Montag, 7. Dezember 2015

Elser - Er hätte die Welt verändert

























Regie: Oliver Hirschbiegel

Das missglückte Attentat...

Nach "Invasion" oder "Diana" -  seinen eher enttäuschenden internationalen Ausflügen - kehrte Regisseur Oliver Hirschbiegel zum dem Themengebiet zurück mit dem er schon einmal mehr als überzeugen konnte. Genau wie "Der Untergang", dem inzwischen schon zum Klassiker avancierten Film über die letzten Tage im Führerbunker, greift auch "Elser - Er hätte die Welt verändert" interessante Zeitgeschichte des dritten Reiches auf. Der 2015 entstandene Film porträtiert den Widerstandskämpfer Georg Elser, dessen Attentat am 8. November 1939 im Bürgerbräukeller in München auf Adolf Hilter und auf weitere Nazigrößen auf ganzer Linie scheiterte. 
An diesem Abend waren dort beinahe 2.000 Zuhörer versammelt, darunter auch die gesamte NS-Führungsspitze. Da Hitlers geplanter Rückflug in die Reichshauptstadt wegen Nebel ausfiel und er auf einen Sonderzug ausweichen musste, redete er an diesem Abend kürzer als geplant und verließ das Gebäude bereits 13 Minuten vor der kommenden Detonation von Elsners dort platzierter Zeitbombe. Die explodierte dann auch exakt wie berechnet um 21 Uhr 20, verwüstete den Saal und forderte 8 Todesopfer, 16 Schwerverletzte und weitere fast 50 Verletzte. Elsners geplanter Tyrannenmord misslang. Kurze Zeit später wird der tragische Held vom Zollgrenzschutz in Konstanz festgenommen.
Hirschbiegels Film setzt den Schwerpunkt auf die Zeit nach Elsers Verhaftung. Christian Friedel spielt die Rolle des charakterstarken Widerstandskämpfer, der sich nun nicht nur durch die menschenunwürdigen Folterverhören durch die Nazis quälen muss, sondern auch mit seiner eigenen Schuld konfrontiert sind, es sind statt der Naziriege unschuldige Menschen gestorben. Nach seiner Verhaftung wird er nach Berlin ins Gestapohauptquartier gebracht. Der Fall ist brisant, Hitler vermutet Hintermänner, die man unbedingt entlarven muss. Das Verhör wird von Arthur Nebe (Burghart Klausner), Chef des Reichskriminalpolizeiamts und von Gestapochef Heinrich Müller (Johann von Bülöw) mit brutaler Präzsiion geführt. Der Führer will Erfolge in den Ermittlungen sehen und gibt sich noch lange nicht damit zufrieden, dass es sich bei Elser um einen Einzeltäter handeln könnte. Indem Elsers Familie verhaftet wird und auch seine Geliebte, die verheiratete Elsa Härlen (Katharina Schüttler) als inhaftierte "Sippenangehörige" als Druckmittel eingesetzt wird, soll Elser seine Mitverschwörer nennen. Er kann aber aufzeigen, dass er die Bombe allein konstruiert und gebaut hat. Dabei kann er Nebe überzeugen, aber nicht den Gestapochef. Die gesamten Kriegsjahre bleibt Elser in Gefangenschaft. Erst in den letzten Kriegstagen wird er in Dachau exekutiert...


 Das Drehbuch rollt die Geschichte auf zwei Zeitebenen auf. Die erste handelt vom Einbau der Bombe im Bürgerbräu 1939, den Verhören unter Folter im gleichen Jahr bis zu Elsers Ermordung am 9. April 1945 im Konzentrationslager. In Rückblenden wird geschildert, wie Georg Elser von einem lebensbejahenden Menschen zum entschlossenen Widerstandskämpfer wird. Ausserdem wird angerissen wie er mit dem Konflikt umgeht, Menschenleben geopfert zu haben, um das 1939 absehbare unermessliche Blutvergießen im Zweiten Weltkrieg zu verhindern.
Hirschbiegel gelingt es diese Widerstandsgeschichte aus dem Dritten Reich düster und gleichzeitig spannend zu erzählen. Immer wieder setzt er auch auf drastische, brutale und dramatischen Szenen. So zeigt er die Bloßstellung einer Frau auf dem Dorfplatz, die sich mit einem Juden eingelassen hat - das Heimatdorf Elsers wird im Laufe der Naziherrschaft immer mehr gleichgeschaltet. Regimekritiker und Gegner werden ausgeschaltet und von den Nazis einfach "abgeholt". Ausserdem eine sehr lange Einstellung einer Hinrichtung durch Erhängen. Von den schrecklichen Foltermethoden ganz zu schweigen.
Der Film erhielt 7 Nominierungen zum Deutschen Filmpreis. Hauptdarsteller Christian Friedel wurde auch als bester Hauptdarsteller für den europäischen Filmpreis 2015 nominiert.
Natürlich funktioniert "Elser" genauso wie viele andere deutschen Filme über die Nazizeit. Innovation ist der Film nicht, aber er ist erlesen inszeniert und packend.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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