch nicht unbedingt das Potential wirklich ein
furchterregender Gegenspieler unseres Lieblingsspions zu sein. Dazu
agiert er vielleicht zu arrogant, daher ist es auch etwas bedauerlich,
dass Barbara Carrera als fiese Mörderin bei einer Explosion pulverisiert
wird.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Mittwoch, 20. Januar 2016
Die Welt ist nicht genug
Regie: Michael Apted
Bond und das Stockholm Syndrom...
Ein Mangel an Originalität konnte man den Bond Filmen noch nie
nachsagen. Dies gilt auch für den 1999 gedrehten Pierce Brosnan Bond
"Die Welt ist nicht genug". Der von dem britischen Regisseur Michael
Apted (Gorky Park, Nashville Lady) inszenierte Film kann sogar mit einer
echten Premieren-Sensation aufwarten. Denn erstmalig ist der
Hauptschurke und Gegenspieler von Bond eine Frau. Und in dieser Rolle
gibts ein Wiedersehen mit der bezaubernden Sophie Marceau (La Boum - Die
Fete), die als Elektra King am sogenannten Stockholm Syndrom leidet und
aus diesem Grund mit einem Erzschurken names Renard (Robert Carlyle)
eine gefährliche Allianz und Liebschaft einging. Natürlich gibt es in
viele weibliche Helfeshelfer des Bösen in Bond Filmen, angefangen mit
der unvergessenen Lotte Lenya als Rosa Klepp in "Liebesgrüße aus
Moskau", mit Ilse Steppat als Blofelds Privatsekretärin Irma Bunt in "Im
Geheimdienst ihrer Majestät" oder in neuerer Zeit Miranda Frost
(Rosamund Pike) in "Stirb an einem anderen Tag". Aber den Hauptpart
stellt Elektra King ein Novum dar. Auch wenn man zuerst davon ausgeht,
dass eben Renard der Oberste der Bösen ist.
Als Tochter
des reichen britischen Industriellen Sir Robert King (David Calder)
hatte Elektra vor einigen Jahren das Schicksal entführt zu werden. Ihr
Entführer war dieser Renard. M (Judi Dench) riet damals Sir King ab das
Lösegeld für seine Tochter zu bezahlen. Dennoch kam sie frei und
versucht mit einem perfiden Plan Rache am Vater und an M zu nehmen. Bei
ihrem Vater gelingt ihr das, ohne das der MI6 Verdacht schöpft. Im
Gegenteil: Bond soll die junge Frau beschützen, die die Arbeit ihres
Vaters weiterführt, eine Öl-Pipeline in Azerbaidschan zu bauen. James
Bond ist der Erste, der vermutet, dass Elektra ein doppeltes Spiel
spielen könnte. Er äussert seine Vermutung jedoch zuerst mal verhalten.
Vorerst verfolgt er die Spur des mutmaßlichen Killers von Sir Robert
King bis nach Kasaachstan. Dort hält sich ein Team von Forschern auf,
die sich mit Atomwaffen beschäftigen. Die Spezialistin Dr. Christmas
Jones sieht zwar aus wie Lara Croft, aber es ist tatsächlich Denise
Richards (Starship Trooper, Wild Things). Und natürlich bekam sie für
diese Performance gerechterweiße auch die Goldene Himbeere als
schlechste Nebendarstellerin des Filmjahrs 2000. Sie wird die
unrühmliche Auszeichnung verkraftet haben, denn im gleiche Jahr wurde
sie als Christmas Jones für einen Blockbuster Entertainment Award
nominiert. Bald erhärtet sich Bonds Verdacht, was Elektra King angeht.
Doch diese hat ihren teuflischen Plan schon weitergestrickt, indem sie M
in eine Falle gelockt hat. Renard, der im Grunde von Elektra nur
benutzt wird, soll zur richtigen Zeit am richtigen Ort eine in einem
U-Boot eingebaute Atombombe detonieren lassen.
Dies würde
natürlich nicht nur Istanbul zerstören, sondern den Bospurus auf
Jahrzehnte radioaktiv kontaminieren lassen. Mit dem Effekt, dass
Elektras Pipeline die einzig funktionierende in der Region wäre. Bond
muss nicht nur einmal mehr die Welt sondern auch M retten...
vor allem
die Schurken sind diesmal sehr gut gewählt. Sophie Marceau - immer noch
mit eingelhaftem Gesicht - ist eine herrliche Rächerin. Ihr zur Seite -
ebenbürtig - der Brite Robert Carlyle als Viktor Renard Zorkas. Ein
Mann, der eine Kugel im Kopf hat, die sich nicht entfernen lässt und ihn
jede Sekunde töten könnte. Diese Kugel bewirkt aber auch, dass er
keinen Schmerz mehr verspürt. Er wird einmal im Film sagen, dass er
bereits tot ist. Umso schwieriger für James Bond ihn auszuschalten.
Natürlich
gibts mit "The World is not enough" der Gruppe Garbage wieder einen
typischen Bond Song, der gut gemacht ist. Das Einspielergebnis übertraf
sogar Brosnans Vorgänger Bonds "Der Morgen stirbt nie " und "Goldeneye".
Weltweit erreichte man einen Umsatz von 352 Millionen US-Dollar. In
Deutschland knackte der Film auch die 5 Millionen Zuschauergrenze, was
somit zum fünftbesten Ergebis eines Bondfilms führte.
Natürlich
kann man nüchtern betrachtet die Handlung auch wieder wie so oft als
etwas blödsinnig empfinden. Aber als Fan überwiegt doch immer wieder die
Begeisterung über die witzigen und aufregenden Einflälle, die sich die
Macher der Bond Filme einfallen lassen. Da macht auch "Die Welt ist
nicht genug" keine Ausnahme. Etwas überladen kommt vielleicht die Sache
mit den Atombomben und diversen Explosionen rüber, das gabs schon oft in
der History der Serie. Diesmal wird es handlungstechnisch etwas auf die
spizte getrieben. Deniece Richards ist natürlich als Doktor in
Kernphysik wirkt sie schon reichlich unglaubwürdig. Aber genau durch
diesen absurden Auftritt bleibt sie auch im Gedächtnis. Der Film ist
immer dann gut, wenn er sich auf die Rachestory konzentriert und die
Schurken die Szene betreten - die trickreich ausgetüftelten
Action-Szenen stehen dabei vielleicht etwas zu oft im Vordergrund des
Geschehens.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Der Spion, der mich liebte
Regie: Lewis Gilbert
Strombergs Plan von einer Unterwasserwelt...
"Sie denken in anderen Kategorien, Mr. Bond. Ich bin nicht an Geld
interessiert. Ich werde das Gesicht der Welt verändern" - so erklärt
sich der Reeder Karl Stromberg (Curd Jürgens), der reiche Bösewicht in
dem James Bond Movie "Der Spion, der mich liebte" aus dem Jahr 1977.
Dabei lebt der Sonderling und Einzelgänger unter Wasser in einem
Metallgebilde namens "Atlantis". Verräter und Gegner wirft er auch gerne
mal seinem weißen Hai vor - der ist zwar kein 10 Meter Monster wie in
Spielbergs "Jaws", aber auf 3-4 Meter Länge kommt das Raubtier schon.
Wenn sich der Boden im Fahrstuhl öffnet, dann wird das Opfer mittels
einer Rutschbahn ins Schwimmbecken befördert. Dort wartet schon der
riesige Fisch auf Nahrung. Stromberg kann per Monitor alles verfolgen,
natürlich lässt es sich der selbsternannte "Schöngeist" nicht nehmen,
dem Todeskampf beizuwohnen. Am liebsten hört er dazu klassische Musik, bevorzugt Mozart.
Der Raubfisch ist aber noch lange nicht der einzige Beißer in dem von
Lewis Gilbert inszenierten Agenten-Abenteuer. Einer von Strombergs
Handlangern heißt Beißer (Richard Kiel) und gefiel dem Kinopublikum so
gut, dass er noch einmal in "Moonraker" randurfte. Daneben erledigen
auch noch Sandor (Milton Reid) und die hübsche Naomi (Caroline Munro)
diverse Drecksarbeiten für den Schurken. Dieser ist für den Diebstahl
eines russischen und eines britischen Atom U-Boots verantwortlich. Er
nennt sie einfach in "Stromberg 1" und "Stromberg 2" um und hat vor die
Bomben auf Moskau und New York abzufeuern, um so einen neuen Weltkrieg
anzuzetteln. Dieses soll auch der neue Beginn der Menschheit unter
Wasser einleiten. Dazu hat er bereits mit dem Bau eines noch größeren
Atlantis begonnen. Immerhin kommen die Russen und die Briten zum Schluß,
dass ein unbekannter Aggressor im Hintergrund einen Krieg anzetteln
will und die beiden Mächte entschließen sich dazu gemeinsam zu
ermitteln. Für das britische Empire geht natürlich James Bond (Roger
Moore) vom MI6 auf die Suche nach dem Bösewicht, die Russen schicken mit
Major Anja Amasova (Barbara Bach) ihre beste Spionin ins Rennen. Die
ist noch in Trauer, da ihr Geliebter Sergej Borsov (Michael Billington),
ebenfalls Spion beim KGB, bei einem Auftrag in den Schweizer Alpen ums
Leben gekommen ist. Sie weiß jedoch nicht, dass ihr neuer Partner Bond
den Geliebten ins Jenseits befördert hat. Bei der gemeinsamen
Zusammenarbeit kommt man sich natürlich näher, auch gelangen die beiden
in die Nähe von Stromberg, was reichlich Gefahr in sich birgt. Doch als
Anya erfährt, dass Bond der Mörder von Sergej ist, schwört sie
Vergeltung nach erledigter Arbeit...
Bevor Carly Simon mit
ihrem unverwüstlichen und ungeheuer atmosphärisch dichten Song "Nobody
does it better" einen der besten Bond Songs ever präsentiert, gibt es in
der Pre-Title Sequenz den irrwitzigsten Skisprung der Filmgeschichte
und der Zuschauer sieht wie James Bond sich von seinem Girl in der
Skihütte verabschieden muss, denn russische Killer sind ihm auf den
Fersen. Er ist kein Mörder, er tötet sie aber alle aus Notwehr. Die
Locations in "Der Spion, der mich liebte" sind sehr attraktiv - von der
Schweiz geht es weiter nach Italien ans Meer. Auch in Ägypten, am Fuß
der Pyramiden, warten zahlreiche Gefahren. Dazu kommt die tolle Machart
von Strombergs Unterwasser Behausung. Auch das Design des Tankers ist
opulent und beeindruckte seinerzeit sogar Stanley Kubrick.
Nachdem
"Der Mann mit dem golden Colt" für Bond´sche Verhältnisse eher etwas
schwach an der Kasse abschnitt, konnten sich die Macher beim
Einspielergebnis von "Der Spion, der mich liebte" extrem erfreuen. Mit
187 Millionen Dollar weltweit konnte man fast das Doppelte als der
Vorgänger einspielen. In Deutschland gingen 7,6 Millionen Fans ins
Kino.
Curd Jürgens wirkt als Stromberg insgesamt zwar etwas
phlegmatisch, aber erweist sich dennoch als ein herrlicher Schurke. Er wird
natürlich beim finalen Kampf von Bond besiegt, obwohl er versuchte aus
einem langen Plastikrohr unter seinem Esstisch mit einer Basooka nach
Bond zu zielen. Damit erhält er seine gerechte Strafe, da er auch
äusserst hinterhältig agierte und sogar seine Helfeshelfer mit dem Tod
belohnte, wenn er sie nicht mehr brauchte. Auch der scheinbar
unbesiegbare Beißer hat immer wieder gute Szenen, die ihn spätestens
beim Kampf mit seinem Artgenossen zur Kultfigur im Bond Kosmos werden
lässt. Eine originelle Verfolgungsjagd mit dem Lotus Esprit darf auch
nicht unerwähnt bleiben.
Insgesamt darf "Der Spion, der mich
liebte" als einer der besten Bonds von Roger Moore betrachtet werden,
vielleicht sogar der Beste. Trotz 125 Minuten Laufzeit bleibt der Film
immer temporeich und spannend. Er bleibt vor allem durch eine Vielzahl
von sehr orignellen Szenen in Erinnerung. Die gute Qualität blieb auch
der Academy nicht verborten: Es wurden 3 Oscarnominierungen (Set
Decoration, Original Score, Original Song) errungen. Roger Moore wurde
sogar für den Saturn Award in der Kategorie Bester Schauspieler
vorgeschlagen.Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Sonntag, 17. Januar 2016
Octopussy
Regie: John Glen
Agent, Pappkrokodil, Zirkusclown und Tigerflüsterer...
Mit einer furiosen und knalligen Eingangssequenz wird Roger Moores
vorletztes Bond Abenteuer eingeläutet, danach wird es bedingt durch den
Titelsong "All time high" von Rita Coolidge ruhig und melancholisch.
Ansonsten setzt "Octopussy" aber auf eine schrille und überzogene
Agentenstory. Insgesamt bleibt dadurch auch der Charakter von Vorgänger
"Moonraker" gewahrt und auch Moores Abschiedsvorstellung in "Im
Angesicht des Todes" bleibt der Erweiterung in Richtung Agentenkomödie
treu. Ausschlaggebend für dieses Empfinden beim Publikum sind u.a. auch
die haarsträubenden Actioneinlagen. Da hängt einmal Bond an einem
fliegenden Zeppelin, ein anderes Mal ist er sogar Astronaut im Weltall.
Hier in "Octopussy" hängt er sozusagen während der Fluchtflug des
Bösewichts Kamal Khan (Louis Jourdan) an dessen fliegender Beechcraft.
Obwohl es beinahe keine Möglichkeit gibt, sich dort oben festzuhalten
gelingt dies natürlich unserem 007. Sogar dann, wenn Kamal Khan einen
Looping macht, um den unliebsamen blinden Passagier oben auf dem Dach
loszuwerden. Da nützt auch sein hämisches Lachen nicht, so leicht lässt
sich Bond nicht abschütteln. Der Schurke muss seinen optisch imposanten
Handlanger Gobinda (Kabir Bedi) nach draußen schaffen, damit dieser
Ordnung schafft. Aber auch hier triumphiert Bond. Ich denke genau solche
Szenen sind typisch für die Roger Moore Bond Ära, sie nahmen prägenden
Einfluss auf die Serie bis heute.
Auch die Szene mit dem
Tiger im Dschungel darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.
Während der Großwildjagd auf Elefanten (Bond soll gejagt werden)
begegnet er einem riesigen Tiger, doch Bond kann in einem kurzem Befehl
den Tiger dazu bewegen zu verschwinden.
"Octopussy"
enstand 1983 und der kalte Krieg ist eines der dominierenden Themen des
Films. Dazu wird einmal ein russischer Konferenzraum gezeigt, der
beweist, dass "Octopussy" ausstattungstechnisch eine Wucht ist. Man
musste sich ja auch anstrengen, denn 1983 war das Jahr, indem wir gleich
zwei James Bond Filme im Kino bewundern konnten (wobei in Deutschland
der inoffizielle Bond erst im Januar 1984 anlief), denn Sean Connery kam
zurück, weil er "Sag niemals nie" sagte. Möglich machte dieses Comeback
die Tatsache, dass die Bond Produzenten keine Rechte mehr am Feuerball
Drehbuch hatten und so kehrte Connery von seinem Agenten-Ruhestand noch
einmal zurück.
In der zeitgenössischen Kritik kam
natürlich der Urbond Sean Connery besser weg. Aber an der Kinokasse
hatte "Octopussy" sogar leicht die Nase vorn. Im Filmjahr 1983 lief nur
"Die Rückkehr der Jedi Ritter" besser. Auf Platz 2 mit 187 Millionen
Dollar Einspielergebnis konnte sich "Octopussy" platzieren. "Sag niemals
nie" verpasste das Treppchen nur knapp mit 160 Millonen Dollar. Er
wurde von Shirley McLaines Oscardrama "Terms of Endearment" noch
überrundet.
Am Anfang spielt "Octopussy" in der DDR.
Genauer im Zirkus, in einer starken Szene wird 009, getarnt als Clown,
von messerwerfenden Zwillingen (David & Tony Meyer) gemeuchelt. Es
folgt eine klasse Szene bei einer Auktion von Sothebys, in der Bond
seinen Widersacher und dessen attraktive Helferin Magda (Kristina
Wayborn) kennenlernt. Bond treibt risikoreich die Summe des angebotenen
Faberge Eis in die Höhe von 500.000 Dollar und damit hat er seinen Feind
auch schon auf sich aufmerksam gemacht. Kamal Khan ist afghanischer
Prinz und lebt im indischen Exil, dorthin verlagert sich bald die
Handlung. Dort konfrontiert Bond den Schurken damit, dass er eine
Fälschung ersteigert hat. Bond hat das Original und wird damit bald von
einem Mordkommando gehetzt. Bei einem kurzen Rendezvous mit Kamals bösem
Mädchen, nimmt man Bond das Ei ab. Es wird bald klar, dass der Prinz
gemeinsame Sache mit dem sowjetischen General Orlov (Steven Berkoff)
macht. Orlovs Plan ist es eine Atombombe in Deutschland explodieren zu
lassen und die Katastrophe mit einem riesigen Kollateralschade so
aussehen zu lassen, dass die Amerikaner die Schuldigen sind. Doch zuerst
muss Bond in Indien sein Bond-Girl Octopussy (Maud Adams) kennenlernen.
Diese lebt auf einer Flußinsel und schart eine Truppe von
Leibwächterinnen um sich. (Die Pilotinnen aus "Feuerball" lassen da
grüßen). Zufällig ist sie auch die Betreiberin eines Wanderzirkusses,
der gleichzeitig auch als Schmuggelunternehmen fungiert. Nach
zahlreichen Abenteuern in Indien, geht es nach Karl-Marx-Stadt und so
kommt es zum Showdown im Zirkus. Großer Höhepunkt und eine der besten
Szenen des irren Films ist Bonds Entschärfen der Bombe in wirklich
allerletzter Sekunde (0.01). Dafür war es aber notwendig in ein
Clownkostüm zu schlüpfen, herrlich...
tja, es gibt halt
wieder einige unvergessliche Szenen, auch wenn "Octopussy"lange nicht
der beste Bond ist. Ich würde ihn sogar fast als den schwächsten Bond
von Roger Moore ansehen, trotz "Der Mann mit dem goldenen Arm".
Vielleicht liegt es daran, dass Louis Jourdan wenig überzeugen kann. Er
ist der schwächste Widersachen von Roger Moore. Da hatte er es mit schon
ganz anderen Fieslingen zu tun, ich denke da an Michael Lonsdale als
Hugo Drax, Christopher Lee als Scaramanga oder auch Christopher Walkens
übertriebene Performance als Irrer aus dem Reagenzglas in "Im Angesicht
des Todes". Sie alle hatten mehr Profil und Charsima. Freuen darf man
sich auf Maud Adams als gereiftes Bond Girl. Sie überzeugte ein
Jahrzehnt vorher als Bond Girl und durfte nun zum zweiten Mal ran.
Diesmal als Gebieterin vieler weiblicher Untertanen, die von ihr in
verschiedenen Lebensdisziplinen aber auch im Kampf ausgebildet werden.
Ich finde sie für diese Rolle fast fehlbesetzt - möglicherweise liegt es
daran, dass mit Kristina Wayborn in der ersten Hälfte ein total
überzeugendes kleines Biest die Rolle als Bond Girl dominerend in der
Hand hat und dann urplötzlich beinahe ganz von der Handlung
verschwindet, weil eben die zweite Frauenfigur des Films - Octopussy -
auftaucht. Dieser Wechsel der beiden Schwedinnen ist für mich nicht ganz
überzeugend, auch wenn wir Miss Wayborn noch einmal bei den
Fighterinnen Octopussys wiedererkennen.
Insgesamt ist
"Octopussy" dennoch gut gelungen und sehr unterhaltsam. Der Zuschauer
ist bei diesem farbenprächtigen und exotischen Spektakel mit
Feuerschluckern, Clowns, Tigern, Papp-Krokodilen, Elefanten, irren
Kommunisten, Schlangenbeschwörern, fiesen Jo Jo Sägen, falschen und
echten Faberge Eiern gut aufgehoben und der Unterhaltungswert des 131
Minuten dauernden Bond Film von John Glen ist bestens, auch wenn man
einige Abstriche machen kann.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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