Samstag, 26. Dezember 2015

The Limey



Regie: Steven Soderbergh

Der Engländer...

Wahrscheinlich hatte der Filmemacher Steven Soderbergh in den Jahren 1999 und 2000 seine erfolgreichste Zeit, denn dort gelang es ihm drei Filme zu Favoriten des Publikums wie auch der Kritik zu machen. "Erin Brokovich" bescherte der Hauptdarstellerin Julia Roberts einen Oscar als beste Darstellerin, für "Traffic - Macht des Kartells" konnte er selbst als bester Regisseur den begehrten Academy Award gewinnen. In dem einige Monate vorher enstandenen "The Limey" wurde er zum Liebling der Kritiker, nicht nur weil es ihm gelang mit Terence Stamp, Peter Fonda oder Barry Newman eine ganze Reihe von alten Stars wieder vor die Kamera zu holen. Der Film gibt immer wieder auch durch Rückblenden Einblicke in das Leben des Engländers Wilson (Terence Stamp). Dabei gelang Soderbergh eine besonders interessante wie innovative Schnitttechnik, indem er einige Ausschnitte des damals 29jährigen Terence Stamp aus Ken Loachs 1967 entstandenen "Poor Cow" verwenden konnte. Wie der Filmtitel bereits aussagt ist Wilson ein Brite. Der Mann war lange Zeit im Knast und nach seiner Entlassung reist er sofort nach Los Angeles. Denn der Tod seiner Tochter Jenny (Melissa George, als Kind: Michaela Gallo) lässt ihn nicht los. Angeblich sei sie bei einem Autounfall am Mullholland Drive im brennenden Wagen noch an der Unfallstelle verstorben. Wilson vermutet aber, dass sein Ein und Alles ermordert wurde. Er trifft sich mit Jennys Freunden. Eduardo Roel (Luis Guzman) hat ihm in einem Brief ins Gefängnis vom Tod seiner Tochter berichtet. Von ihm und von Elaine (Lesley Ann Warren) erfährt er von der Beziehung seiner Tochter mit dem vermögenden Musikproduzenten Terry Valentine (Peter Fonda). Bei seinen Recherchen kommt immer mehr der Verdacht auf, dass der Mann neben seiner legitimen Plattenfirma-Karriere auch kriminelle Beteiligungen im Drogenhandel pflegt. Sein dubioser Sicherheitsberater und Anwalt Jim Avery (Barry Newman) kümmert sich um diese illegalen Geschäfte. Dieser pflegt auch regen Kontakt zu zwielichtigen Unterweltfiguren wie dem Schläger und Auftragskiller Stacy (Nicki Katt). Dieser beauftragt er dann auch im Laufe der Geschichte mit der Beseitigung dieses älteren Engländers Wilson, der nicht lange fackelt, sondern seine Gegner sofort im Kampf erledigt. So endete sein Besuch in einem Lager der Drogenhändler in einem einzigen Blutbad, nachdem die Gangster ihn verprügelten und seine Tochter beleidigten. Nun sind Avery und Valentine gewarnt. Denn der einzige Überlebende des Massakers schwört, dass der Fremde, nachdem er alle anderen erschossen hat, "sag ihm..ich komme" gerufen hat. Ein weiterer Schlagabtausch findet dann auf einer Sneak Party in Valentines Villa statt, wo er mit der jungen Adhara (Amelia Heinle) zusammenlebt...



Soderbergh ist eher am psychologischen Profil des Mannes interessiert, der sich auf die Suche nach dem Mördern seiner Tochter macht. Dabei ist nicht mal klar, ob es tatsächlich Mord war, wie er annimmt. Viel wahrscheinlicher erscheint die Variante, dass die junge Frau einfach einen bedauerlichen und tödlichen Unfall hatte. Man hat das Gefühl, dass Wilson in seiner Wut nicht mehr richtig tickt. Ein Problem mit der Impulskontrolle hat der Mann natürlich auch. Er - der Gangster und Ex-Knacki - ist sehr schnell beim Töten. Terence Stamp spielt klasse, auch Peter Fonda und Barry Newman liefern tolle Leistungen ab. Der Schlußakkord ist besonders gut gelungen, denn dort sieht "The Limey" beim Anblick seines Feindes Valentine in einen Spiegel und erkennt sich selbst. Ein genialer Einfall. Auch sonst ist der Film zwar nicht immer die Ausgeburt an extremer Spannung, aber er macht dies mit einer guten Atmosphäre, mit der guten Kameraarbeit von Edward Lachman und den interessanten Protagonisten wieder völlig wett. Sicherlich muss "The Limey" neben "Traffic", "kafka", "The Good German" und "Sex, Lügen und Video" zu den besten Werken gezählt werden.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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