Montag, 29. Juni 2015

The Imitation Game

























Regie: Morten Tyldum

Die Entzifferung der Enigma...

Die diesjährige Oscarsaison stand auch unter dem Motto "Die klugen Köpfe Großbritanniens". Neben dem Werdegang des Physikers und Astrophysikers Stephen Hawkins in "Die Entdeckung der Unendlichkeit", der von James Marsh verfilmt wurde, gedachte die Filmwelt auch an den britischen Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker Alan Mathison Turing, der heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung angesehen wird. Das von ihm entwickelte Berechenbarkeitsmodell der sogenannten Turingmaschine bildet eines der Fundamente der theoretischen Informatik. Lange wurde auch geheimgehalten, dass Turing während des 2. Weltkrieges maßgeblich an der Entzifferung der mit der Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt war.  Die Enigma war eine Rotor-Schlüsselmaschine, die im 2. Weltkrieg zur Verschlüsselung des Nachrichtenverkehrs des deutschen Militärs verwendet wurde. Auch andere Dienste wie Polizei, Geheimdienst, diplomatische Dienste, SS, Reichspost und Reichbahn setzten sie zur geheimen Kommunikation ein. Dank Turing gelang es den Alliierten durch die Entzifferung der deutschen Funksprüche ein entscheidender Vorteil in den Kriegsführungsstrategien in der zweiten Hälfte des 2. Weltkriegs. Man schätzt, dass durch die Entzifferung der Enigma der Krieg um ca. 2 Jahre verkürzt wurde und 14 Millionen weniger Todesopfer zu beklagen waren.
Regie führte der Norweger Morten Tyldum, der bereits 2011 mit seinem dritten Film "Headhunters", einer Romanverfilmung von Jo Nesbo nicht nur ein riesiger Kassenerfolg in der Heimat gelang, sondern auch international gefeiert wurde. "The Imitation Game" ist sein erster englischsprachiger Film, der ihm gleich eine Oscar-Nominierung als bester Regisseur einbrachte. Desweiteren konnte der spannende Film über das tragische Leben des Mathematikers 7 weitere Nominierungen erringen. In der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch" wurde die begehrte Trophäe auch gewonnen.
Tyldum hat sich dafür entschieden seine Geschichte auf drei Zeitebenen zu erzählen. Diese Zeitfenster öffnen Episoden aus dem Leben von Turing. 1927 ist Alan (Alex Lawther) noch Schüler. Aufgrund seiner Andersartigkeit wird er von seinen Mitschülern immer wieder gemobbt. Er findet aber in dem gleichaltrigen Christopher Morcom (Jack Bannon) einen Freund. Sie tauschen im Mathematikunterricht verschlüsselte Botschaften aus und Alan beginnt sich in Christopher zu verlieben.
Das zweite Zeitfenster beginnt 1939 mit dem Ausbruch der Kriegshandlungen zwischen Deutschland und Großbritannien. aufgrund seines Könnens und seiner Intelligenz bekommt Turing (Benedict Cumberbatch) eine Stelle bei der Government Code und Cypher School in Bletchley Parik. Mit seinem Vorgesetzten Alastair Denniston (Charles Dance) kommt er zwar aufgrund seiner Arroganz und Introvertiertheit nicht immer zurecht. Auch die Kollegen Hugh Alexander (Matthew Goode), John Calmcross (Allen Leech) und Peter Hilton (Matthew Beard) bleiben distanziert und sind immer mal wieder sehr irritiert über das Verhalten von Alan. Als die junge Joan Clarke (Keira Knightley) ins Team kommt, ändert sich das eisige Klima der Gruppe etwas. Da Joans Eltern die junge Frau daran erinnern, dass sie sich langsam binden müsse, macht Alan Turing Joan einen Heiratsantrag, damit sie weiter am kriegswichtigen Projekt arbeiten kann. Turing entwickelt seine elektromechanische Maschine, die er "Christopher" nennt. Doch die Zeit drängt.
Im Jahr 1951 wird bei Turing zuhause eingebrochen. Der Polizei gibt er an, dass nichts gestohlen wurde. Doch der ermittelnde Beamte schöpft bei dieser Aussage Verdacht. Die Vermutung steht im Raum, dass er für den russischen Geheimdienst arbeitet. Doch die Wahrheit ist viel simpler. Turing ist homosexuell und wurde von einem Stricher ausgeraubt. Diese Enthüllung führt dazu, dass er eine Anklage wegen "Unzucht und sexueller Perversion" am Hals hat. Zu dieser Zeit heißt das für ca. 2 Jahre in den Knast zu wandern. Es sei denn er lässt sich auf eine stark nebenwirkungsbehaftete Hormontherapie ein, die seinen unnatürlichen Trieb dämpfen soll. Im Abspann erfährt der Zuschauer, dass sich der geniale Mathematiker ein Jahr nach diesem Vorfall am 7. Juni 1954 das Leben nahm...


 Der Film von Morten Tyldum erweist sich als starkes Biopic eines genialen Wissenschaftlers, der am Ende durch die staatlich verordnete Chemische Kastration in die tiefste Depression ohne Ausweg geführt wird.
Im Jahr 2009 sprach der damalige britische Premier Gordon Brown eine offizielle Entschuldigung im Namen der Regierung für diese entsetzuliche Behandlung aus und endlich wurden auch seine außergewöhnlichen Verdienste während des 2. Weltkriegs gewürdigt, Am 24. Dezember 2013 folgte eine Königliche Begnadigung durch Königin Elisabeth II.
Die 3 Zeitebenen vermitteln ein interessantes Bild dieser Persönlichkeit. "Sherlock Holmes" Star Benedict Cumberbatsch überzeugt und spielt die historische Figur perfekt. Auch die Geschichte der Entzifferung erweist sich als ungeheuer spannend und wird von Tyldum als Wettlauf mit der Zeit in Szene gesetzt. Einerseits durch die deutschen Erfolge, andererseits durch die Prügel, die ihm vom Vorgesetzten in den Weg gelegt werden, muss sich Alan Turing einer fast unlösbaren Aufgabe stellen. Es gibt Milliarden von Möglichkeiten. Der deutsche Filmzusatz "Ein streng geheimes Leben" bezieht sich sowohl auf Turings Tätigkeit im Krieg als auch auf seine versteckte sexuelle Orientierung.

Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

The Good Kill




















Regie: Andrew Niccol

Der moderne Krieg...

 Die bislang beste Arbeit des neuseeländischen Regisseurs Andrew Niccol dürfte der 1997 entstandene Science Fiction Film "Gattaca" sein. Auch sein "Lord of War" wurde ein Erfolg. Mit "Seelen" verfilmte er einen Roman von Stephenie Meyer (The Twilight Series). Immer wieder schreibt er auch gute Drehbücher. So überzeugte sein Script für "Truman Show" von Peter Weir so sehr, dass er dafür sogar eine Oscarnominuerung erhielt. Sein neuer Film "Good Kill" führte ihn wieder mit Ethan Hawke zusammen, mit dem er schon in "Gattaca" sehr gut funktionierte. So überzeugt auch der Antikriegsfilm und definitiver Drohnen-Film als bitterer Zustandsbericht über die moderne Kriegsführung. Man sollte allerdings kein spannungsgeladenes Adrenalinkino erwarten, denn Niccol wählte eine sehr ruhige Machart und setzt auf die starke Wirkung seiner Bilder. Im Grunde ist "Good Kill" auch ein bisschen mit "Gattaca" verwandt, weil in beiden Fällen der Mensch inmitten dem Fortschritt der Technik und somit in einem schweren Dilemma steckt. Hinzu kommt ein weiteres bevorzugtes Thema des Filmmachers, denn die Schattenseiten in den Zeiten der vielen Kriegsschauplätzen auf der Welt, skizzierte er schon 2005 mit "Lord of War" eindringlich und intensiv.
Ethan Hawke liefert als Major Thomas Egan eine starke Darstellerleistung. Es gelingt ihm vortrefflich die Veränderung seines Charakters aufzuzeigen. Der ExPilot neigt immer mehr dazu sich ganz und gar dem Alkohol hinzugeben. Schuld sind die Geschehnisse und Erlebnisse an seinem jetzigen Arbeitsplatz. Er befindet sich zwar nicht im Ausseneinsatz an einem der Krisenherde dieser Welt und bekämpft dort den Terror, sondern kann jeden Abend nach Feierabend zu seiner Frau Molly (January Jones) und den beiden Kids (Zion Rain Layba/Sachie Capitani) zurückkehren. Dennoch metzelt er jeden Tag - bequem vom Schreibisch und vom Computer aus - böse Terroristen und andere Verdächtige mittels seiner Drone nieder. In seinem Steuerungscontainer führt und steuert er seine Drone tagtäglich bequem durch die Krisenherde dieser Welt. Bei einem Erfolgreichen Abschuß wird dieser "Good Kill" auch dementsprechend vom Team bejubelt.
Tagsüber den Feind töten, abends die Ehefrau küssen und die Kinder ins Bett bringen. Drohnenpilot Tommy Egans Leben spielt sich zwischen extremen Gegensätzen ab. Gerade die eigene Sicherheit, während er wie in einem Videospiel das todbringende Knöpfchen drückt, macht dem Ex-Kampfpiloten schwer zu schaffen. Der wortkarge Mann, der nach Aussagen seiner Frau stiller wird, wenn er wütend ist, zieht sich immer weiter zurück. Die Grenzen zwischen Kriegseinsatz und Privatleben verschwimmen. Es komt zuhause zu Spannungen und auch im Team selbst. Dabei erwartet sein Vorgesetzter Colonel Jack Jones (Bruce Greenwood) eine gute Trefferquote in der Feindzerstörung. Die Kollegen (Jake Abel(Dylan Kanin) scheinen mit dem Töten per Knopdruck mental irgendwie besser zurecht zu kommen. Lediglich die neue Kollegin Vera Suarez (Zoe Gravitz) scheint die Tätigkeit immer wieder auch zu hinterfragen. Doch es soll noch dicker kommen. Das Militär wird zum Handlanger der CIA, die nun die Spielregeln erweitert und ändert. Menschen werden nicht mehr als überführte Terroristen getötet, sondern weil ihr Verhalten einem errechneten Schema enspricht. Klare Beweise sind nicht mehr erforderlich, es genügt die Wahrscheinlichkeit und die Nähe zu Verdächtigen. Kollateralschäden ? Bedauerlich, aber immer wiede unvermeidbar....


Die Szenen wirken bizarr und alptraumhaft. "Wir haben heute mal wieder 6 Taliban in Afghanistan getöet und jetzt gehe ich aber nach Hause zum Grillen"...in diesem makabren Umfeld, dass gleichzeitig aus der Alltag des Drohnenpiloten Tommy Egan dargestellt wird, ist natürlich ein Film voller gegensätzlicher Kontraste machbar. So versteht sich Niccols intensives Werk auch als Plädoyer gegen den umstrittenen Drohnenkrieg und präsentiert dem Zuschauer den ganz Schrecken ziemlich ungeschminkt. Niccols intensivster Partner ist die Kamera und damit auch der Blick, den er uns gestattet auf irgendeinen Platz in dieser Welt. Dort - sei es im Irak, in Afghanistan oder sonstwo auf dieser Welt - werden Verdächtige mit neuester Technik von oben beobachtet und dann auch von Oben abgeschossen. Die Kamera zeigt Häuser, ein Auto fährt vor, der mutmaßliche Feind Amerikas steigt aus und betritt das Gebäude, in dem auch Frauen und Kinder sein könnten. 10 Sekunden hat nun der Soldat Zeit seiner Drohne den Schießbefehl zu geben und dann zeigt die Kamera das in Schutt und Asche liegende Gebäude, zerstört durch die abgeschossene Rakete. Der klassische Krieg ist tot, es lebe der neue Kampf gegen den Terror der Welt. Ein Gefühl der Fassungslosigkeit angesichts dieser Schreibtischtätigkeit des Todes macht sich breit. Egan bittet immer wieder darum mit seiner Maschine in "echt" in den Himmel zu steigen und auch um echte Kämpfe. Das Gefühl der Angst vor dem Feind ist ihm völlig abhanden gekommen. "Good Kill" setzt bis zum Schluß auf seinen extrem kühlen und ruhigen Erzählstil, die Location etwas ausserhalb der Glitzerstadt Las Vegas auf dieser Miltärbasis erinnert für einige Sekunden wirklich an eine Wüstenlandschaft fern der Heimat. Aber sehr schnell wird klar, dass hier von 9 bis 5 mit einem Joystick bewaffnet ausgesuchte menschliche Ziele zu elimieren sind, die nicht viel anders funktioniert als das gemütliche Spielen mit der Playstation.
Schon ein Blick in die Augen von Ethan Hawke lässt erkennen, das die Zweifel an der Richtigkeit seiner Arbeit immer größer werden, was sich mit zunehmender Laufzeit auch immer mehr auf sein Privatleben auswirkt.Das Erstaunlichste an diesem Film ist aber meiner Meinung nach die Tatsache das es sich hier um einen amerikanischen Film handelt. "Good Kill" funktioniert sehr gut auf beiden Ebenen, einerseits diese sehr kritische Auseinandersetzung mit der neuen amerikanischen Kriegsführung und andererseits aber auch als eindringliches Psychogramm eines Mannes, dessen gesamtes Leben durch seine Tätigkeit aus dem Fugen gerät. Er akzeptierte zunächst alles, dann schleichen sich immer mehr Zweifel ein. Das beklemmende daran ist die Tatsache, dass er dies keinem so richtig plausibel machen kann. Die Frau ist sogar froh, dass er eben einen Arbeitspöatz beim Miltär gefunden hat, der sie nicht in Angst versetzt es könnte jeden Tag sein letzter Tag sein, da er irgendwo im Feindesland gefallen ist. Die Schlußszene ist gleichzeitig irrtierend, lässt viel offen und deutet an, dass wir in Punkto Zukunfts Überwachung und kriegsführung  erst am Anfang stehen.     .

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Son of a gun

























Regie: Julius Avery

Die Vaterfigur....

Der australische Thriller "Son of a gun" setzt sich aus drei beliebten Thrillermotiven zusammen. Alles beginnt als dramatisches Knastdrama, mündet in ein Heist Movie und wird zusammengehalten von einer NeoNoir Story, die eine mögliche Femme Fatale präsentiert mit der Option, die Männerwelt der Geschichte gehörig zu verkomplizieren. Darüberhinaus zeigt die Figurenkonstellation eine gewisse Vater-Sohn Beziehung an. Regie fürhte Julius Avery, der für seinen spannungsgeladenen Genrebeitrag den Briten Ewan McGregor für die Hauptrolle gewinnen konnte. Ausserdem kann der australische Jungstar Brenton Thwaites nach "Oculus", "The Signal" und "Hüter der Erinnerung" ein weiteres Mal sein Talent unter Beweis stellen. Und die schwedische Schauspielerin und Tänzerin Alicia Vikander überzeugt als junges Gangsterliebchen. Die Geschichte erzählt vom 19jährigen Jesse Ryan "JR" White (Brenton Thwates), der aus einem zerütteten Elternhaus stammt und immer mehr in die Kriminalität abgerutscht ist. Nun muss der attraktive junge Kerl erstmalig auch für 6 Monate in den Knast. Doch der Aufenthalt soll nicht lange sein, bei guter Führung kann er schon nach 3 Monaten aus der Justizvollzugsanstalt entlassen werden. Dies ist allerdings leichter gesagt als getan. Denn als softer Schönling ist er prädestiniert dafür bei einigen sehr perversen Knackis als neuer Lustknabe auserkoren zu werden. Sein sensibler Zellengenosse hat sich wegen der diversen Übergriffe und Vergewaltigungen die Pulsadern aufgeschlitzt. Immerhin kann er Kontakt zu einem der berüchtigsten Verbrecher des Landes bekommen. Dieser Brendan Lynch (Ewan McGregor) macht ihm zwar am Anfang zuerst mal klar, dass hier jeder auf sich alleine gestellt ist und sich keiner in die Angelegenheiten Anderer mischen soll, doch im entscheidenden Moment als Jesse von drei Übeltätern geschändet werden soll, ist es Lynch der die Situation für Jesse auf brutalste Art und Weise bereinigt. Doch die Hilfe hat ihren Preis: Jesse hat sich damit verpflcihtet nach seiner Haftentlassung dafür zu sorgen, dass die von Lnych seit längerer Zeit geplante Flucht von außen erfolgreich realisiert werden kann. Per Helikopter befreit der Youngster seinen inzwischen zur Vaterfigur mutierten Freund mit zwei weiteren Gangstern (Matt Nable, Eddie Baroo) aus dem Gefängnis. Untertauchen heißt erstmal die Devise, doch der Gangsterboss Sam (Jacek Koman) hat schon einige Tage später ein lukratives Angebot für die erfahrenen Profis. Lynch soll mit seinen Männern einen gefährlichen Goldraub organisieren und durchführen soll. Ein Millionen-Anteil wartet auf die Mitwirkenden. Darunter auch der junge Jesse, der sich in der Zwischenzeit in die hübsche Tasha (Alicia Vikander) verguckt, dem Liebchen von Crime Lord Sam...


ich hab eigentlich gar nicht soviel von "Son of a gun" erwartet. Eigentlich nur solide Kirimkost - aber dennoch bietet der Film vor allem aufgrund der sehr geglückten Schauspielerleistungen - sogar ein bisschen mehr. Ewan McGregor hat sichtlich eine Freude daran, den durchtriebenen intelligenten Bösewicht zu mimen. Und Brenton Thwaites ist als naiver Typ, der seinen Platz im Leben erst noch suchen und finden muss, die perfekte Besetzung. Alicia Vikander variiert die Rolle der Femme Fatale. Sie ist einerseits jung und hat noch Träume von einem Ausstieg aus dem Verbrechermilieu, es könnte aber sein, dass Lynch Recht hat, wenn er Jesse eindringlich von dieser Sorte Mädels warnt, für die ein Mann alles tun wird, aber am Ende vom Flittchen verraten wird. Es sind zwar gängige Versatzstücke, auch von denen des Noir Genres, von denen sich der Filmstoff nährt. Da wäre ein Deja vu in Richtung "Brute Force", wenn das Knast-Szenario gezeigt wird, wenig später beim Bankraub ist man kurze zeit an die Aktivitäten aus "Rächer der Unterwelt" erinnert und immer bleibt die interessante Frage im Raum wie die Figuren sich entwickeln, denn sie sind alles andere als schnell einzuordnen. In diesem Punkt ist der Film sogar sehr gut geglückt. Am Ende ist mir allerdings ein bisschen zu sehr ständig wechselnde Dynamik drin, also da hätte man sich durchaus ein viel düsteres Ende vorstellen können, dies hätte zur Geschichte eher gepasst. Somit beginnt alles düster, mündet aber irgendwie mental ins Licht. Daher kleiner Abzug.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Das Messer


























Regie: Richard Marquard

Jagdmesser und Schreibmaschine...
Mit dem 1985 entstandenen Thriller "Das Messer" (Original: Jagged Edge) gelang dem britischen Regisseur  ein sehr überzeugender 80er Jahre Genrebeitrag in der Kategorie der Gerichskrimis. Leider verstarb der 1922 in Cardiff geborene Regisseur im Jahr 1987 mit nur 49 Jahren viel zu früh an einem Herzinfarkt. Mit dem Spionagefilm "Die Nadel" und dem Megablockbuster "Die Rückkehr der Jedi Ritter" hatte er in den 80er Jahren gute Erfolge feiern können.
Zur Story: Ein maskierter Mann dringt in die Strandvilla der Millionärin Page Forrester (Maria Mayenzeit) en, tötet sie und ihre Haushälterin auf brutalste Weise mit einem Jagdmesser mit gezacktem Rand. Er schreibt das Wort "Bitch" mit ihrem Blut an die Wand. Ihr Mann Jack (jeff Bridges) wird bewusstlos geschlagen und erholt sich von seiner blutigen Kopfwunde in einer Klinik. Für Staatsanwalt Thomas Krasny (Peter Coyote) ist sehr schnell der verletzte Gatte und jetzige Alleinerbe des gesamten Vermögens der Hauptverdächtige Nr. 1. Er glaubt, dass sich der smarte Jack aus reiner Habgier ein fieses Mordkomplott ausgedacht hat. Mit der Tötung der Haushälterin auch sehr abgelenkt vom eigentlichen Motiv der "Habgier" in Richtung eines bestialischen und perversen Serienkillers. Seine Wunde am Kopf muss er sich absichtlich selbst zugefügt haben. Jack Forrester beteuert seine Unschuld und engagiert die hochkarätige Anwältin Teddy Barnes (Glen Glose), die seit ihrer Scheidung alleine mit ihrem kleinen Sohn lebt. Teddy erliegt bald dem Charme ihres attraktiven Klienten, der alle Register der Verführungskünste anwendet, um mit seiner Anwältin eine Affäre beginenn zu können. Mit Staatsanwalt Krasny verbindet Teddy eine unrühmliche Vergangenheit. In einem gemeinsamen Fall wurde durch die beiden Anwälte ein Unschuldiger zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Teddy plagt das schlechte Gewissen, ausserdem erkennt sie immer wieder auch die ungute Nähe zu ihrem Mandanten. Dennoch ist sie - anders als ihr Assistent Sam Ransom (Robert Loggia) - von der völligen Unschuld Forresters überzeugt. Tatsächlich kann sie vor Gericht selbst einige belastende Indizien ausräumen und zudem tauchen auch verdächtige oder unglaubwürdige Zeugen wie der Tennislehrer Booby Slade (Marshall Colt) oder Julei Jenssen (Karen Austin). Am Ende könnte also tatsächlich der erhoffte Freispruch wegen Unschuld oder mangelns Beweisen stehen und auch ein neues Glück für die einsame Staranwältin....




 Aufschluß darüber gibt es durch eine Corona Schreibmaschine, die eine Besonderheit beim Buchstaben "t" aufweist und zum eigentlichen Täter führen könnte. Der Schlußakkord gestaltet sich auch dementsprechend dramatisch und hochspannend. Auf dem Höhepunkt des Films ist die klare und intelligente Struktur des Drehbuchs des Ungars Joe Eszerhas zu erkennen, dessen bekannteste Drehbucharbeit sicherlich "Basic Instincts" aus dem Jahr 1992 sein dürfte. Natürlich veredelt ein großartiges Schauspieler-Quartett den Film: Die Hauptakteure Glenn Glose und Jeff Bridges agieren hervorragend aber die Nebendarsteller Peter Coyote als aalglatter skrupelloser Staatsanwalt Krasny sowie Robert Loggia als ruppiger, aber äusserst warmherziger Ermittler stehen dieser Qualität in nichts nach. Loggias Performance gefiel der Academy so gut, dass er es sogar auf eine begehrte Nominierung als bester Nebendarsteller brachte. Er mußte sich aber Don Ameche mit seinem Comeback in "Cocoon" geschlagen geben.
"Das Messer"  ist ein spannender Thriller mit wenig Action aber gutem Anspruch und interessanter Geschichte mit genauso interessanten Figuren.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Donnerstag, 25. Juni 2015

Herz aus Stahl

























Regie: David Ayer

Gemeinsam im Panzer...

"Fury" so hat eine Panzerbesatzung der US-2nd armored Division ihren Sherman Panzer getauft und so heißt auch der Film von David Ayer im Original. In Deutschland wurde er in "Herz aus Stahl" unbenannt, ein Film-Name, der vor allem auf den Widerspruch der Gefühle Bezug nimmt, von denen der Film handelt. Ayers Film ist zwar lange nicht so tiefgreifend und philosophisch fundiert wie die besten Genre-Verwandten "Apocalypse Now", "Der schmale Grat" oder "Die durch die Hölle gehen". Aber dafür hat er einen erstklassigen Genrefilm um das Thema "Helden" gemacht, sogar mit einem überaus bissigen Kommentar.
Denn um "Held" zu sein, muss man zuerst zum "Mörder" werden und dann - wenn die Verrohrung eingesetzt hat und die alte Persönlichkeit zum Teufel gejagt wurde, dann kann man diesen verdammten Krieg gewinnen.
"Herz aus Stahl" spielt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs in Deutschland. So gesehen zeigt uns Ayer die amerikanische Gegenseite zu Bernhard Wickis tragischen Helden aus "Die Brücke", als 15jährige Schüler als letzte Bastion im Volkssturm ein letztes Aufbegehren demonstrieren sollen. In Ayers Film werden diese Kindersoldaten in einer der Szenen von den Ami-Panzertruppen abgeschossen. Es ist auch die letzte, aber überaus lebensgefährliche Offensive gegen die Wehrmacht auf deutschem Reichsgebiet. Die fünfköpfige Besatzung des Panzers sind der Vorgesetzte und Kommandant Don "Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) , ausserdem Boyd "Bible“ Swan (Shia LaBeouf), Grady "Coon-Ass“ Travis (Jon Bernthal) und Trini "Gordo“ Garcia (Michael Peña). Der Panzerschütze starb aber leider beim letzten Gefecht, daher wird dem eingespeielten Team der junge, noch kriegsunerfahrene Grünschnabel Norman Ellison (Logan Lerman) zugeteilt, der bisher nur als Schreibkraft und Lastwagenfahrer gearbeitet hat.
Die Besatzung kennt sich bereits aus den Kämpfen in Nordafrika gegen die Deutschen. Durch den Krieg sind die Männer zusammengewachsen, aber auch ständig an der Grenze zum Zusammenbruch. Gefühle gibt es keine. Collier führt die Männer mit harter hand, aber er war auch derjenige, der den Männern das Überleben sicherte. Ellison ist völlig entsetzt von den Redensarten und Handlungsweisen seiner Kameraden und ist angeekelt von den ersten Eindrücken des harten Fronteinsatzes. Auf einem Vorstoß sieht er im Wald einige Hitlerjungen, kann aber im entscheidenden Moment nicht auf den Feind schießen. Diese töten aber mit einer Panzerfaust auf den Führungspanzer der Amis, die gesamte Besatzung samt Zugführer (Xavier Samuel) stirbt einen qualvollen Flammentod. Auch im folgenden Gefecht macht Ellison keine kämpferische Figur. Er setzt sein Maschinengewehr nur sehr zaghaft ein. Collier entscheidet sich daher zu einem gewaltsamen Akt, um die Tötungshemmung zu beseitigen. Ellison wird gezwungen einen deutschen Kriegsgefangenen zu erschießen.
Kurz danach rücken die Amerikaner in eine kleine Stadt vor. Dort werden sie zunächst von deutschen Heckenschützen aus dem Hinterhalt aufgelauert. Es gibt viele Tote. Collier und Ellison quartieren sich nach dem Kampfhandlungen in einem deutschen Haushalt ein, indem zwei junge Frauen (Anamaria Marinca, Alicia von Rittberg) leben. Es kommt zu Zärtlichkeiten zwischen den jungen Norman und der jungen Emma. Diese kurzen Momente des Glücks und der Sehnsucht nach einem besseren Leben werden dann aber wieder jäh von der Realität unterbrochen. Stunden später gibts wieder Opfer und es ist wieder Kriegsalltag. Auf dem Weg zu einer strategisch wichtigen Kreuzung wird die aus vier Panzern bestehende US-Kolonne von den deutschen Tigerpanzern angegriffen. Hier zeigt sich die technische Überlegenheit der deutschen Panzer. Nur "Fury" bleibt im Kampf siegreich, doch als sie auf eine Miene fährt, wird das Fahrwerk und die Kette schwer geschädigt. Und schon naht eine 300 Mann starke Einheit der Waffen SS...


 somit ist die Zeit der Helden nahe. Und Collier gibt dann mit seiner Entscheidung beim Panzer zu bleiben, während die Anderen sich verstecken sollen, das Zeichen für die anschließende Heldentat. Denn keiner der Männer folgt diesem Befehl. Sie bleiben bei ihrem Wardaddy. Vor diesem Endszenario gibts aber sehr viele ungeschminkte Brutalitäten, die der Film zeigt und bei dem der Ami auch nicht gut wegkommt. Er sieht sich als Streiter für eine gute Sache und so sind im Überlebenskampf des Krieges auch alle nötigen Mittel erlaubt. So auch den noch unverdorbenen Kameraden so auszubilden, dass auf ihn Verlaß ist in den Momenten der Gefahr. Das Bild des Deutschen wird sich mit dem Film auch wandeln, denn interessanterweise hebt er mehr als einmal hervor, dass die Waffen-SS die eigentlichen Feinde sind, und eben nicht der deutsche Bürger. Noch nicht mal der deutsche Soldat wird schlecht dargestellt. Einer von ihnen wird einfach zum Tode verurteilt, obwohl er um sein Leben fleht - der andere sieht sogar am Ende des Films den versteckten Norman Ellison unter dem Panzer und ignoriert den Feind, der seine Hände erhoben hat und sich ergeben will. Er schaut ihn kurz an - der Zuschauer entdeckt dann, dass es auch auf der deutschen Seite, diese jungen Menschen gibt, mit denen sich eine friedliche Zukunft gestalten lässt und so ist dieser deutsche Soldat das Spiegelbild von Norman, der nach dem letzten Gefecht von seinen Kameraden in "Maschine" umgetauft wurde, weil es erstmals auch mit dem Töten klappte. Bei seiner Rettung wird er dann als "Held" tituliert, in seinem Gesichtsausdruck ist zu lesen, dass ihm dieser Ausdruck zuwider läuft und dass er froh ist dieser katastrophe noch einmal entkommen zu sein.
Brad Pitt spielt eine etwas überlebensgroß geratene Variante des Beschützers, er wird allerdings von Youngster Logan Lerman mit der besten Leistung seiner Karriere an die wand gespielt. Seine Figur ist es, die der Geschichte um Heldentum und um die Herzen, die zu Stahl werden, die nötige Emotion verleiht. Es ist ein Weltkriegsfilm alter Schule, in dem die Soldaten im Mittelpunkt der Geschichte stehen. "Herz aus Stahl" ist zwar kein Antikriegsfilm, hat aber für mich sehr viel interessante Diskussionspunkte und vor allem perfekt gemachtes Genrekino mit Anspruch. Eine Art Mainstreamvariante des israelischen Panzerfilms "Lebanon" von Samuel Maoz.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

The Salvation

























Regie: Kristian Levring

Die Rache des dänischen Emmigranten....

"The Salvation - Spur der Vergeltung" ist ein 2014 von Kristian Levring inszenierter Spätwestern aus Dänemark, der spätestens bei seinem Showdown des Rächers als Hommage an die Italo Western und an die Werke von Sergio Leone oder Sergio Corbucci angesehen werden kann. Diese Überzeichnung der Figuren kommt erst im zweiten Teil des stark bebilderten Films zum Tragen, hier unterwirft sich die Story streng den Genre-Regeln seiner Vorbilder und endet vielleicht etwas schwächer als er begann.
Die Geschichte erzählt vom ehemaligen dänischen Soldaten Jon (Mads Mikkelsen) der gemeinsam mit seinem Bruder Peter (Mikael Persbrandt) im Krieg gegen Preußen gedient hat und mit ihm nun im fernen Amerika eine bescheidene Existenz als Farmer aufgebaut hat. Daher lässt er nun nach 7 Jahren seine Frau Marie (Nanna Oland Fabrizius) und Sohn Kresten (Toke Lars Bjarke) nachkommen. Nachdem am Bahnhof der Zug angekommen ist, kann er die Lieben endlich wieder in seine Arme schließen. Doch das Glück soll nur noch einige Stunden dauern. In der Postkutsche, die die Familie nach Hause bringen soll, haben sich zwei fremde Banditen als Passagiere dazu gesellt. Bald werden sie auf die hübsche Marie aufmerksam und bedrängen die junge Frau immer mehr. Jon wird mit einer Pistole in Schach gehalten. Der kommt zwar bei einem Gerangel an die Pistole, doch nicht lange. Denn einer der Banditen zückt sein Messer und hat Jons Jungen in seiner Gewalt. Hilflos muss Jon mitansehen, wie einer der Banditen sich über seine Frau hermacht. Dann wird er aus der fahrenden Kutsche geworfen. Er beginnt der Kutsche nachzurennen, hat sie aber erst nach einer Weile eingeholt. Er erblickt den toten Kutscher und auch seinen toten kleinen Sohn. Nachdem er an der Kutsche angelangt ist, kann er die beiden Übeltäter töten. Er findet aber auch seine geliebte Frau noch noch vergewaltigt und ermordet vor. In der Stadt Black Creek herrscht inzwischen Ausnahmezustand. Einer der von Jon getöteten Übeltäter war der Bruder des mächtigen Colonel Delarue (Jeffrey Dean Morgan), der die taubstumme Madeleine (Eva Green), Witwe des Vergewaltigers begehrt. Dieser fordert den Sheriff (Douglas Henshall) und den Bürgermeister (Jonathan Pryce) auf innert kürzester Zeit den Mörder seines Brüders zu finden und ihm auszuliefern. Ausserdem erschießt er aus Rache drei Bewohner der Stadt. Weitere sollen folgen, wenn Jon nicht ausgeliefert wird.
Jon selbst hat vor sein Land zu verkaufen und mit seinem Bruder weiterzureisen. Daher kommt er noch einmal nach Black Creek, wird dort aber von den Bewohnern gefangen genommen und an den Schurken Delarue ausgeliefert. Immerhin kann Peter aus dem Gefängnis türmen und Jon in der Dunkelheit aus Deverauxs Geisterstadt befreien. Die Banditen nehmen aber sofort Verfolgung auf. Und Jon ist durch die ihm angetane Gewalt und Marter bereits merklich geschwächt...


Mads Mikkelsen spielt natürlich wie gewohnt sehr stark auf. Der Film ist toll fotografiert (Jens Schlosser) und bereits bei der musikalischen Untermalung der Ankommens-Szene auf dem Bahnhof kommt ein starkes Ennio Morricone Feeling auf und man denkt sofort an "Once upon a time in America". So ist Levrings Film eigentlich nie so richtig eine echte Geschichte, aber eine schöne Kinoillusion und vor allem ein Update des Italo Western mit den dazugehörigen sehr bekannten Kinomythen. Das Genre des Spätwesterns lebt auf.  Während der Zuschauer sich im ersten Teil des Films noch in die Zeit der Immigranten hineinversetzt fühlt, die im neuen Land nach einer neuen Existenz suchen, wird der zweite Teil eher etwas durchtränkt von den typischen, stilvollen Westernbildern und man merkt wieder, dass man ja nur im Kino ist. Die Schlußszene ist dabei sogar so übertrieben "Kino", dass man an die intellektuelle Schaffenskraft von Quentin Tarantino erinnert wird, der ja mit seinen neueren Filmen auch mehr den zwar genialen, aber auch künstlich wirkenden Kinogeschichten verpflichtet war, als eben echten Charakteren aus realistischeren Geschichten wie in seinen Frühwerken. Was bleibt ist ein perfekt gemachter Rachewestern, vielleicht etwas zu künstlich aufgezogen um zum echten Klassiker des Genres aufzusteigen.


 Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

Dienstag, 23. Juni 2015

Gott schützt die Liebenden

























Regie: Alfred Vohrer

Die verschwundene Freundin....

"Gott schützt die Liebenden" war bereits die fünfte Verfilmung nach einer Vorlage von Johannes Mario Simmel, die Produzent Luggi Waldleitnter mit dem Regisseur Alfred Vohrer und Drehbuchautor Manfred Purzer in die Kinos brachte. Vorausgegangen waren die Filme "Und Jimmy ging zum Regenbogen", "Liebe ist nur ein Wort", ""Der Stoff, aus dem die Träume sind" und "Alle Menschen werden Brüder". Danach kam als Abschluß im Jahr 1974 "Die Antwort kennt nur der Wind. 
"Gott schützt die Liebenden" ist eine Coproduktion zwischen Waldleitners Roxy Film und der in München ansässigen Paramount-Orion Film. Die Dreharbeiten fanden vom 28. April bis zum 16. Juni 1973 statt. Für die Kostüme war Margot Schönberger verantwortlich, wie immer an Vohrers Seite die Regieassistentin Eva Ebner.
Für die Kameraarbeit wurde Charly Steinberger mit einem Filmpreis in Gold ausgezeichnet. Der Preis wurde ihm dank dieses Films und seiner Leistung für "Einer von uns beiden" zugesprochen.
Alle Filme waren an der Kasse sehr erfolgreich, es war die große Zeit der Simmel-Bücher und die Menschen wollten diese Storys auch als Film in Kino erleben. Sie erreichten in Deutschland ein Millionenpublikum und waren echte Zeitgeist-Filme. Das erklärt vielleicht, dass sie in all diesen vielen Jahren danach irgendwie filmgeschichtlich in Vergessenheit gerieten. Was sogar schade ist, denn ich finde Regisseur Vohrer lief bei diesen Filmen manchmal zur Höchstform auf und erklärt vielleicht heute auch die hohe Wertschätzung die er bei Kultfilmemacher Tarantino als "deutscher Hitchcock" geniesst.
Obwohl das Tempo in "Gott schützt die Liebenden" recht langsam ist und der Film auch weiß Gott keine Hochspannung bietet, ist Vohrer ein kleines Meisterwerk gelungen, dass bei seinen besten Stellen wie ein deutscher Giallo daherkommt, Überhaupt fällt eine nahe Verwandtschaft zu den italienischen Thrillern der gleichen Dekade auf. Filme wie "Der Mann ohne Gedächtnis" von Duccio Tessari oder Der Killer von Wien" von Sergio Martino kamen mir in den Sinn. Die Story ist zwar etwas verzwackt, aber keineswegs so vielschichtig und komplex wie in den Vorgängern "Und Jimmy ging zum Regenbogen" oder "Der Stoff, aus dem die Träume sind". Erzählt wird die Geschichte des Ingenieurs Paul Holland (Harald Leipnitz), der seine neue Freundin Sybille (Gila von Weitershausen) heiraten will. Kurz vor seiner beruflichen Reise macht er ihr einen Heiratsantrag und findet aber auch eine Pistole in deren Kleiderschrank. Der Ingenieur weiß leider weniger wie der Zuschauer - denn dieser bemerkt, dass Sybille von einem unbekannten Mann beobachtet wird und am Flughafen verfolgt wird. Als Paul wieder nach Hause kommt, ist seine Freundin verschwunden. Die Polizei sieht in dem Verschwinden der attraktiven Blondine nun nicht gleich großen Handlungsbedarf für eine ausgedehnte Suchaktion. Der Beamte meint sogar, dass sich Paul doch gar nicht wundern sollte, wenn ein anderen Mann im Spiel steht. Durch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter kommt er aber zur Information, dass sich Sybille an einem der nächsten Tage in Wien aufhalten will. Eifersüchtig fährt er dorthin und bringt eine Adresse in Erfahrung, wo er sie finden kann. Statdessen liegt dort in dieser Villa ein Toter und er sieht nur noch wie seine Verlobte flüchtet.  Kommissar Putulski (Walter Kohut) gestaltet seine Kreuzverhör so, als wäre der verzweifelte Paul als Täter nicht auszuschließen. Doch er kennt Pauls verschwundene Freundin auch unter einem anderen Namen. Dies wird Paul verheimlicht, der auf eigene Faust in Wien weiter ermittelt. Er lernt dort auch die geheimnisvolle Laura (Andrea Jonasson) kennen...


Schöne wechselnde Locations sowie ein typischer 70s Flair sorgen für eine besondere Atmosphäre.  Anfänglich befinden wir uns in Deutschland, danach gehts nach Wien aufm Prater und dann wenn die Geschichte der Sybille erzählt wird befinden wir uns in Italien und ganz dramatisch wird es dann in einem Versteck an der spanischen Küste.
Dort lernt der Zuschauer eine interessante Mafiafamilie kennen mit einer Mama als Oberhaupt der Gang (Ingeborg Labsien) und deren drei ungleichen Söhnen. Vor allem der mittlere Emilio gespielt von Nino Castellnuova ist aus der Art geschlagen, da er zwar Macho erster Güte ist, aber kein Gangster wie seine Brüder Vittorio (Manuel Carco und Riccardo (Paolo Giusti).
Das ende bietet dann nochmal so viele Überraschungen und straft möglicherweise auch den optimistischen Filmtitel "Gott schützt die Liebenden" Lügen. Der Score des Films ist Hans Martin Majewski, ebenfalls mit italienisch wirkenden Einschlag komponiert.
Für mich ein kleines Meisterwerk und einer dieser grandiosen B-Pictures seiner Zeit, die leider nie so richtig als kultiger Edeltrash gewürdigt wurden.  Sein Manko ist es auch noch zusätzlich in Deutschland und nicht in Italien inszeniert worden zu sein, denn die Italiener hegen und pflegen ihre knalligen Filme von damals viel mehr und wertschätzen sie inzsischen auch als Perlen.

Bewertung: 8 von 10 Punkten.