Regie: Oliver Hirschbiegel
Das missglückte Attentat...
Nach "Invasion" oder "Diana" - seinen eher enttäuschenden
internationalen Ausflügen - kehrte Regisseur Oliver Hirschbiegel zum dem
Themengebiet zurück mit dem er schon einmal mehr als überzeugen konnte.
Genau wie "Der Untergang", dem inzwischen schon zum Klassiker
avancierten Film über die letzten Tage im Führerbunker, greift auch
"Elser - Er hätte die Welt verändert" interessante Zeitgeschichte des
dritten Reiches auf. Der 2015 entstandene Film porträtiert den
Widerstandskämpfer Georg Elser, dessen Attentat am 8. November 1939 im
Bürgerbräukeller in München auf Adolf Hilter und auf weitere Nazigrößen
auf ganzer Linie scheiterte.
An diesem Abend waren dort
beinahe 2.000 Zuhörer versammelt, darunter auch die gesamte
NS-Führungsspitze. Da Hitlers geplanter Rückflug in die Reichshauptstadt
wegen Nebel ausfiel und er auf einen Sonderzug ausweichen musste,
redete er an diesem Abend kürzer als geplant und verließ das Gebäude
bereits 13 Minuten vor der kommenden Detonation von Elsners dort
platzierter Zeitbombe. Die explodierte dann auch exakt wie berechnet um
21 Uhr 20, verwüstete den Saal und forderte 8 Todesopfer, 16
Schwerverletzte und weitere fast 50 Verletzte. Elsners geplanter
Tyrannenmord misslang. Kurze Zeit später wird der tragische Held vom
Zollgrenzschutz in Konstanz festgenommen.
Hirschbiegels Film
setzt den Schwerpunkt auf die Zeit nach Elsers Verhaftung. Christian
Friedel spielt die Rolle des charakterstarken Widerstandskämpfer, der
sich nun nicht nur durch die menschenunwürdigen Folterverhören durch die
Nazis quälen muss, sondern auch mit seiner eigenen Schuld konfrontiert
sind, es sind statt der Naziriege unschuldige Menschen gestorben. Nach
seiner Verhaftung wird er nach Berlin ins Gestapohauptquartier gebracht.
Der Fall ist brisant, Hitler vermutet Hintermänner, die man unbedingt
entlarven muss. Das Verhör wird von Arthur Nebe (Burghart Klausner),
Chef des Reichskriminalpolizeiamts und von Gestapochef Heinrich Müller
(Johann von Bülöw) mit brutaler Präzsiion geführt. Der Führer will
Erfolge in den Ermittlungen sehen und gibt sich noch lange nicht damit
zufrieden, dass es sich bei Elser um einen Einzeltäter handeln könnte.
Indem Elsers Familie verhaftet wird und auch seine Geliebte, die
verheiratete Elsa Härlen (Katharina Schüttler) als inhaftierte
"Sippenangehörige" als Druckmittel eingesetzt wird, soll Elser seine
Mitverschwörer nennen. Er kann aber aufzeigen, dass er die Bombe allein
konstruiert und gebaut hat. Dabei kann er Nebe überzeugen, aber nicht
den Gestapochef. Die gesamten Kriegsjahre bleibt Elser in
Gefangenschaft. Erst in den letzten Kriegstagen wird er in Dachau
exekutiert...
Das Drehbuch rollt die Geschichte auf zwei
Zeitebenen auf. Die erste handelt vom Einbau der Bombe im Bürgerbräu
1939, den Verhören unter Folter im gleichen Jahr bis zu Elsers Ermordung
am 9. April 1945 im Konzentrationslager. In Rückblenden wird
geschildert, wie Georg Elser von einem lebensbejahenden Menschen zum
entschlossenen Widerstandskämpfer wird. Ausserdem wird angerissen wie er
mit dem Konflikt umgeht, Menschenleben geopfert zu haben, um das 1939
absehbare unermessliche Blutvergießen im Zweiten Weltkrieg zu
verhindern.
Hirschbiegel gelingt es diese
Widerstandsgeschichte aus dem Dritten Reich düster und gleichzeitig
spannend zu erzählen. Immer wieder setzt er auch auf drastische, brutale
und dramatischen Szenen. So zeigt er die Bloßstellung einer Frau auf
dem Dorfplatz, die sich mit einem Juden eingelassen hat - das Heimatdorf
Elsers wird im Laufe der Naziherrschaft immer mehr gleichgeschaltet.
Regimekritiker und Gegner werden ausgeschaltet und von den Nazis einfach
"abgeholt". Ausserdem eine sehr lange Einstellung einer Hinrichtung
durch Erhängen. Von den schrecklichen Foltermethoden ganz zu schweigen.
Der
Film erhielt 7 Nominierungen zum Deutschen Filmpreis. Hauptdarsteller
Christian Friedel wurde auch als bester Hauptdarsteller für den
europäischen Filmpreis 2015 nominiert.
Natürlich funktioniert
"Elser" genauso wie viele andere deutschen Filme über die Nazizeit.
Innovation ist der Film nicht, aber er ist erlesen inszeniert und
packend.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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