Dienstag, 15. November 2016

Die heiße Spur

























Regie: Arthur Penn

Bewegungen im Dunkeln...

Arthur Penn (1922 - 2010) war über 35 Jahre aktiv als Regisseur tätig - er hat allerdings eine sehr überschaubare Filmographie vorzweisen. Dies lag daran, dass Penn sehr hohe Ansprüche bei der Auswahl seiner Filmprojekte anlegte. Sein erster Film "Einer muss dran glauben" war ein sehr gelungener Billy the Kid Film mit Paul Newman in der Hauptrolle, der den Heldenmythos gnadenlos demontierte. Für seine Regie in "Licht im Dunkel" wurde er erstmalig für den Regie-Oscar nominiert. Für "Bonnie and Clyde" und "Alice´s Restaurant" wurde er zwei weitere Male für den begehrtesten Filmpreis der Welt vorgeschlagen. "Little Big Man" wurde sein erfolgreichster Kassenhit. In den 70er Jahren wurde es leider stiller um ihn - obwohl ihm auch in dieser Dekade zwei echte Klassiker gelangen. Sowohl den Western "Duell am Missouri" als auch der Neo Noir "Die heiße Spur" werden bis heute von der Kritik nicht so gewürdigt wie sie es verdient hätten.
Penn selbst nannte seine Vorbilder Ingmar Bergman und Regisseure der Nouvelle Vague. Und einer dieser französischen Filmemacher wird in "Die heiße Spur" auch zitiert. Los Angeles: Ellen Moseby (Susan Clark), die Frau des hartgesottenen und leicht reizbaren Privatdetektivs Harry Moseby (Gene Hackman) geht mit einem Bekannten (Harris Yulin) ins Kino - es läuft "Meine Nacht mit Maude" von Eric Rohmer. Weil ihr Mann sich keine Filme ansehen will, die so interessant sind wie 2 Stunden jemandem beim Wände tapezieren zuzuschauen. Der Bekannte Marty Heller schon - und als Harry seine Frau vom Kino abholen will, bemerkt er plötzlich, dass diese mit ihrem Begleiter eine Affäre haben muss. Ablenkung sucht der Schnüffler durch seinen neuen Fall. Er soll für die alternde Schauspielerin Arlene Iverson (Janet Ward) ihre verschwundene Stieftochter Delly Garstner (Melanie Griffith) finden und wieder nach Hause bringen. Das frühreife Girl soll nyphomane Tendenzen haben. Erste Anlaufstelle ist einer ihrer Lover. Doch Quentin (James Ward) gibt an, dass sie schon wieder mit einem gewissen Marv Ellmann (Anthony Costello) zusammen ist.  Einem Stuntman, der in Sachen Frauen nichts anbrennen lässt. Doch auch der ist inzwischen nicht mehr mit Delly zusammen - durch den Stuntman Joey Ziegler (Edward Binns), mit dem sich Harry etwas anfreundet, bekommt er aber den Tipp, dass Delly sich bei ihrem Stiefvater Tom Iverson (John Crawford) in Florida aufhält. Tatsächlich findet Harry das Mädchen, aber er ist auch einer Affäre mit Paula (Jennifer Warren), der Freundin von Tom nicht abgeneigt..


.Tatsächlich ist "Die heiße Spur" eine lange Zeit ähnlich dialoglastig und auf die Figurenzeichnung konzentiert wie in einem Film von Rohmer. Der Film geht an seine Geschichte sehr ruhig und kühl heran, es dominiert das zwischenmenschliche Miteinander - dann ändert sich die Struktur des Films durch das Auffinden eines Flugzeugwracks bei einem Tauchgang. "Die heiße Spur" packt seine düsteren Noir Elemente aus und wirkt dann umso intensiver, weil es Penn gelang die Figuren psychologisch interessant und vor allem lebendig werden zu lassen. Harry Moseby, der ehemalige Footballspieler und mittelmäßige Detektiv ist zwar am eigenen Leben ohne echte Leidenschaft beteiligt, gerät aber in einen nicht vorhersehbaren Strudel, als er es mit einem Auftrag einen Tick zu genau nimmt. Eine starke Ähnlichkeit mit Alan J. Pakulas Paranoia Thriller "Zeuge einer Verschwörung" kann man erkennen. "Die heiße Spur" entpuppt sich dann tatsächlich als existenzialistische Meditation über das Scheitern eines Mannes, dessen Selbstbild immer mehr zerbröckelt. Wie Harry geht es auch dem interessierten Zuschauer. Im Nu wurde dem Zuseher der Boden unter den Füßen weggezogen. Ein echter Geheimtipp in Sachen beinahe schon vergessene 70s Filmperlen.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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