Dienstag, 22. November 2016

Die Kampfmaschine

























Regie: Robert Aldrich

Die härteste Meile...

In den 70er Jahren hat Kultregisseur Robert Aldrich (Der Flug des Phönix, Das dreckige Dutzend, Was geschah wirklich mit Baby Jane ?, Rattennest oder Massai)  eine ganze Menge sehr harter Kinofilme gemacht. In dem 1974 inszenierten Sport- und Gefängnisfilm "The longest Yard" legt er richtig harte Bandagen an. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Film, der in der deutschen Fassung den seltsamen Titel "Die Kampfmaschine" bekam, zählt auch heute noch zu den spannendsten und aufregendsten Vertreter seines Genres. Im Mittelpunkt steht dabei der American Football. Ein Spiel, das in vier Vierteln ausgetragen wird und bei dem zwei Mannschaften aus je 11 Spielern versuchen, den Spielball in die gegnerische Endzone zu bringen oder ein Field Goal zu erzielen. Beides wird mit Punkten belohnt. Die im Ballbesitz befindende Mannschaft kann durch Werfen oder Luafen einen Raumgewinn erreichen, der schließlich durch einen Touchdown oder ein Field Goal zu Punktegewinnen führt. Die gegerische Mannschaft, die verteidigen muss, versucht den Angriff zu stoppen um selbst in Ballbesitz zu kommen. Wenn die Offense einer Mannschaft auf das Feld kommt, hat sie immer vier Versuche, einen Raumgewinn von zehn Yards zu schaffen. Schafft sie das, bekommt sie erneut vier Versuche. Wenn nicht, dann geht der Angriff in die gegnerische Mannschaft über. Es gewinnt dann die Mannschaft, die am Ende die meisten Punkte sammeln konnte.
Wobei der Film von Aldrich auch Zuschauern fesseln dürfte, die sich nicht im Geringsten mit diesem Sport auskennen. Denn obwohl auf dem Höhepunkt des Films genau dieses Spiel inszeniert wird, ist der interessanteste Part daran, dass es sich um ein Spiel zwischen Wärtern und Häftlingen handelt und es um viel mehr als den Gewinn eines Footballspieles dabei geht.
Etwas ganz elementares schwingt dabei mit, beinahe schon ein Spiel auf Leben und Tod. Demensprechend brutal geht man mit dem Gegner um. Da schenken sich beide Mannschaften nichts. Aber im entscheidenden Augenblick wird ein durch ein Versprechen heimlich abgeschlossener Deal (erzwungen durch Erpressung) von seiten der Gefängnisleitung gebrochen.
Aber vorerst lernt der Zuschauer den Antihelden der Geschichte gehen. Es ist der ehemalige Footballstar und Quarterbeck Paul Crewe (Burt Reynolds), der sich gleich in den ersten Szenen keine Sympathiepunkte beim Zuschauer erspielt. Er verprügelt seine Geliebte, wirft diese brutal aus dem Bett und klaut nach diesem Streit ihren Citroen SM und rast betrunken durch Palm Beach, Florida. Wildgeworden liefet er ein sinnloses Straßenrennen mit der Polizei, die ihn inzwischen wegen Diebstahl verfolgt. Er wird gestellt, aber lässt sich nicht widerstandslos festnehmen, sondern prügelt sich noch mit den Beamten und wird beleidigend. Das Ergebnis: 18 Monate Knast. Dort eilt ihm der Ruf als guter Footballspieler voraus, aber man erinnert sich auch an seine unrühmliche Zeit, als er aus der NFL ausgeschlossen wurde, weil er Spiele manipulierte und dafür Geld einkassierte. Jedenfalls ist der Gefängnisdirektor warden Hazen (Eddie Albert) Feuer und Flamme, zumal er denkt, dass Crewe ins Footballteam einsteigt und dort Spiele zum Ansehen des Direktors Spiele gewinnt. Dies passt aber dem Chef der Mannschaft, Captain Knauer (Ed Lauter) nicht, der ihn nicht in der Mannschaft haben will und ihn zuerst mal körperlich züchtigt, damit er dem Direktor absagt. Dies führt zur Zwangsarbeit. Dennoch ergibt sich die Möglichkeit für Crewe eine Mannschaft aus Häftlingen zu trainieren. Er hat den Direktor überzeugt, dass die Wärtermannschaft einen untergeordneten Gegner braucht, an dem sie ihr Können erproben und noch verstärken kann. Doch Crewe verfolgt das heimliche Ziel eine so gute Mannschaft der Häftlinge zusammenzustellen, die es mit den fiesen Wärtern aufnehmen kann. Und so kommt es zu diesem denkwürdigen Spiel, begleitet von Zuschauern, bei dem der Sieger für den Direktor eigentlich schon feststeht. Aber dann überraschen die gut aufgestellten Gegner...



und so kommt es im Verlauf dieser Dramaturgie zu einem sehr harten und brutalen Spielverlauf mit sehr viel Verletzten, fiesen Fouls und einer insgesamt von Aldrich gekonnt zynischen Inszenierung dieses Geschehens. Während verletzte Spieler möglicherweise mit dem Leben kämpfen, weil die Verletzungen so schwer sind, tanzen und singen die drei dunkelhäutigen Cheerleaderinnen wie wenn das alles ein ganz normales Footballbspiel wäre. Ist es aber nicht. Am Ende muss sich Crewe entscheiden, ob er sich wieder kaufen lässt für eigene Vorteile oder ob er seine Freiheit möglicherweise opfert und viel länger als 18 Monate einsitzen muss. Er fragt einen alten Mithäftling in einer Szene, ob es sich für diesen gelohnt habe, dem verhassten Direktor Schläge zu verpassen und deshalb heute noch einsitzt. Dieser alte Häftling zögert kurz und meint dann "Ja, das hat sich gelohnt". Und ich als Zuschauer gehe da emotional mit, weil Eddie Albert den verschlagenen Direktor so gut spielt, dass man wirklich aggressiv wird. "The longest Yard" so der Originaltitel, ist mit Sicherheit einer der besten Filme von Burt Reynolds. Dem damals sexiest man alive...daher darf der Traum-Macho auch mit der Sekretärin des Direktors (Bernadette Peters mit denkwürdiger Hochfrisur) eine kurze Nummer schieben. Der Film lief gut im Kino - Grund genug für Aldrich drei Jahre später mit "Die Chorknaben" noch mehr an Härte draufzupacken.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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