Regie: Philip Saville
Flucht nach Brighton...
Das "New British Cinema" der 80er Jahre brachte viele herausragende
Filme (Mein wunderbarer Waschsalon, Der Kontrakt des Zeichners, Wish
you were here, Sammy and Rosie get laid, Brief an Breshnev, Local Hero,
Whitnail and I, Rififi am Karfreitag, Mona Lisa) und deren Regisseure
(Neil Jordan, Stephen Frears, Derek Jarman, Terry Gilliam, Hugh Hudson,
John McKenzie, Jim Sheridan, Roland Joffe, John Boorman) ins
inernationale Geschehen.
Auch der 1988 entstandene "The Fruit Machine" von Philip Saville
gehört in diese Riege, wobei man ihn sehr leicht in den LGBT Bereich
einordnen könnte, doch der Film ist mit seiner Themenvielfalt doch um
einiges universeller.
"The Fruit Machine" spielt anfänglich in der Gay Szene Liverpools
der 80er Jahre ab. Er bietet ein Spiegelbild der damaligen schwulen
Szene, wie sie sich nicht nur in der 500.000 Einwohner großen Stadt
abgespielt hat. Der Film bietet unter diesem Aspekt ein gelungenes Bild
dieser Zeit, in der zwar AIDS ein riesiges Thema war, aber dennoch beim
Feiern und Tanzen im Club immer wieder ausgeblendet wurde.
"The Fruit Machine" - so heißt der Danceclub in der Stadt, der von
dem resoluten Transvestiten Annabelle (Robbie Coltrane) geführt wird.
Sehr zum Ärger der Konkurrenz, die glaubt ein Monopol auf dieses Viertel
in der Stadt zu haben. Da ist der Macher eines neuen angesagten Clubs
nicht nur Störenfried, sondern er lebt total gefährlich. Der örtliche
Konkurrent hat einen Killer (Bruce Payne) angeheuert, um Annabelle zu
töten. Der Mord soll nach der Tanzcontest Veranstaltung ausgeführt
werden, wenn alle Gäste gegangen sind. Doch die zwei Youngsters Eddie
(Emile Charles) und Michael (Tony Forsyth) sind kurz zuvor von zuhause
abgehauen und befinden sich noch im Club, weil sie damit rechnen, dass
sie die Nacht bei Annabelle pennen können.
Eddie ist sehr sensibel und hat es geliebt mit seiner Mom (Kim
Christie) alte Filmklassiker wie "Begegnung", "Niagara" oder "Mildred
Pierce" anzuschauen. Sie trauert einer verpassten Karriere beim Film
nach und will den berühmten Regisseur John Schlesinger (Forbes Collins)
kennen, der nach einem Casting von ihrer Schönheit sehr angetan war. Mit
seinem Dad versteht er sich nicht, weil der Alte immer einen echten
Mann aus ihm machen wollte. Michael dagegen ist fast das Gegenteil. Wild
und ungestüm, er war auch schon im Jugendknast und verdient derzeit
sein Geld als Stricher.
Die beiden Jungs werden Zeugen des brutalen Mordes und sind nun auf
der Flucht, den Der Contract Killer will keine Zeugen und von der
Polizei kommen die beiden als Verdächtige in Frage.
Dank Eddies Liebe zur klassischen Musik lerenen sie den Tenor
Vincent (Robert Stephens) und seine Managerin Eve (Claire Higgins)
kennen. Vincent lädt sie ein mit nach Brighton zu fahren, denn Vincent
steht auf Michael, der keine Gelegenheit auslässt sich mit käuflicher
Liebe etwas hinzuzuverdienen. Währenddessen erkundet Eddie die Stadt und
erinnert sich an das Sea Life Brighton und ans Dolphinarium, dass er
als Kind mit seinen Eltern einmal besucht hat. Jetzt als Teenager findet
er die Haltung und die Dressur der drei Delphine überhaupt nicht mehr
gut und protestiert dagegen während einer Aufführung. Zu einem der Tiere
fühlt sich Eddie besonders hingezogen, er identifiziert sich mit dem
eingesperrten Meeresbewohner. Nichtsahnend, dass sich der Killer auch
schon in der Stadt befindet...
Manche Szenen wirken etwas zu symbolüberladen, etwas gestelzt. Aber
gesamthaft kann Philip Savilles Film doch auf ganzer Linie überzeugen,
auch wenn die Themenvielfalt vielleicht an der einen oder anderen Stelle
etwas überfrachtet wirkt. Die Darstellerleistungen sind sehr gelungen,
die Odyssee der beiden Teenager, die sich irgendwann tragisch auflöst,
ist eindrücklich und traurig.
Der Delphin, der zuvor nur als imaginärer Freund im Bewusstsein von
Eddie aufgetaucht war, nimmt irgendwann auch reale Gestalt an und
greift zweimal entscheidend ein, als es um Leben und Tod geht.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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