Regie: Steven Spielberg
Film verrückt...
Steven Spielbergs halbautobiographischer Film "Die Fabelmans" ist
Kino für Cineasten. Nicht nur deshalb, weil am Ende der Geschichte
unserem begeisterten jungem Filmfreak Sammy Fabelman, gespielt von
Gabriel LaBelle, eine kurze Audienz beim besten Regisseur der Welt - dem
legendären John Ford - gewährt wird und nicht nur weil dieser von
Regielegende David Lynch gespielt wird, der ganz andere Klassiker als
Ford gedreht hat.
"Die Fabelmans" bietet dem Filmkenner in dieser Szene ein Deja vu
mit Fords großen Klassikern, man hört die Musik vom legendären und
vielleicht besten Western aller Zeiten: Der schwarze Falke von John
Wayne. Und sieht die Filmplakate von Fords Meisterwerken wie "Früchte
des Zorns", "Liberty Valance", "So grün war mein Tal" oder "Der
Verräter".
Ford gibt dem aufstrebenden Youngster, der von CBS eine Anstellung
bekommen hat, eine Lektion in Sachen Bildästhetik indem er Sammy
Filmbilder anschauen lässt und fragt wo sich der Horizont auf dem Bild
befindet.
In "Die Fabelmans" ist auch eine der besten Filmsequenzen der
letzten Jahre zu sehen. Der junge Sammy hat einen kurzen Film vom
Ausflug der Familie gedreht, beim Bearrbeiten des Materials fällt ihm
auf, dass zwischen seiner Mom Mitzi (Michelle Williams in einer
oscarreifen Rolle) und dem Freund seines Vaters Dennie Loewi (Seth
Rogen) eine besondere Innigkeit besteht. Immer mehr hat der Teenager ein
Gespür für die Bilder entwickelt, die laufen lernen und immer mehr
einen viel besseren Blick für die Körpersprache der Anderen. Zudem sind
auf dem Film Momentaufnahmen festgehalten, die wir viel besser deuten
können, wenn wir das Erlebte mit einem zweiten oder dritten Blick
wiederholen, die Facetten werden reichhaltiger.
Alles beginnt an einem Januarabend im Jahr 1952. Das jüdische
Ehepaar Mitzi und Burt Fabelman (Paul Dano) nehmen ihren kleinen Sohn
Sammy (Mateo Zoryan Francis-DeFord) zum ersten Mal mit ins Kino. Dort
läuft Cecil B.DeMilles Blockbuster "The Greatest Show on Earth" - der
klein Knirps ist besonders beeindruckt von den Spezialeffekten - ein Zug
entgleist und unauslöschlich brennt sich dieser Moment, die Explosion,
die Katastrophe die wild durch die Gegend fliegenden Einzelteile, der
entgleisende Zug und die flüchtenden Löwen des Zirkus in sein Gehirn
ein. Der Junge beginnt, mit einer Modelleisenbahn die Szene aus dem Film
nachzustellen, um herauszufinden, wie der Effekt zustande kam. Einige
Jahre später dreht er mit seinen Pfadfinder-Freunden einen Western,
inspiriert durch einen John Ford Film und eben auch diese Impressionen
während eines Ausflugs.
Die Familie zieht nach Arizona, danach nach Nordkalifornien. Dort
hat Sammy es besonders schwer, weil er von zwei Jungs (Oakes Fegley und
Sam Rechner) gemobbt wird, weil er Jude ist. Er verliebt sich dort aber
auch in Monica (Chloe East) und darf einen Schulausflug am Strand mit
einer Arriflex 16 mm Kamera dokumentieren...
Auch hier erweist sich die Kamera als besonders aussagekräftig den
Zuschauern eine Botschaft zu vermitteln. Der Filmemacher hat die Macht
dazu und Steven Spielberg bereits bei seinen ersten Film ein
ausserordentliches Talent. Es gibt auch ein Wiedersehen mit Judd Hirsch,
der 1980 für seine Rolle als Psychologe in Redfords "Ordinary People"
oscarnominiert wurde. Dies gelang ihm nun mit "Die Fabelmans" erneut.
Weitere Oscarnominierungen gabs für die Kategorie "bester Film" sowie an
Hauptdarstellerin Michelle Williams, an Regisseur Spielberg, an die
Musik von John Williams, ans Szenenbild von Rick Carter und Kate O´Mara -
und last but not least eine weitere Nominierung für Spielbergs
Drehbuch, dass er gemeinsam mit Tony Kushner verfasste. Trotz der 7
Nominierungen ging "Die Fabelmans" aber am Ende leer aus. Bei der Golden
Globe Verleihung lief es jedoch besser - hier durfte Spielberg zweimal
jubeln, denn sowohl der Regiepreis als auch als bester Film trug "Die
Fabelmans" den Sieg davon.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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