Sonntag, 6. November 2016
A War
Regie: Pilou Alsbaek
Im Hinterhalt der Taliban
Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut sich das kleine Filmland Dänemark im Oscar-Rennen um den besten ausländischen Film schlägt. Insgesamt 11 Filme brachten es auf eine Nominierung, darunter "Nach der Hochzeit", "Die Königin und ihr Leibarzt", "Die Jagd" - für "Pele der Eroberer", "Babettes Fest" und "In einer besseren Welt" siegte Dänemark sogar. Auch in diesem Jahr war man mit "A War" (Originaltitel: Krigen) ein weiteres Mal unter den fünf glücklichen Ländern, die unter den Nominierten waren. Am Ende gewann aber der ungarische Beitrag "Saul fia" (Sauls Sohn).
"A War" führt den Zuschauer zu einer dänischen Miltäreinheit in Afghanistan. Genauso wie der vor kurzem in der ARD ausgestrahlte Quotenhit und Diskussionsfilm "Terror - Ihr Urteil" stellt der dänische Film von Pilou Alsbaek auch eine sehr moralische Frage. Während in "Terror - Ihr Urteil" die Frage gestellt wurde, ob ein Pilot der Bundeswehr ein entführtes, mit 164 Personen besetzes Passagierflugzeug abschießen darf, wenn es gesichert zu sein scheint, dass mit diesem Flugzeug kurze Zeit später noch ein viel größerer Kollateralschaden entsteht, weil es auf ein voll besetztes Fußballstation zusteuert. Das Verfassungsgericht sagt nein dazu, aber der Pilot entschied sich für den Abschuß, damit die Opferzahl der Terroristen nicht noch in das hundertfache an Menschenleben kostet.
In "A War" wird die Entscheidung des dänischen Offiziers Claus Pedersen (Pilou Asbaek), als er mit seinen Männern in den Hinterhalt der Taliban gerät, auf einen harten Prüfstand gestellt. Täglich muss er seiner Einheit befehlen auszürücken, um dort die misstrauische Bevölkerung vor den Taliban zu schützen. Auch Minen stellen eine große Gefahr für die Männer dar. Pedersen ist sehr engagiert und beliebt bei seinen Männern, da er immer auch ein offenes Ohr für deren Nöte und Ängste hat. Er weiß um die körperliche und nervliche Belastung der Männer. Aber dennoch ist Präsenz wichtig, damit die Bevölkerung ein Gefühl der besseren Sicherheit bekommt. Als der junge Soldat Anders (Alex Hough Andersen) bei einer Erkundung auf eine Mine tritt und dabei stirbt, ist die Stimmung auf dem Nullpunkt. Um für Motivation zu sorgen, hat sich Pedersen entschiden häufiger als üblich mit seinen Soldaten auf Patrouille zu gehen. In einem Dorf werden die Soldaten dann überraschend beschossen. Der Soldat Lasse (Dulfi Al-Jabouri) wird dabei schwer verletzt. In dieser Situation gibt Pedersen einen folgenschweren Befehl. Er fordert einen Luftangriff an, der ein bestimmtes Ziel bombadieren soll. So gelingt es den Männern zu entkommen. Aber dann kommt die katastrophale Nachricht, dass unter den Opfern der Bombardierung 11 Zivilisten, darunter Kinder waren. Es kommt zum Prozess. Die Staatsanwältin Lisbeth Danning (Charlotte Munck) fordert eine Gefängnisstrafe. Aber der Anwalt Olsen (Sören Malling) hat eine erfolgsversprechende Strategie...
Zeitgleich zu den Ereignissen in Afghanistan, bekommt der Zuschauer auch immer wieder Einblick in das Leben von Pedersens Familie. Seine Frau Maria (Tuva Novotny) steht dabei im Mittelpunkt - sie hat es sehr schwer ohne Mann, fühlt sich einsam und bekommt die Probleme der noch kleinen Kinder mit. Vor allem ihr ältester Junge verhält sich seitdem der Vater von der Familie getrennt ist, immer wieder aggressiv. Der kleine Junge leidet sehr darunter. So bekommt man einen guten Einblick in die Figuren, Alsbaek hat das alles sehr dicht und subtil verfilmt. Insgesamt regt "A War" zum Nachdenken an. Man erhält einen guten Einblick über das Leben der Soldaten und darüber, dass sie sehr spontan Entscheidungen mit u.U. schwerer Tragweite verantworten müssen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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