Regie: Claude Sautet
Midlife-Crises...
Der französische Filmregisseur Claude Sautet wurde durch seinen 1960 gedrehten Gangsterfilm "Der Panther wird gehetzt" bekannt. Jean-Pierre Melville war ein Bewunderer dieses neoklassisch inszenierten Unterweltsdrama. 1971 gelang Sautet mit "Das Mädchen und der Kommissar" ein weiterer klassischer Film dieses Genres. Seine bevorzugten Filmthemen waren aber Geschichten aus dem Leben. Nicht umsonst galt er als Chronist der französischen Gesellschaft in der Nachkriegszeit. Im Mittelpunkt des Geschehens waren Menschen der etwas gehobenen Mittelschicht, die die Jugend bereits hinter sich gelassen haben und nun mit den Problemen der Midlife Crisis beschäftigt sind. "Die Dinge des Lebens" mit Romy Schneider und Michel Piccoli ist vielleicht sein herausragendster Film in dieser Sparte.
"Vincent, Francois, Paul und die anderen" ist weniger bekannt - aber es spielt im gleichen Milieu und basiert auf dem Roman "La Grande Marrade" von Claude Neron.
Dabei beobachtet Sautet das Allltagsleben von Vincent und seinen Freunden. Vincent (Yves Montand) ist der Inhaber einer Feinmechanik-Firma und hat bisher beinahe jedes Problem, das die Firma hatte, aus der Welt schaffen können. Immer hat es sich um Geld gedreht. Er ist liiert mit der jungen Colette (Catherine Allegret), sehnt sich aber seit geraumer Zeit immer mal wieder nach seiner Frau Catherine (Stephane Audran), von der seit langem schon getrennt lebt. Auch sein Freund der Arzt Francois (Michel Piccoli) hat Eheprobleme. Seine Frau Lucie (Marie Dubois) sucht sich ständig jüngere Liebhaber. Immerhin scheint bei Schriftsteller Paul (Serge Reggiani) und seiner Frau Julia (Antonella Lualdi) das Eheleben noch zu funktionieren. An den Sonntagen treffen sich die Freude samt Familien. Auch der junge aufstrebende Boxer Jean Lavallee (Gerard Depardieu) gehört zu diesem Freundeskreis. Ebenso Jacques (Umberto Orsini) kommt wieder zu den Treffen in Pauls Landhaus in der Provinz, nachdem er einige Zeit fort war. Obwohl alle miteinander befreundet sind, haben sie mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen. Paul hat Mühe seinen Roman zu vollenden und Vincents Firma steht vor dem finanziellen Aus. Jean hat die Möglichkeit gegen einen sehr bekannten, aber viel stärkeren Gegner zu boxen. Dies würde zwar das sichere k.o im Ring bedeuten, aber auch den Bekanntheitsgrad stärken...
Der Zuschauer nimmt Anteil an den Sorgen und Nöten der Freunde und Sautet inszeniert den alltäglichen Überlebenskampf recht nüchtern und irgendwie locker. Sein kluges Portrait dieses Freundeskreises ist stets unaufdringlich und dies erweist sich als die Stärke des Films. Natürlich kann mit guten Schauspielern wie Yves Montand, Michel Piccoli, Serge Raggiani oder dem noch ganz jungen Gerard Depardieu gar nichts schiefgehen. Die Geschichte wirkt wie ein ruhiger Fluß und plätschert vor sich hin, ohne je langweilig zu werden. Der Zuschauer fühlt sich eine kurze Zeit mittendrin in diesem Freundeskreis und am Ende werden diese momentanen Probleme und Konflikte vielleicht gelöst oder sie verstärken sich oder werden durch neue abgelöst. Wie im richtigen Leben...
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen