Freitag, 24. November 2023

Babylon - Rausch der Extase


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Damien Chazelle

Geschichten aus der Traumfabrik...

Bereits die ersten beiden Kinofilme von Regisseur Damien Chazelle "Whiplash" und "La La Land" schrieben Oscargeschichte und gehören inzwischen bereits zu den neuen Klassikern des US-Kinos. Danach folgte "Aufbruch zum Mond" im Jahr 2018, der trotz seiner guten Qualität nicht ganz an die Erfolge der Vorgänger anknüpfen konnte. Sein 2022 entstandener Hollywood Report "Babylon" spielte zwar 63 Millionen Dollar weltweit ein, aber aufgrund des riesigen Budget von mehr als 75 Millionen Dollar kann man von einem Flop an der Kasse sprechen. Immerhin bekam der Film, der das alte Hollywood in der Zeit des Übergangs vom Stummfilm zum Tonfilm skizziert, sehr gute Kritiken und wurde mit 5 Golden Globe Nominierungen (Bester Film, Margot Robie, Diego Calva, Brad Pitt, die Musik von Justin Hurwitz(der den Preis auch gewann) bedacht und für die Oscars wurden immerhin Ausstattung, Kostüme und Original Score nominiert.
Insgesamt hat der Film eine monumentale Laufzeit von 189 Minuten, die aber nie Langeweile aufkommen lässt, denn es passiert immer etwas in diesem historischen Blick auf das alte Hollywood. Viele Szenen wirken tatsächlich magisch, sind überzeichnet und verrückt und enden manchmal in Tragödien. Kenneth Angers legendäres Kolportage Buch "Babylon Hollywood" kommt in den Sinn und die fiktiven Figuren erinnern an reale Personen. So sehen einige Hollywoodkenner das IT-Girl Nellie LaRoy als Abbild von Clara Bow. Auch der Mexikaner Manny Torres ist sozusagen stellvertretend für die vielen Latinodarsteller aus dem Jugendtagen der Traumfabrik dabei. Möglicherweise hat auch Duke Ellington für den schwarzen Trompeter Sidney Palmer Pate (Gespielt von Jovan Adepo) gestanden, auch die Chinesin Lady Fay Zhu (Li Yun Li spielt diese Figur) lässt sich einer echten Person zuordnen, denn zu dieser Zeit war Anna May Wong ( der erste Hollywood Star mit einer asiatischen Herkunft.
Chazelles Film hat eine starke Verwandtschaft zu dem leider nach wie vor ünterbewerteten Meisterwerk "Der Tag der Heuschrecke", einem der besten Filme des Jahres 1975 mit Karen Black und William Atherton. Diese beiden Parts übernehmen in "Babylon" Margot Robie und Diego Calva. Bereits der Anfang zeigt die maßlose Dekadenz, als für eine Hollywood Party extra ein Elefant dorthin geschafft werden muss.
Als der Studiochef Don Wallach (Jeff Garlin)) eine feuchtfröhliche Party schmeißt, ist auch Manny Torres (Diego Calva) mit dabei. Als Angestellter Wallachs hat er diesen Elefanten zum Anwesen transportiert und versucht für die Stars und die anderen Partygäste alles möglich zu machen. Bei der Party macht Manny Bekanntschaft mit Nellie LaRoy (Margot Robie), die sich als aufstrebender Star sieht. Durch einen Zufall gelangt sie als Ersatzdarstellerin ans Filmset. Manny wird von Jack Conrad (Brad Pitt), dem Star des Studios,  als talentierter Problemlöser entdeckt und ebenfalls zum Film geholt, wo er zunächst an Jacks Seite die Karriereleiter aufsteigt
Manuel ist sofort berauscht von diesen Exzessen und somit von seiner Nähe zur weißen kapitalistischen Gier, die Hollywood beherrscht und auch diese Party, bei der sämtliche Laster und Sünden hemmungslos ausgelebt werden. Bei den Dreharbeiten, die Manuel nun miterlebt, kommt es immer wieder zu unvorhergesehen Unglücksfällen mit Todesfolge, was aber für die Macher des Films nicht mal eine Randnotiz wert ist. Bei den Aussenaufnahmen zu Conrads Kostümschmonzette wird bei der Massenszene einer der Statisten tatsächlich von einem Speer durchbohrt. Beim Anblick der Leiche geht die Crew davon aus, dass der Mann wegen seinem Alkoholproblem starb. Auch bei einer eher unwichtigen Szene am Set für einen Tonfilm braucht es Dutzend von Einstellungen bis die Szene sitzt - doch inzwischen ein Techniker aufgrund der hohen Hitze in seinem Raum gestorben....






Auch die Szene als Trompeter Sidney Palmer sich Kohle ins Gesicht schmieren muss, weil er durch die Beleuchtung ein zu weißes Gesicht hat, steht Pate für den Sarkasmus und die Satire, mit denen der Film von Chazelle gewürzt ist.
Zentrales Thema dieses Films ist der kopflose und rücksichtlose Ehrgeiz dieser frühen Ära Hollywoods und seiner Menschen, die Lustgewinn zum obersten Prinzip erheben, ohne Rücksicht auf Verluste. Jean Smart ist in der Rolle der Elionor St. John zu sehen, Tobey Maguire spielt eine Mafiaboss, Lukas Haas spielt George Nunn, Eric Roberts als Dad von Nellie zu sehen und Max Minghella spielt den HollywoodMogul Irving G. Thalberg. Perfekt in die Handlung eingepflegt wurde der Evergreen "Singin in the Rain" - Donens Klassiker thematisierte ja ebenfalls den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

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