Freitag, 25. November 2016

Closet Monster

























Regie: Stephen Dunn

Das Ende der Kindheit...

Der kanadische Coming of Age Film "Closet Monster" beschreibt auch gleichzeitig das Coming out seiner Filmfigur Oscar Madly. Durch den Hamster Buffy und die Fähigkeit, dass Oscar und das kleine Nagetier auch miteinander kommunizieren und sprechen können, erinnert "Closet Monster" auch an den Science Fiction Kultfilm "A boy and his dog" von L.Q. Jones aus dem Jahr 1975 - dort verband Vic, gespielt von Don Johnson, eine tiefe Freundschaft mit seinem geilen Köter Blood, der auch sprechen konnte und im Gegensatz zu vielen Menschen auch geistreiche Sachen von sich gab. In Stephen Dunns Debütfilm wird der Hamster von Isabelle Rosellini gesprochen. In menschlicher Obhut beträgt die Lebenserwartung dieser süßen Goldhamster gewöhnlich 18 bis 24 Monate. Aber Buffy bildet auch hier eine Ausnahme. Das Tier begleitet seinen menschlichen Freund über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Durch seine schräge Machart erinnert der Film auch ein bisschen an "Donnie Darko", der auch durch seine wahrgenommene Singularität oder Originalität große Wirkung erzielte. Zwar teilt er mit vielen seiner Gay- und Jugendfilmverwandten das gleiche Grundgerüst des Teenagers, der entdeckt, dass er schwul sein könnte und muß mit seiner Umwelt klar kommen und versuchen sich irgendwie zu empanzipieren. Doch Stephen Dunn hat dieses Thema auch ein bisschen egozentrisch und innovativ gestaltet. Da wundert es nicht, wenn David Cronenbergs Bodyhorror auch in die Story mit einfliesst.
Es geht um Oscar (als Kind gespielt von Jack Fulton, als Teenager von Connor Jessup) , der in Neufundland aufwächst und schon als 8jähriger Junge beobachtet, wie einige ältere Schüler auf einem Friedhof ein Hassverbrechen an einem schwulen Mitschüler begehen - mit einer Stahlstange wird der anal penetriert und so verletzt, dass er für immer querschnittsgelähmt bleibt. Als er seinen Vater Peter (Aron Abrams) fragt, warum die Jungs so was schreckliches tun konnten, meint der nur "er war halt ne Schw...." Leider ist Dad mit einer sehr schwachen Impulskontrolle ausgestattet - dies führt auch zum Auszug seiner Frau Brin (Joanne Kelly), die ihren Jungen allein mit dem Vater zurücklässt. Er kann diesen harten Schritt seiner Mutter nie so recht verzeihen. Oscar merkt schon sehr früh, dass er schwul werden könnte und Kontakt pflegt er vor allem zu seinem Hamster Buffy, dem er alles anvertraut. Als Oscar 18 Jahre alt ist, hängt er oft mit seiner Freundin Gemma (Sofia Banzhaf) zusammen, ein weiteres Hobby von ihm ist das Fotografieren. Er findet einen Job im Baumarkt und lernt dadurch Wilder (Aliocha Schneider) kennen und verliebt sich in ihn. Leider ist er aber auch sehr gehemmt, denn die Beobachtung als Kind erlebt er immer noch als traumatisch. Und auch sein Vater, der die Scheidung nie recht überwunden hat, lässt Oscar spüren, dass er keinen schwulen Sohn im Haus duldet...




Sehr gut finde ich, dass der Teeanger Oscar und seine Gefühle ganz normal dargestellt werden. Der Film verweigert sich irgendiwe den üblichen heteronormativen Wegen für das schwule Erwachen seines Protagonisten. Oscar muss nicht durch seine Orientierung leiden, weil alles so schlimm ist. Es wird zwar thematisiert, dass die Umwelt es ihm nicht gerade leicht macht - aber er wird mit seinen Gefühlen leben können und vielleicht auch sehr glücklich. Auch wenn er am Ende die Kindheit in einer sehr symbolischen Szene begräbt und der Zuschauer auch aufgeklärt wird, warum Buffy dieses für einen Nager so salomonische Alter von 10 Jahren erreichen konnte. Ein Highlight dieses Filmjahres.


Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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