Dienstag, 1. November 2016

Erotische Geschichten aus 1001 Nacht

























Regie: Pier Paolo Pasolini

Arabische Nächte...

Bekannt wurde der italienische Regisseur Pier Paolo Pasolini vor allem wegen seinen Filmen über das Subproletaritat, wie zum Beispiel "Accatone" oder "Mama Roma".  In den frühen 70ern wandte er sich filmisch aber auch anderen Themen zu. Vor allem interessierte sich er sich auch mit Mythen und Legenden des abendländischen und des arabischen Kulturraumes. So entstanden die drei Filme "Decameron" (1970),  Pasolinis tolldreiste Geschichten (1972) und "Erotische Geschichten aus 1001 Nacht" - die auch unter dem Begriff "Trilogie des Lebens" bekannt sind.  Alle drei Werke sind in episoder Form gehalten und verbreiten einen schönen Optimismus. Denn die Geschichten, die gezeigt werden, sind nicht nur erotisch - sondern vor allem auch hoffnungsfroh und von kindlicher Naivität geprägt. Die einfache Sinnlichkeit, die in diesem Zyklus beschrieben wird, ergibt in der Quintessenz ein bildgewaltiges, atmosphärisch glaubwürdiges und feudales Kaleidoskop dieser vergangenen Epochen. Ausserdem legen die Filme eindrücklich Zeugnis ab von der Rolle der Kunst innerhalb dieser Zeit. Wunderschön auch die Kameraarbeit von Giuseppe Ruzzolini in diesem vielleicht reifsten Werk des Trios. Dabei kam in "Geschichten aus 1001 Nacht" vor allem die orientalische Märchenwelt als Inspirationsquelle zum Zug. Pasolini verband geschickt 15 dieser Märchen. Gedreht wurde damals in Äthiopien, in den Wüsten von Eritrea und dem Jemen sowie in Nepal. Im Mittelpunkt der Aktionen steht erneut die frei ausgelebte Sexualität als anarchische, antiautoritäre Kraft. Pasolini verzichtete auch keineswegs auf eine poetische Note. Als zentraler Punkt des Films steht die Liebe des jungen Nur-ed-Din (Franco Merli) zu seiner Sklavin Zumurrud (Ines Pellegrini). Die vorlaute Schönheit konnte er auf dem Sklavenmarkt erwerben, ohne Geld dafür zu bezahlen. Denn die Sklavin selbst gab ihm heimlich das Geld, weil sie nur an Ihn verkauft werden wollte. Das Paar könnte nun in Glück, Frieden und Harmonie leben - aber sie wird von einem Christen entführt und später von einer Räuberbande gefangen genommen. Für Nur-ed-Din eine lange Odyssee in die Wüste, aber nicht ohne Pausen einzulegen, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein - sondern auch die Fleischeslust will gestillt werden. Ob sie sich am Ende des Films wieder treffen und für immer glücklich lieben dürfen ? Dazwischen gibt es Geschichten einer Wette, die ein afrikanischer König und seine Frau abschließen. Der Prinz Yunan (Salvatore Sapienza) muss hingegen einen unschuldigen Menschen töten, damit die Hexerei ein Ende nimmt. Auch der törichte Aziz (Ninetto Davoli) ist gefangen in seiner Begierde nach einer schönen, geheimnisvollen Frau und lässt dafür sogar seine ihn liebende Cousine und Verlobte Aziza (Tesse Bouche) im Stich. Erst als sie stirbt, wendet sich die Geschichte. Ausserdem wird in einer weiteren Episode der Prinz Shazaman (Alberto Argentino) von einem Dämon (Franco Citti) in einen Affen verwandelt...





In einigen Ländern war der Film wegen seiner Freizügigkeit verboten - dennoch wurde "Geschichten aus 1001 Nacht" beim Filmfestival in Cannes 1974 mit dem großen Preis der Jury ausgezeichnet. Den Soundtrack machte Ennio Morricone. Der dritte und letzte Teil Pasolinis Trilogie hat auch gleichzeitig den ausgereiftesten Erzählstil. Hier werden gekonnt Plots und Subplots miteinander verwoben, um sich am Ende wieder aufzulösen. Der Humor spielt im Gegensatz zu den anderen beiden Filmen eine weniger große Rolle. Dafür weht ein leichter melancholischer Wind durch das Geschehen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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