Regie: Christian Petzold
Das verlorene Ich....
2001 erhielt Christian Petzolds Film "Die
innere Sicherheit" den deutschen Filmpreis als bester Film des Jahres.
Sehr oft arbeitete der deutsche Filmregisseur mit Nina Hoss zusammen.
Auch in seinem neuesten Film "Phoenix" spielt die Schauspielerin die
Hauptrolle. Die Geschichte spielt kurz nach dem 2. Weltkrieg in Berlin.
Dabei spielt eine Gesichtsoperation eine tragende Rolle. Viele Filme mit
dieser Thematik gibt es zwar nicht, aber die wenigen die existieren
sind bekannte Klassiker. So hatte Peter Lorre einen nachhaltigen
Auftritt in "Das doppelte Gesicht". Vor allem aber blieb Georges Franjus
"Augen ohne Gesicht" und Delmer Daves "Das unbekannte Gesicht" in
bleibender Erinnerung. In jüngster Zeit nahm sich auch der spanische
Kultregisseur Pedro Almodovar einem ähnlichen Thema an, sein Beitrag zum
Thema Gesichtsoperationen hieß "Die Haut, in der ich wohne". Immer geht
es darin um ds Gesicht, das verloren ist. Und dass jemand sein Gesicht
wiederhaben möchte.
Berlin im
Herbst 1945: Die Jüdin Nelly Lenz (Nina Hoss) hat wie durch ein Wunder
Auschwitz überlebt. Ihre ganze Familie, alle Verwandten sind aber tot.
Ihr Gesicht ist entstellt. Von ihrer Freundin Lene (Nina Kunzendorf),
einer Mitarbeiterin der Jewish Agency, wird sie zurück ins zerstörte
Berlin gebracht. Dort steht die Gesichts-OP an. Der Arzt fragt seine
Patientin was für ein neues Gesicht es denn sein soll. Lieber aussehen
wie Zarah Leander oder wie die Söderbaum ? Nelly besteht darauf, dass
der Arzt sich an ihrem früheren Aussehen orientiert. Doch die plastische
Operation kann ihr leider nicht das Gesicht authentisch
wiederherstellen. Eine gewisse Ähnlichkeit ist aber immer noch
vorhanden. Der größte Wunsch von Nelly, die früher mal eine bekannte
Kabarettsängerin war, ist es ihren Mann Johnny (Roland Zehrfeld) wieder
zu finden. Lene warnt sie eindringlich davor, das sie glaubt, dass es
Johnny war, der damals seine Frau bei den Nazis verraten hatte.
Ausserdem fürchtet Lene, dass Johnny es auf das beträchtliche Vermögen
von Nelly abgesehen haben könnte. Dennoch wandert Nelly nachts durch die
Bars der Trümmerstadt und irgendwann wird sie fündig. Johnny erkennt
seine Frau aber nicht, allerdings bemerkt er eine gewisse Ähnlichkeit.
Mit dieser Ähnlichkeit kommt ihm aber die Idee, dass diese unbekannte
Frau, die er kennengelernt hat, irgendwann als seine Frau auszugeben, um
so an ihr Erbe zu kommen. Johnny glaubt, dass Nelly tot ist....
Die
Figur Nelly wird später zu ihrer Freundin Lene sagen, in dem Moment,
als Johnny sie nicht erkannte, sei sie ein weiteres Mal gestorben. Aber
sie will leben. Deshalb nimmt sie Johnnys unmögliches Angebot an.
Petzold
bleibt hautnah an den Figuren und erzählt uns über deren Geschichte die
Zeit. Der Umgang mit den großen Themen gelingt allen Beteiligten
herausragend, die Geschichte ist düster verpackt als Film Noir. Petzolds
Johnny-Figur beinhaltet all das, was man an dem Verhalten der
Nachkriegs-Deutschen so gleichermaßen abstoßend finden kann und einem
ratlos zurücklässt. Die Schuld ist allgegenwärtig. Bei seiner Figur -
aber auch bei Nellys Freundin Lene. Anders verhält sich Nelly. Ihre
Motivation ist völlig anders. In der sehr gut gelungenen Schlußszene
wird alles ersichtlich. "Phoenix" ist vor allem ein Film über die
verlorene Identität und über den Moment, in dem man sie durch den
Anderen wieder zurückgewinnt. Nicht durch sich selbst, sondern durch das
Gegenüber.
Petzold interessiert an
seiner Geschichte aber auch die Verdrängung und die Habgier. Nicht nur
im Deutschland - auch In den USA wurde der Film hochgelobt und kam
immerhin auf ein Einspielergebnis von 3,143.677 Dollar in den Staaten.
Auch die US-Kritiker waren entzückt. Man sprach von einem Noir´schen
Psychodrama für die Ewigkeit und bescheinigte der Darstellerin Nina Hoss
einen old School Glamour mit moderner Ausrichtung.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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