Mittwoch, 9. Dezember 2015

Maps to the Stars

























Regie: David Cronenberg

Glamour Dramen...

Die Filmographie des kanadischen Regisseurs David Cronenberg weist ihn als genialen Macher von "Body Horror" Movies aus. Vor allem in den 70ern und 80ern entstanden mit "Rabid", "Die Brut", "Scanners", "Videodrome", "Dead Ringers" oder "The Fly" seine besten Filme. In seinen letzten Projekten hat er seine Sujets reifen lassen und versuchte weniger durch visuelle Effekte zu schocken. So experimentierte er etwas mit seinen Themen, er wechselte das Genre. In dem dialoglastigen Kostümfilm "Eine dunkle Begierde" ließ er die Psychiater Jung und Freud aufeinandertreffen, danach durfte Robert Pattison als Milliardär mit einer Stretch-Limousine durch Manhattan fahren. Es waren ungewöhnliche Filme, die sich noch einmal abhoben von seiner zeitweiligen Thrillerphase der Jahre 2005 bis 2007, wo er "A History of Violence" und "Eastern Promises" schuf.  Natürlich ist keiner dieser Film schlecht, aber unter Cronenbergs Fans machte sich dann doch die eine oder andere enttäuschte Stimme breit, die vom Meister des Körperhorrors wieder mal etwas Innovatives und Neues aus diesem Bereich sehen wollten.
Mit seinem neuen Film "Maps to the Stars" richtet er aber immerhin ein sehr bösartiges und extracooles Säurebad an. Das Script von Bruce Wagners über das Leben der Stars in Hollywood kann man durchaus als ein fieses und postmodernes Remake oder noch besser Update von Billy Wilders "Sunset Boulevard" begreifen. Vorausgesetzt man lässt sich auf die gallige Satire ein, die alle Klischees, die man über die Stars und Sternchen von Hollywood kennt hervorholt und sie genüsslich und überspitzt von einem klasse agierenden Schauspiel-Ensemble zelebrieren lässt. Meisterlich kühl seziert er diesmal nicht den menschlichen Körper, aber das Filmgeschäft bietet auch einen grausamen Blick ins Innere. Willkommen in der Welt der verlogenen Heuchler, der Zyniker und der ständigen Pillenschlucker. Willkommen auch in der Welt der Hoffnungsvollen und der Träumer auf die große Karriere. Und nach und nach zeigt sich immer mehr die vollendet kaputte Familie als Sinnbild für die Traumfabrik. Interessanterweise ist Robert Pattison wieder mit dabei, diesmal nicht als Besitzer der Limousine, er fährt diese aber als Chauffeur und bessert so seine Haushaltskasse auf.
In mehreren miteinander verknüpften Episoden entwickelt sich die Handlung des Films, am Ende - nach der Katastrophe - wird es auch melancholisch und mystisch. Im Mittelpunkt von "Maps to the Stars" steht die junge, von Brandwunden gezeichnete Agatha (Mia Wasikowska), die in der Stadt der Stars ankommt. Über ihre Twitter-Freundschaft zu Carrie Fisher wird sie bei der alternden Schauspielerin Havana Segrand (Julianne Moore) als persönliche Assistentin eingestellt. Diese wiederum arbeitet ihre durch Misshandlung und sexuellen Mißbrauch geprägte Vergangenheit mit ihrer verstorbenen Mutter Clarice Taggart (Sarah Gadon) auf, will gleichzeitig in einem Remake ihre eigene Mutter spielen.
Der populäre Teeniestar Benjie Weiss (Evan Bird) ist ein echter Kotzbrocken und  erholt sich derweil von seinen ausufernden Drogenexzessen, hat gleichzeitig mit Starallüren, einer Menge Aggressionen und dem öffentlichen Druck zu kämpfen. Seine Eltern (John Cusack/Olivia Williams) können ihm dabei kaum helfen, setzen ihn eher noch mehr unter Druck. Auch er sieht wie Havana "tote Menschen". Mit der Ankunft von Agatha ändert sich das Leben dieser Menschen....


 Und Cronenberg hat sichtlich eine Freude daran mit den Mechanismen von Hollywood abzurechnen. "Maps to the Stars" steigert sich mehr und mehr und es ist ein großer Verdient der Darsteller, dass der Film so gut funktioniert. Allen voran erwähnenswert ist Julianna Moore, die einige der besten Szenen hat. So heuchelt sich zuerst große Anteilnahme vor, als ihre Konkurrentin Azita Wachtel (Jayne Heitmeyer) aufgrund des Todes ihres kleinen Sohnes Michah die erhaltene Rolle als Clarice Taggart absagen muss. Nur Minuten später fordert sie ihre neue Sekretärin dazu auf mit ihr gemeinsam einen Freundentanz zu veranstalten. Auch mit ihr verfährt Cronenberg gnadenlos. Wie mit anderen Figuren auch. Sehr gut spielt auch der Youngster Evan Bird, der sein eigenes Karriereaus besiegelt. als er seinen noch jüngeren Co-Star Rhett (Justin Kelly) beinahe zu Tode würgt. Nicht zuletzt auch wieder eine tolle Performance der australischen Jungschauspielerin Mia Wasikowska, die mich schon in "Stoker" von Park Chan Wook sehr begeistern konnte. Diese Leistung in Cronenbergs Film ist ebenbürtig. Am Ende des galligen überspitzten Szenario steht aber die Trauer und Zerstörung.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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