Regie: Barry Jenkins
Nicht die geringste Chance...
Nach der Novelle "If Beale Street could talk" von James Baldwin adaptierte der Regisseur Barry Jenkins seinen Nachfolger des Oscar-Erfolgs "Moonlight". Jenkins bekam dafür 2017 den Drehbuch-Oscar und war auch als bester Regisseur nominiert. Bei einem Budget von 12 Millionen Dollar spielte "Beale StreeT immerhin 20 Millionen Dollar ein. Damit konnte er nicht an das Einspielergebnis von "Moonlight" mit über 65 Millionen Dollar heranreichen. Obwohl Jenkins seinem Thema total treu geblieben ist - er vesucht einen großen Beitrag gegen den alltäglichen Rassismus in den USA zu leisten, indem er das Innere, die Gefühlswelt seiner dunkelhäutigen Figuren nach aussen transportiert. Ein Effekt, der beweist, dass wir alle Menschen gleichwertig sind und den wahrscheinlich der dümmste Rassist verstehen könnte wenn er nur wollte.
"Moonlight" ist aber der bessere, weil faszinierendere Film. "Beale Street" bietet dem Zuschauer eine Geschichte, die nicht neu ist: Ein höchstwahrscheinlich Unschuldiger dunkelhäutiger Mann sitzt im Gefängnis und vermutlich muss er damit rechnen eine hohe Gefängnisstrafe zu bekommen, denn es gibt Zeugenaussagen und ein ungerechtes Justizsystem im Lande.
Dieser Mann ist der junge Alonzo Hunt (Stephen James), ein rechtschaffener Kunsthandwerker, der von allen nur "Fonny" genannt wird. Schon als kleiner Junge (Ethan Barrett) spielte er gerne mit der kleinen Tish Rivers (Milanni Mines), die zu einer hübschen jungen Frau (Kiki Layne) herangewachsen ist. Es ist Anfang der 70er Jahre, die neunzehnjährige Tish arbeitet als Verkäuferin in einer Parfümerie und sie hat vor ihren Fonny bald zu heiraten. Beide erwarten sogar ein Kind, was Fonnys Mutter Alice (Aunjanue Ellis) total schockiert. Die streng religiöse Frau hält den Sex vor der Ehe für eine große Sünde, während Tishs Vater Joseph (Doman Domingo) , Mutter Sharon (Regina King) und die ältere Schwester Ernestine (Teyonah Parris) sehr erfreut über den zukünftigen Nachwuchs sind. Doch nun ist alles so hoffnungslos, weil man Fonny eingesperrt hat. Eine Frau hat ihn der Vergewaltigung bezichtigt, auch ein Polizeibeamter wird ihn belasten und so hat Fonnys Anwalt Hayward (Finn Witrock) ganz schlechte Karten seinen Mandanten frei zu bekommen. Der merkt auch, dass Richter und Staatsanwalt aufgrund der Hautfarbe keinen Zweifel an der Schuld des Angeklagten in Erwägung ziehen. Tish ist verzweifelt, bekommt aber Unterstützung von ihrer Familie und auch Fonnys Vater Frank (Michael Beach) versucht sein Bestes den Eingesperrten zu unterstützen...
Der Film endet jedoch realistisch und auch ohne Hoffnung, denn die Justiz kennt keine Gnade und um einer noch härteren Strafe zu entgehen, wird sich der unschuldige Fonny irgendwann vor der Verhandlung auf den Deal einlassen ein Geständnis abzugeben. Dies wird ihm ein milderes Urteil gewähren und so hat er doch noch irgendwann eine Chance aus dem Knast entlassen zu werden. Aber Tish wird ihren kleinen Jungen einige Jahre alleine aufziehen müssen. Natürlich ist auch "Beale Street" ein wichtiger Film des Black Cinema und die Schauspielerleistung sind auf hohem Niveau. Die bemerkenswertetste Rolle hat Regina King als Mom von Tish bekommen. Sie wurde mit dem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgzeichnet. Eine weitere Nominerung bekam der hypnotische Filmscore von Nicholas Britell sowie das von Jenkins verfasste Drehbuch, das eindrücklich zeigt wie wenig sich in der US-Rassenproblematik in den letzten 50 Jahren verändert bzw. verbessert hat.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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