Dienstag, 22. November 2016

Sleepers

























Regie: Barry Levinson

Späte Rache...

Nachdem seine 80er Jahre Filme wie "American Diner", "Der Unbeugsame" und vor allem "Good Morning Vietnam" sehr gute Bewertungen erhielten, konnte Barry Levinson mit "Rain Man" nicht nur einen echten Welterfolg verbuchen. Er gewann darüberhinaus auch noch den Oscar als bester Regisseur. Insgesamt gewann das Drama mit Dustin Hoffman und Tom Cruise als ungleiches Brüderpaar vier Academy Awards. Und auch die Kinokassen klingelten eindrücklich. Insgesamt spielte "Rain Man" 354 Millionen Dollar weltweit ein. Ein Großerfolg, den Barry Levinson bis heute nicht mehr wiederholen konnte. Obwohl er für "Bugsy" noch einmal eine Oscar-Nominierung erhielt.
Der 1996 entstandene "Sleepers" gehört ebenfalls zu seinen erfolgreichen Arbeiten. Das 165 Millionen Dollar weitweite Einspielergebnis verdankt "Sleepers" vor allem einer attraktiven Starbesetzung zu denen Dustin Hoffman, Robert de Niro, Kevin Bacon, der junge Brad Pitt und der aufstrebende Jungstar Brad Renfro gehörten.
Mit diesem Cast kann eigentlich nichts schiefgehen - dennoch hinterlässt "Sleepers" meines Erachtens einen zweigeteilten Eindruck. Während der erste Teil des Films atmosphärisch überzeugend wirkt und 12 Jahre vor dem zweiten Teil spielt, habe ich mit den Ereignissen des Jahres 1981 doch meine Mühe. Die Geschichte, basierend auf dem Roman von Lorenzo Carcaterra" wirkt für mich zu konstruiert und kann sich nicht so recht entscheiden zwischen dem Aufdecken einer grausamen Wahrheit und einem raffinierten Plan.
1969 wachsen die vier Freunde Lorenzo "Shakes" Carcaterra (Joseph Perrino), Michael (Brad Renfro), John (Geoffrey Wigdor) und Tommy Marcano (Jonathan Tucker) in Hell´s Kitchen in Manhattan auf. In Hell´s Kitchen leben überwiegend italienische und irische Einwanderer. Die Kirche ist mächtig, aber auch die Mafia. So ist es nicht verwunderlich, dass die vier Jungs eifrige Messdiener bei dem unkonventionellen Pater Bobby Carillo (Robert de Niro) sind, aber auch ihr Taschengeld für Botengänge des Mafiosi King Benny (Vittorio Gassman) aufbessern. Das Leben ist hier bunt, aber mit wenig Perspektive. Das Leben der vier Freunde ändert sich an einem einzigen Tag. Beim Klauen eines HotDogWagens geschieht ein fürchterlicher Unfall. Die Jungs werden vom Gericht verurteilt einige Monate im Wilkinson Heim für schwer erziehbare Jungs zu verbringen. Doch statt Resoszialisierung kommen die Teenager in die Hölle. Der fieseste Aufseher ist der psychopathische Sadist Sean Nokes (Kevin Bacon), der nicht nur brügelt und misshandelt, sondern mit einigen seiner kollegen die Jungen auch sexuell missbraucht. Keinem erzählen sie ihre Qualen und so bleibt das Verbrechen an den Schutzbefohlenen ungesühnt. 12 Jahre später ist auch Michael (Brad Pitt) ein aufstrebener Nachwuchs-Staatsanwalt geworden, Lorenzo (Jason Patric) ist auch nicht auf die schiefe Bahn gekommen und erzählt auch die Geschichte. Aber John (Ron Eldard) und Tommy (Billy Crudup) sind inzwischen echte Gangster geworden und gehören der berüchtigten West Side Boys an. Eines Abends entdecken sie in einer Kneipe ihren ehemaligen Peiniger Nokes, der gerade ein Essen bestellt hat. Der Hass kommt spontan hoch und die beiden erschießen Nokes. Es kommt zum Prozess. Mit der Verteidigung ist der alkoholkranke Danny Snyder (Dustin Hoffman) beauftragt. Ankläger ist Michael, der Freund der Beiden. Was allerdings keiner weiß und so spielt Michael gemeinsam mit Lorenzo ein doppelbödiges und gefährliches Spiel. Heimlich gibt er dem Verteidiger die Trümpfe in die Hand. Denn Ziel des Plans ist es als Ankläger so schlecht zu sein, dass seine Freunde freigesprochen werden. Einerseits wird in der Verhandlung die beschämende Wahrheit von früher aufgedeckt. Am Ende ist es aber Pater Carillo, der über den Ausgang der tragischen Geschichte bestimmt...


Leider wird "Sleepers" an vielen Stelle zu konstruiert und auch schwerfällig. Daher versucht auch immer wieder die Off Stimme (es ist der Erzähler Lorenzo) dem Zuschauer die Handlung zu erzählen, schlüssig zu machen und sämtliche Ungereimtheiten aus dem Weg zu räumen. Vielleicht wäre der Film insgesamt besser geworden, wenn die Täter dann auch wirklich auf "schuldig" plädiert hätten - Schließlich wären sie mit mildernden Umständen aufgrund des Verbrechens, dass das Opfer an ihnen beging und ein fieser Täter war, davon gekommen - wie ich vermute. Aber der Roman und auch der Film gehen andere Wege - so siegt am Ende eine Lüge. Insgesamt ist der 2. Teile eher etwas schleppend und das Klagegedicht ist allgegenwärtig, ohne dass es so richtig zum Tragen kommt. Am Ende steht ein harmonisches Bild der vier Freunde mit ihrer gemeinsamen Freundin Carol Martinez, gespielt von Minnie Driver und ein nostalgisches Gefühl kommt auf. Für mich ist "Sleepers" irgendwie misslungen, obwohl der Film gute Szenen hat und auch die Handlung, die 1968 spielt, gut gemacht ist. Auch die Kameraarbeit von Michael Ballhaus ist beeindruckend. 




Bewertung: 6 von 10 Punkten

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