Dienstag, 22. November 2016

Angst über der Stadt

























Regie: Henri Verneuil

Bebel über den Dächern von Paris...

Jean Paul Belmondo war in seiner aktiven Karriere nicht nur ein gefragter Schauspieler sondern auch ein echter Kinostar. Zunächst trat er in sehr wegweisenden Filmen der Nouvelle Vague auf und drehte mit Jean-Luc Godard (Außer Atem), Claude Chabrol (Schritte ohne Spur) oder Jean-Pierre Melville (Die Millionen eines Gehetzten)auf,  bevor die Produzenten sein Potential als Zuschauerliebling erkannten. Er bewährte sich auch in Komödien (Abenteuer in Rio, Die tollen Abenteuer des Monsieur L., Le Magnifique, Ein irrer Typ). Der Gangsterfilm "Borsalino" von Jacques Deray aus dem Jahr 1970 machte ihn endgültig zum französischen Superstar - legte ihn aber auch auf eine bestimmte Rolle fest: Belmondo war der harte Kerl, entweder als Gangster oder als Jäger der Verbrecher. In der letztgenannten Rolle gab er dann auch meistens den Einzelgänger, der nur seiner eigenen Moral verpflchtet scheint und knallhart agiert. In dieses Rollenmuster passte er perfekt. Die in diesem Genre inszenierten Kriminalfilme mit reichlich Action sind inzwischen zu Klassikern des Genres geworden. So auch "Angst über der Stadt" (Originaltitel: Peur sur la ville) von Henri Verneuil. Natürlich ließ es sich "Bebel" nie nehmen, dei Stunts des Films selbst zu machen - und die haben es echt in sich. Denn die Action findet vor allem auf den Dächern von Paris statt. Belmondo jagt einen Serienkiller auf mehreren Häusern. "Vertigo" von Hitchock lässt grüßen und selbst der Zuschauer bekommt Schwindelgefühle. Natürlich war "Angst über der Stadt" ein riesiger Kassenerfolg - allein in Paris wollten fast eine Millionen Zuschauer die Jagd aus der Höhe sehen.
Und dies obwohl der Film etwas unlogisch beginnt. Denn im Grunde wird Nora Elmer (Lea Massari) nicht vom fiesen Serienmörder ermordet, sondern sie stirbt aufgrund ihrer Angst. Denn der unbekannte Mann klingelt sie nachts ständig aus dem Bett, die Gespräche lassen erkennen, dass er schon im Appartment der Schönen war. Als er das letzte Telefonat mit den Worten beendet "Jetzt komm ich dich besuchen" dreht sie durch und stürzt aufgrund ihrer Panik aus dem Fenster des 17. Stockwerks. Vorher hat sie noch die Poilzei alarmiert, darum wird es zum Fall von Kommissar Le Tellier (Jean Paul Belmondo). Der steht derzeit selbst in Kritik bei der Öffentlichkeit. Denn bei einer irren Verfolgungsjagd mit dem Gangster Marcucci (Giovanni Cianfriglia) kam ein Passant ums Leben. Daher plagen den Bullen immense Rachegelüste und er wartet nur darauf, dass sein Feind wieder in Paris auftaucht. Inzwischen hat aber der unbekannte Anrufer, der sich Minos nennt, angekündigt weitere Frauen zu töten. Der Psychopath hat es auf attraktive Frauen abgesehen, die sexuell aktiv sind. So wären die geschiedene Germaine Doizon (Rosy Varte) oder die Krankenschwester Helene Grammont (Catherine Morin) potentielle Opfer. Gemeinsam mit seinem Partner Inspektor Moissac (Charles Denner) muss er Minos finden, bevor der seine Tötungen ausführen will. Sein selbstgewählter Spitzname kommt in Dantes Göttlicher Komödie vor und mit seinen Morden will der Gestörte die Welt vom lüsternen Unrat befreien..



.Verneuil hat ein richtig gutes Gespür für das Timing des Films, denn nach klassischer Manier steigert sich die Spannung immer mehr. Dazu bietet Adalberto Maria Merli eine gute Vorstellung als Bösewicht. Die Stunts sind wirklich gut gelungen und wer ein Faible auf 70er Jahre Kinokrimis hat, der wird mit "Angst über der Stadt" seine Freude haben. Von Belmondos Actionfilmen in der Zeit ab 1970 ist dieser Polizeifilm sicherlich neben "Der Greifer" und "Der Körper meines Feindes" einer der besten. Ein bisschen wird man aufgrund der Verfolgungsjagden sogar an William Friedkins "French Connection" erinnert.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen