Samstag, 22. Juli 2023

The Fruit Machine


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Philip Saville

Flucht nach Brighton...

Das "New British Cinema" der 80er Jahre brachte viele herausragende Filme (Mein wunderbarer Waschsalon, Der Kontrakt des Zeichners, Wish you were here, Sammy and Rosie get laid, Brief an Breshnev, Local Hero, Whitnail and I, Rififi am Karfreitag, Mona Lisa) und deren Regisseure (Neil Jordan, Stephen Frears, Derek Jarman, Terry Gilliam, Hugh Hudson, John McKenzie, Jim Sheridan, Roland Joffe, John Boorman) ins inernationale Geschehen.
Auch der 1988 entstandene "The Fruit Machine" von Philip Saville gehört in diese Riege, wobei man ihn sehr leicht in den LGBT Bereich einordnen könnte, doch der Film ist mit seiner Themenvielfalt doch um einiges universeller.
"The Fruit Machine" spielt anfänglich in der Gay Szene Liverpools der 80er Jahre ab. Er bietet ein Spiegelbild der damaligen schwulen Szene, wie sie sich nicht nur in der 500.000 Einwohner großen Stadt abgespielt hat. Der Film bietet unter diesem Aspekt ein gelungenes Bild dieser Zeit, in der zwar AIDS ein riesiges Thema war, aber dennoch beim Feiern und Tanzen im Club immer wieder ausgeblendet wurde.
"The Fruit Machine" - so heißt der Danceclub in der Stadt, der von dem resoluten Transvestiten Annabelle (Robbie Coltrane) geführt wird. Sehr zum Ärger der Konkurrenz, die glaubt ein Monopol auf dieses Viertel in der Stadt zu haben. Da ist der Macher eines neuen angesagten Clubs nicht nur Störenfried, sondern er lebt total gefährlich. Der örtliche Konkurrent hat einen Killer (Bruce Payne) angeheuert, um Annabelle zu töten. Der Mord soll nach der Tanzcontest Veranstaltung ausgeführt werden, wenn alle Gäste gegangen sind. Doch die zwei Youngsters Eddie (Emile Charles) und Michael (Tony Forsyth) sind kurz zuvor von zuhause abgehauen und befinden sich noch im Club, weil sie damit rechnen, dass sie die Nacht bei Annabelle pennen können.
Eddie ist sehr sensibel und hat es geliebt mit seiner Mom (Kim Christie) alte Filmklassiker wie "Begegnung", "Niagara" oder "Mildred Pierce" anzuschauen. Sie trauert einer verpassten Karriere beim Film nach und will den berühmten Regisseur John Schlesinger (Forbes Collins) kennen, der nach einem Casting von ihrer Schönheit sehr angetan war. Mit seinem Dad versteht er sich nicht, weil der Alte immer einen echten Mann aus ihm machen wollte. Michael dagegen ist fast das Gegenteil. Wild und ungestüm, er war auch schon im Jugendknast und verdient derzeit sein Geld als Stricher.
Die beiden Jungs werden Zeugen des brutalen Mordes und sind nun auf der Flucht, den Der Contract Killer will keine Zeugen und von der Polizei kommen die beiden als Verdächtige in Frage.
Dank Eddies Liebe zur klassischen Musik lerenen sie den Tenor Vincent (Robert Stephens) und seine Managerin Eve (Claire Higgins) kennen. Vincent lädt sie ein mit nach Brighton zu fahren, denn Vincent steht auf Michael, der keine Gelegenheit auslässt sich mit käuflicher Liebe etwas hinzuzuverdienen. Währenddessen erkundet Eddie die Stadt und erinnert sich an das Sea Life Brighton und ans Dolphinarium, dass er als Kind mit seinen Eltern einmal besucht hat. Jetzt als Teenager findet er die Haltung und die Dressur der drei Delphine überhaupt nicht mehr gut und protestiert dagegen während einer Aufführung. Zu einem der Tiere fühlt sich Eddie besonders hingezogen, er identifiziert sich mit dem eingesperrten Meeresbewohner. Nichtsahnend, dass sich der Killer auch schon in der Stadt befindet...




Manche Szenen wirken etwas zu symbolüberladen, etwas gestelzt. Aber gesamthaft kann Philip Savilles Film doch auf ganzer Linie überzeugen, auch wenn die Themenvielfalt vielleicht an der einen oder anderen Stelle etwas überfrachtet wirkt. Die Darstellerleistungen sind sehr gelungen, die Odyssee der beiden Teenager, die sich irgendwann tragisch auflöst, ist eindrücklich und traurig.
Der Delphin, der zuvor nur als imaginärer Freund im Bewusstsein von Eddie aufgetaucht war, nimmt irgendwann auch reale Gestalt an und greift zweimal entscheidend ein, als es um Leben und Tod geht.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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