Sonntag, 13. November 2016
Missouri
Regie: Blake Edwards
Dumme Cowboys...
Blake Edwards war ein Spezialist für Komödien. In seiner langen Karriere als Filmregisseur gelangen ihm Klassiker wie "Unternehmen Petticoaat", "Frühstück bei Tiffany", "Der rosarote Panther", "Der Partyschreck", "Das große Rennen rund um die Welt", "10 - Die Traumfrau", "Viktor/Viktoria", "Skin Deep" oder "Blind Date" - und selten verließ er diese Sparte. Aber mit "Der letzte Zug" hat er einen guten Neo-Noir gemacht und inzwischen gilt auch sein Spätwestern "Missouri" (Original: Wild Rovers) als anerkannter Klassiker. Dabei hatte der langsame und ruhige Film bei seinem Kinostart sehr schlechte Kritiken. Einige witzelten sogar, dass der attraktive Jungstar Ryan O´Neal in "Missouri" seine "Love Story" im wilden Westen wiederholt. Denn wie bereits in Arthur Hillers riesigen Kassenschlager endet auch "Missouri" mit dem Tod eines geliebten Menschen. Wobei man aber gleich gegen argumentieren kann, dass in "Missouri" den Tod seines Freundes gar nicht mehr erlebt. Und ausserdem deutet nichts auf eine sexuelle oder erotische Komponente. Die beiden Cowboys im Film, Ross Bodien gespielt von William Holden und Frank Post (O´Neal) sind nur sehr gute Freunde, auch wenn der Altersunterschied beträchtlich ist. Beide Cowboys arbeiten auf der großen Ranch von Walter Buckman (Karl Malden), Der ist mit Nell (Leora Dana) verheiratet und beide haben zwei erwachsene Söhne. Dabei steht John (Tom Skerrit) in der Gunst seines Vaters im Schatten des Bruders Paul (Joe Don Baker). Am Anfang der Geschichte sieht man Impressionen vom arbeitsreichen und harten Leben der Cowboys. Eines Tages müssen die Männer miterleben wie ein anderer Cowboy durch ein wildgewordenes Pferd überraschend sein Leben verliert. Dies macht vor allem Bodine nachdenklich, der alternde Westerner denkt darüber nach, dass auch er die Jugend längst hinter sich gelassen hat. Gemeinsam mit Frank träumt er von einem besseren Leben in Mexiko. Nur das Geld fehlt. So kommt der spontane Entschluß zustande, dass man den Banker Joe Billings (James Olson) zwingt den Safe in der Bank zu öffnen. Als Druckmittel muss dessen Frau (Lynn Carlin) und das Neugeborene herhalten. Der Raub funktioniert. Aber die Jagd hat damit begonnen. Denn nicht nur der Sheriff wird tätig, auch Rancher Buckman nimmt die Sache persönlich, weil er glaubt, dass die beiden Cowboys auch die Lohngelder für die anderen Angestellten der Ranch geraubt haben. Er schickt seine Söhne mit auf die Suche nach den Flüchtigen...
Der Film bleibt trotz seiner sehr ruhigen und sachlichen Machart immer interessant. Denn die Figuren sind alle ein bisschen widersprüchlich, vor allem aber menschlich und emotional gezeichnet. Da taucht dann plötzlich auch der Bruderkonflikt auf, der ungeliebte John, der Paul den Rang ablaufen möchte, erweist sich bald als fanatischer Jäger. William Holden spielt einen ähnlichen Typen wie in "Wild Bunch" - nur viel sanfter und auch dümmer. Ryan O´Neal ist noch naiver, er ein softer Tierliebhaber, der einen kleinen Hundewelpen mit auf die Reise nimmt, kann diesen erst zurücklassen als gesichert ist, dass das Tierbaby von einer Katze, die gerade entbunden hat, seine Milch zum Überleben bekommt. Er spielt herrlich naiv den Typen, der so in den Tag hineinlebt und sich vom väterlichen Freund leiten lässt. Auch Rancher Buckman hat seine dunklen Seiten. Er ist unerbittlich im Clinch mit einem Schafzüchter. Wie sehr auch Bürger zu Betrügern werden, zeigt Edwards am Beispiel der Bankiersgattin. Erwähenswert die gute Kameraarbeit von Philip Lathrop und der Score von Jerry Goldsmith.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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