Montag, 7. Dezember 2015

Alle Menschen werden Brüder

























Regie: Alfred Vohrer

Ungleiche Brüder...

Nach "Und Jimmy ging zum Regenbogen", "Liebe ist nur ein Wort" und "Der Stoff, aus dem die Träume sind" verfilmte Alfred Vohrer im Jahr 1973 mit dem Bruderdrama "Alle Menschen werden Brüder" zum vierten Mal einen Roman des Erfolgsautors Johannes Mario Simmel, der besonders in den 70er Jahren extrem populär war und mit seinem Büchern Millionenauflagen erzielte. Auch die Kinofilme waren äusserst erfolgreich. Zwar waren nicht alle Kritiker begeistert. Man warf den Filmen damals wie auch heute eine Überdosis Trivialität und zuviel Kolportagehaftes vor, aber immerhin gewann Klaus Schwarzkopf, der Darsteller des jüdischen Bordellbesitzers Boris Minski 1973 das Filmband in Gold als bester Schauspieler.
Wie die Vorlage vermischt auch Vohrers Film Aspekte des Spionageromans mit einer Brise Melodram. Als Rückblendenstruktur bekommt der Zuschauer eine komplexe und schicksalhafte Verwebung der deutschen Nachkriegsjahre mit der Nazivergangenheit geboten.
Es beginnt alles vor orientalischer Kulisse in Marrakesch, wo der Schriftsteller Richard Mark (Rainer von Artenfels) im Hotel mit dem Leichnam seines Bruders Werner (Harald Leipnitz) konfrontiert wird. Er flieht in einem Flugzeug nach Zürich, dort soll er irgendwelche geheimen Unterlagen an einen Agenten weitergeben. Doch in Zürich wird ihn durch die Leute, die ihn erwarten bewusst, dass er die Unterlagen bereits im Flugzeug in falsche Hände gegeben hat. In einer Rückblende erzählt Richard seine Geschichte und die Geschichte seines Bruders, der ebenfalls Schriftsteller war. Zu Todfeinden werden die beiden wegen Richards großer Liebe Lillian (Doris Kunstmann), die ihn mit irgendwann mit Werner betrügt. Jahrelang hört er nichts mehr von ihr, bis er eines Tages einen Anruf von Lillian erhält. Es hört sich so an, als läge sie im Sterben, als hätte sie gerade eine Suzidversuch unternommen. Sie kann gerettet werden und im Laufe der Ermittlungen wird aber klar, dass das Gift in ihrem Körper eigentlich für Lillians derzeitigen Lebensgefährten (Alf Marholm) bestimmt gewesen ist. Ein Mann mit einer dubiosen Vergangenheit und ein ehemaliger untergetauchter Nazi. Von dem fehlt auch jede Spur. Aber immerhin taucht er eines Tages im Frankfurter Nachtclub auf, der zu gleichen Teilen Richard und seinem Freund Boris Minski gehört. Mit Hilfe des amerikanischen GI Tiny (Roberto Blanco) kann die Vergangenheit des verschwundenen Mannes etwas näher beleuchtet werden. Aber was hat Werner mit der Sache zu tun ?

 In der Rolle des Werner ist Harald Leipnitz zu sehen, der eine gute Performance als durchtriebener, intelligenter und hinterlistiger Gangster mit Vergangenheit abliefert. Als Gegengewicht das Kinodebüt von Rainer von Artenfels. Die damals populäre Doris Kunstmann ist in der Rolle der begehrenswerten Femme Fatale zu sehen, die sich eigentlich nicht so richtig zwischen den beiden Brüdern entscheiden kann.
Klaus Schwarzkopfs Part ist zwar eher eine sehr wichtige Nebenrolle, aber seine Szenen sind alle klasse. Auch Herbert Fleischmann als Kommmissar Eilers oder Konrad Georg als Staatsanwalt Paradin runden die gute Leistung des Ensembles ab.
Der Film ist schön verzwickt, was aber seinen Reiz ausmacht und pendelt hin und her zwischen klassischer Dreiecksbeziehung, internationalen Spionagegeschäften und deutscher Vergangenheitsbewältigung. Sämtliche Ebenen des vielschichtigen Romans werden durch Alfred Vohrers gute Regieleistung eindringlich beleuchtet und fügen sich als Einheit zusammen. Das Szenario ist typisch 70er Jahre Style und sehr dicht und atmospährisch inszeniert. Kameramann Charly Steinberger fängt die verschiedenen Locations des Films gut ein, sowohl die Hitze in Marrakesch als auch die triste winterliche Stimmung in der noch jungen BRD. Sicherlich einer von Vohrers besten Simmel Filmen. 


Bewertung. 8 von 10 Punkten.

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