Regie: Alfred Vohrer
Ungleiche Brüder...
Nach "Und Jimmy ging zum Regenbogen", "Liebe ist nur ein Wort" und
"Der Stoff, aus dem die Träume sind" verfilmte Alfred Vohrer im Jahr
1973 mit dem Bruderdrama "Alle Menschen werden Brüder" zum vierten Mal
einen Roman des Erfolgsautors Johannes Mario Simmel, der besonders in
den 70er Jahren extrem populär war und mit seinem Büchern
Millionenauflagen erzielte. Auch die Kinofilme waren äusserst
erfolgreich. Zwar waren nicht alle Kritiker begeistert. Man warf den
Filmen damals wie auch heute eine Überdosis Trivialität und zuviel
Kolportagehaftes vor, aber immerhin gewann Klaus Schwarzkopf, der
Darsteller des jüdischen Bordellbesitzers Boris Minski 1973 das Filmband
in Gold als bester Schauspieler.
Wie die Vorlage
vermischt auch Vohrers Film Aspekte des Spionageromans mit einer Brise
Melodram. Als Rückblendenstruktur bekommt der Zuschauer eine komplexe
und schicksalhafte Verwebung der deutschen Nachkriegsjahre mit der
Nazivergangenheit geboten.
Es beginnt alles vor orientalischer
Kulisse in Marrakesch, wo der Schriftsteller Richard Mark (Rainer von
Artenfels) im Hotel mit dem Leichnam seines Bruders Werner (Harald
Leipnitz) konfrontiert wird. Er flieht in einem Flugzeug nach Zürich,
dort soll er irgendwelche geheimen Unterlagen an einen Agenten
weitergeben. Doch in Zürich wird ihn durch die Leute, die ihn erwarten
bewusst, dass er die Unterlagen bereits im Flugzeug in falsche Hände
gegeben hat. In einer Rückblende erzählt Richard seine Geschichte und
die Geschichte seines Bruders, der ebenfalls Schriftsteller war. Zu
Todfeinden werden die beiden wegen Richards großer Liebe Lillian (Doris
Kunstmann), die ihn mit irgendwann mit Werner betrügt. Jahrelang hört er
nichts mehr von ihr, bis er eines Tages einen Anruf von Lillian erhält.
Es hört sich so an, als läge sie im Sterben, als hätte sie gerade eine
Suzidversuch unternommen. Sie kann gerettet werden und im Laufe der
Ermittlungen wird aber klar, dass das Gift in ihrem Körper eigentlich
für Lillians derzeitigen Lebensgefährten (Alf Marholm) bestimmt gewesen
ist. Ein Mann mit einer dubiosen Vergangenheit und ein ehemaliger
untergetauchter Nazi. Von dem fehlt auch jede Spur. Aber immerhin taucht
er eines Tages im Frankfurter Nachtclub auf, der zu gleichen Teilen
Richard und seinem Freund Boris Minski gehört. Mit Hilfe des
amerikanischen GI Tiny (Roberto Blanco) kann die Vergangenheit des
verschwundenen Mannes etwas näher beleuchtet werden. Aber was hat Werner
mit der Sache zu tun ?
In der Rolle des Werner ist Harald
Leipnitz zu sehen, der eine gute Performance als durchtriebener,
intelligenter und hinterlistiger Gangster mit Vergangenheit abliefert.
Als Gegengewicht das Kinodebüt von Rainer von Artenfels. Die damals
populäre Doris Kunstmann ist in der Rolle der begehrenswerten Femme
Fatale zu sehen, die sich eigentlich nicht so richtig zwischen den
beiden Brüdern entscheiden kann.
Klaus Schwarzkopfs Part ist
zwar eher eine sehr wichtige Nebenrolle, aber seine Szenen sind alle
klasse. Auch Herbert Fleischmann als Kommmissar Eilers oder Konrad Georg
als Staatsanwalt Paradin runden die gute Leistung des Ensembles ab.
Der
Film ist schön verzwickt, was aber seinen Reiz ausmacht und pendelt hin
und her zwischen klassischer Dreiecksbeziehung, internationalen
Spionagegeschäften und deutscher Vergangenheitsbewältigung. Sämtliche
Ebenen des vielschichtigen Romans werden durch Alfred Vohrers gute
Regieleistung eindringlich beleuchtet und fügen sich als Einheit
zusammen. Das Szenario ist typisch 70er Jahre Style und sehr dicht und
atmospährisch inszeniert. Kameramann Charly Steinberger fängt die
verschiedenen Locations des Films gut ein, sowohl die Hitze in
Marrakesch als auch die triste winterliche Stimmung in der noch jungen
BRD. Sicherlich einer von Vohrers besten Simmel Filmen.
Bewertung. 8 von 10 Punkten.
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